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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen_AIV_fordert_baustellenfreie_Fussball-WM_in_Berlin_-_mit_Kommentar_21257.html

08.09.2005

Baustopp

AIV fordert baustellenfreie Fußball-WM in Berlin - mit Kommentar


Der traditionsreiche Architekten- und Ingenieurverein zu Berlin (AIV) hat sich am 8. September 2005 mit einer Presseerklärung an die Öffentlichkeit gewandt. Darin fordert er den Berliner Senat auf, vorübergehend keine Baugenehmigungen in den Innenstadtbereichen wie Unter den Linden und Kurfürstendamm mehr zu erteilen. Dies betrifft Bauvorhaben, die voraussichtlich nicht vor dem 9. Juni 2006, dem Tag der Eröffnung der Fußball-WM, beendet werden. Grund: Der AIV fürchtet ein „Baustellenchaos“ während der Weltmeisterschaft, „das zu einem Imageverlust für Berlin führen könnte“.

Kommentar der Redaktion

Selten hat eine Architekten-Lobbyvereinigung ein bizarreres Ansinnen öffentlich verfolgt: Da fordert der AIV trotz der Krise im Baugewerbe und trotz vieler von Arbeitslosigkeit bedrohter Architekten allen Ernstes einen von oben verordneten General-Baustopp. Was soll das?

Wenn es um Baustellen auf den Zufahrtsstraßen zum Olympiastadion gegangen wäre, könnte man das Ansinnen ja noch nachvollziehen. Hier geht es aber um repräsentative Straßenzüge in der Innenstadt, weitab vom sportlichen Geschehen. Also geht es dem AIV nicht um praktische Gründe, sondern um, wie er ja selbst schreibt, das „Image“ Berlins. Nur: Was wäre denn schädlich für das Image der deutschen Hauptstadt, wenn sich in der Innenstadt die Kräne drehten? Genau das wurde doch in den letzten 15 Jahren - mit Erfolg! - als imagefördernd verkauft, siehe Touristenerfolg „Schaustelle“.

Was für eine provinzielle Vorstellung von Stadt! Hier muss alles aufgeräumt und besenrein gefegt sein, wenn wir Gäste empfangen! Keine Spuren von Aktivität oder Fortschritt dürfen zu sehen sein! Das erinnert - unter umgekehrtem Vorzeichen - an die Selbsttäuschung, die das DDR-Politbüro an den „Protokollstrecken“ inszeniert hat, um den Verfall der Stadt nicht mitbekommen zu müssen.

Der AIV ist verdienstvoll, wo er die Buchreihe „Berlin und seine Bauten“ herausgibt und wo er den Nachwuchswettbewerb „Schinkelpreis“ veranstaltet. Aus der Tagespolitik sollte er sich besser heraushalten - wie diese törichte Wortmeldung beweist.

Benedikt Hotze


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