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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Wettbewerb_in_Frankfurt_entschieden_1557113.html

24.03.2011

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Dom/Römer-Bebauung

Wettbewerb in Frankfurt entschieden


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Die Stadt Frankfurt schreitet unbeirrt voran bei dem Vorhaben, zwischen Dom und Römer eine neu-alte Altstadt zu simulieren, die durch den 2010 erfolgten Abriss des Technischen Rathauses möglich wurde. Nach einem Masterplan, den eine Planungswerkstatt aufgestellt und ein Gestaltungsbeirat begleitet hat, sollen auf historischem Stadtgrundriss und historischen Parzellen – allerdings über einem gemeinsamen Tiefgaragensockel – Neubauten errichtet werden, eine Reihe davon als Rekonstruktion der verlorenen Vorgängerbauten.

Dazu wurde jetzt ein Architekturwettbewerb durchgeführt. Dafür waren aus 170 Bewerbungen 38 Büros ausgewählt worden; zusätzlich wurden 18 gesetzt. Nach einer zweitägigen Preisgerichtssitzung wurden die Ergebnisse des Wettbewerbs gestern veröffentlicht. Dazu sichtete die Jury unter Vorsitz von Christoph Mäckler insgesamt rund 190 Vorschläge und vergab parzellenweise 24 erste und zwölf zweite Preise sowie 13 Anerkennungen:

Hühnermarkt 22 (optionale Rekonstruktion)
1. Preis: Prof. Hans Kollhoff Generalplanungs GmbH, Berlin

Hühnermarkt 24 (optionale Rekonstruktion)
1. Preis: Eckert Negwer Suselbeek ENS Architekten, Berlin
2. Preis: Karsten K. Krebs Architekten, Hannover
Anerkennung: Klaus Theo Brenner Stadtarchitektur, Berlin.

Markt 26 (optionale Rekonstruktion)
1. Preis: Eingartner Khorrami Architekten, Leipzig
Anerkennung: jessenvollenweider, Basel
Anerkennung: Johannes Götz und Guido Lohmann, Köln

Markt 28 (optionale Rekonstruktion)
1. Preis: Helmut Riemann Architekten GmbH, Lübeck
Anerkennung: Jourdan & Müller Projektgruppe Architektur und Städtebau, Frankfurt am Main

Markt 30
1. Preis: Morger + Dettli Architekten, Basel
Anerkennung: Eckert Negwer Suselbeek ENS Architekten, Berlin

Markt 32
1. Preis: Tillmann Wagner Architekten, Berlin
2. Preis: Helmut Riemann Architekten GmbH, Lübeck

Markt 34
2. Preis: Francesco Colloti Architetto, Mailand
2. Preis: von Ey Architektur, Berlin

Markt 36
1. Preis: dreibund architekten, ballerstedt, helms, koblank,
Bochum

Markt 38
1. Preis: Michael A. Landes Architekt, Frankfurt am Main

Markt 40

Kein Preis vergeben

Braubachstraße 29
1. Preis: knerer und lang Architekten GmbH, Dresden
2. Preis: Meurer Architekten Stadtplaner Ingenieure, Frankfurt am Main
Anerkennung: Prof. Hans Kollhoff Generalplanungs GmbH, Berlin

Braubachstraße 27
(optionale Rekonstruktion):
1. Preis: Bernd Albers, Berlin
2. Preis: Michael A. Landes Architekt, Frankfurt am Main
2. Preis: Van den Valentyn Architektur, Köln

Braubachstraße 25
1. Preis: Eckert Negwer Suselbeek ENS Architekten, Berlin

Braubachstraße 23

1. Preis: Eingartner Khorrami Architekten, Leipzig

Rebstock-Hof 2
1. Preis: Meurer Architekten Stadtplaner Ingenieure, Frankfurt am Main
2. Preis: Prof. Hans Kollhoff Generalplanungs GmbH, Berlin

Markt 8
1. Preis: Jordi & Keller Architekten, Berlin
2. Preis: Helmut Riemann Architekten GmbH, Lübeck

Markt 10
1. Preis: von Ey Architektur, Berlin

Markt 12
1. Preis: dreibund architekten, ballerstedt, helms, koblank, Bochum
Anerkennung: Winking Froh Architekten, Berlin

Markt 14

1. Preis: Eingartner Khorrami Architekten, Leipzig
1. Preis: Johannes Götz und Guido Lohmann, Köln
2. Preis: jessenvollenweider, Basel

Hühnermarkt 16
1. Preis: Van den Valentyn Architektur, Köln
Anerkennung: Michael A. Landes Architekt, Frankfurt am Main

Hühnermarkt 18 (optionale Rekonstruktion)
1. Preis: dreibund architekten, ballerstedt, helms, koblank, Bochum
2. Preis: Winking Froh Architekten, Berlin

Hühnermarkt 20 (optionale Rekonstruktion)
1. Preis: von Ey Architektur, Berlin

Neugasse 4

2. Preis: Bernd Albers, Berlin

Markt 7
Anerkennung: Eckert Negwer Suselbeek ENS Architekten, Berlin
Anerkennung: Morger + Dettli Architekten, Basel

Markt 9
1. Preis: dreibund architekten, ballerstedt, helms, koblank, Bochum
Anerkennung: Winking Froh Architekten, Berlin

Markt 11
(optionale Rekonstruktion)
1. Preis: von Ey Architektur, Berlin

Markt 13
(optionale Rekonstruktion):
1. Preis: Walter A. Noebel, Berlin
Anerkennung: Christoph Kohl Gesellschaft von Architekten mbH, Berlin
Anerkennung: Helmut Riemann Architekten GmbH, Lübeck

Das Preisgericht kam zu dem Ergebnis: „Die in die engere Wahl genommenen Arbeiten zeichnen sich durch eine städtebaulich vermittelte besondere architektonische Qualität aus. Diese gründet in der typologischen Beziehung auf den parzellenbezogenen Hauszuschnitt, in der thematischen Spannweite der Interpretationsmöglichkeiten des historischen Kontexts, sowie in einer bis ins Konkrete gebaute Detail nachvollziehbaren plausiblen Gestaltungsabsicht.

Es handelt sich um individuelle Häuser, die in Zuschnitt, Gliederung, Materialität und kleinmaßstäblicher Durchbildung ein differenziertes Ensemble erzeugen und der neuen Stadttextur zu einer in Relief und Oberfläche plastisch und räumlich erlebbaren Erscheinung verhelfen.

