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05.07.2021

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Zwischen Park und Parkhaus

Wohngebäude von KSP Engel in Berlin


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Berlin braucht Wohnraum, Autos hingegen sollen – idealerweise – mehr und mehr aus der Stadtmitte verschwinden. Umnutzungsvorhaben wie dieses könnte es daher in der Hauptstadt künftig des Öfteren geben: Ein nicht ausgelasteter Parkhausriegel entlang des Parks am Gleisdreieck zwischen den Stadtvierteln Kreuzberg und Schöneberg wurde teilweise rückgebaut, auf der frei werdenden Fläche entstanden 178 neue Wohnungen. Entworfen und geplant wurde das vom Immobilienentwickler Bauwens Development beauftragte Projekt vom Berliner Büro von KSP Engel. Vorausgegangen war ein Wettbewerbsgewinn des Büros im Jahr 2014.

Die Hochgarage, die sich am U-Bahnhof Gleisdreieck entlang der Trasse der U-Bahnlinie 2 erstreckt, wurde Ende der 1990er Jahre nach einem Entwurf von Renzo Piano für die Daimler-Benz-Dienstleistungstochter debis gebaut und sollte zusätzliche Parkmöglichkeiten für den nahe gelegenen Potsdamer Platz bieten. Sie stand jedoch meistenteils leer. Nun wurde der westliche Längsteil des Bestandsbaus durch einen Neubau ersetzt, der vier sechsgeschossige Wohnhäuser in gestaffelter Reihung umfasst. Sie grenzen unmittelbar an den hier immer spitzer zulaufenden Park, der zwischen 2011 und 2014 in mehreren Abschnitten auf einem zuvor lange brachliegenden Bahnareal entstand. Ursprünglich waren an seinen Rändern aufgrund des hohen Lärmpegels durch zwei sich kreuzende, oberirdisch verlaufende U-Bahn-Trassen vor allem Büro- und Gewerbehochhäuser sowie Gastronomie geplant. Mittlerweile wird der sogenannte Westpark jedoch von einer dicht gesetzten Wohnbebauung flankiert.

KSP Engel stellten zwischen die beiden tonnenförmigen Kopfbauten des Piano-Baus, in denen sich die Auf- und Abfahrtsrampen des Parkhauses befinden, eine 185 Meter lange Gebäudeformation. Die leicht schräg ausgerichteten, durchgehenden Balkone orientieren sich in Richtung Sonne und Park, dahinter öffnet sich die Fassade mit raumhohen Verglasungen. Ein Stabgeländer aus dünnen Finnen lässt die Balkone je nach Blickwinkel eher blickdicht oder eher transparent erscheinen. Auf der Gebäuderückseite schirmt der erhalten gebliebene Teil des Bestands die Wohnhäuser zu den U-Bahn-Gleisen hin ab. Hier entstanden mehrere kleine Lichthöfe mit begrünten Brand- und Schallschutzwänden, die als Lärmpuffer gedacht sind und Belichtung, Belüftung, Akustik und Mikroklima verbessern sollen.

Auf 17.800 Quadratmetern Bruttogrundfläche beherbergt der Komplex sowohl Single-Appartements und Maisonettewohnungen als auch exklusive Penthäuser mit großen Dachterrassen. Während die kleinen Wohneinheiten mit 24 bis 51 Quadratmetern Größe bevorzugt im ersten Gebäudeabschnitt untergebracht wurden, umfassen die anderen drei Häuser je 34 Wohnungen unterschiedlicher Größe. Die mit Blick auf Familien konzipierten Maisonettes liegen im Erdgeschoss und verfügen über Vorgärten mit direktem Zugang zum Park. (da)

Fotos: Adrian Schulz


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Kommentare

14

Trauernder | 11.07.2021 23:24 Uhr

Vorher war es gestalterisch besser

Ich fahre täglich an dem Gebäude vorbei und Bild 1 und 2 zeigen es: hier ist leider eine schwarze, viel zu große und lange Wand entstanden, die den Park erdrückt. Der Rasen davor hat nun leider keine Aufenthaltsqualität mehr. Das niedrige Terrakotta-Parkhaus von Piano hatte sehr schön zum Park gepasst, der Raumeindruck war eine angenehme, weite Landschaft. Nun wird der Park von einer monströsen scharzen Wand begleitet. Vorher war es viel viel besser! Das ist sehr schade um den Park. Nichts gegen Wohnungen... aber schwarz ist einfach keine geeignete Wohnungsbau-Farbe. Das hätte man viel verträglicher gestalten können, nein müssen. Ich trauere täglich dem vorherigen Zustand hinterher...

