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19.11.2018

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Holzgebirge am Park

Wohnhaus in Stockholm von BIG


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Mit 79&Park in Stockholm haben BIG ihr erstes Projekt in Schweden fertiggestellt. Katrin Groth hat den Bürogründer Bjarke Ingels vor Ort getroffen.

Von Katrin Groth


Stadt versus Land, Holz versus Beton, Arbeit versus Freizeit. Es sind die vermeintlichen Gegensätze, die Bjarke Ingels an diesem Projekt gereizt haben. Oder vielmehr, wie man sie aufheben könnte. Ländliche Qualitäten in die Stadt zu bringen, darum sei es gegangen, sagt Ingels bei der Vorstellung des Wohnkomplex im Nordosten Stockholms, den sein Kopenhagener Büro BIG geplant hat.

An dem grauen Novembertag, an dem die offizielle Einweihung stattfindet, scheint Ingels’ Idee perfekt zu funktionieren. Im Nieselregen verschwimmen die hügeligen Konturen des Gärdet-Parks, die modernistischen Bauten aus den 1930ern an dessen Rand und alles, was dazwischen liegt, die Spaziergänger mit ihren Hunden und die Schulkinder auf dem Weg nach Hause – und BIGs Neubau 79&Park. Nur die orangfarbenen Rundumlampen eines Lasters leuchten grell, Arbeiter laden gerade Tannen und Fichten für den bald startenden Weihnachtsbaumverkauf ab.

Aber nicht nur der Nebel scheint das Wohnhaus im Stadtteil Ladugårdsgärdet fast zu verschlucken. Es ist BIGs Entwurf, der die Verbindung zwischen den Hügeln des Parks und der Topographie der Stadt schafft. Die Süd-West-Lage sei Glück gewesen, sagt Ingels. Der Architekt entwarf eine Form, vorne zwei- und dreigeschossig, hinten höher, die nicht zufällig an Bauten wie The Mountain, VM Houses oder The 8 House in Kopenhagen oder entfernt an das mit dem Hochbaupreis ausgezeichnete VIA 57 West in New York erinnert. Bauherr Oscar Properties – auch Reinier de Graafs Türme Norra Tornen sind sein Invest – haben BIG genau aus diesem Grund beauftragt. Signature Architecture, eingekauft für Stockholm.

Insgesamt sieben Jahre dauerte die Entwicklung des 25.000 Quadratmeter großen Wohnkomplexes von den ersten Gesprächen bis zur voraussichtlichen Fertigstellung Ende dieses Jahres. Seit dem Frühjahr sind die 35 bis 137 Quadratmeter großen Wohnungen, davon viele zweigeschossig, bewohnt und der integrierte Kindergarten eröffnet. Im Hof setzen Gärtner gerade letzte Pflanzen in hölzerne Kübel. Holz, auch das eine bewusste Entscheidung. Auf dem Land seien alle schwedischen Häuser aus Holz, so Ingels. Er baut mit Zedernholz, das über die Jahre langsam ergraut. Bepflanzte Terrassen und begrünte Dächer mit 270 Grad Parkblick sollen diesen Eindruck noch verstärken. Ein Gebäude als Parkerweiterung.

Der Architekt entwarf für Stockholm eine Konstruktion aus schräg stehenden Würfeln – vorgefertigte Einheiten in standardisierten Größen –, die das massige Volumen optisch reduzieren soll. Kein riesiger Klotz, der alles erschlägt. Stattdessen nehmen die Seiten die Höhenlinien der Nachbargebäude auf. Im Nordosten, wo man dem Park am weitesten entfernt ist, wohnt man bis zu zehn Geschosse hoch, hat dadurch Park- und sogar Hafenblick. Einige hundert Meter nördlich legen die Schiffe nach Riga und Sankt Petersburg ab.

Die vorfabrizierten Würfel sind auch innen noch erkennbar, wenn Stahlträger und -stützen mal skulptural, mal irritierend in den Wohnräumen zu sehen sind, dabei Höhensprünge und Ecken formen. In der Regel aber messen die Räume 2,75 Meter Höhe, manche das Doppelte. Nur an einer Stelle hapert es: Die Balkontüren sind so gut gesichert, dass Ingels, beim Versuch auf den Balkon zu treten, fast an der Kindersicherung scheitert.

