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26.05.2004

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Zumthor-Entwurf gekippt

Neuanfang für „Topographie des Terrors“ in Berlin / Mit Kommentar


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Neun Jahre nach dem ersten Spatenstich für das Berliner Dokumentationszentrum „Topographie des Terrors“ wurde nun die Vollendung des Baus endgültig gestoppt. Seit vier Jahren ruhen die Arbeiten in Berlin-Kreuzberg; es sind bislang lediglich drei Treppenkerne gebaut worden (siehe BauNetz-Meldung).

Der Bund und das Land Berlin geben den Entwurf von Peter Zumthor wegen „zu hoher finanzieller Risiken“ auf. Das Projekt auf dem Gelände der ehemaligen Gestapo-Zentrale soll nun unter der Regie des Bundes neu ausgeschrieben werden. Dies gab die Kulturstaatsministerin Christina Weiss (parteilos) am 25. Mai 2004 in Berlin bekannt.

Eine Machbarkeitsstudie lasse ein finanzielles Risiko von 3 bis 5 Millionen Euro erwarten, sagte Weiss nach einer Beratung mit den Berliner Senatoren für Bauen und für Kultur, Ingeborg Junge-Reyer (SPD) und Thomas Flierl (PDS). Auch die Betriebskosten seien nicht kalkulierbar und die Baukosten hätten sich auf rund 39 Millionen Euro verdoppelt. Diese Summe, die sich Bund und Land teilen wollten, sollte nicht überschritten werden. Das neue Projekt müsse besser den Anforderungen der Nutzer Rechnung tragen.
Nun übernimmt der Bund die Verantwortung für die Baudurchführung. Spätestens 2006 soll der neue erste Spatenstich erfolgen.

Kommentar der BauNetz-Redaktion:

Mit der endgültigen Absage an den Zumthor-Entwurf für die Topographie des Terrors verliert Berlin einen der vielversprechendsten Entwürfe. Dies ist ein herber baukultureller Rückschlag für eine Stadt, die sich (auch touristisch) stark über ihre zeitgenössische Baukunst definiert. Die Qualität des Zumthor-Entwurfs wird selbst von den verantwortlichen Politikern nicht in Frage gestellt. Es ist zu bezweifeln, dass bei einem nun fälligen zweiten Wettbewerb eine überzeugendere Lösung gefunden werden kann und auch, dass die spätere Lösung dann wirklich günstiger wird.
Die architektonische Messlatte ist sehr hoch gehängt, und Berlin sollte sich für diesen wichtigen Ort nicht mit einem zweitklassigen Entwurf zufrieden geben.

Auch wenn sich Peter Zumthor nicht als grenzenlos flexibler Partner der Berliner Baubürokratie erwiesen hat, hat sein Beharren auf architektonischer Qualität auch etwas Heroisches. Denn wenn ein Bauherr sich mit dem Namen Zumthor schmücken will, muss er auch bereit sein, etwaige Schwierigkeiten eines Entwurfs - der nicht mit Fertigteilen von der Stange zu verwirklichen ist - zu lösen. Denn genau für den orginellen Umgang mit Material steht Zumthor ja.

Es ist leider zu vermuten, dass dem Zumthor-Entwurf nicht nur die finanziell prekäre Lage Berlins das Genick gebrochen hat, sondern auch die Konkurrenz durch das Holocaust-Mahnmal von Peter Eisenman, dessen Verwirklichung durch den Bund mit deutlich mehr Verve durchgesetzt wurde. Dennoch ist es sinnvoll, zwei große, teure Gedenkstätten im Zentrum des neuen Berlins zu bauen, denn beide Konzepte sind ganz unterschiedlich: Während Eisenman ein völlig abstraktes Bild für den Holocaust fand, kommt es bei der Topographie des Terrors auf die Verbindung mit dem authentischen historischen Ort an. Im Vordergrund stehen hier Didaktik, Information und Aufklärung. Dieser Aspekt wurde dem Eisenman-Entwurf unnötigerweise und verspätet in Form des Besucherzentrums (BauNetz-Meldung vom 17. 5. 2004) aufgezwungen. Dieses unterirdische Informationszentrum wirkt gegen den Zumthor-Entwurf räumlich verlegen und ersetzt die Topographie des Terrors nicht.

Ulf Meyer


 
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