13

genova | 09.07.2021 15:06 Uhr

Gentrifzierung in Kreuzberg

Fabian Wieser (10),
danke, genau so ist es. Leider gibt es für Berlin keine verlässlichen Zahlen, aber ich vermute, dass ein Großteil der Neubauten in Berlin faktisch leersteht, aber offiziell Dritt- oder Viertwohnung ist. Ein Makler eines Neubaus in der Zimmerstraße (Ex-Mauerstreifen) sagte mir einmal im Vertrauen, dass in dem ganzen Haus (mit -zig Wohnungen niemand wohnen werde, "höchstens die Tochter, wenn sie mal in Berlin studiert". Die Wohnungen würden von Leuten gekauft, "die haben das Geld auf dem Girokonto, das muss da weg".

Meine Beobachtungen ganzer Blöcke zwischen Kreuzberg und Mitte gehen in die selben Richtungen: offiziell vermietet, faktisch leerstehend. Ist ja auch kein Wunder, da die Preise sich kaum jemand leisten kann.

Zum Kommentar drei,
wenn du unter Architektur ausschließlich "Gestaltung" und "Idee" verstehst, dann hoffe ich, dass du nicht als Architekt arbeitest.

12

STPH | 08.07.2021 10:32 Uhr

@11 Doc Feelgood

...also nichts wie eine Reihe traufhohe Pappeln davor. Ansätze sieht man ja schon. Da haben beide was davon. Das ist dann auch Raumbildung.

11

DocFeelGood | 07.07.2021 15:55 Uhr

Parkentwertung

Als architekturinteressierter Laie und Besucher dieses Parks (@fabian: keinesfalls der schoenste von Berlin!) stoert mich die beidseitige Bebauungsdichte um den Park herum. Das mag nach den Bebauungsplänen alles rechtens sein. Aber als Parkbesucher fuehlt man sich dort wie auf einem Praesentierteller. Zumindest an diesem Ende degradierte die enge Randbebauung den Park zu einer reinen Durchgangspassage.

10

Fabian Wieser | 07.07.2021 15:48 Uhr

@may rendite

Die Rendite kann in mehreren Situationen besser ausfallen wenn unvermietet. Beispiele:

Der Wert unvermieteter Wohnungen ist deutlich höher, bei niedrigem Kreditzins lohnt sich das. Mieter mit Zeitvertrag auszustatten wird da oft als unnötiges Risiko gesehen, die könnten ja Klagen!


Steuerlich greift bei Wohnungen die nur zu Selbstzwecken genutzt werden (was man bei Leerstand de facto so deklariert) die Spekulationssteuer nicht.


Ich hoffe, dass die Angst vor der Linken Ecke da ein bisschen genommen wird und das "setzen, 6" vielleicht angepasst wird.

9

Christopher Schriner | 07.07.2021 12:10 Uhr

cs@entscheidungsraum.de

Das Projekt hat eine recht faszinierende Historie, aber auch eine recht spannende Zukunft. Mit der Realisierung der S21 (einer neuen Nord-Süd S-Bahn Verbindung) wird das verbleibende Parkhaus im obersten Geschoss zurückgebaut und dort entlang die S-Bahn geführt. Baulich ist das Parkhaus dafür vorbereitet. Wer mehr zur Projekthistorie lesen möchte, kann sich auf dem Gleisdreieck Blog schlau machen; da gibt es recht viele Artikel, die auch die wohnungspolitische Dimension verdeutlichen.

Was sprachlos macht (aber da können die Architekten nix dafür), ist wie man nach wie vor Erdgeschosse planen kann, als gäbe es keinen Kontext. An einem der belebtesten Parks kleine Mäuerchen mit verhuschten Hecken vorzusehen und eine Geschosshöhe von 3,20m zu planen ist mit aktuellen städtebaulichen Diskussionen nicht in Einklang zu bringen.

8

drunter | 06.07.2021 14:22 Uhr

drüber

Wohnen statt Autos in der Innenstadt klingt natürlich schön und wäre als urbane Utopie auch sicher erstrebenswert aber im Artikel steht es ja schon: in diesem Parkhaus standen kaum Autos. Daher können durch dieses Projekt auch keine verdrängt werden. Es wird im Grunde ungenutzte Fläche gewinnorientiert umgebaut. Die gesellschaftlich moderne Idee der Autoverdrängung wird dann als Mäntelchen darübergehängt aber es ist - um im Bild zu bleiben - aus arg durchscheinendem Material. Also eher obszön als erotisch, wenn man so will.

