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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Wohnhaus_in_Nuembrecht_von_Aretz_Duerr_Architektur_7314088.html

08.07.2020

Wellblech auf der Wiese

Wohnhaus in Nümbrecht von Aretz Dürr Architektur


Im oberbergischen Nümbrecht hat das junge Kölner Büro Aretz Dürr Architektur ein reduziertes Einfamilienhaus realisiert, das über seine vollständig verglasten Seitenwände die Landschaft in den Wohnraum einbezieht. Entwurfsaufgabe war es, ein kostengünstiges und zugleich nachhaltiges Gebäude zu errichten. Durch einen großzügigen Dachüberstand sollte es zudem Außenräume für die verregneten Sommertage im Bergischen Land vorhalten.

Auf das 2019 von Sven Aretz und Jakob Dürr gegründete Büro aufmerksam geworden waren die Bauherren über dessen Erstlingswerk auf dem Nachbargrundstück, das 2013 fertiggestellte Haus F1. Bauen wollte die vierköpfige Familie schon länger, was fehlte waren Architekten und Grundstück. Wie es auf dem Land oft ist, die Dinge sprechen sich herum, und so waren die Urheber von Haus F1 schnell gefunden und wussten obendrein auch, dass das Nachbargrundstück zu veräußern ist.
 
Im Gegensatz zu Haus F1 wächst das 190 Quadratmeter Wohnfläche bietende Haus D6 rechtwinklig aus dem abfallenden Gelände heraus. Ein für die hügelige Gegend typischer Sockel – hier aus Stahlbeton – hebt die Wohnräume über das Hanggelände. Die Kubatur orientiert sich am klassischen Langhaus, dementsprechend nehmen die Haupträume im Erdgeschoss hintereinander aufgereiht die gesamte Gebäudebreite ein. Im Süden, zur Giebelseite und Aussicht hin, ist der vollverglaste Wohnbereich angeordnet, gen Norden finden sich ebenerdig Garage und Abstellräume. Privatere Schlaf- und Rückzugsräume sind dagegen unterm Dach untergebracht.
 
Die Auskragung des Giebeldaches ist entsprechend den Sonnenständen in Sommer und Winter ausgerichtet. So schützt der Schattenwurf den verglasten Wohnraum und die ihm an den Schmalseiten vorgelagerten geländerlosen Veranden im Sommer vor Überhitzung. Im Winter hilft die flachere Sonneneinstrahlung den Wohnraum aufzuwärmen, der dunkle Zementestrich am Fußboden wirkt dabei als aktiver Nachtspeicher. Die hinterlüftete Dachhaut aus gewelltem Metall begünstigt den sommerlichen Wärmeschutz, da sie durch ihre geringe Masse die Hitze nicht so lang speichert wie ein dick gedämmtes Pendant. Zusammen mit großformatigen Dachfenstern kühlt sie über Nacht effektiv aus.
 
Die materialsparende Konstruktion in Stahl- und Holzskelettbauweise ist durchgehend reversibel ausgeführt. Die stählernen Pendelstützen stehen entlang der Traufe in einem Abstand von 5,40 Metern. Die Hauptträger sind mit den Stützen verschraubt und dienen der Aufnahme schlank dimensionierter Holzbalkendecken. Der geglättete Estrich im Erdgeschoss wurde lediglich imprägniert. Wie alle anderen Bauelemente im Haus ist er Teil einer natürlichen Farbpalette, die sich an den Tönen unbehandelter Materialien orientiert. Das silbrige Wellblechdach spiegelt die Landschaft und den Himmel in allen Lichtstimmungen wieder. Kein Wunder, dass das Projekt auf der Shortlist des DAM Preis 2021 gelandet ist. (tl)

Fotos: Luca Claussen Fotografie


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