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09.01.2009

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Das Berliner Mietshaus

Zum Tod von Jonas Geist


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Der Berliner Architekturhistoriker Jonas (eigentlich: Johann Friedrich) Geist ist tot. Er starb in seiner Heimatstadt Lübeck am 6. Januar 2009 im Alter von 72 Jahren.

Jonas Geist ist vor allem als (West-)Berliner Hochschullehrer in Erscheinung getreten, erst an der TU, dann an der Hochschule der Künste (heute: UdK). Seine zentrale Lebensleistung ist es, das Berliner Mietshaus, vor allem das des 19. Jahrhunderts, gegen die Anfeindungen der klassischen Moderne (die es als „steinernes Berlin", als „Mietskasernenstadt“ schmähte) rehabilitiert zu haben. Das dreibändige Werk „Das Berliner Mietshaus“, das er mit der Hilfe seiner Studenten und vor allem seines langjährigen Assistenten Klaus Kürvers zwischen 1980 und 1988 veröffentlichte, ist dabei von zentraler Bedeutung.

Geists Architekturgeschichte speist sich, wie es sich für einen klassischen 68er gehörte, vor allem aus der Sozialgeschichte und der Alltagskultur. Im zweiten Band leistet er sich sogar den Kunstgriff, die Epoche 1862 bis 1945 hauptsächlich an einem einzigen und sogar untypisch extremem Beispiel der Mietskasernenstadt abzuhandeln – dem später abgerissenen Ensemble „Meyers Hof“ mit seinen acht aufeinander folgenden Höfen.
Nikolaus Bernau, der bei Geist studiert hatte, schreibt in der heutigen Ausgabe der Berliner Zeitung über diese Art von Architekturhistorie: „Geist und Kürvers entdeckten die Mietskaserne als Instrument der Modernisierung wieder, als pragmatische Antwort auf das Wohnproblem der Massengesellschaft. Wer heute im ruhigen Berliner Hofhaus lebt, daraus sein soziales Prestige bezieht – er darf auch Geist und Kürvers danken, dass sein Haus nicht abgerissen wurde.“

-tze



Kommentare

7

Felix Goebel | 18.02.2009 04:13 Uhr

Adieu

Scharfsinniger Beobachter, exzellenter Zeichner und vor allem feiner Schreiber. 1988, Ausflug in den verdunstenden Berliner sozialistischen Osten; 1990, Reise nach Rom. Wissenschaftlicher Erzaehler, Flaneur und Humanist. Mensch mit Humor. Uns bleiben Deine Buecher und was wir, manchmal auch zwischen den Zeilen, lernten.

6

kern | 13.01.2009 14:12 Uhr

Normaluhr

Tolle Erinnerungen:
Wintermorgens im erstes Semester:
Treffpunkt mit Jonas Geist montags um neun an der Normaluhr und dann mit der S-Bahn ab über die Grenze nach Ost Berlin.

5

Annette C.Eckert | 12.01.2009 04:47 Uhr

Trauer Verlust Trauer Verlust

Der helle Geist, der Wein, sein Lachen und seine präziese Intensität, die manche mit Agressivität verwechselten, die blauen Augen, die feine Ironie, eine umfassende Bildung europäischer Prägung, immer bereit sofort und gleich mit zu denken und zu zeichnen, seine letzte Austellung zum Thema "Mein Vater" historisch, persönlich, politisch.Wir hatten eine so vergnügliche Idee eines Buch gemeinsam geplant und begonnen. Ich - mit vielen andren - werde diesen Freund immer und immer wieder sehr vermissen.

4

Silke | 10.01.2009 05:43 Uhr

Unvergesslich!

Ich moechte dem zuvor Geschriebenen zustimmen. Ein grossartiger Lehrer und Historiker. Gut unter ihm studiert zu haben.

3

mame | 09.01.2009 22:46 Uhr

ehre wem ehre gebürt

als student habe ich seine vorlesungen immer sehr genossen. sie gehörten zu den besten stunden meines studiums. sehr klar, prägnant und kurz waren seine abhandlungen über die entstehung berlins und natürlich auch über das berliner mietshaus. unvergessen sind mir seine zeichnungen, die wie beuyssche zeichnungen seine unglaublich intressante art, geschichte zu erzählen wunderbar illustrierten. ein architekt und historiker mit wunderbaren ideen, der mir klar machte, wie lebendig doch architekturgeschichte sein kann.

2

jonas | 09.01.2009 22:07 Uhr

passagen

mindestens ebenso wichtig wie die genannte arbeit zum mietshaus - aus nicht-berliner-sicht vielleicht noch wichtiger - scheint mir das buch über die passagen. was benjamin der typologie kulturgeschichtlich eingeschrieben hat, hat geist ihr architekturgeschichtlich bewahrt...

1

Thomas M. Krüger | 09.01.2009 20:05 Uhr

Zum Tod von Jonas Geist

Nach Julius Posener verliert Berlin nun mit Jonas Geist den zweiten großen Architekurgeschichtler und -lehrer des 20. Jahrhunderts. Wir haben viel von Euch gelernt, gern zugehört und werden noch lange von Eurem Erbe zehren.
Die Fußstapfen sind groß, Herr Neumeyer!
Thomas M. Krüger
und Team von Ticket B - Stadtführungen von Architekten

 
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