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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Wettbewerb_in_Muenster_fuer_Paul-Gerhardt-Haus_entschieden_3445587.html

28.01.2014

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Ersatz für modernen Großbau?

Wettbewerb in Münster für Paul-Gerhardt-Haus entschieden


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Das 1929 von dem ortsansässigen Architekten Johannes Reiche errichtete evangelische Paul-Gerhardt-Haus am Rande der Altstadt von Münster zählt zu den ersten modernen Großbauten im Stadtbild und gleichzeitig zu den baulichen Identifikationsorten der evangelischen Kirche im katholisch geprägten Münster. Dennoch will die Kirche das bis heute für die Jugend- und Familienbildungs-Arbeit voll genutzte Gebäude aufgeben (was einem Abriss gleichkäme) und an etwas anderer Stelle ein neues Paul-Gerhardt-Haus errichten. Dazu hat die evangelische Erlöser-Kirchengemeinde jetzt einen Wettbewerb durchgeführt. Die Jury kürte diese Preise:


Weil die Stadt Münster ein Interesse daran hat, den exponiert gelegenen und stark frequentierten Servatiiplatz städtebaulich neu zu ordnen, bezog sich der Wettbewerb nicht nur auf das neue Grundstück für das Paul-Gerhardt-Haus, sondern auf das gesamte umgebende Areal zwischen Eisenbahn- und Friedrichstraße. Der Wettbewerb trug daher auch den Titel „Evangelische Insel“. An der Stelle des bestehenden Paul-Gerhardt-Hauses soll womöglich eine Grünfläche mit einer Tiefgarage entstehen. Pikant: Hier würden dann genau die Autos parken, für die ursprünglich eine Parkpalette an der Stelle einer Tankstelle von Werner March im Hofe des Landeshauses errichtet werden sollte. Eine Kampagne in Münster hatte des Abriss des bedeutenden March-Baus jedoch 2010 verhindert.

Der Siegerentwurf des nun entschiedenen Wettbewerbs sieht für das neue Paul-Gerhardt-Haus ein um 1,80 Meter erhöhtes Erdgeschoss und eine deutliche Höhenstaffelung mit maximal vier Geschossen in Kreuzungsnähe vor. Durch die Anhebung entstehe ein erwünschter Abstand zum turbulenten Straßenraum, außerdem erhielte das Untergeschoss eine für seine Nutzung optimale Belichtung, erläutern die Architekten. Ein markanter Kopfbau soll ein angemessenes städtebauliches Zeichen setzen und einen Großteil der benötigten 3.000 Quadratmeter beherbergen. Gleichzeitig geben die niedrigeren Gebäudeteile den Blick auf die denkmalgeschützte Erlöser-Kirche von Otto Bartning frei.
 
Das Preisgericht lobte beim Siegerentwurf das differenzierte Raumprogramm, die klare horizontale Zuordnung und die gelungene Nutzungsverteilung. Weiter heißt es in der Jury-Begründung: „Der Neubau fügt sich als Baukörper in klarer Formensprache und in seiner differenzierten Höhenentwicklung in sein Umfeld ein. Mit der Höhenstaffelung gelingt eine angemessene Freistellung der Kirche. Die Fassade mit ihren großformatigen Glasflächen unterstreicht die Eigenständigkeit des Gebäudes. Sie ist identitätsstiftend für die vorgesehene Funktion und in ihrer transparenten Wirkung einladend.“

Ob und wann mit einem Neubau begonnen wird, wurde seitens des Auslobers nicht konkret benannt. Es hieß: „Die prämierten Arbeiten sollen nunmehr auf ihre Erstellungskosten hin geprüft werden. Anschließend wird die Kirchengemeinde über die weiteren Planungsschritte entscheiden.“ Womöglich gibt es also noch Hoffnung auf einen Erhalt des markanten Paul-Gerhardt-Hauses.


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Kommentare

5

Paul Gerhardt | 30.01.2014 22:48 Uhr

Entscheidern fehlt die Entscheidungsgrundlage

Das Schlimme an solchen mittleren Großstädten ist ja, dass dort Leute über Stadtentwicklung und Architektur entscheiden, die keine fachlichen Kriterien haben.

Jede/r Fachmann/frau erkennt auf den ersten Blick, dass dieser Bau aus den zwanziger Jahren einzigartig und erhaltenswürdig ist – trotz der Umbauten der achtziger Jahre im Inneren.

Doch die Stadt will hier offenbar irgendwelche bekloppten Abbiegerspuren und Tiefgaragen bauen – und ist dafür bereit, das denkmalwürdige Gebäude zu opfern. Die Kirche hat auch keine Ahnung und schiebt Panik wegen der Heizkosten. Dass man ein solches Gebäude auch mit Ideen umbauen und dabei energetisch optimieren kann, das können solche Leute offenbar nicht mal denken.