Denjenigen Arbeiten, die diese Bedingungen durch ein in allen Maßstabs- und Bedeutungsebenen stimmiges Gestaltungskonzept übersetzen und mit selbstverständlicher Souveränität städtebaulich und architektonisch konkretisieren, wurde der erste Preisrang zuerkannt.“

Für das benachbarte Gelände „Stadthaus am Markt“ und „Archäologischer Garten“ ist ebenfalls ein Wettbewerb durchgeführt worden (siehe BauNetz-Meldung vom 11. Januar 2010), den Bernhard Winking gewonnen hat. Beauftragt wurde aber mittlerweile das im Wettbewerb viertplatzierte Büro Meurer Architekten + Stadtplaner (Frankfurt).


Kommentare

114

Otto | 18.04.2011 15:34 Uhr

Oh mein Gott!

.. gehts der Bauwirtschaft schlecht, dass die Architekten soviel Zeit haben hier ganze Romane zu schreiben!

Ich bin echt platt. Soviel Engagement würde man sich vor dem Brunnenfall des Kindes wünschen...

Frohe Lebenszeit!
Otto

113

Martin Jungwirth | 11.04.2011 13:21 Uhr

Noch zwei Sätze zu Rauke Rübenstrauch

Ich bin sehr erstaunt über Ihren letzten Beitrag. Schade, dass diese Art von Diskussionskultur den Gesprächsverlauf nicht von Beginn an geprägt hat.

112

Martin Jungwirth | 11.04.2011 09:54 Uhr

Abschließend

JBK: "und ich weiß ehrlich nicht, woher Sie die Chuzpe nehmen, "den Architekten" im Allgemeinen Ihre Kompetenz abzusprechen."

Das habe ich nie gemacht. Die meisten Architekten wissen doch ganz genau, was sie tun - und warum sie es tun. Nicht fehlende Kompetenzen sind das Problem, sondern ideologische Verblendung. Hatte ich aber eigentlich ausführlich beschrieben. Ich habe mir von mehreren angehenden Architekten berichten lassen, wie die Gehirnwäsche im Architekturstudium verläuft - in diesen Wahnsinn werde ich mich mit Sicherheit nicht hineinbegeben. Ebenso werde ich nun Akkis Ratschlag folgen und mich aus der fruchtlosen Diskussion zurückziehen, die stichhaltige Argumentation eines "Laien" ist hier ja nicht erwünscht. Arroganter gehts nimmer.

111

rauke rübenstrauch | 10.04.2011 20:09 Uhr

lieber akki


wenn wir zwei uns wenigstens ein bisschen versöhnlich am schluss zeigen, hat die diskussion vieleicht doch etwas gebracht! ;)

ich denke, sie wie ich auch, mögen den ehrlichen schlagabtausch. ich bin mir sicher, dass sowohl in ihrer meinung etwas von der anderen seite mitschwingt, wie in meiner. und so lange, wie wir uns fair streiten, sollten wir das auch tun. ich mache das mit vergnügen. nicht, um anderen ihre meinung abstreitig machen, sondern weil ich überzeugt bin, alleine aus aneinander reiben kann was neues entstehen!

also: auch ich kann die enttäuschung vieler menschen verstehen, die sich nach bedeutung in dem ausdruck ihrer gebauten umwelt sehnen. allzuoft ist die realität, die, das unter unmenschlichen kostendruck und scheuklappigen blick ein derartiger mittelmaß unsere städte verunstaltet, dass man sich nach der qualität und sorgsamkeit von traditionellem bauen sehnt. (nichts anderes macht sich ja auch an dem erfolg von firmen manufactum fest.) inwieweit wir an tradierten formen des bauens anknüpfen können, liegt sicher auch in der hand von unserer generation. das das ausgedörrte fahrwasser der pseudo-modernisten oder das formalismus-gehampel eines jürgen meyer h. dies nicht sein kann, darüber sind wir uns einig.

vielleicht ist das stück dichte, sorgsam gestaltete stadt, dass ein solcher wettbewerb liefert, also genau der ansatzpunkt, den sich unsere architekten-generation stellen sollte. ich bin offen für alle gute wege. (und suche selbst auch nach einem solchen.)

ich revidiere also tatsächlich meine anfangs etwas polemischen worte und frage nach dem weg. wie sollen wir bauen in der zukunft? bestimmt nicht, da gebe ich ihnen recht, einfach so weiter wie mies und corbusier. aber, m.e. auch nicht wie krier. wir sollten, anstatt zu streiten, überlegen, wie wir wieder eine menschengerechte (menschenakzeptierte!) form der baukultur schaffen, die ihren anklang in "dem volk" findet, genauso wie in der fachwelt.

ich glaube, andere, verwandte, disziplinen sind da tatsächlich (etwas) weiter.

ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass wir es schaffen können, in der formsprache und mit der technik von heute, etwas zu schaffen, dass den leuten wieder so etwas wie heimat gibt. sehe das allerdings momentan weder bei JMH noch bei nöfer (tatsächlich am ehesten noch bei kollhoff und mäckler, aber auch bei HdeM und chipperfield, z.B.).

eine einfache resignation vor dem 20. jhdt und eine rückkehr ins 19. kann es nicht sein, ebenso wenig wir blindes vertrauen in eine utilitäre haltung a la foster, d`accore!

also, auf zu neuen ufer! ich selbst kenne mäckler, nöfer, von ey, dudler, kleihues aus persönlicher erfahrung. und gerade deshalb nehme ich mir heraus, etwas zu überspitzen, dann und wann. wir sollten den spass an der sache nicht vergessen, bei allem ernst, den die gebaute umwelt gebietet!

lasst uns weiter streiten, aber das neue stehts im blick!

gruß
die rauke

der diese diskussion -trotz allem- seit langem mal wieder großen spass bereitet

110

Akki | 07.04.2011 10:50 Uhr

@raukerübenstrauch

Liebe Rauke Rübenstrauch
Etwas Versöhnliches zum Schluß, nur an Sie gerichtet:
Sie schreiben doch absolut vernünftige Sätze zwischendurch: “nicht auch die gedanken getippt zu haben, die "pro" der gezeigten fassadenlösungen sind. vielleicht hätte sich so auch das ein oder andere auf der anderen seite bewegt.“ Bestimmt hätte es das ! Es ist ja nicht so, dass man die Entwürfe nicht kritisieren dürfte.

Dazu muss man jedoch erstmal generell einen zumind. grob gestrickten Konsens finden, und nicht mit Plumpsklo-Zuckerbäcker-Weltkriegverleugnen-Argumenten einen Entwurfsansatz sofort totschlagen, der schliesslich (hier) nur ein kleines Eckchen Frankfurt betreffen wird. In 97% moderner Stadt einmal 3 % Traditionelles zulassen, oder wie auch immer die prozentuale Verteilung aussehen mag.

