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29.10.2019

Fassade funktional verziert

Wohnhäuser von Hild und K Architekten in Nürnberg


Alles begann mit dem Auftrag zur Fassadengestaltung eines neu zu errichtenden Wohnhauses im Nürnberger Stadtteil Rennweg. Ein wenig gepflegter Altbau aus der Gründerzeit sollte hier wegen Baufälligkeit abgerissen werden, in den umliegenden Straßenzügen sind noch einige Gebäude dieser Zeit mit sorgfältig gestalteten Sandsteinfassaden gut erhalten. Nachvollziehbar ist, dass der Bauträger Schultheiss Wohnbau AG für die Fassade das Team von Hild und K Architekten (München) anfragte. Mit Projekten wie dem Geschäftshaus in der Sendlinger Straße, dessen experimentelle Betonfassade an Naturstein erinnert, oder dem Wohnhaus in Bogenhausen mit klassischer Fassadenordnung betont das Büro immer wieder seine Affinität zu Material, Textur und Handwerk sowie den sensiblen Umgang mit Stil und Baugeschichte.

Laut Hild und K Architekten soll sich die Architektur aber immer zunächst aus dem Inneren heraus entwickeln, so entwarfen sie über die Fassade des Wohnhauses in Nürnberg hinaus auch gleich das Gebäude plus einen Vorschlag für die Bebauung des rückwärtigen Teils des Grundstücks – und konnten die Bauherren mit ihrem Konzept überzeugen. Für die frei finanzierten Eigentumswohnungen plante das Team um Andreas Hild, Dionys Ottl und Matthias Haber drei Baukörper, die sich in der Höhe gestaffelt hintereinander aufreihen und von zwei bis sechs Geschossen variieren. In den aus Stahlbeton errichteten Neubauten befinden sich 35 Ein- bis Vierzimmerwohnungen. Die drei Gebäude dreifen den roten Farbton des umgebenden historischen Bestands auf und werden über Grünflächen miteinander verbunden. Kleine Putzreliefs und ornamental ausgeführte Absturzsicherung sind wiederkehrende Gestaltungselemente.

Der Clou liegt jedoch, wie zu erwarten, in der Fassadengestaltung. Aus einer vorangegangenen Studie zu Beschaffenheit, Stil und Materialität der Fassade erarbeiteten die Architekten ein Konzept zur Wiederverwendung des für Nürnberg typischen Buntsandsteins. Als Spolien wurden die teils ornamental verzierten historischen Fassadenteile integriert, indem sie, in Stahlbetonfertigteile eingebunden, als Loggiabrüstung des straßenseitigen Gebäudes dienen. Die Fassadengliederung mit den markanten durchgehenden Loggien, die sich im obersten Geschoss als Dacherker ausbilden, steht in direktem Zusammenhang mit den Spolien: In einem ungedämmtes Bauteil, wie es eine Loggia-Brüstung ist, konnten die historischen Versatzstücke konstruktiv besser verbaut werden als in eine gedämmte Außenfassade.

Die Stadtheimatpflegerin Nürnbergs Claudia Maué und eine der Denkmalpflege gewidmete Bürgerinitiative bedauern den vollständigen Abriss des Bestandsgebäudes. Die Projektentwickler hingegen werben auf ihrer Seite mit Wohnen im Gründerzeitgewand. Hild und K Architekten empfahlen nach einer Machbarkeitsstudie aufgrund tiefgreifender baulicher und energetischer Mängel den Abriss, appellieren mit dem Spolien-Konzept jedoch an die Erinnerung des Altbaus und seinen Baustil.

Auch in die Debatte um das Konzept des „Urban Minings“, in dem es um das umweltbewusste Recycling von Baustoffen geht, wollen sich die Architekten mit ihrem Nürnberger Projekt einordnen. Die Stadt sei ein Vorrat an Baustoffen, aber auch an Zeichen – so die Architekten, die gleichermaßen die Auseinandersetzung mit dem materiellen als auch mit dem ikonographischen und zeichenhaften Wert einer Bausubstanz fordern. (kg) 



Fotos: Michael Heinrich


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