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20.06.2012

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Er baute, wie andere boxen

Zum Tod des Grazer Architekten Günther Domenig


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„Lange bevor die verschwurbelten Computerarchitekten parametrische Werkzeuge benutzten, um ihre designlahmen Entwürfe auf Vordermann zu bringen, hat Domenig die erste dreidimensional verformte Metallfassade nicht nur entworfen, sondern auch gebaut.“ Das sagt Wolf D. Prix, und gemeint ist das Gebäude für die Wiener Zentralsparkasse in der Favoritenstraße, das Günther Domenig 1975-79 errichtete und das wohl sein bekanntestes werden sollte.

Günther Domenig, einer der wichtigsten österreichischen Architekten des 20. Jahrhunderts, ist am 15. Juni 2012 in Graz im Alter von 77 Jahren gestorben.

Noch einmal Wolf D. Prix: „Er baute, wie andere boxen. Sein Ring war das abgesteckte Geviert der Baustelle. Sein Gegner das Gebäude. Seine Stärke war der fintenreiche Infight, nicht die Distanz. Schwer atmend stand er im Ring, den Kopf in die Papierbrust des Problems gebohrt, schlug er die Haken aus Beton, die Schwinger aus Stahl, die Uppercuts aus der Schulter der Details. Das war nicht elegant, aber ungeheuer kräftig. Und wirkungsvoll.“

Domenig, der seit 1980 an der TU Graz lehrte und forschte, hat seit den 1960ern verschiedene Architekturstile, darunter Strukturalismus, Brutalismus und Dekonstruktivismus, entscheidend mitgeprägt.

Günther Domenig studierte bis 1959 selbst an der TU Graz. 1963 ging er eine Bürogemeinschaft mit Eilfried Huth ein, die bis 1973 währte. Ab 1974 gründete er seine eigenen Architekturbüros in Graz, Klagenfurt und Wien, und seit 2003 arbeitete er vorwiegend mit Gerhard Wallner in der Architektengemeinschaft Domenig & Wallner mit Sitz in Graz zusammen.

Als sein Hauptwerk gilt das Steinhaus am Ossiacher See (1986-2009), weil es als „Opus magnum“ wohl am besten Domenigs Auffassung vom Gebäude als Gesamtkunstwerk aufzeigt. In Deutschland wurde Domenig mit dem Dokumentationszentrum des NS-Reichsparteitagsgeländes bekannt, das er 1998 als bewusste „dekonstruktivistische“ Störung im monumentalen Bestand inszenierte.


Zum Thema:

Das Nürnberger Dokumentationszentrum im Baunetz Wissen Beton.


Kommentare

3

solong | 21.06.2012 11:24 Uhr

... groesse ...

günther domenig hatte die groesse ... die herrn prix eben völlig fehlt ... von der zentralsparkasse mal abgesehen ... hat er völlig ohne künstlerische allüren, unaufgeregt einige beeindruckende bauten des dekonstruktivismus geschaffen ... ein architekt eben ... ein weiterer großer verlust ... der umso mehr schmerzt in angesicht der zunehmenden und nachdrängelnden schar der unsensiblen, selbsteingenommen "picturemaker" die außer möglichst große selbstdarstellung anscheinend nichts mehr interessiert ....

2

lars k | 21.06.2012 09:51 Uhr

Boxen

Ja, aber der Vergleich mit dem Boxer gefällt mir super! Es stimmt, das schwer atmende, das wenig elegante, aber wirkungsvolle! Domenig war ein großer, sein Umgang mit dem Reichsparteitagsgelände in Nürnberg großartig! Seine Schwinger und Uppercuts werden uns schon fehlen....

1

Mario Mertens | 21.06.2012 07:20 Uhr

Schade...

Schade das Herr Prix selbst bei einem Nachruf seine arrogante Seite zeigen muss. ""die verschwurbelten Computerarchitekten die ihre designlahmen Entwürfe auf Vordermann bringen" die arbeiten nun selbst bei Herrn Prix und rendern seine immergleichen Prismaform am Computer, das ganze sieht dann in der gebauten Realitaet nicht mehr ganz so transparent und leicht aus.

 
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Steinhaus am Ossiacher See

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