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19.01.2007

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Von der Wiederverwendung abgeraten

Baustart für Kulka-Kaufhaus in Dresden - mit Kommentar der Redaktion


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Am 18. Januar 2007 fand in Dresden der offizielle Baustart für den Neubau eines Kaufhauses an der Stelle de ehemaligen Centrum-Warenhauses statt. Der Neubau wird nach den Plänen von Peter Kulka errichtet, der den entsprechenden Wettbewerb im Juni 2006 gewonnen hatte (BauNetz-Meldung mit Kommentar vom 29. Juni 2006).

Der Investor „AM Multi“ aus den Niederlanden plant an der Stelle des Warenhauses am Beginn der Prager Straße ein Einkaufszentrum mit 52.000 Quadratmetern Bruttohandelsfläche. Der Entwurf für die Baukörperverteilung stammt von den AM-Multi-Hausarchitekten T+T Design aus Gouda. Gegenstand des Wettbewerbs waren die Fassadengestaltung und die Bezüge zwischen Fassaden und Innenraum.

Das Centrum-Warenhaus, in dem zuletzt ein Karstadt-Schnäppchenmarkt betrieben wurde, soll für den Neubau abgerissen werden, weil es nach Angaben des Investors aus statischen Gründen nicht erhaltbar ist. Ebenfalls soll das benachbarte Restaurant „International” abgerissen werden. Da die beiden Gebäude bislang noch stehen, ist der jetzt begangene Baustart vielmehr als Start der Abrissarbeiten zu verstehen. In Kulkas Entwurf sollen weite Teile der alten Wabenfassade des früheren Centrum-Warenhauses wiederverwendet werden.

Anlässlich des Baustarts veröffentlichte die Arbeitsgemeinschaft Centrum Warenhaus eine Pressemitteilung, in der sie darauf aufmerksam macht, dass möglicherweise die Originalwaben nun doch nicht an dem Neubau zu Einsatz kommen. Statt dessen sollen Reproduktionen an die Fassade gehängt werden.
Es bestünden erhebliche Zweifel an der Verwendung der Originalbauteile, „da der Aufwand für die sachgerechte Logistik und Aufarbeitung der Teile unverhältnismäßig hoch erscheint“, heißt es in der Pressemitteilung. In diesem Zusammenhang zitiert die Arbeitsgemeinschaft aus dem Gutachten eine Ingenieurbüros, in dem es heißt: „Das abschließende Fazit des Gutachters kommt zu dem Schluss, dass von einer Wiederverwendung abgeraten und ein originalgetreuer Wiederaufbau der Waben empfohlen wird.“ (sig)

Kommentar der Redaktion

Im Juni 2006, nach dem Wettbewerb, schrieben wir: „Nun werden 80 Prozent des Originalmaterials am Neubau angebracht und liefert so an Ort und Stelle eine Reverenz an den Vorgängerbau. Das ist wohl das Höchste, was hier zu bekommen war.“ Nun wissen wir es besser – vorausgesetzt, die Arbeitsgemeinschaft und das Gutachten haben Recht: Jetzt werden also auch die „Spolien“ des Altbaus nicht wiederverwendet, sondern durch Kopien ersetzt. War schon Kulkas Idee alles andere als originalähnlich (weil die auskragenden Belichtungselemente fehlen sollten), bekommen wir jetzt ein komplettes Fake.

Natürlich hatte Kulkas Entwurf nicht die denkmalgerechte Erhaltung der Fassade vorgesehen, sondern er wollte ein gestalterisches Spiel mit Alt und Neu eingehen, das die Erinnerung an den bedeutenden Bau der Ostmoderne wach gehalten hätte.

Nun muss man fast sagen: Lasst es ganz. Mit nachgemachten Waben geht jedenfalls Kulkas Idee nicht mehr auf. Bedenkt man außerdem, dass die neue Shopping-Mall niemand braucht, weil wenige Schrittte weiter schon die überdimensionierte Altmarkt-Galerie um Kunden kämpft, kann man nur feststellen: Hier hat Dresden auf der ganzen Linie verloren.

Benedikt Hotze


Zum Thema:

www.centrum-warenhaus-dresden.de


Kommentare

2

Sören Hörig | 22.01.2007 16:20 Uhr

Auf der ganzen Linie verloren...

... ja, das muß selbst ich als Dresden-Gebürtiger zugeben. Denn es ist ja nicht nur das Centrum-Warenhaus, dessen Verlust wir zu beklagen haben. Während einerseits alte Wunden oberflächlich wieder geheilt werden (Neumarkt mit FrauenKirche), entstehen andererseits neue, vor allem unter denjenigen, die im Dresden der DDR geboren sind und die ebendieses als das reale empfinden.
Natürlich ist es aufwendig, diese Waben aufzuarbeiten. Das war schon vorher klar. Dass es weniger aufwendig ist, sie nach altem Vorbild zu reproduzieren, glaube ich nicht. Da wäre eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung sinnvoll gewesen. Man wird jedoch bei der Lektüre des Schreibens den Eindruck nicht los, dass hier etwas schlechtgerechnet werden soll. Insbesondere die bereits von vornherein einkalkulierten Verluste durch "unsachgemäßen Transport bzw. Lagerung" zeigt, dass dem Verfasser die Bedeutung der Waben nicht klar ist.

1

uwe | 22.01.2007 09:48 Uhr

schade, schade,...

schade. da kann auch die schönheit am linken bildrand nicht drüber hinwegtrösten.

 
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