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03.06.2022

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Große Geste in Corten

Wohnhaus bei Tübingen von Metaraum Architekten - Wallie Heinisch


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Felldorf gehört zur Gemeinde Starzach im baden-württembergischen Landkreis Tübingen und zählt gerade einmal etwas über 750 Einwohner*innen. Inmitten der sanften Hügellandschaft, die sich zwischen Schwäbischer Alb und Schwarzwald erstreckt, markiert seit kurzem ein auffälliges Wohnhaus den Eingang zum Ort. Entworfen wurde der markante Bau vom Büro Metaraum Architekten – Wallie Heinisch (Stuttgart).

Das Haus setzt sich im Wesentlichen aus zwei gestalterischen Elementen zusammen: einem zweigeschossigen Kubus aus Metall und Glas, dem straßenseitig eine gestisch ausladene Fassadenschicht aus Cortenstahl vorgesetzt wurde. Dabei wird die Form eines Satteldachs angedeutet, aber nicht zu Ende geführt. Die Kubatur knüpfe an traditionelle, ländliche Bauweisen an; der Cortenstahl greife zudem die Beschaffenheit der benachbarten, verwitterten Holzscheune auf – schreiben Metaraum.

Hauseingang und Garage sind über einen kleinen, offenen Vorhof erreichbar, der straßenseitig in das Gelände eingeschnitten wurde. Von hier gelangt man über eine Diele hinauf in die Wohnräume, die eine Gesamtfläche von 243 Quadratmetern umfassen. Wohn- und Arbeitsbereiche befinden sich im unteren, Schlaf- und Fitnessräume mit Bad und Sauna im oberen Stockwerk. Das Raumkonzept wurde flexibel angelegt, so dass die Bereiche teilweise miteinander verbunden, aber auch durch Schiebetüren und Faltwände voneinander getrennt werden können.

Interessant ist die zweigeschossige Raumfuge zwischen Cortenstahlfassade und Kubus. Diese Raumschicht dient sowohl als Pufferraum in Richtung Straße als auch als Verteilerzone. Horizontale Lärchenholzlamellen bilden die innere Haut der Cortenstahlfassade. Die Lamellen schirmen die Sonne ab, bleiben aber trotzdem lichtdurchlässig. Die gesamte Dachfläche des Kubus wird von einer Terrasse eingenommen, die mit Robinienholzdielen belegt wurde und laut Architekt*innen Assoziationen an ein Schiffsdeck wecken soll.

Der Bauherr in die Bauherrin sind als Tragwerksplaner und im Bereich der erneuerbaren Energien tätig. Zum Konzept ihres Wohnhauses gehören unter anderem Erdwärmenutzung, erdgekoppelte Wärmepumpenanlage, Photovoltaik und der bewusste Verzicht auf eine Lüftungsanlage. (dsm)

Fotos: Zooey Braun


Kommentare

12

Christian Richter | 09.06.2022 17:05 Uhr

Warum ist es ein Aufreger?

Ein größeres Einfamilienhaus für 2 Personen, das ist gerade im ländlichen Raum nichts, was groß aufregen sollte. Das tut es aber doch, wenn man die Kommentare liest - woran liegt das?

Der ökologische Anstrich kann bei dieser Wohnform immer nur genau das sein - eine hilfloses Mäntelchen, aber nicht wirklich ernst gemeint. Dafür ist der Flächen- und Materialverbrauch, die Abhängigkeit von der Doppelgarage eben doch zu groß. Aber das ist nun mal beim freistehenden Haus so, wird hier vielleicht etwas ungeschickt betont ("keine Lüftungsanlage" - wieso auch, wenn auf riesiger Fläche praktisch niemand wohnt). Aber das dürfte doch niemand wundern.

Es ist dann doch eine Frage der Architektur, vielmehr des fehlendes Instinktes für die Angemessenheit. Und zwar nicht der Größe, sondern in der Gestaltung und in deren Präsentation durch Architekten und Eigentümer. Die zu zitathaft gefaltete Dachimitation schafft keinen Bezug zu regionalen Bauformen, sondern entleert und veralbert eher die Bautradition. Man schottet sich ab, Fenster und selbst eine Eingangstür zur Straße hat man sich gespart (es ist die Westseite, an der Himmelsrichtung liegt es nicht). Nicht einmal den eigenen Garten betritt man gerne, sondern "lounged" auf der Dachterrasse, oder - sogar abgehoben vom eigenen Haus - im Schwebesessel. Diese Art der Möblierung mit allen Versatzstücken eines vermögenden Paares ohne Kinder erschwert die Identifikation mit diesem zwar sorgfältig detaillierten, aber insgesamt sorglos gestalteten Objekt.

11

Wo ist Tiffy? | 08.06.2022 15:46 Uhr

Geschmackssache...

