Heute leben im chinesischen Pearl River Delta rund 16 Millionen Menschen – im Jahr 2040 werden es ca. 34 Millionen sein. 500 Quadratkilometer Land werden dort jedes Jahr bebaut. Shenzen, 1980 eine Kleinstadt mit 80.000 Einwohnern, zählt heute 3-4 Millionen. Diese und andere Superlative verkündete der Stadtplaner Rem Koolhaas auf einem gut besuchten Vortrag im Rahmen der „100 Tage – 100 Gäste“-Serie auf der diesjährigen documenta in Kassel. Koolhaas machte deutlich, daß es sich bei dem zu erwartenden Bauboom in China um einen Kulturwandel ohne Beipiel handelt – Zerstörung der ländlichen Sozialstrukturen im immer größer werdenden Einzugsgebiet der Metropolen inbegriffen. Paradoxe Zustände wie zu Reichtum gelangte Reisbauern, die ihre Kinder auf Privatschulen schicken, aber dennoch ihre Ziegen und Schafe auch in die Hochhauswohnung mitnehmen, sind die Folge. Doch trotz aller sich verschlimmernder Ambivalenzen: Koolhaas deutete zugleich an, daß die Bebauung der „tabula rasa“ Visionen neuer massentauglicher, menschenwürdiger Wohnformen immerhin möglich mache. Eine Videoaufzeichnung des Vortrags ist im Internet erhältlich.

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