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14.10.2021

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Forum der Physik am Englischen Garten

Wettbewerbsentscheidung für Neubau der LMU München


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„Beste Lage für Weltklassephysik“ nennt es Bernd Sibler, bayerischer Staatsminister für Wissenschaft und Kunst bei der Verkündung einer Wettbewerbsentscheidung am vergangenen Montag, die einen prominenten Baustein für den neuen Physik-Campus der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München hervorbringen wird. Direkt am Englischen Garten entlang der Königinstraße entstehen nach einem Masterplan des Büros kleyer.koblitz.letzel.freivogel gesellschaft von architekten in drei geplanten Bauabschnitten insgesamt acht verschiedene Neubauten für Forschung, Lehre und Technologie. Baubeginn für das Forum der Physik am südwestlichen Rand des Areals ist für 2025 geplant, eine Fertigstellung bis Ende 2027.

Bis vor wenigen Jahren noch stand das Gesamtbauvorhaben an diesem Standort unter etwas brisanteren Vorzeichen. Das Gelände besetzt ein historisch gewachsenes Ensemble von Institutsgebäuden der Tierärztlichen Fakultät der LMU, die nach Oberschleißheim in den Norden von München zieht. Die Bestandsgebäude sind nun dem Abriss geweiht, was nicht überall auf Wohlwollen stieß. Mit einer Petition und Gesuchen beim Landesamt für Denkmalpflege versuchte vor allem die Initiative Altstadtfreunde München das großformatige Neubauvorhaben zu verhindern. High-Tech-Forschung brauche jedoch moderne Gebäude, lautete 2016 die Forderung des damaligen Wissenschaftsministers Ludwig Spaenle und des amtierenden LMU-Präsidenten Bernd Huber.

Der Neubau des Physik-Forums, nach dem bereits eingeweihten Nano-Institut von ebenfalls kleyer.koblitz.letzel.freivogel ein zweiter Pfeiler des Gesamtprojekts, soll sowohl städtebaulich als auch inhaltlich eine Brücke zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit schaffen. Das Areal wird sich dabei anders als bisher sowohl zur Stadt als auch zum Park hin öffnen. Der erste Bauabschnitt markiert von der Veterinärstraße kommend den südlichen Zugang zum Campus. Auf 4.800 Quadratmetern finden nicht nur Hörsäle, Seminarräume und Student*innenarbeitsplätze, Büro- und Laborräume für drei Lehrstühle der Meteorologie mit Wetterwarte sowie der Lehrstuhl für Didaktik Platz. Auch sollen Ausstellungs- und Veranstaltungsräume und eine Cafeteria den Dialog mit der Öffentlichkeit fördern und dabei helfen, aktuelles Forschungsgeschehen nach außen zu vermitteln.

Der 1. Preis aus 23 eingereichten Arbeiten ging an das Architekturbüro agn Niederberghaus & Partner (Ibbenbüren). Bei der Jury unter Vorsitz von Markus Hammes kam insbesondere der gläserne Sockel, der die Schnittstelle zum öffentlichen Raum und Diskurs abbildet, gut an. Es habe sich bei der Entwurfsaufgabe darüber hinaus die Frage gestellt, wie viel Eigenständigkeit innerhalb des Campus ein solches Gebäude entwickeln darf oder ob es eher als Teil einer gestalterischen Einheit verstanden werden sollte. „Insgesamt besticht der Entwurf durch seine präzise Durcharbeitung, das spannende räumliche Angebot, die klare ästhetische Haltung wie auch die Interpretation des Bebauungsplanes als eine gestalterische Ganzheit“, so die Antwort der Jury im abschließenden Statement.