Wenn man diesen Konsens hat, darf man sicher fragen, ob der Kollhoff-Entwurf für den Hühnermarkt 22 an dieser Stelle richtig ist,
welches „Zeitfenster“ der Bestandsbebauung der Betrachtung zugrunde liegen sollte, ob es am Römer-Berg evt. besser ist, komplett zu Rekonstruieren, oder, wenn Abstrahierung erlaubt ist, in welchem Masse man diese freigibt, ob dies dann für alle Parzellen gelten muss, oder „gemischt“ werden darf, usw.

Ihr Ausblick auf eine komplett restaurierte, und sodann evt. nicht mehr strahlende Vergangenheit wäre sicher ebenfalls eine Diskussion wert, auch wenn ich in diesem Punkte ebenfalls anderer Meinung bin.

Kaum einer von uns bösen Traditionalisten ist so geboren, wie er sich nun gibt. Schauen Sie mal, welche Thesen Kollhoff, Noebel usw. früher (als es jedoch die Schriften/Entwürfe von Krier längst gab) in aller Rigorosität vertreten haben. Jeder darf sich ändern, in die eine oder andere Richtung, sollte die eigene Vergangenheit nicht verleugnen und sich berechtigter Kritik stellen. Deshalb ist mir Ihr „an die eigene Nase fassen“ so sympathisch.

Aber bitte erst, nachdem ein grober Rahmen aus Toleranz Grundlage ist.

Dies kann in dieser Diskussionsrunde nicht mehr geschehen.

109

Akki | 07.04.2011 10:39 Uhr

Oh Gott, wieder der Akki

Lieber Herr Jungwirth
Geben Sie es auf (nur hier), der BDA war ein gutes Stichwort von Ihnen. Die ganze Mischpoke hängt den gleichen verfahrenen Idealen nach, das wird nie was.
Das Ausrufen des „internationalen Stils“ war einer der grössten Fehler der Moderne, wenn auch aus damaliger Euphorie und Zeitgeist verständlich.
Hiervon werden die Nachmodernen sich nie lösen :
Schon vor vielen Jahren hat Rem Koolhaas im Zusammenhang mit seinem Buch „Delirious New York“ gesagt, er fände es toll, das er überall auf der Welt den gleichen Benetton-Pullover kaufen kann. Bei mir und meinen direkten Kollegen hat diese Aussage schon damals Würgereize ausgelöst.
Ich bin absolut kein Globalisierungsgegner, in wirtschaftlicher Hinsicht, je weiter diese jedoch voranschreitet, desto mehr müssen regionale kulturelle Traditionen gestärkt werden und muss jede Art von Gleichmacherei vermieden werden. Was sich wie ein Widerspruch anhört, ist möglich, Beispiele sind vorhanden.

Wenn Sie oder ich ins Ausland oder eine deutsche Stadt fahren, möchten wir wahrscheinlich regional essen, regional trinken und regionale Unterschiede in den Städten/Architekturen geniessen,
auch wenn die Blöd-Zeitung und McDoof bereits omnipräsent sind.
Leider durfte die Herren Koolhaas und Foster mittlerweile auch zB im Ruhrgebiet die historische Zeche Zollverein mit ihren internationalen Ergüssen kontaminieren, während die Arbeit regional tätiger Architekten dort kaum gewürdigt wird.

108

JBK | 07.04.2011 09:12 Uhr

Herr Jungwirth

Ein Ratschlag: Studieren Sie Architektur! Werden Sie Architekt! Oder von mir aus Stadtplaner. Dann können Sie sich täglich in einer differenzierten und sachlichen Auseinandersetzung mit konkreten Argumenten äußern. Bis dahin kann und werde ich - mit Verlaub - Ihrer interessierten Laienmeinung nicht das gleiche intellektuelle Gewicht zumessen, wie der einer Person vom Fach. Nur weil wir alle mal krank werden, sind wir doch noch lange keine Ärzte. Und nur weil Sie auch wohnen, sind Sie noch lange kein Architekt. Ich weiß nicht, was Sie gelernt haben, aber mir würde im Traum nicht einfallen, Ihnen in Ihrer Disziplin etwas vormachen zu wollen. Ich bin es daher nun wirklich leid, mir immer wieder anhören zu müssen "wir Architekten" wüssten offensichtlich in der Mehrzahl nicht wovon wir reden, seien realitätsverzerrend, unsachlich, polemisch, destruktiv, betrieben Lagerbildung und würden pauschalisieren. Vertrauen Sie mir: Diese Diskussion hat jeder Architekt in der Regel mehrfach während und nach dem Studium durchgemacht und -gedacht und sich auch durch seine eigene Tätigkeit einen eigenen durchaus individuellen Standpunkt erarbeitet. Seien Sie so freundlich und akzeptieren, dass man als solcher nicht bereit ist, einem interessierten Laien zum neunten Mal die Grundlagen zu erläutern, auf deren Basis - und nur auf der - ein sachliches Gespräch überhaupt stattfinden kann. Insofern nehme ich mir das Recht heraus zu sagen, dass Sie - nach allem - was ich von Ihnen bisher gehört habe - für mich schlicht kein ernstzunehmender Gesprächspartner sind, und ich weiß ehrlich nicht, woher Sie die Chuzpe nehmen, "den Architekten" im Allgemeinen Ihre Kompetenz abzusprechen. Im Gegensatz zu Ihnen ist Architektur für mich kein Hobby, sondern mein Beruf und Broterwerb. Ich rate Ihnen daher noch einmal: Gehen Sie an eine Universität und absolvieren Sie ein Architektur- oder Stadtplanungsstudium, anstatt sich hier in anonymen Foren in fruchtlosen Auseinandersetzungen mit uns Idioten aufzureiben. Viel Spaß!

107

Martin Jungwirth | 06.04.2011 18:09 Uhr

Es geht um Respekt vor dem was war.

Und warum reduziert man diesen Respekt auf die Geschehnisse im Zweiten Weltkrieg und den anschließenden Wiederaufbau? Was ist mit den Jahrhunderten davor? Was ist mit den anderen Kulturen und ihren Verbrechen? Warum sollen die Deutschen auf ewig in einem Flächenmahnmal leben? Warum wird das Schuld&Sühne-Argument bemüht, wenn die die Rekonstruktion weniger Altstadthäuser und die Stärkung geschwächter Identität in totalzerstörten Städte diskutiert wird?

106

Martin Jungwirth | 06.04.2011 18:01 Uhr

@Rauke Rübenstrauch

"wenn ihr euch also durchgesetzt in zukunft und all unsere städte rekonstruiert habt"

Das ist eine starke Verzerrung der Realitäten. Polarisierung, Lagerbildung, Pauschalisierung, Polemik - alles destruktiv. Ich schlage eine differenzierte und sachliche Auseinandersetzung mit konkreten Argumenten vor.

