Auf dem Gelände der TU Dresden wird der denkmalgeschützte Willers-Bau aus den 1950er Jahren saniert. Dass Vieles in dem Gebäude für mathematische Institute weiterhin an seine Entstehungszeit erinnert, ist der sorgfältigen Planung von RKW Architektur + zu danken. Projektleiterin Romy Fuchs hat BauNetz durch den bereits fertigen Flügel B geführt.
Von Friederike Meyer
Über 180 Meter erstreckt sich die Fassade des Willers-Bau am Zelleschen Weg in Dresden zwischen SLUB und Neuer Mensa. Das kammartige Institutsgebäude mit Arbeitsräumen und Hörsälen wurde 1956 nach Plänen von Walter Henn in Zusammenarbeit mit
Helmut Fischer und
Hans Siegert gebaut. Es bildet einen Teil des denkmalgeschützten Ensembles auf dem Campus der Technischen Universität Dresden und wird bis heute fast ausschließlich von der Fakultät Mathematik genutzt.
Nach fast 70 Jahren will man die Substanz energetisch und brandschutztechnisch sanieren und barrierefrei erschließen. Auch soll der in Fußbodenaufbauten und Wandabdichtungen gebundene Teer beseitigt werden. Der Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB) hat dafür bisher insgesamt 52,7 Millionen Euro (davon 18,6 Millionen Euro für den ersten Abschnitt) bereitgestellt und
die Leipziger Niederlassung von RKW Architektur + mit der Planung beauftragt. Die ebenfalls denkmalgeschützten Freianlagen planen May Landschaftsarchitekten aus Dresden.
Seit drei Jahren arbeiten die Planer*innen an der Sanierung. Damit der Lehrbetrieb in dem rund 17.200
Quadratmeter Bruttogrundfläche
umfassenden Gebäude mit den Flügeln A bis C zumindest teilweise weiterlaufen kann, wurde das Vorhaben in mehrere Bauabschnitte geteilt – auch, weil es nur begrenzt Ausweichflächen gibt. Nun, da Flügel B fertiggestellt ist, zeigt sich, was das Planungsteam unter einem sensiblen Umgang mit der denkmalgeschützten Bausubstanz versteht.
Viele raumprägende Elemente der Entstehungszeit sind vom Treppenhaus über die Flure bis in die Arbeitsräume und Hörsäle erhalten geblieben. Alte Rechenmodelle liegen in den aufgearbeiteten Schaukästen, Doktoranden arbeiten in Räumen mit Parkett und Kreidetafel, historischer Heizungsverkleidung und hölzernen Wandschränken. Bei den Brandschutztüren erkennt man erst auf den zweiten Blick, dass sie neu sind.
Das schwierigste sei gewesen, berichtet Projektleiterin Romy Fuchs, die neue Haustechnik unauffällig unterzubringen. Im Hörsaal beispielsweise gelang es, weshalb dieser noch immer den Charme der 1950er-Jahre versprüht. Zugleich kann man dort jetzt mit zeitgemäßer Akustik, Lüftung und Medienausstattung studieren. Und weil der neue Fahrstuhl in der Nische neben den Toiletten Platz fand und alle versetzten Ebenen im Gebäude verbindet, lässt er sich auch mit dem Rollstuhl erreichen.
Während die neue Technik kaum sichtbar integriert wurde, durften Gebrauchsspuren wie etwa am alten Hörsaalgestühl erhalten bleiben – wenngleich es, ebenso wie das Parkett, aufwendig aufgearbeitet wurde. Oft ging es um kleinste Details und eine gute Abstimmung mit der Denkmalbehörde. So ließ Fuchs zum Beispiel fehlende Aluminium-Türklinken nachgießen oder noch vorhandene aufpolieren. Der Terrazzo in den Fluren wurde von Bohnerwachsschichten befreit, historische Leuchten wieder installiert oder nachgebaut.
Dass der Aufwand lohnt, zeigt sich nicht zuletzt im Vergleich mit den beiden noch unsanierten Flügeln A und C. Dass die Sanierung des gesamten Gebäudekomplexes so lange dauert und im mittleren Gebäudeflügel B begonnen wurde, hat mit der angrenzenden Sanierungsbaustelle der Neuen Mensa, dem laufenden Lehrbetrieb und Umzügen zu tun, die nur in den Semesterferien möglich sind. Die Arbeiten an Flügel C haben bereits begonnen, 2027 soll er fertiggestellt sein. Danach sind Flügel A und die Freianlagen dran. Die Übergabe der Gesamtsanierung an die TU Dresden ist für 2030 geplant.
Zum Thema:
Auch der Fritz-Foerster-Bau auf dem Gelände der TU Dresden wurde jüngst aufwendig saniert und umgebaut.
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Hinrich Schoppe | 10.06.2025 19:12 UhrNebenan
Schon schick, keine Frage.
Schade, dass keine Einziges der guten Originalfenster überlebt hat.
Und das an der TU, die sogar an einem Forschungsprojekt über Fensterglas teilnimmt.
50er Jahre Fourcault-Glas, sehr schick.
Beim jetzigen Bauabschnitt steht nur noch der Rohbau, warum auch immer. Aber vielleicht ist die Ausstattung ja komplett eingelagert?!
Aber Meckern kann mensch und vor allem Architekt ja immer.
Grundsätzlich ist dennoch zu loben, dass man sich immerhin bemüht.
Wofür allerdings auch sehr viel Geld in die Hand genommen wird, über dessen sinnfällige Verwendung man sich trefflich streiten kann.
In diesen Gebäude wird vieles an Technik implantiert, was teuer ist, leicht kaputt geht und viel Strom benötigt. Wofür eigentlich?
Es wird unter dem ständigen Gerede von KlimaKlima Klima endlich mal die Komfortfrage, der gesunde Menschenverstand und der Haftungsausschluss diskutiert werden. Dann kommen wir ganz schnell zu Low- oder No Tec-Gebäuden.
Dei können sich dann sogar Originalfenster leisten.
Danke.