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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen_Die_Beziehung_zwischen_Bauherren_und_Architekt_veraendert_manchmal_beide_26134.html

15.01.2007

Die letzte Meldung

Die Beziehung zwischen Bauherren und Architekt verändert manchmal beide


Dem „bad boy“ der amerikanischen Architektur, der Thom Mayne aus Santa Monica angeblich ist, widmet die L.A. Times am 14. Januar 2007 ein ausführliches Portrait: Als Mayne 2001 in Washington seinen Bauherren für das neue Gericht in dem Hippie-Nest Eugene in Oregon (siehe BauNetz-Meldung) traf, wusste er bereits, dass der Maynes „modernistische“ Architektur hasst: Der konservative Richter Michael Hogan hatte im Wettbewerb gegen Maynes Entwurf gestimmt, weil der futuristische Entwurf seiner Meinung nach einfach nicht wie ein Gericht aussah. Hogan wurde überstimmt, aber Mayne musste trotzdem mit ihm zusammenarbeiten. Deshalb trafen sie sich in einem italienischen Restaurant in Washington.
Mayne liebt Konfrontationen: Im schwarzen T-Shirt mit rotem Stern, begann er seine einstudierte Rede: „Meine Helden sind Che Guevara, Martin Luther King, Malcolm X und Jimi Hendrix", um nachfolgend Hogans richterliche Entscheidungen, seine religiösen Ansichten und seinen Geschmack zu denunzieren, da dieser Adler und neo-griechische Tempelfassaden bevorzugt. Hogan holte tief Luft und lächelte: „Thom“, sagte er, „ich verstehe“.
Mayne hat '68 an der USC Diplom gemacht, viel Kannabis geraucht und dann mit seinen Kollegen seine eigene Architekturschule aufgemacht. 1972 wurde SCI-Arc akkreditiert und im selben Jahr Morphosis gegründet – ebenfalls „im Geiste der Westküsten-Kultur von John Cage, Charles Eames und Frank Gehry“. Nach ersten Erfolgen in Venice und Santa Barbara wurde die Auftragslage schlechter. Anfang der 90er Jahre war Morphosis geschrumpft und hoch verschuldet.

Richter Hogan hat Erfahrung als Mediator und kann gut zuhören. Das wollte er Mayne beibringen. In einer Skihütte in Oregon zeigte Mayne dem Richter Hogan die Dias seiner Lieblingsgebäude. Bei dem Wochenende stellte sich zumindest heraus, dass beide Bordeaux-Weine lieben. Nach dem Treffen abonnierte der Richter diverse Architekturzeitschriften. „Harte Bauherren sorgen für die besten Bauten", befand Mayne nun.
Im April 2001 machte Hogan Urlaub in Frankreich und Mayne flog ihm hinterher, um ihm „starke Architektur zu zeigen“: Ronchamp, die Cartier-Stiftung und das neue Gericht von Richard Rogers in Bordeaux. Beide stellten fest, dass die Materialien und Farben, das Licht und die Position der am Verfahren Beteiligten einen großen Unterschied machen – am Ende wurden beide sogar dicke Freunde.
25 mal hat Mayne seinen Entwurf geändert und Hogan verbrachte jedes zweite Wochenende im Studio des Architekten. Als beide den Entwurf dem Kongress vorstellen sollten, bat Mayne den Richter vorab: „Mike, wenn ich die Klappe halten soll, sag bescheid!".

Ulf Meyer


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