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02.07.2021

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Zwischen die Scheunen gesetzt

Wohnhaus in Pähl von Christian Groß Architektur


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In der oberbayerischen 2500-Einwohner-Gemeinde Pähl, in der Nähe des Ammersee und der Alpen hat das junge Büro Christian Groß Architektur (Markt Rettenbach) ein Einfamilienhaus mit angegliederter Garage für eine junge Familie geplant. Dieses Haus steht nicht etwa am Ortsrand auf der grünen Wiese, sondern mittendrin – und damit exemplarisch für eine zukunftsfähige Entwicklung der ländlichen Räume. Im Sinne einer Landwirtschaft der kurzen Wege und nach dem Motto „Schlachtung mit Achtung“ werden die Viehbestände vieler privater Höfe kleiner. Parallel dazu steigen die Grundstückpreise und viele junge Familien haben kaum noch eine Chance, Bauland zu erwerben. In Pähl hat man daraus einen Gewinn für alle Beteiligten gezogen: Die Gemeinde wollte nachverdichten und hat einen Teil des landwirtschaftlichen Grundstücks im Zuge eines B-Plans in Bauland umgewidmet. Die Familie wollte im Ort wohnen bleiben und konnte sich so ein Haus auf dem elterlichen Grundstück bauen.

Es bietet 175 Quadratmeter Nutzfläche und steht in zweiter Reihe zur Hauptstraße des Ortes. Hier haben die Scheunen ein flach geneigtes Satteldach und vertikale Holzlattung. Diesem Bild folgt auch die Erscheinung, die laut Christian Groß kein formales Aufsehen machen will und es dennoch durch seine Einfachheit tut: Eine Schalung aus vertikaler, dunkel gehaltener Fichte bestimmt die Fassade der massiven Holzkonstruktion. Zwei kleine, horizontale Vorsprünge gliedern und markieren die Geschossigkeit. Die Fenster rahmen die dörfliche Umgebung, Schiebeelemente im Erdgeschoss öffnen den Innen- zum Außenraum und führen auf die Terrasse.

Der Grundriss folgt dem aktuell angesagten Lebensgefühl junger Familien, aber auch der Lage im Ort: Die Raumfolge im Ergeschoss formiert sich weitgehend wandfrei um den Treppenkern. Auf den Eingang im Norden folgen die Garderobe, ein großzügiger Koch- und Essbereich und schließlich ein Büroarbeitsplatz. Der Wohnbereich mit Loggia liegt im ersten Obergeschoss, nicht zuletzt, um auf einem bewirtschafteten Hof mit vielen Leuten mehr Privatspähre zu haben. Dort befindet sich auch das Elternschlafzimmer mit Ankleide und Badezimmer. Im zweiten Obergeschoss, unter dem Dach, sind zwei weitere Schlafzimmer nach Süden bzw. Norden orientiert.

Die Holzaußenwände bleiben innen unverkleidet. Der raue Charakter wird durch die flügelgeglättete Bodenplatte im Erdgeschoss und die Innenwände in Ortbeton verstärkt. Fichte wirkt nicht nur an der Fassade, sondern liegt auch auf dem Boden in den Obergeschossen. Küche und Einbaumöbel sind ebenfalls aus Fichte und haben teilweise eine dunkle Linoliumoberfläche. Einen Keller hat man sich gespart. Die Baukosten werden mit 540.000 Euro angegeben. (fm)

Fotos: Sebastian Schels



Kommentare

7

peter | 06.07.2021 14:16 Uhr

top!

klasse haus - die braune 70er-jahre-mäßige lasur an der fassade hätte man auch weglassen können, dann wäre der natur die chemie erspart geblieben und das gebäude hätte sich in ein paar jahren noch selbstverständlicher in den kontext eingefügt.

6

realcriticism | 05.07.2021 12:29 Uhr

gelungen!

Thomas Müller gefällts!

5

alumnus TUBS | 05.07.2021 12:13 Uhr

Selten

ein EFH hier im Baunetz gesehen, das mich mehr überzeugt hat! Unprätentiös, Genius Loci, Grundrisse..... das Ding ist einfach gut und der Entwurf in sich sehr stimmig.

4

aja | 03.07.2021 08:49 Uhr

fein!

bild 11 erklärt alles.
sensible einfügung und baukörperausbildung.
spannende innenräume - klare grundrisse.
materialwahl innen wie außen angemessen und sehr fein umgesetzt.
gerade die kombination zwischen holz und beton macht den innenräumliche reiz aus und ist sicherlich hoch anspruchsvoll.
gratulation an den kollegen!

3

Karl | 02.07.2021 20:53 Uhr

Warum kein Beton ?

Mit Holzbau hätte es keine so selbstverständlichen Höhenbezüge zum Gelände gegeben. Holzbau muss raus aus dem Wasser und erzeugt immer Stufen ins Haus.
Beton macht Sinn. Schönes Haus ! Hut ab !

2

schlawuki | 02.07.2021 16:45 Uhr

schön

sehr schönes thema.
nachverdichtung im ländlichen kontext, statt immer neuer b-pläne auf der grünen wiese.
auch angenehm bescheiden umgesetzt.

1

Woody Ro. | 02.07.2021 16:22 Uhr

Beton

Und warum Beton? Wäre Konstruieren in Holz zu anspruchsvoll für den Architekten gewesen?

 
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