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23.04.2021

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Rückbau de luxe

Wohnungsumbau von Christopher Sitzler in Berlin


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„Sichtbeton – Nichts anzeichnen“: Das improvisierte Schild, das während der Umbauarbeiten in einem Berliner Hochhaus an der Wand klebte, bringt die Herausforderungen solcher Planungsaufgaben gut auf den Punkt. Damit, dass aus dem Grundgerüst eines Gebäudes plötzlich das wesentliche Charakteristikum einer Wohnung wird, ist aus Sicht vieler ausführender Firmen ja nicht unbedingt zu rechnen. Christopher Sitzler (Berlin) hat hier eine Wohnung neugestaltet, die mit dem Kontrast zwischen Rohbauästhetik und feinen Oberflächen spielt.

Bei dem „Grundgerüst“ handelt es sich um nichts weniger als um eines der bekanntesten Hochhausensembles der Stadt. Entworfen von den Kollektiven Joachim Näther (Städtebau) und Werner Straßenmeier (Hochbau), reihen sich vier Scheiben entlang der Leipziger Straße. Im Zusammenspiel mit der gegenüberliegenden Zeile und der Sockelbebauung war mit dem großmaßstäblichen Ensemble an der Leipziger Straße auch in der DDR das Lebensgefühl einer automobilen Gesellschaft angekommen. Heute erfreuen sich die Hochhäuser gerade unter den Kreativen der Stadt einer großen Beliebtheit, zahllose Künstlerinnen, Architektinnen und Designer leben hier. Kein Wunder, zeugt doch die Architektur mit ihren tiefen durchlaufenden Balkonen von einer ganz anderen Großzügigkeit als viele andere Hochhäuser sowohl in Ost wie West.

Aber zurück zum Beton, den Sitzler aufwändig hat freilegen und instand setzen lassen. Entscheidend für die Umgestaltung der Wohnung war, dass es sich hier nicht um klassische Platten, sondern um eine Skelettbauweise handelt. Die rund 100 Quadratmeter große Eckeinheit ließ sich somit rückbauen und neu organisieren. Aus vier Zimmern und einer kleinen Küche wurden drei große Räume, in denen sich die Nutzungen überlagern. Mittelpunkt der Wohnung ist ein offener Wohn- und Essbereich, der in das angrenzende Arbeitszimmer übergeht. Und im Schlafzimmer, das durch die Küchenwand abgegrenzt wird, kann auch gebadet werden.

Der Vergleich mit dem ursprünglichen Zustand zeigt, wie konsequent Sitzler vorgegangen ist. Anstatt der teils geschlossenen Fassadenpaneele gibt es jetzt durchgehend Glas. Und die freistehenden Heizkörper verschwanden zugunsten einer Fußbodenheizung. Hinzu kommen tiefe Einbaumöbel mit Oberflächen aus heller Eiche, dank derer sich die übrige Möblierung auf wenige Schmuckstücke reduzieren ließ. (sb)

Fotos: Maximilian König


Zum Thema:

Mehr zu den gestalterischen Details der Umgestaltung auch im ausführlichen Beitrag auf BauNetz ID.


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Kommentare

18

Christian Richter | 27.04.2021 09:38 Uhr

@eon

Ja, das ist sicher möglich. Wer für sich selbst eine Schlachthaus-Dusche baut, der/die könnte doch wirklich mehr Mut beim Möbelkauf haben ;-)

17

eon | 26.04.2021 15:35 Uhr

@Christian Richter

Meine detektivische Spekulation sagt, das Bauherr und Architekt ein und dieselbe Person sind.

16

Christian Richter | 26.04.2021 14:28 Uhr

Detektivarbeit

Ein interessantes Projekt, wie man auch an den recht zahlreichen Kommentaren sieht. Dabei entsteht die Spannung weniger durch den Umbau selbst, der das bekannte Vokabular einer luxuriösen Wohn-Moderne gekonnt verwendet, sondern aus dem Gegenüber dieser Wohnwelt mit dem restlichen Gebäude. Schade, das uns hier weitere Bilder des Gebäudes außerhalb der Wohnung vorenthalten wurden, die uns diese Fährte führen könnten. Dies mag der Diskretion geschuldet sein. Erstaunlich ist - auf den zweiten Blick - die eher austauschbare Möblierung aus dem Designerkatalog: USM, Dieter Rams, auch der Samsung TV im "Art Modus" an der Wand. Das mag nicht so recht zur provokativen Dusche in weißer Standardfliese passen - können wir hier auch eine Spannung zwischen Architekt und Bauherr erspüren? War der erstgenannte vielleicht noch ein Tick experimentierfreudiger? Wie schön, wenn ein Projekt zu solcher detektivischer Spekulation einlädt.

15

@Frauke | 26.04.2021 13:58 Uhr

------------------

Mann/Frau kann sich ja alles schönreden.
z.B. in dem man ein Musterbeispiel an Gentrifizierung und Ressourcenverschwendung eine "Rehabilitierung der DDR Moderne" nennt.

Und solange "anecken" als Berufsmotivation noch im Vordergrund steht, wird es weiterhin diese platzraubenden Klientel Materialschlachten geben.

Und dafür können die unzählbar vielen 130m² Altbauwohnung-Besitzer aber nichts.