Die Preise und Anerkennungen verteilen sich wie folgt: 



Für den Abriss der Tierärztlichen Fakultät und den Neubau der Physik sind die Weichen also gestellt. Ebenfalls am vergangenen Montag fand jedoch zufällig unweit des LMU-Campus der Festakt zum 50. Jubiläum der Bayerischen Architektenkammer statt. Passenderweise ging es hier um die Thematik ähnlich gelagerter Neubauprojekte. Während die geladene Politikprominenz immer noch für das „Bauen, Bauen, Bauen“ plädierte, konnten unter anderem Anna Heringer und Muck Petzet eindringlich deutlich machen, dass Umbau das Gebot der Stunde ist, wenn Architektur klimagerecht und zukunftsorientiert sein will. So stehen derzeit auch an anderen Stellen im Münchner Stadtraum dem Tod geweihte Großstrukturen, die Platz für neue Ersatzbauten machen sollen.

Während der Wunsch nach einem High-Tech-Neubau im Kontext eines Physik-Instituts vielleicht verständlich ist, bleibt am Ende also trotzdem die Frage, ob öffentliche Bauvorhaben nicht mit gutem Beispiel vorangehen sollten. Die Fachdiskussion am Abend konnte dahingehend als deutlicher Appell an die Politik für ein neues Bestandsbewusstsein verstanden werden. (sab)


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Kommentare

6

Adrian F | 20.10.2021 11:55 Uhr

wie weiter

@Peter:
ich geb ja zu großen Teilen Recht, ABER dennoch muss man ja irgendwo mit einer Transformation
anfangen...und das wäre tatsächlich
mal eine Öffnung/Änderung der hiesigen Verfahren !

Mal auch sogar Universitäten oder andere Disziplinen in Verfahren involvieren, mehr junge Büros, mehr Wille seitens der Politik und Bauherren zur Veränderung.

Sonst wird sich nie etwas ändern.

5

peter | 19.10.2021 14:35 Uhr

am ende

mich machen solche wettbewerbsergebnisse irgendetwas zwischen depressiv und wütend. am interessantesten ist von den hier gezeigten beiträgen noch der von av1. die größte unlust ruft das rendering von schulz+schulz hervor - wie kann man so eine unförmige und klobige fassade zeichnen? ich bekomme beim anblick jedenfalls beklemmungen.

nach fast 18 jahren im geschäft verliere ich u.a. durch solche wettbewerbsergebnisse, letztlich durch die allgemeine situation in der deutschen architekturlandschaft, immer mehr die lust, in diesem verkorksten und vermurksten wirtschaftszweig mitzumischen. das eine sind wettbewerbsjurys, die vermutlich in basisdemokratischer mutlosigkeit entscheidungen treffen wie in dem hier gezeigten verfahren. das andere: wir architekten reiben uns auf zwischen ständigen kostenüberschreitungen, energetischen und anderen bauphysikalisch-brandschützerisch-technischen zwängen sowie heuchlerischen nachhaltigkeitsdiskussionen. dabei haben wir vielfach mit geschmacklosen, rechthaberischen bauherren zu kämpfen, denen ihr auto, ihr gasgrill und die pflegeleichtigkeit ihrer immobilien (schottergärten!) wichtiger sind als solide bauweise und gestaltung. die technokratische richtigkeit der baulichen ausführung wird schlussendlich unter zuhilfenahme von gutachtern erstritten, weil das maßlos überteuerte handwerk aufgrund von personal-/nachwuchsmangel und fehlender kompetenz nicht mehr in der lage ist, selbst die einfachsten aufgaben abzuarbeiten.

aber unter uns architekten sieht es auch nicht besser aus. schon einem großteil der studierenden fehlt es an elementaren fähigkeiten und kenntnissen - kaum einer kann anständig zeichnen, von handwerklichen kenntnissen ganz zu schweigen. beides wäre ganz praktisch als grundlage für den architektenberuf. den jungen leuten kann man es nicht vorwerfen, sie haben es weder in der schule noch zuhause gelernt, nachdem sie ihre jugend vor fernseher und gaming-pc verbracht haben. im studium lernt man es dann auch nicht mehr, wenn man von professoren unterrichtet wird, die in ihren büros wettbewerbsbeiträge wie die hier gezeigten produzieren.

kurz: ich glaube, das problem liegt viel tiefer. es geht nicht um irgendwelche wettbewerbsjurys, es geht um die ganze gesellschaft, deren struktur zu genau diesen ergebnissen und zu genau dieser oft tristen gebauten umwelt führt. ein paar junge wilde können und werden das nicht retten. leider.