105

rauke rübenstrauch | 06.04.2011 15:50 Uhr

bau.geschichte

es wird soviel durcheinander geworfen, man weiss gar nicht wo man anfangen soll...

wir sollten die diskussion zu einem ende bringen. ich habe die befürchtung, dass keine annäherung der lager stattfindet. vielleicht sollte ich mich an die eigene nase fassen und bedauern, nicht auch die gedanken getippt zu haben, die "pro" der gezeigten fassadenlösungen sind. vielleicht hätte sich so auch das ein oder andere auf der anderen seite bewegt. zu spät...

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wenn ihr euch also durchgesetzt in zukunft und all unsere städte rekonstruiert habt, werden die perlen der vergangenheit nicht mehr im spannenden spiel der kontraste leuchten, denn wir werden sie im grellen schein der nachbauten nicht mehr wieder finden!

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ich gehe dahin wo akki jetzt ist. vielleicht lern ich noch was in baugeschichte. tschö.

104

K.Balm | 06.04.2011 15:38 Uhr

@Martin Jungwirth

"Genau - Selbstkasteiung non-stop!"

Es geht hier nicht um Selbstkasteiung.
Es geht um Respekt vor dem was war. Hier könnte man auch gerne den von akki ins Spiel gebrachten Begriff des kollektiven Gedächtnisses verwenden, weil es hier um die Erinnerung an eine tunlichst nicht zu wiederholende Handlung geht.
Aber das ist auch einfach eine Frage der persönlichen Haltung. Manch einem reicht ein Deckmänntelchen zum ruhigen Gewissen.

Das sie mir eine verkopft-ideologisch-dogmatische Herangehensweise vorwerfen ist lächerlich.
Sie sind doch derjenige, der scheinbar ganz genau weiß, was das einzig wahre und richtige für die "europäische Stadt" ist, tun es hier lauthals kund und lassen auch nichts anderes gelten.
So weit würde ich mich gar nicht aus dem Fenster lehnen. Ich plädiere hier von Anfang an lediglich für eine differenzierte Betrachtung und ernsthafte Auseinandersetzung mit der Materie. Und, auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen, genau das hat bei diesem Wettbewerb einfach nicht stattgefunden. In diesem Punkt stimme ich Bonk zu.

"Schwer zu verkraften, nicht wahr? ;)"
Ihre offen zur Schau getragene Häme wirkt kleingeistig, genau wie:
"Architekten und Städteplaner hatten viele Jahrzehnte fast unbehelligt die Möglichkeit, sich und ihre Prinzipien zu verwirklichen"
Also entweder haben sie die letzten Jahrzehnte in Schlaraffia oder hinter dem Ofen gewohnt. Oder aber sie sind nicht vom Fach, verfügen dafür aber über eine gaaanz exakte Phantasievorstellung vom Architektenalltag.


103

JBK | 06.04.2011 14:43 Uhr

Harald Schmidt

hat mal gesagt: "Ahnungslosigkeit ist die neue Objektivität der schlichten Gemüter."
Ich hoffe wenigstens, man hält sich an das Versprechen, endlich zu schweigen. Noch mehr Logorrhoe diesen Ausmaßes wäre schwer zu ertragen.

102

Martin Jungwirth | 06.04.2011 12:20 Uhr

Interessant (auch aus psychologischer Sicht)

finde ich auch immer wieder die komplett fehlende Kompromiss- und Kooperationsbereitschaft von Seiten der Fans des globalisierten Städtebaus. Stattdessen folgt man stur dem Ausschließlichkeitsprinzip und bei der kleinsten Abweichung übertrifft man sich in dramaturgischen Reaktionen, Architekten würden ihre Seele verkaufen, sollten sich schämen, und vieles mehr. Es hat in der Vergangenheit mehrere konstruktive Diskussionsangebote von diversen Vereinen (Stadtbild Deutschland, GHND) an den BDA gegeben. Das Ergebnis war immer wieder sture und arrogante Ablehnung. Man scheint es sich unter Seinesgleichen gemütlich gemacht zu haben und ist kaum bereit, neue, ungewohnte Ansätze zuzulassen. Warum der Weltuntergangsaufschrei, wenn ausnahmsweise mal etwas abseits der eigenen festgefahrenen Prinzipien geschieht? Architekten und Städteplaner hatten viele Jahrzehnte fast unbehelligt die Möglichkeit, sich und ihre Prinzipien zu verwirklichen - vielleicht ist ja gerade das zum Problem geworden. Man ist es nicht gewohnt, konstruktiv mit Kritik umzugehen.

Aber auch in Rekokreisen bleibt man gerne unter sich - so finde ich es z.Bsp. schade, dass es hier in der "Höhle des Löwen" außer mir kaum Stimmen für eine ortsgebunden-regionaltypische Architektur gibt. Dabei gibt es in den diversen Architekturforen viele Vertreter dieser Überlegung, die gut und sachlich überzeugend argumentieren können. Leider macht man dies aber vorrangig mit Gleichgesinnten - wahrscheinlich ist es einem hier im Baunetz schlicht zu anstrengend. ;)

101

Akki | 06.04.2011 11:55 Uhr

Toleranz-Ignoranz

@raukerübenstrauch
Meine „Haltung“ können Sie noch nicht mal im geringsten erahnen...“Progressive Architektur..“ Mit Ihrem abgenutzten Architektenmainstreamvokabular entlarven Sie allein sich selbst und Ihresgleichen.
Glückwunsch auch zu Ihren fundierten Baugeschichtskenntnissen, wer ist der Urheber ? Gibt’s sowas wie nen
Reclam-Taschenführer-Baugeschichte? Was denn nu, Brüche oder Kette ? Entscheiden Sie sich. Und bevor Sie Namen wie Vitruv oder Palladio in Gebrauch nehmen, sollten Sie sich gründlicher informieren, oder ums mit „Ihrem“ Corbusier zu sagen „Augen die nicht sehen...“ Schauen Sie mal unter dem Stichwort Palladianismus in Ihr Kinderwörterbuch, in der Folge dann unter Namen wie Inigo Jones (gleich kommt wieder unser Schweiz-Engländer aus seiner Höhle) und anderen :
Wo ziehen Sie da die Grenze ? Alles Mist ? Alles Replika, alles Retro ! ! Alles abreissen, weil nicht „original“ Palladio ? Es wird schwierig, selbst der eine oder andere „echte“ Palladio seiner Zeit wird ihm selbst gar nicht mehr zugeschrieben, und was ist mit Scamozzi ? Dann fahren wir weiter Richtung Mississippi und reissen dort die ganzen Plantagenvillen ab...sind eh politisch nicht korrekt...
Gute Baugeschichtsvorlesungen sind selten, da müssen Sie sich schon ein bischen bemühen.