14

Frauke | 26.04.2021 10:21 Uhr

Schönes Beispiel

dafür wie Wandlungsreich und Vielfätlig das Wohnen im oft verschrienen sozialistischen Betonbau doch sein kann. Ja man kann sicher darauf rumrreiten, dass aus einer Wohnung für eine Famile mit 2 Kindern ein Loft für weniger Personen geworden ist (da sollte sich aber jeder Bewohner seiner 130qm + Altbauwohnung erstmal an die eigene Nase fassen. Wenn man dann dann mal den beheizten Raum als Volumen rechnet ist man mit den 2,50 Deckenhöhe hier ganz schnell uneinholbar vorne).
Ich finde aber den viel höheren Wert das hier jemand tatsächlich an die Möglichkeit von Schönheit im nicht auf den ersten Blick klassisch Schönen geglaubt hat. Und dementsprechend auch einmal das Budget in die Hand genommen eine Wohnung in den Hochhäusern der Leipziger Straße incl. Betonsanierung auf diesen Stand zu bringen.

Toller Beitrag zur Rehabilitierung der DDRModerne!

@3 Pathologe, Schön zu sehen, das man schienbar immer noch damit anecken, kann. Ich finde es ausgesprochen wohnlich und mag vor allem den Marmor und Beton. Von mir aus hätte man eher noch das Holz weglasen können...

13

eon | 26.04.2021 10:12 Uhr

@ Architekt oder Pathologe?

Schonmal darüber nachgedacht, dass es dem Bauherren gefallen könnte?

12

Peter von Frosta | 25.04.2021 10:39 Uhr

gute Reise

@ frosta yikes

11

§%& | 25.04.2021 09:15 Uhr

Bezahlbarer Wohnraum!11

Aus 3 mach 1. Wo ist der #aufschrei der üblichen Verdächtigen, die hier gern Romane über bezahlbaren Wohnraum schreiben?

10

Grüßlanger Hamburger | 24.04.2021 20:22 Uhr

DDY

Dünnpfiff Dokor / Yikes:

Gute Reise!

9

STPH | 24.04.2021 09:22 Uhr

Aber dennoch top up

....die Atmosphäre im Gebäude überzeugt dennoch insgesamt. Bin sehr überrascht (von mir selbst), wie sich mein Eindruck nach längerem Hinschauen verändert hat. Sehr schöner Entwurf.

8

STPH | 23.04.2021 20:01 Uhr

Down top

Ich finde wenn man schon originellerweise die Fußbodenhaptik an die Decke und die weiße Decke auf den Fußboden bringt, hätte man mit den Einbaumöbeln dieses Umkehrspiel noch weiter treiben können, etwa mit unproportioniert scheinbar hängenden Möbeln.
Die großzügigen Verglasungen hätten einen durchgehenden Kämpfer in Höhe der Unterzüge vertragen aber das war wohl nicht erlaubt.

7

auch ein | 23.04.2021 19:39 Uhr

architekt

klasse!!

6

ziemlich | 23.04.2021 18:22 Uhr

gut

gemacht.

5

Linksgrüner Kölner | 23.04.2021 18:05 Uhr

Besser

.. geht es kaum .. Bravo..

@ Dr. Yikes
immer dieselben Zwangsgedanken......das langweilt auf Dauer........Siedlung am Nordpol wurde heute fertiggestellt.... Ticket liegt bereit...gute Reise

4

peter | 23.04.2021 17:16 Uhr

diese badewanne im schlafzimmer

ist ein schlechter witz. man man man...

3

Architekt oder Pathologe? | 23.04.2021 17:00 Uhr

------------------------------

Alter Vadda!

Ist das wirklich Ernst gemeint?
Wie schrecklich kühl und kahl ist das? Wer will so wohnen? Wer sagt, dass das Design ist?
Sichtbeton und USM Möbel macht noch lange keine gute Gestaltung.
Das Schlafzimmer mit dem Seziertisch Badezimmer ist ja voll daneben.
Und diese schrecklichen (schlechten) Kontraste von Betonfungen an der Decke aber dann Marmor in der Küche.
Ich bin wahrlich gespannt wann Architekten den Begriff "wohnlich" wieder mal verstehen lernen und nicht alles den im Studium anerzogenen Design-Dogmen unterordnen.
Ich fürchte aber im Instagram-Zeitalter wird das nicht besser werden.

2

Mainzer | 23.04.2021 16:38 Uhr

Handwerklich

... wirklich perfekt und zugleich nicht irgendwie für jedermann geeignet. Fernab aller muckeligen Gemütlichkeitsdebatten ein konsequent mutiger Schritt zur maximalen Materialehrlichkeit im Bestand!

Lohnt sehr, obgleich es die Kacheln im Bad jederzeit mit jenen in unseren öffentlichen Schwimmbädern der 70er Jahre aufnehmen können ...

1

Dr. Yikes | 23.04.2021 15:48 Uhr

Nordpol

Wesentlich klüger und nachhaltiger als der Umbau eines menschenverachtenden Hochhauses aus bösartigem Beton im links-grünen Sündenbabel Berlin, wäre die sofortige Besiedlung des Nordpols mit 300.000 Einfamilienhäusern für tugendhafte Kernfamilien samt Eisblumengarten und Robbenjägerzaun.

 
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