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24.08.2021

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Von Erde umhüllt

Wohnhaus in Japan von Kiyoaki Takeda Architects


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Die Frage, wie ein harmonischeres Zusammenleben zwischen Menschen, Tieren und Pflanzenwelt aussehen könnte, wird angesichts von Artensterben und Klimawandel immer dringlicher. Erst vor Kurzem stand sie im Mittelpunkt der von ARCH+ und silent green in Berlin ausgerichteten Ausstellung „Cohabitation“, und auch im Baunetz-Newsletter und der Baunetzwoche tauchte das Thema eines explizit tier- und pflanzenfreundlichen Bauens schon des Öfteren auf. Das in Tokio anässige Büro Kiyoaki Takeda Architects hat sich bei der Planung eines Einfamilienhauses in Tsuruoka ebenfalls ausgiebig damit auseinandergesetzt und eine „Architektur für die Umwelt“ entworfen, die sowohl Menschen als auch „anderen Lebensformen“ ein gutes Zuhause sein soll, wie Bürogründer Takeda in einem philosophischen Essay zu dem Projekt schreibt.

Das Tsuruoka House steht in der gleichnamigen Stadt an der Westküste der japanischen Hauptinsel Honshu in unmittelbarer Nähe eines Flussufers. Anstatt wie gemeinhin üblich das Grundstück in Haus und Garten zu unterteilen und damit Natur und Architektur sozusagen nebeneinanderzustellen, entschieden sich die Architekt*innen für eine ineinandergreifende Stapelung auf zwei Ebenen. Der Bau mit 206,72 Quadratmetern Bruttogrundfläche besteht zunächst aus einer Stahlträgerkonstruktion. Auf dieser sitzt in beiden Geschossen ein in unterschiedlich große Tonnen ausformuliertes Gewölbe aus Beton, das Raumhöhen zwischen 2 und 3,5 Metern ermöglicht.

Die beiden Gewölbe wurden nach oben hin jeweils mit einer dicken Schicht Erde aufgefüllt, so dass Flachdächer entstanden, die nun Raum für eine umlaufende begrünte Terrasse im ersten und einen Garten mit Open-Air-Küche im zweiten Geschoss bieten. Drei mit Stahl umhüllte dreieckige Kerne, die das Haus vertikal durchschneiden, wurden ebenfalls mit Erde gefüllt und sollen dazu dienen, das Regenwasser auf natürliche Weise vom Dach in den Boden abzuleiten. Um dabei auch mit Starkregen fertig zu werden, setzten Kiyoaki Takeda Architects zusätzliche Maßnahmen wie Überlaufrohre und eine Befüllung mit Kompostschichten unterschiedlicher Dichte und Drainage um.

Auf diese Weise entstanden im Inneren des Hauses höhlenartige Räume mit industriell anmutendem Charme, die durch wandfüllende Verglasungen großzügig zu allen Seiten des Hauses geöffnet wurden. Mit dem zunehmenden Pflanzenbewuchs, der auf allen Ebenen intendiert ist, werden sie nach und nach von einer grünen Wand umgeben sein. Durch die tatsächlich unterirdische Anlage der Innenräume mit der dicken Erdschicht on top sollen diese im Sommer angenehm kühl bleiben, für den Winter wurde eine Bodenheizung installiert. Damit auch die Bereiche mit tiefen Decken einladend wohnlich gestaltet werden können, wurden sie mit Ösen und Drähten versehen, um das Anbringen von Hängematten, Vorhängen oder Pflanzgefäßen zu ermöglichen. (da)

Fotos: Masaki Hamada


Kommentare

4

genius loci | 30.08.2021 17:38 Uhr

Beeindruckend!

Wenns mir auch etwas zu ,düster' drin wäre. Aber ein sehr schöner Weg zu zeigen, wie ein ,Einfamilienhaus' noch aussehen könnte! Weiter so..

3

junge Architekt*innen | 27.08.2021 10:41 Uhr

Toll

Einfach nur Toll! Ich würde gern gleich einziehen. Ich bin begeistert von diesem Konzept, einfach aber wirkungsvoll und gut umgesetzt. Bitte mehr von diesen Projekten!

2

Sebastian Illichmann | 25.08.2021 14:18 Uhr

Herrlich

Da scrolle ich durch die üblichen glatten slicken immergleichen Projekte und denke darüber nach, dass es an der Zeit ist Architektur mal auch ganz anders zu denken, und dann dieses Projekt! es ist so faszinierend. Ich bin hin und weg. Danke Takeda Architects für dieses inspirierende Haus. Wunderbar!

1

.,- | 25.08.2021 09:05 Uhr

Architektur

Wahnsinn ....
bin verliebt!

 
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Die Architektur des „Tsuruoka House“ von Kiyoaki Takeda Architects will die harmonische Koexistenz von Mensch und Natur befördern.

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Haus und Garten sind auf zwei Geschossen miteinander verflochten.

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Durch die Tonnengewölbe entsteht im Inneren eine höhlenartige Anmutung.

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Vor den großen Verglasungen soll eine grüne Wand heranwachsen.

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