Fotos: Laurian Ghinitoiu


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Kommentare

14

pedro | 22.11.2018 08:29 Uhr

Da...

...gebe ich #alexander völlig recht:

Man sollte das Projekt nicht nur am Entwurf messen, sondern auch an der konstruktiven Durcharbeitung. Und die wirft tatsächlich die beschriebenen Fragen auf.

Am Ende jedoch wird den Verrottungsprozess des Holzes niemand mehr für die internationale Öffentlichkeit dokumentieren. Den Ärger haben die Nutzer.

13

alexander | 21.11.2018 22:58 Uhr

@a_C

ich rede hier nicht von luxusdetails, sondern einfach von konstruktiven, die auch im geschosswohnungsbau gut zu beherrschen wären.

bild 2: attika ohne blech und überstand sieht cool aus, aber nur in den ersten jahren.
bild 18: holzverschalung der fassade über dem balkon, mit vorstehender leiste: wie soll hier das wasser abtropfen?
biler 4 und 23: sockelbereich pflanzkübel...spritzwasser 30cm, oder fällt der regen in stockholm so sanft?
konstruktiver holzschutz pergola? stützen ohen abstand zum boden?
bild 19: die sonnenschutzlamellen, also massivholz in sparrendimension, sehen so lange gut aus, bie sie sich verzogen haben...und sie werden es leider tun.

ich habe anderswo schon einige holzbbauteile gesehen, die nach ein paar jahren nicht mehr zu gebrauchen waren, nur weil die planer zugunsten von scheinbar "schicken" und schlanken details einfache konstruktive regeln missachtet hatten!

PS: ja, stimmt, das gebäude ist nur da so hoch, wo es dem gebäude dahinter auch noch das letzte sonnenlicht abgreift.

12

D.teil | 21.11.2018 21:53 Uhr

Mannomann

Wie im Kindergarten geht das hier — wie üblich — zu.
Und immer kritisch bleiben. Zumindest jeder 2. Kommentar sieht da so. Warum das so ist? Mir fehlen die Worte. Das hier ist ——wenn man so will—— Halen von Atelier 5......knapp 60 Jahre später. Wir können froh um solche Projekte sein. Noch besser wäre es, sie stünden hier und dort in germany. Muss man aber auch erst mal entwerfen. Da ist ein 08/15 Riegel bedeutend einfacher.

11

a_C | 21.11.2018 15:13 Uhr

Sehr cooles Projekt!

Was würden sich deutsche Städte die Finger schlecken nach so einem Impuls im lokalen Wohnungsbau. Dabei ist das Gebäude ja nur ein Best Of der BIG-eigenen Projekte und keine genuine Neuerfindung.

Ja, es erscheint teuer, aber das Preisniveau in Skandinavien ist auch deutlich höher als bei uns, insofern relativiert sich das wieder ganz schnell.

Ja, die Fotos der Redakteurin sind nicht so gut wie die der Profis (welch Wunder), aber sie erweitern den Blickwinkel auf das Gebäude und sind daher nicht nur vertretbar, sondern sogar sinnvolle Ergänzung.

#8 möge uns doch erhellen, welche Details / Bauteile "so falsch konstruiert" sind, dass er es hier erwähnt. Wohlgemerkt unter dem Aspekt, dass wir hier Geschosswohnungsbau diskutieren und kein Luxus-EFH in Kampen...

In meinen Augen ist das Gebäude großartig, auch wenn es heraussticht und die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Ja, es ist verspielt und "laut", aber es ist auch "freundlich" und führt schwer zu vereinende Ziele - hohe Dichte, gute Grundrisse, neue Ansätze, verschiedene Wohnungstypen, gute Belichtungsverhältnisse, Gemeinsamkeit und Privatsphäre - in einem hochwertigen und komplexen Stück Architektur zusammen. Davor ziehe ich meinen Hut und darum beneide ich Stockholm.

PS: Das Gebäude ist nur in einem kleinen Bereich 10 Stockwerke hoch und wird bald deutlich niedriger. Nur mal so als positiver Betrachtungsansatz...

