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19.09.2024

Saniertes Jugendstiljuwel auf der Mathildenhöhe

schneider+schumacher in Darmstadt


Das Ausstellungsgebäude auf der Mathildenhöhe in Darmstadt öffnet nach zwölf Jahren umfassender Sanierung wieder seine Türen. Dass das Ensemble 2021 während der Arbeiten zum UNESCO-Welterbe ernannt wurde, machte es schneider+schumacher (Frankfurt am Main) sicher nicht einfacher, was man dem Jugendstilbau aber nicht anmerkt. Entstanden ist ein Projekt, das historische Elemente bewahrt und gleichzeitig eine zeitgemäße Neustrukturierung ermöglichte.

Das städtebauliche Ensemble auf der Mathildenhöhe entstand Anfang des 20. Jahrhunderts auf Initiative von Großherzog Ernst Ludwig, der hier 1899 die Künstlerkolonie gründete. Prägender Architekt der Kolonie war Joseph Maria Olbrich, der auch das zentrale Ausstellungsgebäude entwarf, das 1908 auf dem Dach eines alten Wasserspeichers gemeinsam mit dem fast 50 Meter hohen Hochzeitsturm errichtet wurde. Neben Olbrich ist der wohl bekannteste Kolonist Peter Behrens. Er realisierte auf dem Areal 1901 sein Erstlingswerk, das Haus Behrens.

Die Künstlerkolonie war allerdings recht kurzlebig. Faktisch endete ihr Bestehen bereits nach nicht einmal 20 Jahren, als der Großherzog 1918 abdankte. Das Ausstellungsgebäude wurde während des Zweiten Weltkrieges beschädigt, in den 1950er Jahren mit bescheidenen Mitteln wiederaufgebaut und zuletzt in den 1970er Jahren umfassend saniert. Seither betreibt das Institut Mathildenhöhe die Anlage und nutzt sie für verschiedene Ausstellungen. Da der Bau schon lange nicht mehr den Anforderungen an einen modernen Museumsbau entsprach, beauftragte die Wissenschaftsstadt Darmstadt als Bauherrin 2012 schneider+schumacher im Rahmen eines VOF-Verfahrens mit der Sanierung.

Eine der größten Herausforderung der Generalsanierung war die Erneuerung der Fassade, da eine klassische Außendämmung aus denkmalpflegerischen Gründen nicht infrage kam. Die Lösung: Aerogel-Dämmputz, der mit nur vier Zentimetern Dicke die nötigen Dämmwerte erfüllt. Die markanten Oberlichtdächer der Ausstellungshallen im oberen Geschoss erhielten neue Isolier-Verglasungen und die in den 1970er Jahren zugemauerten Fenster an der Ostfassade wurden wieder geöffnet. Zudem hat man die gesamte Haustechnik ausgetauscht.

Die Grundrisse des Gebäudes mit einer Nettogrundfläche von etwa 3.600 Quadratmetern wurden zum Teil neu organisiert. So befindet sich im Sockelgeschoss nun ein Café mit Terrasse. Nicht-bauzeitliche Anbauten zwischen dem Ausstellungsgebäude und dem Hochzeitsturm wichen einem gläsernen Verbindungsbau. Die Kosten für die Sanierung belaufen sich mit etwa 30 Millionen Euro auf das Doppelte des ursprünglichen Budgets, heißt es in der FAZ.

Im nächsten Jahr sollen die Arbeiten auf der Mathildenhöhe weiter gehen. Für das dritte Quartal ist der Baubeginn eines Besucherzentrums von Marte.Marte Architekten (Feldkirch) geplant. (gk)

Fotos: Jörg Hempel, Kirsten Bucher, Nikolaus Heiss


Zum Thema:

Die Stadt feiert die Wiederbelebung der Mathildenhöhe. Ab Freitag, 20. September findet über das gesamte Wochenende das „Welterbefest“ statt. Zudem eröffnet die erste Ausstellung nach der zwölfjährigen Sanierung: Unter dem Titel „4-3-2-1 Darmstadt“ zeigt sie prägende Ereignisse und Persönlichkeiten der Stadt.

Im Zuge der Wiedereröffnung erscheint eine Publikation zu Geschichte und Sanierung des Bauwerks.


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Zu den Baunetz Architekt*innen:

schneider+schumacher


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Ausstellungsgebäudes nach der Sanierung, Westansicht

Ausstellungsgebäudes nach der Sanierung, Westansicht

Ausstellungsgebäude vor und nach der Sanierung, Ostansicht

Ausstellungsgebäude vor und nach der Sanierung, Ostansicht

Gläserner Verbindungsbau zum Hochzeitsturm

Gläserner Verbindungsbau zum Hochzeitsturm

Café mit Relikten des historischen Rohrsystems

Café mit Relikten des historischen Rohrsystems

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