@schweizer
Wenn Sie sich nun unbedingt auf Sprüche reduzieren wollen, hier auf Sie und Ihren Ringkampf im Schweinekoben gemünzt etwas Subtileres, auch aus dem angelsächsischen Raum, damit Sie es besser verstehen: „ Don’t argue with an idiot; people watching may not be able to tell the difference. (Mark Twain)

Für Sie findet sich aber doch bestimmt ein nettes anderes Forum, indem Sie mit Ihren zielgenauen „Sic“-Einstreuungen und Ihrem Pennäler-Latein brillieren und den einen oder anderen Hobby-Kunsthistoriker durchaus noch erschrecken können.

Für meinen Teil freue ich mich umso mehr auf die Häuser in Frankfurt und werde diese totgelaufene Diskussion nun verlassen. Hat Spaß gemacht :- )

100

Martin Jungwirth | 06.04.2011 11:04 Uhr

@Bonk

"Es ging einzig und allein darum, der Lobby der Rekonstruktions- und Altstadtfreunde (die zugegebenermaßen recht groß ist) in maximalem Maße entgegenzukommen und gleichzeitig kritische Stimmen mit dieser Alibi-Veranstaltung ruhig zu stellen."

Was ein einmaliger Vorgang in der deutschen Nachkriegsgeschichte wäre. Denn eigentlich war es bislang ja immer exakt anders herum. Stichwort "Lobby der Modernismusfreunde (die zugegebenermaßen recht klein, aber dafür umso effektiver ist)".

Schwer zu verkraften, nicht wahr? ;)

99

Martin Jungwirth | 06.04.2011 10:56 Uhr

@Rauke Rübenstrauch

"ich bin mir sicher, mein argument ist klar und hinreichend verständlich."

Nein, ist es nicht - sonst hätte ich nicht nachgehakt. Warum antworten Sie ausweichend? Können Sie die Plumpsklo-Polemik nicht überzeugend begründen?

"weil sie auch wieder erklärungen schuldig bleiben."

Dann fragen Sie nach. Habe ich bei Ihnen ja auch gemacht. Welche konkrete Frage haben Sie?

"und überhaupt, auf welchen "historischen" stil soll sich denn überhaupt bezogen werden?"

Darauf hatte ich bereits geantwortet.

"im rückblick ergeben jedoch genau die brüche und das "weiterbauen" das bild der "europäischen stadt", dass wir hier so gerne bemühen."

Sie vernachlässigen mal wieder die flächenhafte Zerstörung deutscher Städte im Zweiten Weltkrieg und den anschließenden Wiederaufbau in austauschbar-belanglos-regionalfremder Manier.

98

Martin Jungwirth | 06.04.2011 10:44 Uhr

@K.Balm

"Es ist nunmal unsere Geschichte und die haben wir verdammt noch mal auch zu Verantworten."

Genau - Selbstkasteiung non-stop!

Genau diese verkopft-ideologisch-dogmatischen Herangehensweisen sind das eigentliche Übel in Architektur&Städtebau.

97

Martin Jungwirth | 06.04.2011 10:37 Uhr

@JBK

@JBK: Mag sein, dass Sie davon ausgehen: Aber dies ist nicht die erste Diskussion, die ich mit Ihresgleichen führe. Nach vielen Jahren entkräftenden und ermüdenden Diskutierens (oder sollte ich besser sagen "dem ständigen Versuch, polemisch-verzerrt-ideologische Aussagen zu versachlichen, relativieren und entkräften"), nehme ich mir inzwischen die Freiheit, mir auszusuchen, mit wem ich mich über diese Thematik unterhalte - und mit wem nicht. Bei Ihnen müsste ich ganz bei Null anfangen und ich habe weder Zeit noch Energie, um Ihre zahlreichen Fragen hinreichend zu beantworten (was ich in früheren Jahren zuhauf getan habe) - zumal sie häufig einem arrogant-polemischen Kontext entspringen, der mich irgendwie wütend macht. Die Erfahrung lehrt mich und ich bitte um Respekt und Verständnis dafür, dass es zwischen uns keine Diskussion geben wird.

96

Bonk | 05.04.2011 19:59 Uhr

Ich bleibe dabei-

dieser Wettbewerb war eine Farce. Eine ernsthafte Auseinandersetzung mit der ganzen Thematik war von vornherein ausgeschlossen. Es ging einzig und allein darum, der Lobby der Rekonstruktions- und Altstadtfreunde (die zugegebenermaßen recht groß ist) in maximalem Maße entgegenzukommen und gleichzeitig kritische Stimmen mit dieser Alibi-Veranstaltung ruhig zu stellen ("Wieso, wir haben doch was modernes gemacht"). Garnix! Zum Kotzen!
Ganz klar abzulesen ist das auch an den Kommentaren in den Foren der Rekonstruktions-Hardliner, die sonst beim kleinsten Fitzel Moderne gleich aufschreien. Aber hier? Nichts- kaum eingeschränkte Begeisterung ob der doch fast dem Original entsprechenden Entwürfe!
Ich darf aus dem "Architekturforum" zitieren:

"[...]Das Büro entscheidet sich aber für eine Art "90%-Reko" - und gewinnt damit auch noch den ersten Preis! Wer hätte denn mit so einer Verhaltensweise von Teilnehmer und Jury gerechnet?"

"Kollhoff hat teilweise zitiert, aber sich auch verschiedene Freiheiten genommen. Dennoch hat das Ergebnis überhaupt nichts modernistisches an sich, sondern ist im Gegenteil klar historisierend. "

und so weiter und so fort in einer Tour.
Und das soll jetzt große Baukultur sein?
Populismus und Stimmenfang der untersten Kajüte. Schämt euch!

95

Schweizer | 05.04.2011 17:04 Uhr

@K.Balm, Rauke, JBK

Altes englisches Sprichwort:

"Never wrestle with a pig. In the end you get all dirty and the pig likes it."

