Am 3. März 1999 gewährte die Bundesbaugesellschaft der Presse ein letztes Mal vor der offiziellen Übergabe Einblick in das kurz vor der Fertigstellung stehende Reichstagsgebäude in Berlin.
Während in Bonn noch um die genaue Bezeichnung des künftigen Parlamentssitzes (einfach nur „Reichstag“ oder „Bundestag“, „Plenargebäude“ oder „Deutscher Bundestag im Reichstag“) gerungen wird, nimmt der Ausbau nach Plänen von Sir Norman Foster immer konkretere Formen an. Von kleineren Arbeiten abgesehen, ist der Plenarsaal samt lila-bläulicher Sessel und dem vieldiskutierten Bundesadler fertiggestellt. Ein Tontest mit 1.100 Bundeswehrsoldaten, die mit „Murmeln und Murren“ sowie inszenierten Zwischenrufen die Akustik im Saal auf ihre Debattentauglichkeit überprüfen sollten, ist dem Vernehmen nach vor wenigen Tagen recht zufriedenstellend verlaufen. Die Kuppel mit ihrer zweiläufigen Rampe ist fertig, das Blockheizkraftwerk läuft, alle technischen Installationen sind weitgehend erfolgt, das erste Kunstwerk ist in einem der Innenhöfe zu besichtigen - bis zum 19. April 1999 muß also nur noch am letzten Feinschliff gearbeitet werden.
Aus aktuellem Anlaß wies die Bundesbaugesellschaft die zum wiederholten Mal in der Presse aufgekommenen Unterstellungen zurück, es käme auf dieser und anderen Baustellen im Spreebogen zu Schwarzarbeit, Lohndumping und der Duldung von Pfusch am Bau. Es lägen nach insgesamt zehn Razzien des Landesdarbeitsamtes keine bestätigten Fälle illegaller Beschäftigung vor, und die Einhaltung von Tarifverträgen und Mindestlöhnen sei rechtsverbindlich vereinbart. Im geplanten Kostenrahmen läge der Umbau des Reichstags außerdem: Man werde die vorgesehenen Baukosten von 600 Millionen Mark nicht überschreiten, hieß es.

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