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01.11.2012

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Bewohnte Wände

Wohnhaus in London von Alison Brooks erweitert


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Der Stadtteil Islington liegt nördlich des Londoner Zentrums und ist von einem der ärmsten Viertel zu einem beliebten Wohngebiet der wohlhabenderen Mittelschicht geworden. Zu der dürfte auch der Bauherr gehören, der nun seine viktorianische Doppelhaushälfte durch Alison Brook Architects, ebenfalls aus London, erweitern liess.

Die Erweiterung besteht aus zwei angeschrägten Volumen, die sich wie Objektive aus der Ziegelfassade des Altbaus stülpen. „Lens House“ nennen die Architekten das Gebäude also durchaus treffend. Das eine Volumen wickelt sich um die seitliche Fassade bis zur Rückseite des bestehenden Gebäudes – es wird als Arbeitsraum genutzt. Das andere erstreckt sich in den Garten und erweitert den Wohnbereich.

Beide Baukörper verstehen die Architekten als Serie von Öffnungen; gerahmt und verbunden sind sie durch trapezförmige Platten aus anthrazitfarbenem Corian. Es sind keine Fenster im klassischen Sinn in die Fassade gebrochen, sondern aus offenen und geschlossenen Flächen zusammengesetzte, gefaltete Kuben „ohne Masse und Gewicht“ entstanden. Am Verbindungspunkt des seitlichen und hinteren treffen sieben Flächen aufeinander.

Zur Straße haben die Architekten den Boden ausgehoben. Dieser abgesenkte Hof bildet den offiziellen Zugang und verbindet den Arbeitsplatz mit dem Wohnhaus.
Der hintere Pavillon mit Dachterrasse sitzt ebenerdig im Garten und wird wie das Büro durch Oberlichter erhellt. Ein großes Fenster rahmt den Blick auf einen alten Walnussbaum. Eine neue Glasschiebewand verbindet den Essraum mit dem kleinen Garten. Außerdem liegt hier versteckt ein zweiter Zugang zum Bürohäuschen.

Die Geometrie der äußeren Erscheinung setzt sich im Inneren fort, wo die Architekten wieder mit gefalteten Oberflächen gearbeitet haben, so um den Kamin und die offene Küche. „Bewohnte Wände“ nennen sie das. Dort, wo der ursprüngliche Wohnraum lag, haben sie die Decke geöffnet und eine Halle mit doppelter Raumhöhe geschaffen, die nun die alten und neuen Räume und Etagen auch optisch miteinander verbindet.


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Kommentare

5

Reader | 02.11.2012 16:26 Uhr

Poesie

Der Fairness halber sollte man vielleicht die Architektin selbst zitieren. Auf ihrer eigenen Website findet sich nämlich eine sehr viel "sachlichere" Beschreibung.

Das Architects Journal erläutert den Entwurf so:

"The eight-sided trapezoidal form of the side extension keeps a low profile from the street, rests lightly on the ground with undercut walls to avoid the tree roots, and funnels light into the workspace. A continuation of the extension’s planar geometry, the first floor bay window focuses directly on the walnut tree. Where the side and rear bay window extensions merge, seven surfaces come together at one point. Each trapezoidal plane of the scheme is either fully glazed or fully solid – there are no ‘punched windows’. Both roof and wall planes are one material. This approach creates an architecture without mass and weight, it is more like the folded surfaces of origami."

Der Begriff "inhabited walls" stammt offensichtlich ebenfalls nicht von der Architektin, sondern aus dem Artikel in der "archello".

Was soll also die alberne Schelte der angeblichen "Architekten"-Poesie. die doch hier eindeutig von den Journalisten kommt.

Hätte für auch einen Architekten nicht viel gebraucht, um das herauszufinden.

4

epmap | 02.11.2012 15:40 Uhr

Haus-Pocken

wer an ein klassisches Haus anbauen will, der hat es wirklich schwer und muss schon wissen, was sein Thema sein soll. Dieser Anbau wirkt bemüht von Aussen und von Innen angestrengt.
Es schadet nicht, vorher immer wieder zu üben.

3

scholli | 02.11.2012 13:58 Uhr

@ 1 und 2

Komisch..für mich ergibt der Satz absolut Sinn.
Was ist daran - zumal als erklärtermaßen "auch ein" Architekt - so schwer zu verstehen?:
Das Fenster wird nicht "klassisch" als aus der Fläche (Wand) geschlagene und formal oder pragmatisch plazierte Öffnung gesehen, sondern ergibt sich quasi von selbst als "fest umrandetes Nichts" durch die Faltung der Wandflächen...
Wer es als "auch ein" Architekt für nötig hält, über eine Entwurfsmethodik oder -idee beschreibende Formulierungen von Kollegen zu spötteln und sich dann nicht einmal zu schade ist, zuzugeben, dass er diese (möglicherweise sogar simplen) Ideen garnicht versteht oder verstehen will, der hat wahrscheinlich schon während der gesamten Studienzeit in den Entwurfsseminaren (und in den Fächern Architekturtheorie oder Baugeschichte) nicht zugehört.
Ästhetische Freude an der Architektur entsteht nämlich durchaus auch durch die verbale Vermittlung und Erklärung. (Mal abgesehen, dass diese "Architektenpoesie" ja - z.B. bei Wettbewerben - geforderter Teil der Leistung ist.) Für meine Lehrer war die rhetorische Darstellung des Entwurfs immer ein wichtiger Schlüssel zur konstruktiven Kritik - ließ sich doch daran leicht feststellen, ob das, was der Entwerfer zu Ausdruck bringen wollte, auch letztlich beim Rezipienten so ankommt. Schließlich entsteht gute Architektur nicht nur durch das Finden einer irgendwie "guten" Form, sondern eben gerade durch das gelungene Umsetzen von konsequenten, erläuterbaren (überprüfbaren) Absichten und Ideen. Man mag die eine oder andere Formulierung von mir aus in der eigenen Dünkelhaftigkeit als überkandidelt empfinden. Um sich als Entwerfer aber auch mal die eigenen Absichten und Methoden zu verdeutlichen und deren Schlüssigkeit oder Sinnhaftigkeit kritisch zu hinterfragen, ist es dennoch durchaus hilfreich, diese in Worte fassen zu können. (Zum Reden und Nachdenken über Architektur braucht es nun mal eine Syntax, die Zeichnungen und Modelle nicht haben.) Kann man das nämlich nicht, ist das Ergebnis oft irgendwie "auch nur" formalistischer Quark.

2

schuster | 01.11.2012 20:16 Uhr

bestätige auch ein architekt

die architekten-poesie treibt immer absonderlichere blüten, es lohnte sich vielleicht die mühe, ins verlagsfach zu wechseln und die gesammelten erläuterungen der kollegen zu ihren werken als prachtband herauszubringen. titel: die tanzenden krücken, nützlicher marketing-ratgeber für formgestaltung, die gar nicht weiter erläutert werden müsste aber - wo es doch jeder tut...

1

auch ein | 01.11.2012 16:38 Uhr

architekt

"Es sind keine Fenster im klassischen Sinn in die Fassade gebrochen, sondern aus offenen und geschlossenen Flächen zusammengesetzte, gefaltete Kuben „ohne Masse und Gewicht“ entstanden"

mein lieber scholli was für eine worthülse....


und was bitte sind "bewohnte wände" ? nur weil da einige regale eingelassen sind ?

 
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