Vorschlag: Die Gewinner des Wettbewerbs, die ja ausgewiesene Architekten sind, bekommen den Auftrag, das bestehende Paul-Gerhardt-Haus umzubauen und zu optimieren. Dann behält Münster ein wichtiges Gebäude der Moderne, und die Kirche hat ein funktionierendes Gemeindehaus.

War doch jetzt gar nicht so schwer ;-)

4

Michael | 29.01.2014 06:17 Uhr

Paul Gerhardt Haus

Ich finde, die Entwürfe alle recht einfach und nicht inspirierend. Was in der Wettbewerbsbegründung steht, kann ich von der Ferne, obwohl ich Münster sehr gut kenne, nicht nachvollziehen. Wie fast alle neuen Gebäude in der letzten Zeit in Münster, handelt es sich um streng geometrische Boxen. Einfalt statt Vielfalt. Und außerdem fällt auf, daß nur nur namhafte große Münsteraner Büros unter den ausgelobten Wettbewerbern sind. Gibt es eine Chancengleichheit für andere Wettbewerber? Es riecht nach Münsteraner Klüngel.

3

M. Zimmer | 28.01.2014 19:51 Uhr

Für mehr Qualität auch bei der Meldung

Wenn Einer die Münsteraner Verhältnisse nicht im Detail kennt, aber dennoch außer schönen Bildchen aus der Meldung etwas Inhalt herauslesen möchte, so wäre gerade wenn es um städtebaulichen Zusammenhang geht ein Plan und Foto der Bestandssituation wünschenswert. So etwas liegt den Auslobungen ja bei.

denn wenn man nur die Abbildungen hier sieht, dann fragt man sich wirklich, warum das alte Paul-Gerhard Haus ersetzt werden muss. Sicher gibt es da Sanierungsbedarf und die Türprofile sind nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit... Aber ein so wertig entworfen und gebautes Objekt aufzugeben muss schon schwerwiegende Gründe haben.

Aber ich beobachte weiterhin eine grausame Tendenz: Einerseits alte feudalistische Gebäude wieder aufbauen (Potsdam, Berlin...), andererseits erschöpft sich viel neue Architektur in einem traurigen Einerlei, austauschbar, funktionsfrei. Vielleicht noch dient es zur Befriedigung der "ich will was Neues" Sucht. Befriedigend jedenfalls finde ich das Wettbwerbsergebnis im Angesicht des Bestandes nicht.

Vielleicht aber machen sich die Auftraggeber mal Gedanken zu Kosten und Nutzen. Und darüber, was es heißt, Geschichte mit Füßen zu treten!

2

serdika.. | 28.01.2014 17:48 Uhr

Für mehr Qualität bei der Wettbewerbsauslobung

Vollkommendes Unverständnis über den hier gestalteten Verfahrens und Projektablauf. Eine wirklich unprofessionelle Art Bauprojekte zu entwickeln und abzuwickeln. Unklare Planungsschritte noch nach einen entschiedenen Realisierungswettbewerb zu bekunden, ist eine Unverschämtheit.
Die Bewertung der Bausubstanz (Abriss oder Neubau ) und die daraus resultierende kostentechn. Entwicklung mit allen Risiken und Chancen muss im Vorfeld eines WBW erschöpfend abgeschlossen sein.
Lediglich die Architektur sollte zu diesem Zeitpunkt nicht entschieden sein. Die Auslobung eines Wettbewerb ist die klare Realisierungsabsicht.
Leider ist der Verfahrendablauf wie in Münster immer noch scheinbar gängige Praxis für mangelhaft vorbereitete Wettbewerbsverfahren. Meiner Meinung nach zwar alles rechtlich zulässig, aber sehr frustrierend für den gesamten Berufsstand. Man könnte meinen, dass den Wettbewerbsbetreuern i.d.R. ja auch Architekten dieser enorme Glaubwürdigkeitsverlust hoffentlich ihre Arbeitsgrundlage entziehen wird.

Für mehr Qualität bei der Wettbewerbsauslobung in der Leistungsphase 0 !
Hier trennt sich auch die Spreu vom Weizen..

1

Max | 28.01.2014 16:43 Uhr

Alt/Neu

Während andernorts rekonstruiert wird, was das Zeug hält, wird hier ein Stück beispielhafte Baugeschichte geopfert und durch uninspirierte Durchschnittlichsware ersetzt. Ein Skandal. Und jedem Kollege, der bei so einem Wettbewerb mitmacht gehört das Kammerverbot erteilt. Schade, dass hier die Diskussionswut der Modernisten/Traditionalisten-Vermeintlinge nicht ertönt. Aber die Konstellation ist wahrscheinlich zu komplex für den gemeinen Wutbürger/Stadtbewahrer.

 
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