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17.02.2021

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Mein modernes Drittel

Wohnhaus-Anbau in Valencia von Teresa Carrau Carbonell und Alberto Burgos


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Was heute der Stadtteil Cabanyal von Valencia ist, war bis zum Ende des 19. Jahrhunderts ein eigenständiges Fischerdorf. Erst als die Stadt sich langsam bis zur Küste ausdehnte, wurde Cabanyal eingemeindet. Erhalten hat sich seine eigenwillige Struktur aus langen, breiten Straßen, die in Nord-Süd-Richtung parallel zum Meer liegen, und sehr schmalen, länglichen Parzellen für die zwei- bis dreigeschossigen Häuser. In Ost-West-Richtung führen meist nur Fußwege quer durch das Raster, die Gebäude sind schlicht, aber bunt und tragen oft farbig gekachelte Fassaden. So auch das kleine Haus in der Carrer de la Barraca 138, das lange leer stand und nun von den Architekturbüros von Teresa Carrau Carbonell (Valencia) und Alberto Burgos (Alicante) saniert und erweitert wurde.

Der Altbau wurde liebevoll und gründlich saniert, die ehemals kleinen Zimmerchen zu jeweils einem großen Raum im Erd- und im Obergeschoss erweitert. Oben liegen zwei Schlafzimmer, die durch Schränke getrennt werden. Unten liegt ein Wohnzimmer, das sich nach vorne zur Straße und nach hinten zum kleinen Hof öffnen lässt – das alte Haus ist kaum vier Meter breit und knapp sechs Meter lang. Daneben errichteten die Architekt*innen auf einem leeren Grundstück eine schlichte Struktur aus vorgefertigten Modulen in Stahlbauweise. Hier befinden sich die modernen Installationsräume: Toilette und Küche im Erd-, ein innenliegendes Badezimmer im Obergeschoss. Der Neubau ist sozusagen der „Service-Bereich“ für den Altbau. Daneben bietet der Anbau zur Straße und zum Hof noch je einen zweigeschossigen, beinahe würfelförmigen Raum als Galerie.

Sie wollten die beiden Gebäude so unterschiedlich wie möglich gestalten, sagen Carrau Carbonell und Burgos – wie zwei gegensätzliche Pole, die zusammen neue Energie erzeugen. Demzufolge besteht die neue Einheit aus lauter Gegensätzen: das Technische gegen das Tektonische, das Natürliche gegen das Künstliche, Arbeits- gegen Lebensräume, Stahl gegen Stein und Polycarbonat gegen Mörtel, die industrielle Vorfertigung gegen handgefertigte Kacheln. Insgesamt bietet das Haus nun 140 Quadratmeter, die Materialien haben insgesamt 85.000 Euro gekostet. „Es ist eine Lösung für diese spezielle Haus, aber es könnte auch ein System im größeren Maßstab sein“, glauben die Architekt*innen. (fh)

Fotos:
Germán Cabo


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Kommentare

6

Stefan Frischauf | 20.02.2021 20:54 Uhr

Baukosten

Hallo @Fabian Wieser,
auf der Website von Teresa Carrau Carbonell sind auch Zahlen: Die auch hier im Baunetz genannten 85.000 € Baukosten ergeben sage und schreibe 600 €/ qm bei 140 qm. Stimmt so. Die Baustellenfotos dort zeigen auch, wie man den Bestand sehr preiswert, aber auch sehr einfühlsam wiederhergestellt hat.
Und @Johann Maier: klar, dass da nicht alles im Detail super ausgetüftelt ist. Darum geht's aber insgesamt auch im Konzept der Gegenüberstellung von neu und alt bei den Baukosten nicht. Das muss man erst mal hinkriegen. Bei unseren "Baurechtskatalogen" und "Sicherheitszuschlägen" fast unmöglich. Fast.

5

Stefan Frischauf | 18.02.2021 16:33 Uhr

Denkmalschutz

Danke für das "Halbwissen", Fabian Wieser. Ist stimmig. Und in Italien, wo wir die meisten UNESCO-Weltkulturerbestätten haben und storia dell'arte Hauptfach auf weiterführenden Schulen ist wäre das auch denkmalgeschützt.
In D aber hat man nach WK 2 mehr platt gemacht als im Krieg selbst auch an "historischer Substanz" als andernorts und auch heute geht das je nach Substanz ganz schnell mit dem Abriss. "Ökonomischen Totalitarismus" nennt das auch die indische Kollegin Arundhati Roy, bekannter als Romanautorin und "Aktivistin". Die Dame ist aber von Haus aus auch Architektin.
Wie dem auch sei: es ist immer spannend, das gegenzurechnen. Auch so im Hinblick auf "graue Energie" und so.

4

Fabian Wieser | 18.02.2021 10:43 Uhr

@stefan frischauf

Halbwissen:

Im benachbarten Portugal ist in so einer Lage Abriss denkmalschutztechnisch kaum machbar. Bin mit der Lage in Spanien nicht vertraut, würde aber davon ausgehen, dass das hier schon rechtlich schwer bis nicht möglich ist.

3

Johann Maier | 18.02.2021 10:31 Uhr

Einfach nicht hinsehen

Bild 13: Erinnerung an ein Baumarktregal in der Küche einer Studentenaltbauwohnung. 20 Euro, die sich nie gelohnt haben. 1 Meter unpassendes, billiges, schiefes Blech.

2

Stefan Frischauf | 18.02.2021 07:26 Uhr

integrativer Kontrast

Die Erweiterung nimmt ja eigentlich die Proportionen und Linien des Altbaus auf. Insofern setzt sie auf die Materialität als kontrastierendes Element. Beides zusammen macht das Ganze aber städtebaulich überzeugend.
Neben den erst einmal als blanke Hausnummer im Raum stehenden Materialkosten wünscht man sich auch Hinweise zum Bodenpreis und seiner Entwicklung allgemein vor Ort und eine kurze Gegenüberstellung von sicher erwogenen Abriss- und Neubaukosten Altbau gegenüber behutsamer Sanierung und Erweiterung.

1

alexander | 17.02.2021 16:42 Uhr

baustoff

gestalterisch finde ich das projekt -aus städtebaulicher sicht - interessant und gut gelungen.
von innen (bild 3) ist das nicht mein ding.
aber vor allem; polycarbonat als wandbaustoff für ein wohnhaus...auch wenn der preis stimmt...muss das sein?

 
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