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16.07.2009

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Spolien im Lehel

Wohnanlage in München fertig


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Neubau? Altbau? Umbau? Verwundert reibt man sich die Augen angesichts dieser Bauten auf dem Gelände des Franziskanerklosters St. Anna im Münchener Stadtteil Lehel. In drei Baukörpern wurden hier 3.900 Quadratmeter Wohnfläche geschaffen. Das Irritierende daran: Mehrere neoromanische Rundbogenfenster sind in die Fassaden integriert. Die Architekten Hild und K. (München) klären auf: Es sind dies die wiederverwendeten Fenster des abgerissenen ehemaligen Klosterrefektoriums, die hier eingebaut wurden.

Die Kunstgeschichte kennt durchaus das Prinzip der Wiederverwendung vorgefundener Bauteile, so genannter Spolien. Der Einbau von Spolien ist aber  „ein in der zeitgenössischen Denkmalpflege unübliches Verfahren“, wie die Architekten freimütig zugestehen. Dennoch entschieden sie sich dafür – und schufen somit einen ebenso ungewöhnlichen wie unerwarteten Beitrag zur allenthalben geführten Debatte um Retro- und Reko-Architektur.

Sie erläutern weiter: „Die alten Elemente prägen nun entscheidend die Identität und Struktur des neuen Wohnbereiches. Die fast fünf Meter hohen Mauerbögen stellten eine erhebliche Herausforderung für die Organisation der neuen Volumetrie dar. Die Architekten lösten diese Aufgabe, indem sie Split-Level-Einheiten entwarfen. Bis zu 4,50 Meter hohe Hallen erschließen nun weitere Ebenen derselben Wohnung in gängiger Geschosshöhe.

Zum ehemaligen Klostergarten hin, der mit seinem schützenswerten Baumbestand über die Bauzeit hinweg erhalten werden konnte, bildet die Fassade diese außergewöhnliche räumliche Organisation ab. Ebenso klar sichtbar wird hier die Heterogenität moderner und vorgefundener Bauteile. Zwar reflektiert die neue Bausubstanz in charakteristischen Elementen wie Fenstern, Gauben und Ziegeldach ihren Bezug zum Bestand, mit dem die Fassade auch farblich sowie in ihrer Gliederung durch unterschiedliche Putzstärken und -oberflächen korrespondiert. Dennoch wird die historische Differenz, die den Charakter dieses Bauteils ausmacht, keinesfalls geleugnet. In der Ansicht, die sich vom Klostergarten aus bietet, treffen alte und neue Fassadenelemente sichtbar aufeinander. Nahezu unverändert erhalten wurde dagegen die Fassade an der Seitzstraße als denkmalgeschützter Gebäudeteil.


Durch eine Stahlbetonskelett-Konstruktion mit vorgesetzter Mauerwerksschale sind im Inneren große Spannweiten möglich, was die die innere Aufteilung der exklusiven Wohnungen durch den Nutzer weitgehend frei gestaltbar macht.


Kommentare

10

ab&zu | 12.08.2009 11:54 Uhr

Machtsymbol

Die Idee Spolien einzubauen finde ich eine sehr gute Idee. Aber es hat etwas RaubtierÄhnliches. Venedig ist vollgespickt mit Spoilien, die Objekte wurden schließlich nach Eroberung von Konstantinopel etc auf diese Weise zur Schau gestellt. Es diente letztendlich insbesondere zur Machtdarstellung, Demonstration einer Eroberung...Insofern regt mich der Einsatz von Spoilien in unserer Zeit zum Nachdenken an...

9

Ivonne | 04.08.2009 10:08 Uhr

Gratulation!

Meiner Meinung nach eine sehr gelungene Symbiose von alt und neu!
Es gibt nicht viele, die sich so eine Interpretation trauen.

8

bastian-voeller.com | 21.07.2009 08:45 Uhr

Gratualtion!

"Architketur hat die Aufgabe Orte zu definieren", "...die Geschichte eines Ortes sollte dessen Selbstverwirklichung sein", "die Entwicklung besteht also aus Alt und Neu...zu den Eigenschaften eines Ortes gehört deshalb ein "unveränderlicher Grad von Unveränderlichkeit" ... das sind nicht meine Worte... sind die von Christian Norberg-Schulz! Ich hätte mir vielleicht nicht diese Ordnung von unten nach oben gewünscht...aber dennoch sehr poetisch! .... vielleicht hätte man sich selbst etwas mehr neben die Rundbogenfenster stellen können statt diese als Gesatltungsmittel hervorzuheben!?! Aber dennoch schön... Menschen werden den Ort mögen! Architekten sich darüber streiten... das wird den Menschen egal sein!

7

mango | 20.07.2009 17:09 Uhr

Retro!

Erinnert mich bisschen an die Retroversuche in Ostberlin. Raus kamen hässliche Plattenbauimitate von ehem. Bauepochen.

6

Andreas | 17.07.2009 14:48 Uhr

Spolien

Die Spolien finde sind durchaus beachtlich, nur der Hauptteil der Fassade mit diesen weissen Faschen ist unter aller Kanone....

So entlarvt sich das Ganze selber : Seht her, früher konnten wir es besser....

5

cool! | 17.07.2009 13:54 Uhr

cool!

...endlich mal wieder etwas verspieltes.
es muss doch nicht immer nur puristisches design prägend sein.
erster eindruck: gemütlich.

warum also nicht...

4

jeff | 17.07.2009 12:16 Uhr

2ter Blick

Für einen Benediktiner ganz schön unbarmherzig! Ich würde nochmal nen zweiten Blick riskieren und dann feststellen wie differenziert und vielschichtig hier vorgegangen wurde. Angemessen mit Respekt für die Umgebung würde ich sagen! Respekt!

3

umgoddeswillen | 17.07.2009 10:57 Uhr

scheusslich

sieht aus als hätte man nem 50er jahre profanbau paar kirchenfenster implantiert....

2

beeindruckter Leser | 16.07.2009 22:56 Uhr

Spo... was?

Was die Kunstgeschichte nicht durchaus alles kennt!

1

Bruder Benedikt | 16.07.2009 16:05 Uhr

Im Sommerloch

Ist diese Meldung nicht verzichtbar? Ich meine, wenn es diese Investorenklitsche unstrittig ist, warum jetzt das noch zum Diskussionsbeitrag erheben.
Rechtfertigt architektonische Fallsucht journalistische Fallhöhe?

 
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