10

sieben | 21.11.2018 13:29 Uhr

Holzbau ?

Statt über die Qualität von Photos zu diskutieren, sollte man einmal die Baukonstruktion ansehen. Hier ist (wieder einmal) eine Konstruktion aus Beton und Stahl mit einem "Ökomantel" aus Holz versehen, um für den technisch Unkundigen im Trend der Zeit zu sein. Die "Holzjünger" sollten auch einmal bedenken, dass jeder gefällte Baum kein CO2 mehr in O2 umwandelt. Und wenn die Nutzungsdauer des Holzes, die oft kürzer ist als die Zeit, die das Nachwachsen braucht, dann zu Ende ist, wird das Holz oft verbrannt, und es entsteht wieder CO2. Unter diesen Gesichtspunkten ist die hier verwendete Holzverkleidung komplett abzulehnen.

9

michael | 20.11.2018 18:35 Uhr

fotos + projekt

finde ich gut mit den eigenen Fotos. Ein Mehrwert im Vergleich zu den immer gleichen Fotos, die auf den Konkurrenzseiten genauso zu sehen sind.
Aber beim nächsten Mal bitte deutlicher kennzeichnen oder in der Reihenfolge separieren.

Das Projekt ist klasse. Die Welt braucht mehr davon. Auch wenn es sich nicht jeder leisten kann, bevor die ganzen reichen dieser Welt sich in ihren Luxusvillen verbarrikadieren doch lieber sowas.

8

alexander | 20.11.2018 16:47 Uhr

@dethomas

neid? weshalb sollte "rechner" bei dem preis neidisch sein?

zur architektur: ich liebe holz, baue auch sehr gerne damit, finde vergrautes holz schön, doch nur in verbindung mit farbigkeit. wenn ich mir vorstelle, dass dieser kistenstapel irgendwann komplett ergraut ist, dann frage ich mich, ob das gebäude immer noch gefällt!
ja, die häuser auf dem land sind auch aus hölzern, doch eher farbig...
und wenn ich mir die details anschaue: es gibt genügend bauteile, die sind so falsch konstruiert, dass da auch kein zedernholz hilft.

zur topographie:
"Im Nordosten, wo man dem Park am weitesten entfernt ist, wohnt man bis zu zehn Geschosse hoch, hat dadurch Park- und sogar Hafenblick."
ja, sehr subtil eingefügt, wenn das gebäude dahinter ein 5-geschosser ist. wozu brauchen andere licht, wenn man doch selber so einen geilen park- und hafenblick hat? ist das guter städtebau? und was ist mit der belichtung der wohnungen auf der nordostseite? das sind vermutlich die günstigen wohnungen für nur 8.300€/m²...

ich persönlich verstehe den hype auf BIG nicht. das ist laute, "ich bin da"- architektur. und ja, es gibt sehr gute beispiele von kollegen, die zeigen, dass so etwas auch in subtilerer art und weise funktioniert.

cheers!

7

JH@LND | 20.11.2018 16:31 Uhr

Fotos

Ich muss die Redakteurin mit ihren Fotos gegen die Kritik hier in Schutz nehmen. Für mich als Leser ist es ein echter Mehrwert, zu sehen, wie ein Gebäude in seinem Kontext unverfälscht aussieht. Klar gibt es Profi-Fotografen, die Bauwerke im Auftrag ihrer Architekten perfekt ins Bild setzen, und das ist auch gut so. Aber nicht selten wird dabei der Ausschnitt so gewählt, dass alles Störende aus dem Umfeld ausgeblendet wird, die Farben entsättigt und am Ende noch Rauchmelder und Sprinkler per Photoshop entfernt. Das kann legitim sein, wenn es darum geht, ein Gebäude in idealisierter Form zu zeigen, etwa für Bildbände oder Ausstellungen. Aber hier im Baunetz geht es – mir zumindest – auch um den Informationswert. Ich will wissen, wie das Ding da steht – und nicht nur, was mir der Architekt davon per PR-Bild zeigen will. Da kann ich mit einem unscharfen Handybild schon leben.. (Und wenn es mich stört, kann ich ja weiterklicken.)

