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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen_Hans_Kollhoff_zu_seinem_Entwurf_fuer_ein_Kunsthaus_an_der_Museumsinsel_in_Berlin_12903.html

07.02.2003

Die letzte Meldung

Hans Kollhoff zu seinem Entwurf für ein Kunsthaus an der Museumsinsel in Berlin


Anlässlich der am 6. Februar 2003 im Berliner Pergamonmuseum vorgestellten Entwürfe zu einem Kunsthaus für den Sammler Heiner Bastian möchte die BauNetz-Redaktion den folgenden Text ihren Lesern nicht vorenthalten. Den hier im Wortlaut wiedergegebenen Begleittext des Architekten Hans Kollhoff (Berlin) zu seinem Entwurf wollen wir als wichtigen Beitrag zur zeitgenössischen Diskussion über Museumsarchitektur und den Umgang mit historischem Erbe verstanden wissen.

„Hinter dem Gießhaus 1

„Visionen des Kontrastierens“ verbieten sich an diesem Ort, einem der verletzlichsten Berlins. Weder die Museumsinsel, noch die Schinkelsche Stadtlandschaft dürfen zur bloßen Kulisse für spektakuläre Inszenierungen verkommen, die sich der Konvention des städtischen Bauens entziehen.

Dagegen stellen wir die spektakuläre Realität einer klassischen Architektur, die ihrem Kontext nur vordergründig die Referenz erweist, dabei aber eine Modernität von ungeahnter Wirkung entfaltet.

„Der natürlichste architektonische Ausdruck für das Museum ist ein Tempel“ (Wackenroder). Der Tempel umschließt einen als geistig empfundenen Raum und widersetzt sich so der forcierten Säkularität der Museumsarchitektur des vergangenen halben Jahrhunderts.

Die „Transfiguration des Gewöhnlichen“ (Danto) ist nicht von Duchamp erfunden worden. Mit der gewohnten überlieferten Architektur ist die seit Vitruv, seit Alberti immer wieder erfolgreich erprobt worden und sie wird angesichts der zunehmenden Pervertierung des Fortschrittsbegriffs auch in Zukunft gelingen, in der Kunst wie in der Architektur.

Der klassische Raum war Feindbild und Wunschbild der modernen Kunst gleichermaßen. An der Weihe des Tempels hat sie sich abgearbeitet und der Feierlichkeit des Tempels bedarf sie wie der Luft zum Atmen.

Festliche Räume sind charakterstarke Räume. Wird der abstrakte Container heute lieblos und lässt „arme“ Kunst ärmlich erscheinen, so droht die gebrochene oder geworfene Raumkonfiguration die Aura des Werkes zu ersticken.

Der klassische Museumsraum ist gerade für die Kunst, die angetreten war den Unterschied zum Alltag aufzuheben, von existentieller Bedeutung: Wer kennt nicht das „trashige“ Kunsterlebnis in weiss getünchten Hallen mit erbarmungslosen „Downlights”!

„Ich kenne keinen schöneren Effekt“, schreibt Friedrich Gilly zu seinem Entwurf des Friedrichsdenkmals, „als von Steinen umschlossen, gleichsam vom Weltgetümmel abgeschlossen zu sein und über sich frei, ganz frei den Himmel zu sehen, abends.““


Zum Thema:

BauNetz-Meldung vom 7. Februar 2003 anlässlich der Präsentation des Entwurfes


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Kollhoff, Schnitt

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