Schätze, den Bauherrn und Architekten hat es gefallen, das Dorf kann es strukturell vertragen und die Mischung aus gelochtem Cortenstahl und Holzleisten würde auch schon mal gnädiger kommentiert.
Nicht schön finde ich es (um mal auf die stilistische Ebene zu kommen), über die Lebens- und Vermögensumstände der Bauherrn verächtlich und abwertend zu spekulieren.
Das stört mich mehr als das Häuschen am Dorfrand.

10

Baukultur? No. | 07.06.2022 19:00 Uhr

Ein Haus ohne Maß und Proportion

Ein schönes Haus ist ein Glücksfall, ein irgendwie zusammengeschustertes die Normalität. Hier handelt es sich um einen Unglücksfall - innen wie außen. Gewiss, auch das will entworfen, konstruiert und mit den Bauherren abgestimmt werden. Aber so viel an Ungereimtheiten, Widersinn und Feindseligkeit der Umwelt und der Landschaft gegenüber, das ist schon ein starkes Stück: Schießscharten zur Straße, ein Schlupfloch im Untergeschoss als Empfang, die gereckte Faust zur Landschaft, Campingatmosphäre auf der Dachterrasse -- und das Ganze für viel Geld; da bleibt einem die Spucke weg ....

9

peter | 06.06.2022 13:01 Uhr

von vorne bis hinten...

...zum fremdschämen.

8

pedro | 06.06.2022 12:08 Uhr

"Unser Dorf soll schöner werden"

Die Gemeinden sind selbst Schuld, wenn sie solche städtebaulichen Bankrotterklärunen ermöglichen.
Kein Beitrag für die Dorfgemeinschaft, statt dessen festungsartige Feindseligkeit zur öffentlichen Seite.
Eine ungute Entwicklung...

7

Julia Carstens | 05.06.2022 11:20 Uhr

Schmerz, wann lässt du nach?

Erst versteinert vor Staunen, dann aufkommender Unglaube und die Frage, wann so etwas eigentlich nicht mehr möglich sein wird - und am Ende nur Mitleid für ein 750-Seelendorf, das mit dieser zu Stahl gewordenen Haltung Zugereister leben muss. Wie muss sich das anfühlen? Denn das Haus soll ja vor allem vor dem Dorf abschirmen. Oder habe ich die Innenstadtautobahn oder die Flughafenstartbahn übersehen? Dann kännte man zumindest über die äußere Form reden.

6

Heilixblechle | 04.06.2022 22:12 Uhr

Wow

Es ist schon ein Kleinod. Ein Rokoko- Schlößchen der Neuzeit.
Es wird für die kommenden Generationen einfach funktionslos und nicht mehr nutzbar sein.
Ohne Kinderzimmer ein Sinnbild einer nihilistischen und todessehnsüchtigen Zeit.
Die Bauherren sind sicher geboostert und auch sonst sehr sicher, dass die Wärmepumpe der Stein der Weisen ist.

5

Gabriel | 04.06.2022 19:30 Uhr

Ohne Worte

Da fehlen einem tatsächlich die Worte...
Wie weit kann Architektur, wenn Geld und ein groß geratener Hang zur Selbstdarstellung da sind, aus der Zeit fallen?
Sensationell allerdings: ein Einfamilienhaus ohne Lüftungsanlage, und das auch noch als bewusster Verzicht! Das war selbst dem Baunetz viele Worte wert.

4

50667 | 03.06.2022 18:05 Uhr

Hoppla....


.....jetzt kommen wir !!!

...spätestens nachdem einem bei Bild 28 der Kitt aus der Brille gefallen ist, klärt sich aber alles auf.... die beiden Hauptprotagonist*innen sind sich einfach selbst genug...

3

Mainzer | 03.06.2022 16:40 Uhr

Der Ortseingang

... wurde hier leider am Beginn des offenen Landschaftsraums überbetont:

Schade, denn das Haus hat schöne Details im Inneren und wagt den Verzicht auf Lüftungstechnik.

Bedauerlicherweise wirkt es im gerade im gestaltprägenden Bereich der Dachlandschaft unruhig bzw. gar unfertigt. Mal sehn, wie die Nachbargrundstücke damit fortan baulich umgehen ...

2

Steffen | 03.06.2022 16:40 Uhr

Schön:

Die blauen Blumen auf Bild 30.

1

Jenatsch | 03.06.2022 15:58 Uhr

Au backe!

Wo soll man da anfangen? Was veranlasst zu der großen Geste, war rechtfertigt sie? Soll der piefige Zugang über den Tiefhof die große Geste noch größer machen? Wie sinnvoll ist die Assoziation eines Schiffsdecks in dieser Gegend? Kann die Wärmepumpe die Flächenverschwendung kompensieren? Ist der "bewusste Verzicht auf eine Lüftungsanlage" verdienstvoll und erwähnenswert?

 
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