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14.10.2005

Am goldenen Tor

Museum von Herzog & de Meuron in San Francisco eröffnet - mit Kommentar der Redaktion


Am 15. Oktober 2005 wird im Golden Gate Park von San Francisco das neue De-Young-Museum von Jacques Herzog und Pierre de Meuron eingeweiht. Der Neubau mit einer Fassade aus unterschiedlich gemusterten Kupferpaneelen ersetzt die Altbauten des Museums aus dem frühen 20. Jahrhundert, die beim Erdbeben 1989 stark beschädigt wurden.
Die Stärken der Sammlung des De-Youngs, die vom 5. Jahrhundert bis in die Gegenwart reicht, liegen in der Amerikanischen, Ozeanischen und Afrikanischen Kunst.
Herzog und de Meuron haben versucht, den Neubau mit seiner erdig wirkenden Fassade in die Umgebung einzupassen. Die leicht geschwungene Form des Gebäudes folgt der Kontur des umgebenden Parks. Ein gewundener, gut dreißig Meter hoher Turm in einer Ecke des Flachbaus verankert das Museum hingegen in der Skyline von San Francisco und bietet fantastische Ausblicke auf die Stadt. Die oberen Stockwerke sind auf das charakteristische Straßenraster von San Francisco ausgerichtet.

Das im Westen weit auskragende Dach des Museums wurde mit Stahlgewebe verkleidet. Von einem übergroßen Ausschnitt in der Fassade, der den Eingang markiert, gelangen Besucher zunächst in einen offenen Hof und weiter in ein großes Foyer. Von dort führt eine große, nach oben breiter werdende Treppe hinauf in das erste (und einzige) Obergeschoss mit den Galerien. Sonderausstellungen werden im Untergeschoss gezeigt. Kleine, verglaste Gartenhöfe wurden von allen Seiten in das Gebäude eingeschnitten.
Die Ausstellungsräume, deren Böden mit Eukalyptus-Holz verkleidet wurden und deren künstliche Beleuchtung hinter einer textilen Innendecke kaschiert ist, gehen betont fließend ineinander über, so dass jeder Besucher seinen eigenen Weg durch das Haus finden kann.
Insgesamt bietet das Museum 29.300 Quadratmeter Fläche.

Kommentar der Redaktion:
Obwohl das neue de Young Museum zweifellos zu den besten Neubauten zählt, die diese Stadt in den letzten Jahrzehnten gesehen hat, war das Projekt schon seit seiner ersten Präsentation 1999 unter ständigem Feuer von örtlichen Bürgerinitiativen. San Francisco, das als attraktivste Stadt in Nordamerika gilt und sich auf ihre links-liberale Atmosphäre viel einbildet, gilt gerade in Bezug auf Architektur als stock-konservativ. Die NIMBY-ism genannte Grundeinstellung („Not in my backyard”) vieler nord-kalifornischer Tree-Hugger ist eben links-alternativ und wertkonservativ zugleich.
Auch weil die Stadt aufgrund ihrer geographischen Lage auf einer Halbinsel in seinem städtischen Wachstum begrenzt und lange überbaut ist, während die beiden Nachbarstädte Oakland und San José ungehemmt mit der Schwesterstadt zu einer einzigen „Bay Area“ verwachsen, wird der Golden Gate Park am Pazifik mit eifersüchtigem Blick geschützt und jeder Neubau (nebenan ist Renzo Pianos Wissenschaftszentrum im Bau) argwöhnisch beäugt oder sogar offen bekämpft.
Diese Kritik richtet sich also nicht an die Architektur. Herzog und de Meuron, in vieler Hinsicht die Speerspitze der zeitgenössischen europäischen Architektur, die der amerikanischen derzeit abermals wie schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts Lichtjahre voraus ist, schreiten von Erfolg zu Erfolg. Und sie sind dabei nicht allein: Einen nach dem anderen amerikanischen Museumswettbewerb gewinnen europäische Architekten: Chipperfield, Foster, Piano und Koolhaas - um nur einige zu nennen - haben derzeit alle mindestens ein großes Museumsprojekt in den USA auf dem Tisch.
Herzog und de Meurons Museumserfahrung, die spätestens seit der Tate Modern in London und dem Schaulager in Basel weltweite Anerkennung gefunden hat, strahlte schon mit dem Neubau des Walker Art Centers in Minneapolis, das im April diesen Jahres eingeweiht wurde aus. Das erste Projekt der Schweizer in den USA, die Dominus Winery in Yountville, war nur der Auftakt für ein dramatisch vergrößertes Spielfeld der Schweizer - bis dato ohne Qualitätsverlust. Vom neuen De-Young-Museum bis zum Weingut im Napa-Valley ist es nur eine kurze Fahrt über die berühmte Golden Gate-Brücke.


Ulf Meyer

Hinweis: Vom 15. Oktober 12 Uhr bis 17 Uhr am Folgetag ist das Museum kostenlos zu besichtigen. Danach ist es Di-So von 9.30-17.15 Uhr (Fr bis 20.45 Uhr) geöffnet, Eintritt 6-10 US-Dollar.


Zum Thema:

www.deyoungmuseum.org


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