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02.09.1997

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Binz pro Prora

Ostsee-Gemeinde will „Kraft durch Freude“-Koloß kaufen


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Am Wochenende wurde bekannt, daß die Ostsee-Gemeinde Binz das Nazi-Seebad Prora auf der Insel Rügen kaufen und in Eigenverantwortung vermarkten will. Zwei Übernahmemodelle stehen dabei zur Diskussion: Binz kann die Risiken und Gewinne der Entwicklung allein tragen oder der Bund beteiligt sich daran. Für einen Teil des Komplexes interessieren sich Binzer Wohnungsgesellschaften, die rund 13.400 Quadratmeter Wohnraum schaffen wollen. Über die Zukunft des Komplexes hat es in der Vergangenheit immer wieder Streit gegeben ­ nun scheint eine Lösung in Sicht zu sein. Die Errichtung des Projekts Prora (Architekt: Clemens Klotz) wurde 1938 im Auftrag der Naziorganisation „Kraft durch Freude“ begonnen. 20.000 Arbeiter sollten gleichzeitig in dem 500 Meter langen, sechsgeschossigen Gebäudekomplex Urlaub machen, 9.847 Zweibettzimmer waren geplant. 1940 war der Rohbau fertig, wegen des Krieges konnten die Arbeiten aber nicht abgeschlossen werden. Nach 1945 sprengte die Nationale Volksarmee drei der acht Wohnblocks und baute die anderen für ihre Bedürfnisse um. Bis 1990 war die Anlage Sperrgebiet. Heute gehört Prora dem Bundesfinanzministerium und steht unter Denkmalschutz. Im Mai 1996 beauftragte die Oberfinanzdirektion die Berliner Gesellschaft für behutsame Stadterneuerung (S.T.E.R.N.), ein Entwicklungskonzept im diskursiven Verfahren mit Bund, Land, Kommune, Naturschützern und Denkmalpflegern zu erarbeiten, nachdem der Versuch, ganz Prora an einen einzelnen Investor zu verkaufen, gescheitert war. In der Vergangenheit war immer wieder ein Teil- oder sogar Totalabriß gefordert worden. Die S.T.E.R.N.-Studie beweist, daß die Architektur in Prora nicht unbedingt nationalsozialistisch ist, sondern durchaus Ähnlichkeit mit Entwürfen von Le Corbusier hat. Die Studie empfiehlt die Erhaltung der Bebauung als Ostseezentrum mit eigener Identität zwischen Binz und Saßnitz und eine Umnutzung zu einer Ferieneinrichtung mit Jugendherberge, Ferienwohnungen, einfachen Hotels, Einrichtungen für Kultur und Sport. Bis zum Jahr 2000 sollen 500 Millionen Mark investiert werden, damit die großen Pläne verwirklicht werden können.


 
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