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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen_Denkmal_fuer_den_17._Juni_1953_in_Berlin_eingeweiht_7215.html

16.06.2000

Historisches Pflaster

Denkmal für den 17. Juni 1953 in Berlin eingeweiht


Am 16. Juni 2000 wurde vor dem Bundesministerium der Finanzen an der Leipziger Straße in Berlin das „Denkmal für die Ereignisse des siebzehnten Juni Neunzehnhundertdreiundfünfzig“ des Berliner Künstlers Wolfgang Rüppel eingeweiht. Der Regierende Bürgermeister von Berlin Eberhard Diepgen und Bundesfinanzminister Hans Eichel übergaben der Öffentlichkeit das Kunstwerk vor dem 47. Jahrestag der ersten Massenerhebung gegen den Sowjetkommunismus. Am 17. Juni 1953 hatten die Bauarbeiter der Stalinallee und mit ihnen viele weitere Ostberliner gegen die Normenerhöhung und die Verschlechterung des Lebensstandards in der DDR demonstriert. Der Zug der Protestierenden führte zum „Haus der Ministerien“, dem heutigen Detlev-Rohwedder-Haus und Sitz des Bundesfinanzministeriums. Von den sowjetischen Streitkräften in Berlin wurde der Aufstand niedergeschlagen, es gab Tote und Verletzte.
Auch bei diesem politischen Denkmal in der Hauptstadt gab es im Vorfeld kontroverse Diskussionen und ein auf den Kopf gestelltes Wettbewerbsergebnis. 1994 wurde vom Berliner Abgeordnetenhaus die Idee zu einem Wettbewerb für das Denkmal angeregt. Nach einem dazu stattfindenden Symposium 1996 lobte die Senatsbauverwaltung im darauffolgenden Jahr einen zweistufigen Wettbewerb aus. Allerdings fand sich die Jury nicht bereit, aus den 54 abgegebenen Arbeiten einige zur Weiterbearbeitung zu empfehlen. Eine neues Preisgericht wählte im Juli 1998 sieben Arbeiten für die zweite Phase aus und lud zehn weitere Künstler zur Teilnahme ein. Im Dezember 1998 wurde endgültig entschieden: Den ersten Preis erhielt die Berliner Künstlerin Katharine Karrenberg, ihre Arbeit geriet aber inhaltlich und aufgrund der Standortwahl am Leipziger Platz in die öffentliche Kritik.
Der jetzt realisierte, damals mit dem zweiten Preis ausgezeichnete Entwurf von Wolfgang Rüppel sieht einen 24 Meter langen Glasstreifen auf dem Platz vor dem Ministerium vor, der von einer 40 Zentimeter hohen Mauer gesäumt wird. Auf den hinterleuchteten Glasstreifen ist eine historische Fotografie aufgedruckt, die die geschlossenen Reihen der demonstrierenden Arbeiter zeigt. Dieses Motiv steht im spannenden Dialog mit einem Fries im Arkadengang des Ministeriums, das wenige Monate vor dem Aufstand von Max Lingner im typischen Stil des sozialistischen Realismus angefertigt wurde. Das Werk hat den Titel „Die Bedeutung des Friedens für die kulturelle Entwicklung der Menschheit und die Notwendigkeit des kämpferischen Einsatzes für ihn".
Der Arbeitskreis 17. Juni und das Haus am Checkpoint Charlie hatten sich als Initiatoren des Projekts unter anderem auch wegen des Frieses für den Platz vor dem Finanzministerium als den geeigneten Standort für das Denkmal entschieden. Das Wandbild war für Wolfgang Rüppel konzeptioneller Ausgangspunkt für seine Arbeit. Der Glasstreifen übernimmt die Abmessung des Frieses und konterkariert mit der gerasterten Fotographie der Demonstranten das propagandistische Wandbild mit den idealisierten Arbeitern. Beide „Bildbänder“ werden bei Nacht beleuchtet sein. Der Vorplatz wird in Anlehnung an die historische, steinerne Gestaltung nach einem Entwurf der Architektin Ute Pieroth in Kürze fertiggestellt. Dadurch soll der Kontext des Glasbildes dem des Wandbildes angeglichen werden.

Foto: Hans Pieler, Berlin

Frühere BauNetz-Meldungen zu den Wettbewerbsentscheidungen finden Sie in der News-Datenbank unter dem Suchbegriff „Wolfgang Rüppel“.


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