Der italienische Architekt Aldo Rossi (66) ist in den Morgenstunden des 4. September 1997 in einem Krankenhaus in Mailand gestorben. Er erlag den Folgen eines Verkehrsunfalls, den er vor rund zwei Wochen erlitten hatte. Die internationale Architekturszene verliert mit Aldo Rossi, geboren 1931, einen der bedeutendsten Architekten der Gegenwart. Mit seiner Lehrtätigkeit und besonders seinem Buch „L'Architettura della Città“ (1966) beeinflußte er weltweit eine ganze Generation von Architekten. Rossi gehört zu den Theoretikern des Bauens, die an der Weiterentwicklung und Überwindung der Moderne hin zur Postmoderne großen Anteil hatten. Mit den von ihm eingeführten Begriffen der Morphologie und Typologie lehrte er, Spuren der Geschichte des Ortes in architektonische und städtebauliche Entwurfskonzepte einzubeziehen. In seinem einflußreichstem Bauwerk, der Wohnbebauung Galleratese in Mailand (1969–70), führte er dieses Theoriegebäude exemplarisch vor. In Deutschland baute Rossi einen Wohnblock im Rahmen der Berliner IBA und das soeben fertiggestellte Quartier an der Schützenstraße, ebenfalls in Berlin. Diese Bebauung fällt durch ihre kleinteilige, fast historisierende Gestaltung und ihre auffallend bunte Farbgebung aus dem Rahmen der üblichen Berliner Neubauten der Nachwendezeit. Außerdem hat er Pläne für eine Bebauung am Berliner Leipziger Platz, die unter anderem ein feste Domizile für den „Cirque de Soleil“ und den Techno-Club „Bunker“ bieten soll, vorgelegt. Die Realisierung dieses Projekts schien in den vergangenen Wochen dadurch gefährdet, daß sich der Investor nicht mit dem Land Berlin über Mehrkosten einigen kann, die aus der Existenz eines darunterliegenden U-Bahn-Tunnels herrühren. Inwieweit Rossis Tod überdies Einfluß auf die Realisierung dieser Pläne hat, läßt sich gegenwärtig nicht absehen.