94

Ex-Frankfurter | 05.04.2011 16:49 Uhr

Hessischer Debattierklub

Guude zusammen,

anstatt sich hier im Forum in langsam nicht mehr nachvollziehbare Argumentationsorgien für und wieder der interpretierten Rekonstruktion zu ergehen (vielleicht gibt es demnächst ja eine Baunetz Woche spezial) sollten sich die Referenten doch einmal - nur so zum Zeitvertreib (scheint ja beiderseits reichlich vorhanden) - um die 29 restlichen und in diesem Wettbewerb nicht behandelten Monopoly-Häuschen kümmern.
Mir schwanen da nämlich schon historisierende Fassaden im Duett mit Wärmedämmverbundsystem und anbiedernder Fassadengestaltung mit Satteldach. Das hätte Frankfurt an diesem Ort erst recht nicht verdient und würde die jahrelang energisch geführte Rekonstruktionsdebatte ad absurdum führen. Mir tut der Architekt Lederer heute noch stellvertretend für alle, die von der Frankfurter Historismus Front angegangen und von der Stadt gegenüber dieser Minderheit alleine gelassen wurden, leid. In diesem Sinne, weider schaffe...

93

rauke rübenstrauch | 05.04.2011 15:44 Uhr

von akki für alle

"Ob der per Hand vom Steinmetz behauen wird oder per Laser geschnitten ist piepegal, alle Techniken sind recht, solange die Materialoberfläche geschaffen wird, die der Architekt geplant hat."

gut, dass sie diesen satz geschrieben haben. er ist informativer als der ganze rest, den sie schreiben und entlarvt ihre haltung aufs unterhaltsamste. dem ist wirklich nichts mehr hinzuzufügen!

92

rauke rübenstrauch | 05.04.2011 15:30 Uhr

@jungwirth

ich habe jetzt länger nachgedacht, ihnen angemessen antworten zu können. ich denke, solange noch diskutiert wird, besteht noch möglichkeit zur annäherung.

1. Plumpsklo

ich muss leider sagen, dass ich ihrer argumentation nicht folgen kann. sie bemängeln, dass ich meine thesen nicht ausführlicher belege, antworten aber selber nur mit "Weil das Eine mit dem Anderen nicht das Geringste zu tun hat. verzeihen sie mir, dass ich deshalb auf diesen punkt nicht weiter eingehen werde. ich bin mir sicher, mein argument ist klar und hinreichend verständlich. um es noch einmal mit dem (zugegeben hinkenden) typografie-vergleich zu begründen: der digitale satz verlangt nach anderen schriftfonts als der analoge satz. weitere infos dazu werden ihnen die typographen unter uns bestimmt gerne liefern.

2. Höhe der Zeit

auch hier kann ich ihnen nicht folgen, weil sie auch wieder erklärungen schuldig bleiben.

3. Diskreditierung

in meinem letzten beitrag habe ich hauptsächlich versucht, diese these zu untermauern. wie der kollege JBK dann auch unterstrichen hat, fehlt uns als bauende gesellschaft heute der inhaltliche bezug zu den alten formen, die hier oberflächlich zitiert werden. kennt einer der kollegen heute etwa noch die regeln der schule der beaux arts? und überhaupt, auf welchen "historischen" stil soll sich denn überhaupt bezogen werden? die baugeschichte ist so voller brüche und parallelitäten, dass es mir willkürlich erscheint, sich einen formkanon heraus zu greifen und diesen dann als DIE regionale bautradition zu verkaufen. schon der historismus im späten 18. jhdt. scheiterte bei diesem versuch und gab der moderne erst den nährboden. die architekten des neuen bauens entwickelten schliesslich ja nicht neue formen zum selbstzweck, sondern versuchten, den neuen technischen und funktionalen anforderungen eine angemessene form zu geben, weil sie diese in der väter- und großvätergeneration nicht fanden. natürlich wäre ein rückgriff auf die moderne heute auch nichts anderes als retrospektive. aber warum stattdessen noch weiter zurück greifen?

4. das harmonische ganze

ein blick auf die baugeschichte verrät uns auch hier den weg. nur die gesellschaften, die in der lage waren, ihre baukultur den bedürfnissen der jeweiligen zeit anzupassen, haben auch eine nachhaltige und für die kommende generation vorbildliche baukultur entwickelt. nur die großen erneuer der jeweiligen epochen sind heute die klassiker. vitruv, palladio, schinkel, corbusier. hätten sie sich alle nur blind auf scheinbar traditionelles verlassen, wäre die ganze kette auf der stelle getreten. im rückblick ergeben jedoch genau die brüche und das "weiterbauen" das bild der "europäischen stadt", dass wir hier so gerne bemühen.

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zum schluss ein paar begriffe, von denen ich glaube, dass sie immer wieder in diesen diskussionen falsch angewendet werden:

reko-debate = muss heissen retro-debatte, da bis auf wenige ausnahmen der begriff "rekonstruktion" schlichtweg falsch ist, vielmehr wird hier frei nachempfunden
modern, modernismus = ein epochen-begriff und keinesfalls die bezeichnung für eine progressive architektur der aktuellen architektengeneration
tradition = dieser begriff ist immer populistisch, da es "die tradition" als singuläres phänomen nicht gibt (s.o.)
polemik (negativ) = ohne sie wäre die philosophie um so vieles ärmer, daher (positiv)

91

Akki | 05.04.2011 13:30 Uhr

JBK

@jbk
Ihr letzter Beitrag war noch nicht online, interessant, dass auch Sie auf Armbanduhren gekommen sind, wenn auch anderer Qualität;-)

Welche Beweisumkehr ? Sie haben wohl nicht verstanden, was damit in einem meiner ersten Beiträge gemeint war: Die Entwürfe sind doch gesetzt, sie werden gebaut ! Genau wie andere, hier erwähnte traditionelle Architektur/städtebauliche Projekte.
Hier geht es also darum , dass S I E diese in stichhaltiger Form kritisieren müssen/wollen, um sich gegen eine solche Bauweise auszusprechen. Dies ist bisher nicht in adäquater Form gelungen.
Wobei ich mich nur auf Ihre Inhalte beziehe, gegen die Form oder Polemik will ich nichts sagen, da ich mich darüber köstlich amüsiere und solche Bilder gerne aufgreife. Besser als die ewige immer wieder zu nichts führende totgekaute Politik- und Ehrlichkeitsdebatte, die auch hier, auch bei Ihnen, immer wieder aufkommt.

Was ich an der Problematik dann auch „verneine“ wie Sie meinen, ist lediglich der Teil, der ausschliesslich in Ihrem Kopf stattfindet, Ihre ergebnislosen Versuche, die Entwürfe auf theoretischer Ebene zu kritisieren. Der Teil langweilt mich und wird nicht zur Lösung führen.

