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05.06.2008

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OMA in Nordkorea?

Koolhaas verteidigt Bauen in China


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Ein weiteres Kapitel in unserer Rubrik „Bauen für Despoten": Heute zitieren wir aus einem Interview mit Rem Koolhaas, das am 5. Juni 2008 in „Die Zeit" erschien und vielleicht weitere Argumente für das Bauen in „Schurkenstaaten" liefern wird – oder auch nicht!

Koolhaas:„Das Land (China) ist in den letzten Jahren ungeheuer weit gekommen, es hat große Fortschritte gegeben, es gibt sie tagtäglich. Ein unterentwickeltes ökonomisches System hat sich binnen kürzester Frist reformiert, und damit haben sich auch viele Freiheitsrechte entwickelt, zum Beispiel das Recht auf Eigentum.“
Die westliche Kritik an Chinas Menschenrechtspolitik weist Koolhaas zurück: „Der Westen ist kritisch, immer nur kritisch. Diese Art von Dauerkritik führt aber nur in eine Sackgasse. (...) Wir müssen einfach anerkennen, dass die Rechte des Individuums, die uns so heilig sind, in Ländern wie China keine Tradition haben.“ Er habe sich die Entscheidung, ob er den Großauftrag der Fernsehanstalt CCTV annehmen würde, nicht leicht gemacht, sagt Koolhaas. „Natürlich war das eine moralische Frage. Was denken Sie denn? Ich bin doch kein Zyniker.“

Koolhaas verteidigt sein Engagenment in China mit dem Argument: „Wenn es die Möglichkeit der Zusammenarbeit gibt, dann sollte man diese annehmen. Denn jede Zusammenarbeit heißt ja, sich auf den anderen, auf seine Regeln, seine Denkweise einzulassen. Nur so, glaube ich, können sich die Dinge verändern.“ Insofern steht für ihn eine Zusammenarbeit mit Nordkorea derzeit nicht zur Debatte: „Es gibt kein Angebot der Zusammenarbeit, das Land ist nicht offen, es sucht nicht den Kontakt. Und das unterscheidet es von China.“




Kommentare

8

--- | 11.06.2008 11:01 Uhr

das ist ja wohl das letzte

"Wir müssen einfach anerkennen, dass die Rechte des Individuums, die uns so heilig sind, in Ländern wie China keine Tradition haben."
hat freiheit also etwas mit dem geburtsort einer person zu tun?
gegen einen solchen rassistischen kulturrelativismus hätte wohl auch der stadtplaner und massenmörder mohamed atta nichts einzuwenden.

7

HR KIRCHNER | 08.06.2008 14:54 Uhr

OMA IN CHINA

Bin gerade von der architecture world in Münster zurück. Dort war u. a. die Ost-West-Beziehung von Architekten Thema und W. Alsop und auhc Herr Knoll (Büro Fuksas) wurden nach der moralischen Dimension ihres Engagements in China (und anderen "nicht demokratischen") Staaten gefragt. Alle argumentierten in etwa wie Koolhaas im Zeit-Interview. In der Tat ist es wohl nicht das gleiche, für ein Regime zu arbeiten, d. h. der Ideologie eines Regimes baulich Ausdruck zu verleihen (A. Speer sen.), oder aber "sein Ding" machen zu können, wie das offensichtlich Fuksas mit seinem Flughafenbau in Shenzen möglich ist oder eben auch Koolhaas mit dem Bau für CCTV.

6

sporadischleser | 06.06.2008 18:42 Uhr

vielfalt und zusammenarbeit

das wichtigste an der interkulturellen zusammenarbeit ist, und da gebe ich koolhaas recht, dass man sich auf andere denk- und lebensweisen einstellen muss. das ändert die denkgewohnheiten langfristig.

vielleicht ist deutschland einfach zu klein, um sich vorstellen zu können, dass milliarden menschen auf der welt einfach anders denken und leben - und dass das ihr gutes recht ist.

heute müssen wir sehen, dass die "freie" marktwirtschaft und die sie heute repräsentierenden g8-nationen kläglichst dabei versagt haben, die weltprobleme zu lösen. im gegenteil, durch die "logik des marktes" haben sich hunger, kriege und umweltzerstörung noch weiter verschärft; die welt humanisitisch und ökologisch an den rand des abgrunds gebracht.

entwicklungshilfe heißt, den zweit- und drittweltländern zu helfen, eigenständig und handlungsfähig zu werden; eigene lösungen zu entwickeln, die ihrem leben und ihren anforderungen entsprechen. dann trägt man zum wohl der welt bei. deshalb benötigen wir eine reformierte UN, die die Bedürfnisse aller Menschen, aber auch die Vielfalt der Kulturen verteidigt. Der sogenannte Sicherheitsrat und die G8 blockieren das bisher.

zusammenarbeit normalisiert die internationalen beziehungen - und bereitet immer den weg für den wandel.
politische und wirtschaftliche ausgrenzung einzelner nationen schadet - vor allem der einfachen bevölkerung.

wenn zusammenarbeit möglich ist, sollte man zusammenarbeiten.

5

Ulrich Kirchhoff | 06.06.2008 15:32 Uhr

Heil Europa und die Moral

Es laesst sich ja sehr einfach als ehemalige Kolonialmacht ueber das despotische Gebaren ehemaliger Kolonien moralisch zu richten. Am europaeischen Wesen soll ja schliesslich die Welt genesen. Und Gottseidank sehen das die Amis genauso - kann also nur richtig sein. Deshalb muss China ja auch eine Niedertracht von Nation sein, fuer die man auf keinen Fall arbeiten duerfte.

4

florian | 06.06.2008 11:45 Uhr

legitimation

menschen wie koolhass finden immer eine legitimation für ihr handeln. bei den summen keine überarschung. auch firmen wie shell betreiben entwicklungshilfe. es kommt nur auf den standpunkt an.

3

RLI | 06.06.2008 07:48 Uhr

despoten

..gedanken über toleranz....zitat von thomas mann ( zauberberg) :--------------------------

2

//frnk// | 05.06.2008 17:06 Uhr

"r"

"Bauern für Despoten" find ich sehr gelungen - vor allem bei dem Foto ;-)

1

jen | 05.06.2008 16:58 Uhr

bauern

"Bauern für Despoten" - das ist gut :)

 
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