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23.06.2021

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Leben im Widerspruch

Wohnhaus im Norden Portugals von Tiago Sousa


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Ein Haus, das widersprüchliche Gefühle auslöst: Der junge portugiesische Architekt Tiago Sousa (Ponte do Lima) wünschte sich genau dies für sein jüngstes Projekt im kleinen nordportugiesischen Örtchen Romarigães. Jede Sanierung erzeuge schließlich einen Konflikt zwischen Erinnerungen an vergangene Ereignisse und den Ansprüchen des heutigen Lebens. In diesem Konflikt entscheidet sich Sousa für eine klare Haltung.

Das Grundstück liegt prominent an einer kleinen Durchfahrtsstraße. Hier berührt jegliche fundamentale Veränderung auch immer Fragen des Ortsbildes. Sousa entschied sich für den Erhalt und die Sanierung der bestehenden Außenmauern, und somit bleibt zumindest hinsichtlich der Fassade ein gewisses Maß an historischer Kontinuität erhalten: Das Wohnhaus mit einer Nutzfläche von rund 150 Quadratmetern findet vollständig Platz hinter den Mauern einer alten Ruine.

Das eigentliche Wohnhaus ist jedoch als Neubau ausgeführt – was durch die roten Klinker hinter den groben Feldsteinen auch deutlich markiert wird. Das obere Geschoss wächst außerdem kantig über die Dachlinie des ursprünglichen Volumens hinaus. Dadurch entstehen an den Ecken des Gebäudes kleine Freisitze. Aber auch im Erdgeschoss ist die Intervention dank einer Betonterrasse mit weit auskragender Überdachung deutlich erkennbar. Räumlich lässt diese Lösung fast an die Laderampe eines Gewerbebaus denken.

Im Vergleich zum radikalen Äußeren fallen die Innenräume etwas konventioneller aus. Vom alten Mauerwerk ist hier nichts zu sehen, stattdessen wirkt alles glatt und neu. Dunkle Holzoberflächen sowie einige Betonakzente sorgen aber zumindest für formale Reibung. Im Erdgeschoss befinden sich Küche, Essbereich und ein kleiner Lagerraum, im Obergeschoss zwei Schlafzimmer. Verbunden werden die beiden Ebenen über eine prominent platzierte Treppe, die über ein schmales historisches Balkonfenster belichtet wird. (sb)

Fotos: Ivo Tavares Studio


Kommentare

4

STPH | 24.06.2021 08:41 Uhr

Entkernt

Eigentlich bleibts bei dem alten Wandgeviert, in der Kurve einasphaltiert. Innen wie außen. Nur die Treppe dreht sich darin.
Die Ziegel packen nur das Geviert so hart von innen wie die Straße von außen. Aber die phantastische alte Mauerkultur behauptet sich, die schon die Flächigkeit vorgibt, als Gleichgewicht zwischen Körper und Raum.

3

zoio | 24.06.2021 08:12 Uhr

...

ich finde das gebäude in den proportionen und der materialität wunderbar. im innenraum so wie von außen.

@christian richter ich denke, dass grade der gewählte stein des neubaus, der ohne große oberflächenqualität daherkommt, das ganze unterstreicht. ein stein der noch mehr unruhe reinbringt wäre doch vollkommen falsch gewesen. so unterstreicht er den ansatz des widerspruches doch wunderbar.

schönes haus!

2

dethomas | 23.06.2021 20:04 Uhr

oberflächenqualität

die qualitätslosen oberflächen von klinker, kann man im gesammten nördlichen europa beguthachten.
. . . . .
diese lösung in portugal erscheint mir hoch atraktiv.
so klein und auf den punkt perfekt!
chapeau!

1

Christian Richter | 23.06.2021 16:39 Uhr

ein wenig mehr Mut!

Ein wenig Angst vor der eigenen Courage muss der Architekt bekommen haben, als er nach Erhalt der Mauern dann doch unbedingt einen stark kontrastierenden Stein für den Neubau wählte (der auch keine besonderen Oberflächenqualitäten besitzt). So bleiben es doch zwei getrennte Häuser, eigentlich sogar drei, wenn man das etwas konservative Interieur mitzählt. Wie man aus diesem reizvollen Entwurfsansatz und etwas mehr Mut und gestalterischen Souveränität ein Meisterwerk schafft, haben vor einiger Zeit Witherford Watson Mann mit ihrem Projekt Astley Castle gezeigt.

 
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