„Die Sprache des Architekten ist die Zeichnung“, wer hat diesen Satz eigentlich ursprünglich erfunden ?
Die Römer-Entwürfe zeigen, dass hier sensibel im Stadtbild agiert wird. Roter Sandstein greift regionale Typik meinetwegen auf, na und ? Was ist dagegen zu sagen ? Ob der per Hand vom Steinmetz behauen wird oder per Laser geschnitten ist piepegal, alle Techniken sind recht, solange die Materialoberfläche geschaffen wird, die der Architekt geplant hat.
Was hat das mit „darauf spucken“ zu tun ? Die Verwendung traditioneller Dinge in Inhalt und Form nimmt deren damalige Verwendung und Entwicklung ernst, anstatt sie zu negieren und sie durch modernistische Scheusslichkeiten zu ersetzen. So einfach ist das.

Meist ist es heute doch andersrum „Realität“ : Die modernistische Kiste wird unter herbeilügen örtlicher Bezüge wie „Aufnahme der Traufkante“ in Form von Farb- oder bestenfalls Materialwechsel an dieser Stelle in den evt. noch vorhandenen historischen Bestand „eingefügt“ .

Das meine lieber JBK nenne ich pissen auf den Bestand ! !

90

K.Balm | 05.04.2011 13:29 Uhr

Danke JBK. Gute Zusammenfassung.

Dem hätte ich nur noch hinzuzufügen, daß ich gerade die Herstellung des Zustandes vor dem 2.Weltkrieg (und dem kommt das Wettbewerbsergebnis schon sehr nahe) als besonders gefährlich und geschmacklos erachte. Das kommt einer Art Reinwaschung nach dem Motto: -was sich an Wunden und Zerstörung in der Stadt nicht mehr ablesen lässt, hat auch nie stattgefunden- gleich.
"So, Krieg vorbei, Mutti räumt auf und wir machens uns wieder gemütlich."
Widerlich.
Es ist nunmal unsere Geschichte und die haben wir verdammt noch mal auch zu Verantworten.
Aber es scheint ja momentan groß in Mode zu sein, unliebsames aus der Vergangenheit (authentische Geschichtszeugen) auszulöschen und an deren Stelle hübsche Phantasiegebäude zu errichten -siehe die ganze unsägliche Stadtschlossdebatte in Berlin.

Auch diese gesamte Regionalistikargumentation ist nur schwerlich zu ertragen.
Die Welt ist gerade im Begriff zusammenzuwachsen, Grenzen und Nationalitäten verlieren an Bedeutung,
aber wir bauen uns unsere Hutzelhäuschen.
Peinlich.

89

Akki | 05.04.2011 11:40 Uhr

raukerübenstrauch

@raukerübenstrauch
Schade, dass Sie jetzt doch wieder rückfällig –ins Plumpsklo- geworden sind, das enttäuscht mich.
„High-Tech“ Ausstattung und „Loch“fassaden mit Stuckgesimsen schliessen sich nun mal nicht aus, im Gegenteil, sie ergänzen sich ganz wunderbar.
Ich sehe auch gar nicht die Notwendigkeit ein, darüber zu diskutieren, ob ich den Kaiser Wilhelm wiederhaben will, oder mit einer Pferdekutsche fahren muss. Solche Argumente sind hochgradig albern und peinlich.
Was sagen Sie denn zum Beispiel Herrn Jürgen Mayer H. ? Ist das eine in Ihren Augen zeitgemässe Architektur ? (Oder sollen wir ein anderes Beispiel für Sie heranziehen ?) Ist das nicht z.B. eindeutig „nachmodern“ mit starkem Rückgriff auf die 70er ? Muss er deshalb den Lifestyle und die Politik der 70er pflegen ? Wohl kaum.
Müssen „Nachmoderne“ Architekten, welche die klassische Moderne der 20er zitieren, entschuldigung, natürlich „neuinterpretieren“, auch schlechte Flachdachkonstruktionen nach damaliger Technik kopieren, oder dürfen sie
trotz schwarz gerandeter Corbusierbrille moderne Abdichtungssysteme anwenden um Bauschäden abzuwenden ? So eine Diskussion ist meiner Meinung nach haarsträubend und unserem Berufsstand, oder dem hier so oft herbeizitierten Status als „Fachleute“ nicht angemessen. Warum weigern sich viele Kollegen, die Diskussion rein von der ästhetischen Seite zu führen ?
Insbesondere im städtischen Zusammenhang „tut es gut“ kleinteilige Strukturen (auch wenn grössere Funktionen dahinter residieren) zu schaffen, auch mit historischen oder historisierenden Fassaden, auch mit durchgängiger Tiefgarage. Ich benutze absichtlich diese primitiven Begriffe, anstatt gleich von „kollektivem Gedächtnis“ oder ähnlichem Zeug zu reden.

Ich diskreditiere den Bestand auch nicht mit traditioneller Architektur, man muss ihn ja nicht mit überbordender Detailausbildung zu „toppen“ versuchen. Alles ist jedenfalls besser, als den Bestand mit sogenannter zeitgemässer nachmoderner Geschwulst zu konterkarieren !
Einer meiner Lehrer an der Uni hatte in Entwurfskolloquien oft einen schönen Satz parat : „Und wann reissen Sie das Nachbargebäude ab ?“

@JBK
Ich weiss wirklich nicht, was an den Argumenten von Martin Jungwirth so schwer zu verstehen ist.
In meinen Gebäuden eitert nichts. Sie werden auch mit Stahlbeton, Flachgläsern und selbst mit den einen oder anderen Kunststoffen gebaut. Wenn Sie Traditition als sentimentalen Kitsch empfinden, dann will ich Ihren Gefühlen nicht im Wege stehen, wenn Sie Bewohner/Nutzer und Architekten traditioneller Häuser als Heulsusen und Memmen verunglimpfen, dann ist Ihnen eventuell nicht zu helfen : „Was störts die stolze Eiche, wenn ein Schwein sich an ihr kratzt ?“ Die „Römer“-Entwurfe werden gebaut werden und das ist gut so ! Punkt.
Regionaltypik ist erwünscht und auch machbar, wenn auch nicht zwingend.
Dies kann in Bauleitplanung und in Gestaltungsbeiräten(nicht dass ich diese mag) geregelt werden, so wie es in Ansätzen in jedem herkömmlichen schnöden Baugebiet schön geschieht. Das wird nicht schlechter und nicht besser funktionieren als aktuell, immer kommt es darauf an, was man daraus macht.

Vielleicht doch noch ein winziger Exkurs:
Irgendwann hat die Menschheit sich „zurück“besonnen und den Trägern von Armbanduhren, welche längst zu billigen, aber dafür für jedermann erschwinglichen Quarzpiepsern mit Digitalanzeige verkommen waren, wieder mechanische Uhrwerke anzubieten. Ergebnis: Die mechanischen Uhren erfreuen sich grösster Beliebheit und sind für viele Leute zum Statussymbol geworden. Sie sind nun weniger erschwinglich als vor dem Zeitalter der Digitaluhr. Auch durften die Armbanduhren sich weiterentwickeln, der Träger einer Breitling o.ä. darf sich heute über relativ gute Wasserdichtheit mittels High-Tech-Gummidichtungen freuen.
Die Quizfrage dazu : Muss er mit einer solchen Uhr aufs Plumpsklo, oder darf er die Toilette mit Wasserspülung und Lichtschranke nutzen ?