Die Grundrisse sind einfallslos bis nicht durchdacht (Schlafzimmer zum Laubengang hin?) und die Schallschutzmaßnahmen meiner Meinung nach eher optischer Natur. Das gesamte Gebäude mag tatsächlich als Schallschlucker dienen, allerdings aber erst für die Nutzer des Parks und die Bewohner der Gebäude in der zweiten Reihe. Das hat das Parkhaus vorher sicher auch schon geleistet, wenn auch nicht mit so einer gefälligen Schauseite.

Wenn aber dort, wo vorher schon niemand sein Auto abstellen wollte, nun Menschen wohnen sollen, hätte ich mir mehr Ideen erwartet. Für den Investor wird es sich bestimmt rechnen, daher wird es in der Zukunft vielleicht ja tatsächlich des Öfteren Umnutzungsvorhaben wie dieses geben...

7

may | 06.07.2021 13:24 Uhr

rendite

warum stehen renditeobjekte automatisch leer? rendite ist doch viel höher wenn vermietet... setzen 6, ab in die linke ecke.

6

schlawuki | 06.07.2021 13:08 Uhr

dankbar

hier spricht münchen.
seid gefälligst ein bisschen dankbarer, berlinerinnen und berliner.
7 k ist ein schnäppchen.
wir fangen hier bei 10 k erst an.
und mieten?
na, um die 20 euros pro qm.
stadtrandlage münchen...
also hört gefälligst mit diesem armseeligen gejammere auf.
ach so: der schlawuki zahlt auch nach wie vor richtig soli.
um eure stadt zumindest den ostteil schöner werden zu lassen.
also, schreibt mir.
und sagt danke, lieber schlawuki.
ufff...

5

Fabian Wieser | 06.07.2021 11:46 Uhr

@genova

"Ich vermute, in diesem Wohnhaus entsteht kein Wohnraum, sondern es werden leerstehende Renditeobjekte sein." - der Blick aus dem Fenster widerlegt die Vermutung.

Man kann die Wohnungspreise Berlins verteufeln wie man will (will ich!) aber: am derzeitigen Berliner Standard gemessen sind 7.000€/m² direkt am schönsten Park der Stadt nichts bei demich mit der Wimper zucke. Leider im Gegenteil.

4

f.h. | 06.07.2021 11:27 Uhr

@3 Stadtpolitik

Ich finde schon, dass gerade bei Wohnraum nicht nur der Gestaltungswille wichtig ist.

Wichtig ist auch, dass sich irgendjemand aus der Stadt diese Wohnungen leisten kann.
Architektur kann nicht unabhängig davon betrachtet werden, sonst verkommt sie zu reinem Gestaltungswille irgendeines Systems.

Die hier angemerkte politische Dimension sollten Seiten wie baunetz.de meiner Meinung nach durchaus thematisieren.
Denn in den vielen angekündigten Symposien und Vorträgen, die hier angekündigt werden, geht es ja genau um dieses Thema.

3

auch ein | 06.07.2021 08:27 Uhr

architekt

@2 genova:

es geht hier um Gestaltung und Idee.

was die Buden jeweils kosten, wer sichs leisten kann und ob das gemein und ungerecht ist ist doch wurscht, das muss jeder Käufer / Bauherr selber wissen. Auch was man sich die "Nachhaltigkeit" kosten lässt, ob es sinnvoll ist dort Wohnungen bauen etc.

Zumal die Angabe von Baukosten ohne Hinterlegte Tabelle nie stimmt, geschönt wird oder die Hälfte fehlt

2

genova | 05.07.2021 17:32 Uhr

Mietkosten

Eine 96-qm-Wohnung kostet dort rund 700.000 Euro. Ich vermute, in diesem Wohnhaus entsteht kein Wohnraum, sondern es werden leerstehende Renditeobjekte sein.

Die Wohnungen sind ok, aber es ist alles eher einfach gehalten. Der Eingangsbereich unten ist komplett offen. Das kann man so machen, aber die Preise sind dann noch unverschämter. Gemakelt wird das Teil übringes von Engels und Völkers.

Generell: Wenn ihr solche Gebäude lobt, ohne die Mietkosten zu nennen, grenzt das an Täuschung, an PR.

Dann lasst es besser bleiben.

1

Arquitecta | 05.07.2021 16:26 Uhr

Mehr Wohnen, weniger Autos

Sehr coole Idee, aus einem Parkhaus ein Wohnhaus zu machen. Mehr davon!

 
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