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14.09.2022

Im Dienst der Moderne

Zum 80. Geburtstag von Winfried Brenne


In der Wirtschaft gibt es den Begriff der „Hidden Champions“ für Unternehmen, die extrem erfolgreich und teilweise sogar Weltmarktführer sind, deren Namen aber oftmals nur Insider kennen. In der Architekturwelt wäre das Berliner Büro Brenne Architekten durchaus ein Anwärter auf diesen Titel. Heute feiert der Gründer und jetzt Mitgeschäftsführer Winfried Brenne seinen 80. Geburtstag.

Ohne dass in Zeitschriften oder online ständig davon zu lesen wäre, bearbeitet das Büro seit über 40 Jahren Projekte im Bereich der denkmalgerechten und energetischen Sanierung von Bauten der Moderne und Nachkriegsmoderne – und gemeint sind damit nicht irgendwelche Bauten, sondern echte Ikonen: das Bauhaus samt Meisterhäusern in Dessau, die Siedlungen Siemensstadt und Onkel Toms Hütte in Berlin, das Schloss Cecilienhof in Potsdam, das Georg-Kolbe-Museum und Düttmanns Akademie der Künste am Hanseatenweg in Berlin, das Scharoun-Theater in Wolfsburg oder das Studentendorf Schlachtensee von Fehling, Gogel und Pfannkuch in Berlin. Daran, dass sechs Berliner Siedlungen der 1920er Jahre und die ehemalige ADGB-Bundesschule 2008 in Bernau Aufnahme in die Liste als UNESCO-Welterbe gefunden haben, hatte auch das Büro Brenne durch seinen Beitrag zur Antragstellung großen Anteil.

Winfried Brenne wurde 1942 im sächsischen Plauen geboren. Nach einer Ausbildung zum technischen Zeichner und Arbeit als Konstrukteur im Maschinenbau studierte er zunächst Architektur an der Staatlichen Ingenieurschule für Bauwesen in Wuppertal und später an der Technischen Universität Berlin. 1977 gründete er mit Helge Pitz die Architekturwerkstatt Pitz-Brenne. Seit 1990 besteht sein eigenes Büro, das er heute gemeinsam mit Franz Jaschke und seinem Sohn Fabian Brenne führt. Seit 1993 ist Winfried Brenne Mitglied des Deutschen Werkbunds, seit 2000 des Deutschen Nationalkomitees von ICOMOS, 2006 wurde er in die Sektion Baukunst der Akademie der Künste berufen. 2007 erhielt er das Bundesverdienstkreuz am Bande für sein Engagement in der Denkmalpflege und besondere kulturelle Leistungen.

Vor zwei Jahren wurde Brenne für sein Lebenswerk mit dem Karl Friedrich Schinkel-Ring des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz ausgezeichnet. In der Begründung hieß es damals, seine Arbeitsweise sei „integrierend und extrem tiefgründig, strukturiert und diszipliniert“. Die stets erfindungsreiche Entwicklung funktionaler und nachhaltiger Reparaturlösungen zeige ein hohes Ethos im Umgang mit den Ideen und der Substanz der Moderne.

Ob es nun eine innere Entscheidung oder äußere Umstände zu Beginn einer Karriere gewesen sein mögen: Als Architekt der Welt nicht Bauten mit eigener Handschrift hinterlassen zu wollen, sondern sich ausschließlich dem Erbe, dem Erhalt und der Bewahrung der Meisterwerke anderer zu verschreiben, zeugt von einem ungewöhnlichen Weg. Winfried Brenne ist es gelungen, als „Hidden Champion“ hinter den Helden ihrer jeweiligen Zeit unsichtbar zu bleiben und dennoch äußerst erfolgreich durch das Verstehen und Nachzeichnen ihrer Intentionen zu glänzen. (kv)


Zum Thema:

Pünktlich zum 80. Geburtstag von Winnfried Brenne gab die Akademie der Künste heute außerdem noch bekannt, das Materialprobenarchiv seines Büros mit rund 12.000 Zeugnissen von Bauten der Moderne zu übernehmen und ab 2023 über die Datenbank des Baukunstarchivs auch öffentlich zugänglich zu machen.


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Winfried Brenne

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