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17.07.2009

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Abbilder des Lebensstils im 20. Jahrhundert

Zum Tode von Julius Shulman


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Es kommt nicht häufig vor, dass eine bestimmte Strömung der Architekturgeschichte ganz unmittelbar mit dem Schaffen eines einzelnen Fotografen in Verbindung gebracht wird. Arthur Köster hat die Avantgarde der zwanziger Jahre in Berlin und anderswo kongenial in Szene gesetzt. Heinrich Heidersberger hat die „Braunschweiger Schule“ der Architekten Kraemer, Oesterlen und Henn mit kontrastreichen Schwarzweiß-Aufnahmen medial verbreitet. Und ohne Julius Shulman gäbe es im weltweiten Bildergedächtnis nicht die amerikanische Moderne der kalifornischen Stahl-Glas-Villen, die häufig von Architekten mit „Migrationshintergrund” wie Richard Neutra oder Rudolph Schindler stammten.

Nun ist Julius Shulman im begnadeten Alter von 98 Jahren gestorben. Dies teilte der Kölner Taschen-Verlag mit, in dem eine dreibändige Werkmonographie erschienen ist. Der Fotograf ist im Oktober 2005 mit einer monografischen Ausstellung im Frankfurter DAM geehrt worden, an deren Vernissage er teilgenommen hat.

Julius Shulman ist 1936 von Richard Neutra „entdeckt“ worden und wurde fortan von Architekten wie Pierre Koenig oder John Lautner beauftragt. Vor allem aber waren es Zeitschriften, Zeitungen und Buchverlage, die bei ihm die typischen minimalistischen Aufnahmen buchten – Aufnahmen, die entmaterialisierte Häuser in meist einsam verkarsteter Landschaft zeigten – egal, ob Wüstensand oder die Lichter des Urban Sprawl von Los Angeles den Hintergrund dafür abgaben.

Im Gegensatz zu fast allen anderen Architekturfotografen bezog Shulman Menschen in seine Aufnahmen mit ein – mehr noch, er inszenierte sie und ihren Lebensstil als entscheidende Accessoires seiner Bildsprache. Damit ist Shulman weit über die engere Architekturszene hinaus wegweisend als Abbilder des Way of Life im 20. Jahrhundert geworden.

Als er vor einigen Jahren in der Humboldt-Universität in Berlin einen Diavortrag hielt, haben wir einen bescheidenen, freundlichen und vor allem humorvollen alten Herrn erlebt. Julius Shulman ist am 15. Juli 2009 in Los Angeles gestorben. (-tze)


Kommentare

1

flashback | 20.07.2009 11:18 Uhr

Julius Shulman

Er war einer der ganz Großen in der modernen Architekturgeschichte. Schade, dass man heute manchmal ein Foto nicht mehr von einer Photoshop-Animation unterscheiden kann. Julius Shulman dagegen verstand noch sein Fotografiehandwerk, obwohl, oder wahrscheinlich weil er ein leidenschaftlicher Autodidakt war.

 
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