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27.04.2021

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Experiment Infraleichtbeton

Wohnhaus in Pfaffenhofen von KPT


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Ein wenig unscheinbar kommt es daher, das kleine Wohnhaus mit Sichtbetonfassade und Giebeldach. Dabei soll das von KPT Architekten (Freising) geplante Projekt dazu beitragen, Infraleichtbeton zum allgemein anerkannten Baumaterial zu machen. Im Hinblick auf die Pariser Klimaziele bis 2030 stehen die Zeichen in der Betonindustrie auf Veränderung: Neben Gradientenbeton und Carbonbeton entwickelt sich auch Infraleichtbeton in eine vielversprechende Richtung. Für Büropartner Michael Thalmair war das Vorhaben nicht sein erster Umgang mit dem speziellen Beton. Bereits 2015 stellte er ein Einfamilienhaus in Aiterbach nahe Freising fertig, bei dem er den monolithischen Baustoff zum ersten Mal erprobte. Vorbildhafte Beispiele fand Thalmair in der Schweiz durch Projekte wie das Haus Meuli von Bearth & Deplazes als auch die Arbeiten des Architekten und Bauingenieurs Patrick Gartmann.
 
Für das Wohnhaus in Pfaffenhofen, das im Mai 2020 fertiggestellt wurde, holte er sich den Betontechnologen Björn Callsen an seine Seite, mit dem er bereits 2015 und in Zusammenarbeit mit Karl-Christian Thienel von der Universität der Bundeswehr München einen projektspezifischen Ortbeton kreiert hatte. Gemeinsam verfeinerten sie die Eigenschaften des in Pfaffenhofen eingesetzten Betons und erreichten eine Rohdichte von 570 kg/m³ und Wärmeleitfähigkeit von 0,126 W/(mK). Dies ermöglichte es den Planer*innen, die 50 Zentimeter dicken Keller- und Außenwände diffusionsoffen, nicht brennbar und ohne zusätzliche Wärmedämmung auszubilden.
 
Die so entstandene Betonästhetik prägt sowohl Innen- als auch Außenräume des in den Hang eingelassenen Baukörpers. Das aufgrund des Höhenversprungs gut belichtete Kellergeschoss setzten die Architekt*innen durch eine dunkle Holzlattung vom Rest der betonsichtigen Fassade ab. Getrennte Eingänge führen in die dort gelegene Einliegerwohnung sowie in eine darüber liegende, zweigeschossige Fünfzimmerwohnung. Weiterhin bietet ein Anbau mit Garage im Erdgeschoss Platz für eine zugehörige Terrasse. Für die Außenhülle des bündigen Giebeldachs – konventionell in Holz und Steinwolle ausgeführt – wählten KPT eine gefalzte Dachhaut.
 
Sollte dem Bauherrn der Neubau in den nächsten Jahrzehnten nicht mehr zusagen, so hat das Büro auch an die Demontage gedacht: Für die Gesteinskörnung des Infraleichtbetons nutzten die Planer*innen recyceltes, mineralisches Blähglas, das es ermöglicht, den Beton wieder in den Kreislauf zurückzuführen – natürlich nach Entnahme der Stahlbewehrung. Ein Manko des Baustoffs ist jedoch, dass seine Zulassung bis dato nur auf konkrete Bauvorhaben erfolgt. Ob sich Infraleichtbeton als klimaschonender Standard durchsetzen kann, bleibt also noch abzuwarten.

Text: Ida Rewicki
 
Fotos: Sebastion Schels


Zum Thema:

Mehr innovative Ansätze sowie einen Überblick über die Zukunft des Baustoffs Beton in der Baunetzwoche #575.


Kommentare

7

ausdemnorden | 01.05.2021 15:47 Uhr

An der falschen Schraube ...

... wurde hier gedreht.
Ein nicht uninteressantes Experiment und ein logisch wirkender Bau mit einigen Qualitäten.

Aber ist das die Lösung? Mit Infraleichtbeton kommen wir bei der Erreichung der Klimaziele nicht weit. Wie wollen wir zukünftig leben? Rationale Grundrisse für die Kernfamilie, Keller, Doppelgarage, Stehfalz, Wärmepumpe, Infraleichtbeton? - das kann nicht die Lösung sein.
Das Haus ist das gebaute Equivalent zum SUV mit Elektromotor...
Mit allem Respekt für ein sicherlich gut durchgearbeitetes, solides Projekt, wünsche ich mir jedenfalls mehr Mut und Erfindergeist.

6

tiffys | 29.04.2021 09:23 Uhr

photoshopworkshop

@3
zustimmung, die experimetierfreude ist zu würdigen, zweifelsohne.
jedoch bei der absicht und deren wirkung
durch das hier veröffentlichte:
u.a. bild 3 lässt neben der gestaltung auch technisch zweifeln...

5

Der Mann vom Dämmstoffhersteller | 28.04.2021 08:50 Uhr

-------------------------------------------

Und wann kommt das WDVS?
Wir sind hier schließlich in Deutschland.

4

auch ein | 28.04.2021 07:50 Uhr

architekt

etwas viel auf kleinem haus.

und das mit dem sockel aus brettern ist irgendwie schräg. oder ist das damit der empfindliche beton nicht dreckig wird? konstruktiv macht mans eher andersrum.

3

peter | 28.04.2021 00:25 Uhr

mut und konvention

ein sehr anständiges haus. mein lob für die forschungsarbeit und den mut zum infraleichtbeton! etwas mehr mut in der gestaltung hätte dem haus sicher auch gut getan, aber vielleicht ist die statik des materials schon ao ausgereizt, dass die möglichkeiten hinsichtlich fensteranordnung usw. begrenzt sind.

2

auch ein | 27.04.2021 18:14 Uhr

architekt

wow. Sehr schön!
Überzeugt mich auch!

1

genius loci | 27.04.2021 17:35 Uhr

Gratulation!

Zum Glück gibt es noch Menschen, die Möglichkeit erforschen.. und nicht nur planlos der Industrie hinterherlaufen! Bitte mehr davon.

 
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