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05.08.2022

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Von oben nach unten gebaut

Zum 50. Geburtstag des BMW-Hochhauses in München


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Nicht nur die Münchner Olympiabauten feiern dieses Jahr ihren 50. Geburtstag. Auch das markante BMW-Hochhaus von Karl Schwanzer direkt nebenan ist bereits ein halbes Jahrhundert alt. Der konstruktiv innovative „Vierzylinder“ des weltberühmten Autobauers ist das perfekte Gegenstück zu den leichten Zeltdächern des Olympiaparks und der Wohnutopie des Olympischen Dorfs.

Von Bettina Krause

„Wenn man sich entschlossen hat Architekt zu sein, muss man den Mut aufbringen, Visionen erfüllen zu wollen. Architektur ist ja auch eine Kunst der Verständigung, ein Mittel sich über Jahrhunderte hinaus mitzuteilen.“ Dieses Zitat stammt vom Karl Schwanzer (1918–75), dem österreichischen Architekten und Urheber der BMW-Hauptverwaltung in München. Zwar steht dieser bekannte Bau noch keine Jahrhunderte, aber zumindest doch ein halbes. Ein Jubiläum, das Anlass gibt für einen Rückblick auf die Entstehung dieser zeitlosen Architekturikone, die 1970–72 am Petuelring in München in die Höhe wuchs – oder besser gesagt: aus der Höhe. Der markante Turm, der seit 1999 unter Denkmalschutz steht, wurde laut Schwanzer „gebaut, um das Morgen zu gestalten.“

1968 hatte BMW einen Architekturwettbewerb für ein neues Hauptverwaltungsgebäude in München ausgeschrieben, bei dem Schwanzer mit einer großen Geste überzeugen konnte. In den Studios der Bavaria Film GmbH ließ der Wiener eine komplette kleeblattförmige Etage des von ihm entworfenen Gebäudes in einem 1:1 Modell nachbilden. Er erhielt den Auftrag und ließ seinen Pioniergeist wirken. Eine Besonderheit des BMW-Hochhauses ist die Hängekonstruktion, die zu den innovativsten Ingenieurleistungen der Nachkriegszeit zählt. Die vier „Zylinder“ des Gebäudes hängen an einer kreuzförmigen Stahlkonstruktion „vom Dach“. Dieser Aufbau ermöglichte auch den effektiven Bau. Die oberen Etagen wurden am Boden gefertigt und hydraulisch nach oben bewegt. Das Haus wurde also tatsächlich von oben nach unten gebaut. Mit seinen 101 Metern zählt es noch heute zu den höchsten Türmen der Isarmetropole.

Aus mehr als 3.000 erstmalig in Europa hergestellten Elementen besteht die Fassade des „BMW-Vierzylinders“. Auch darüber hinaus ist die Bilanz des Projektes beeindruckend. 3,5 Millionen Arbeitsstunden wurden auf der Baustelle absolviert, 500 Arbeiter*innen, 200 Architekt*innen, Ingenieur*innen und Zeichner*innen waren involviert. Mit dem Gebäude setzte BMW in den frühen 1970er Jahren nicht nur neue Maßstäbe in der modernen Büroarchitektur. Auch das innovative, flexible Raumkonzept, das jederzeit an aktuelle Gegebenheiten angepasst werden sollte und kurze Wege zum bestmöglichen Austausch der Mitarbeiter*innen förderte, war seiner Zeit voraus. Schwanzer selbst bezeichnet sein „Hängehochhaus“ als „gebaute Kommunikation“. Und er stellte fest: „Bei der Gestaltung wurden klar ablesbare Formen gewählt, die Präzision, technische Vollkommenheit und Formschönheit als Ausdruck und Assoziation zum Image einer Automobilfabrik vermitteln.“


Zum Thema:

Ab Herbst nächsten Jahres soll der Film „Er flog voraus“ über Karl Schwanzer (von  Burgschauspieler Nicholas Ofczarek dargestellt) in den Kinos zu sehen sein. Bis dahin empfiehlt sich Benjamin Swiczinskys Graphic Novel über Schwanzer, die 2019 im Birkhäuser Verlag erschienen ist.


Kommentare

3

latimer | 08.08.2022 18:21 Uhr

von oben

Hochhaus und Museum sind noch immer eines der besten Bauensembles in Deutschland.
Emblematisch, einprägsam, stilprägend und bis heute eine Zier für die bayerische Hauptstadt - wie die Olympiabauten und deren grandioser Park!

2

Salzburger | 05.08.2022 20:50 Uhr

Zwei Mal Ösi…

Wie sagte Coop so schön? Architektur muss brennen? Wäre schön, wenn deren gekrampfte BMW Welt abbrennen würde. Ich war zum ersten Mal am Schwanzer Turm etwa nach genau so vielen Jahren Fertigstellung wie deren Pendant gegenüber. Damals sah der immer noch nach Zukunft aus, heute immer noch beeindruckt von der klaren Form, der Lust an Gestaltung, die Komposition im Stadtraum. Dagegen sieht Coop halt noch Erbärmlichkeit modischer aus, als damals schon.

1

Hinrich Schoppe | 05.08.2022 16:44 Uhr

neue Klasse

... hieß einmal die BMW Serie in den 60er Jahren (nach mehr oder weniger feindlicher Übernahme der Borgward-Gruppe undderen know-how...).
Egal, passt hierzu (Sonst stände das Haus jetzt vielleicht in Bremen? Undenkbar!).
Auch weil mein langjähriger hochverehrter Chef an dem Haus mitgezeichnet hat ist es mir recht lieb.
Die Innvationskraft hebt es in eine Klasse mit dem ICC oder japanische Metabolisten, und das bei einer so bodenständigen Firma. Hut ab!
Nebenbei: Toll bei dem ersten Imagebild sind die kleinen bunten Autos im Vordergrund mit dem Wolf im Logo...

 
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BMW Hochhaus und Museum, 1972

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BMW 2800 in der Eingangshalle des BMW Hochhauses, 1973

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Gebäudekern des Hochhauses während des Baus

Gebäudekern des Hochhauses während des Baus

Bau des Hochhauses

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