6

whataboutism | 20.11.2018 10:49 Uhr

naja

Wer sich 1,7 mio für eine 137 m² Wohnung leisten kann, gehört sicher zu der aktuell viel besprochenen "oberen Mittelschicht".
Das Argument, Wohnen in europäischen Großstädten kostet nunmal so viel, ist lächerlich.

Zum Projekt: Architektonisch sehr gelungen

5

dethomas | 19.11.2018 23:49 Uhr

B I G !

es muss wohl der eskalierende neid sein, der 'rechner-rudi-max-rubens' beim kommentieren begleitet.
ausführlich begründen werde ich dies nur auf wunsch! (und natürlich gegen bezahahlung)
hat einer von euch kritikern einmal die (leider sehr kleine dargestellten aber durchaus lesbaren) grundrisse studiert?
- 1,7 mio für 137 m2 zahlt man in europäischen hauptstädten auch für eine 0815 'bauträgermöchtegernluxuswohnung'.
- 'hässlich bitte abreißen' unbedingt erst nach vorlage einer rudi mentären-, alternativen werkplanung. ;)
- ach ja - bleiben noch die grausamen fotos!
bitte nur cine max oder rubens-artig.
platte bauten kommen von architekten, die sich projektentwicklern, investoren und der öffentlichen hand fügen . . . . .
alles andere kann durchaus auch mal 'BIG' sein!

genial - was big hier vorführt!

4

Ruben | 19.11.2018 18:35 Uhr

Fotos

Schließe mich dem Kommentar von Max an.
Liebe Baunetz-Redaktion:
Bitte keine Handy-Knipsereien von Redakteuren mehr in Ihren Berichten. Das kam in letzter Zeit häufiger vor.
Wozu gibt es Profifotografen und Architekten, die diese für eine angemessene Berichterstattung bezahlen?
Fotografen schreiben ja auch keine Artikel "nebenbei".
Danke!
Zum Projekt: Vielleicht sollten so zukünftig auch in D verdichtete Wohnprojekte aussehen... Dazu noch nachhaltig gebaut und begrünt ist, sieht auch noch ziemlich gut aus. Könnten sich deutsche Projektentwickler und Investoren bzw. die öffentliche Hand als Bauherr eine Scheibe von abschneiden. Hohe Dichte und trotzdem keine anonymen und hässlichen Plattenbauten.

3

max | 19.11.2018 17:13 Uhr

fotos

wenn es denn offensichtlich schon mehr als genug pressefotos von mehreren profi-fotografen gibt: dann muss man doch nicht noch als redakteurin seine eigenen eher stümperhaften amateurfotos so störend daruntermischen oder?
oder dann vielleicht das nächste mal einen wirklich ergänzenden blick in form von schnappschüssen bieten.
sonst lohnt sich doch die ganze fahrerei nach stockholm gar nicht...

2

Rudi | 19.11.2018 17:11 Uhr

@Rechner

verstehe nicht was daran teer sein soll. Die Preise in Deutschen Großstädten sind nicht besser.

zudem durch den überschätzten Architekten der Preis noch etwas steigen darf

Zum Projekt:

hässlich.

Bitte abreißen

Danke

1

Rechner | 19.11.2018 16:17 Uhr

Abseits von allem anderen:

Anhand der Zahlen die im Artikel und den Bildunterschriften genannt sind...

kleinster Preis / kleinste Wohnung =
€290.000/35m²= ca. 8300€/m²
höchster Preis/größte Wohnung=
€1.700.000/137m²= ca.12.500€/m²
Echt jetzt??

Holla die Waldfee, wohnen in Schweden ist anscheinend nicht günstig... oder hab ich da etwas falsch verstanden?

 
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Die besten Aspekte von Stadt und Land vereint in einem Gebäude, das war die Idee von Bjarke Ingels.

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Wohnen mit Blick in den Park kostet hier zwischen 290.000 und  1.700.000 Euro.

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Vorne niedrig, hinten höher. Das 25.000 Quadratmeter große Wohnhaus passt sich den Höhenlinien seiner Umgebung an.

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Holzfassade und begrünter Innenhof, bepflanzte Dächer und Terrassen – das Gebäude funktioniert wie eine Erweiterung des Gärdet-Parks.

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