4

Peter | 15.10.2021 21:11 Uhr

Armes München

Ich denke nicht, dass man pauschal auf den oberflächlichen Blick, den so ein Artikel auf den Wettbewerb gewährt, alle Beiträge niedermachen sollte. Jedoch ist das Ergebnis - insbesondere mit Blick auf die ersten drei Preise - absolut schockierend. Es ist völlig unbegreiflich, wie eine Jury zu diesem Ergebnis kommen konnte. Betrachtet man alle Beiträge der zum Teil namhaften Büros (z.B. Cukrowicz, Staab, Sauerbruch Hutton etc.) finden sich einige viel bessere, schönere Arbeiten. Es wird von der architektonischen Visitenkarte der LMU gesprochen und am Ende kürt man etwas, das eher aussieht wie ein neues Ärztehaus in Ibbenbüren, zum Sieger. Übrigens war hier der gleiche Juryvorsitzende wie beim Wettbewerb Großhadern am Werk. Auch das war ein beinahe unglaubliches Ergebnis.Für die Stadt München ist das natürlich wieder eine bodenlose Peinlichkeit, die die architektonische Mittelmäßigkeit der Neubauten der letzten Jahre in dieser Stadt konsequent fortführt. Man sieht in anderen Großstädten wie Berlin, Hamburg oder Zürich wie es besser gehen könnte, aber die Verantwortlichen beim Staatlichen Bauamt und der Stadt beweisen immer wieder ein außergewöhnlich schlechtes Händchen beim Umgang mit den für das Bild der Stadt und die Bevölkerung so wichtigen Bauaufgaben.

3

Gerhard | 15.10.2021 13:22 Uhr

So ned

A scheener Schmarrn ist des.
Und des glei von alle Büros.

Ois a Brei von Gestern.
Zeit werds, dass Zeit werd für de Jungen Wuiden!!!

2

Max | 14.10.2021 19:04 Uhr

Ganz übel

Ganz ehrlich, all diese Beiträge zeigen nur einmal mehr wie wahnsinnig durchschnittlich, um nicht zu sagendeprimierend die Qualität aussieht, wenn man immer wieder in geschlossenen Verfahren immer wieder die gleichen langweiligen Büros einlädt, die ihre Lustlosigkeit gegenüber diesen Verfahren dann immer wieder sehr deutlich in den abgelieferten Beiträgen zum Ausdruck bringen. Schade für den Bestand, schade für den Ort, schade für den Bestand,schade für unsere Ressourcen, schade für alle jungen und/oder ambitionierten Architekten, schade für die Großkopferten, die in ihrer unwissenden Laienhaftigkeit da noch große Töne spucken!

1

Fred | 14.10.2021 16:28 Uhr

Vergebene Chance

Da ist sicherlich der langweiligste Entwurf auf dem ersten Platz gelandet. Und wie man auch auf dem Überblicksbild sehen kann, hat diese Architektur aber auch gar nichts mit der Umgebung zu tun. Das hätte besser nach Garching auf die grüne Wiese gepasst als in die Nachbarschaft eines gewachsenen Stadtviertels.
Alle Entwürfe sehen so aus, als sei kein einziges Büro auch nur einmal vor Ort gewesen.

 
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1. Platz: agn Niederberghaus & Partner (Ibbenbüren)

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2. Platz: Reinhard Bauer Architekt BDA (München) mit Hackl Hofmann Landschaftsarchitekten (Eichstätt)

2. Platz: Reinhard Bauer Architekt BDA (München) mit Hackl Hofmann Landschaftsarchitekten (Eichstätt)

3. Platz: Henn (München) mit Rainer Schmidt Landschaftsarchitekten und Stadtplaner (München)

3. Platz: Henn (München) mit Rainer Schmidt Landschaftsarchitekten und Stadtplaner (München)

4. Platz: AV1 Architekten (Kaiserslautern) mit HDK Dutt & Kist (Saarbrücken)

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