88

JBK | 05.04.2011 10:01 Uhr

Herr Jungwirth

Nun verlangen Sie Beweisumkehr?
"In meinen Augen sind Rekonstruktionen und eine regionaltypische Bauweise viel mehr "auf der Höhe der Zeit" als die x-te Variation gescheiterter Nachkriegsideologien. "Zeitgemäß" ist für mich das, was eine adäquate Antwort auf konkrete städtebauliche Situationen und - Probleme unserer Zeit liefert."

In Ihren Augen, vielleicht. Aber Hey!, Ihr Kollege Akki hat selbst zugegeben "Man findet immer jemanden, der ein (.....) in sich stimmiges und damit für viele "einseitiges" Experiment als "Ghastly place" bezeichnen wird." Das gilt dann wohl für jede Form des Bauens, oder?! Belegen Sie doch mal Ihre Behauptungen! was ist "zeitgemäß", was ist "regionaltypisch", was ist "adäquat", was sind "konkrete Probleme" und wie werden Sie hier gut gelöst? Wo ist die "Nachkriegsideologie" gescheitert? Was macht diese aus? K.Balm hat es längst aufgegeben, noch weiter nachzubohren, weil bisher noch kein stichhaltiges Argument für solche postmoderne Nachempfindungsarchitektur gegeben wurde außer der subjektiven Behauptung, sie sei doch schöner, egoloser und angemessener als die andere. Wie trägt die "Frankfurter Nase" und roter Mainsandstein denn hier zur Lösung "städtebaulicher" Probleme bei? Bisher bleiben Sie und alle anderen Verfechter des historisierenden Bauens uns diese Antworten schuldig. Bislang dreschen Sie nur leeres Stroh und bezichtigen andere der Polemik. Es ist hoffnungslos. Der Hinweis auf Disneyland und das Plumpsklo sind ernstgemeinte und in einer seriösen Deabtte ernstzunehmende Kritikpunkte an einer geschichtsklitternden, schizophrenen Pseudoarchitektur, die die echte Baukultur und -traditionen ignoriert und beschädigt! (Natürlich können Sie sich eine "Türkische Rollex" ans Handgelenk binden, aber dann erzählen Sie uns doch wenigstens nicht, dies sei der wahre Jakob!) Diese Form des Bauens ist eine Fälschung. Sie spuckt auf Ihre Regionaltypik, weil sie sich einen feuchten Kehrricht darum schert, wie und warum die historischen Formen eigentlich zustande gekommen sind. (Sie will doch nur die äußerste Form, die Oberfläche sehen. Um zu lesen, was in der Tiefe der historischen Formen verborgen ist, fehlt ihr offensichtlich das intellektuelle Vermögen und die ästhetische Sensibilität.) Wie entkräften Sie ein solches Argument? Ihr Kollege Akki macht es sich da ganz leicht und verneint einfach die Problematik. Sie wollen den Vorkriegszustand wieder herstellen? Sie wollen also eine historische Situation einfach ungeschehen machen? Warum den Vorkriegszustand? Warum nicht den von 1871 oder den von 1960? Ist der 2. Weltkrieg so inakzeptabel? Sind Sie ein Reaktionär oder haben Sie so wenig Respekt vor unserer Geschichte, dass Sie sie am liebsten tilgen möchten? Beantworten Sie doch erst einmal diese Fragen, bevor Sie sich hier wie die Stimme der Vernunft gerieren. Wer zieht sich denn hier permanent aus der Affäre? Wo mangelt es solchen Kritikpunkten an der Substanz? Es ist hinlänglich begründet worden, dass zeitgenössisches Bauen als Ensemble möglich und sinnvoll ist. Begründen Sie Ihren Standpunkt sachlich und logisch, anstatt immer nur zu behaupten, die anderen täten es nicht! Beschreiben Sie die spezifischen Vorteile dieser Art des Bauen und entkräften Sie bereits vorgelegte Argumente. Halten Sie sich an die Regeln abendländischer Diskussionskultur (und kommen Sie mir nicht wieder damit, dass Ihnen mein Ton nicht passt!). Es geht um Inhalte! Nicht um die Form! Wie gesagt: Seien Sie nicht so eine Memme!

87

Martin Jungwirth | 04.04.2011 20:52 Uhr

@Rauke Rübenstrauch

Zitat "warum man einerseits auf funktionaler seite die höhe der zeit unbedingt haben will, andererseits bei den stuckfassaden an vermeintlichen traditionen klebt?"

Ganz einfach: Weil das Eine mit dem Anderen nicht das Geringste zu tun hat. Jegliche "Wir wollen unseren Kaiser wieder haben - Debatte" ist völlig unsachlich und zeugt von fehlender Argumentationsfähigkeit. Polemik wird zumeist dann angewendet, wenn einem die sachlich überzeugenden Argumente fehlen. Warum mit differenzierten Ausführungen auseinandersetzen, wenn man sich mit Disneyland und Plumpsklo viel einfacher aus der Affäre ziehen kann?

In meinen Augen sind Rekonstruktionen und eine regionaltypische Bauweise viel mehr "auf der Höhe der Zeit" als die x-te Variation gescheiterter Nachkriegsideologien. "Zeitgemäß" ist für mich das, was eine adäquate Antwort auf konkrete städtebauliche Situationen und - Probleme unserer Zeit liefert.

Zitat: "letztlich diskreditieren wir den tatsächlich historischen bestand nur mit solchen nachbauten."

Können Sie das bitte etwas näher erläutern? Manche Dinge sagen sich so leicht daher - und dennoch fehlt die Substanz. Für mich bislang eine (oft gehörte) Herangehensweise auf ideologisch-dogmatischer Basis, aber vielleicht können Sie das ja noch sachlich überzeugend begründen?

Zitat: "wir müssen zeitgenössisch denken, planen und bauen. nur so ergibt sich ein harmonisches ganzes."

Diese Kausalität erschließt sich mir nicht. Bitte auch hier konkret werden und begründen.

86

Martin Jungwirth | 04.04.2011 20:30 Uhr

@JBK

War ja auch nur eine Bitte. Wenn Sie meinen, destruktive Polemik anwenden zu müssen, ist das völlig in Ordnung. Es wird dann nur keine Diskussion mit mir geben. Reine Feststellung ohne Wertung. ;)

85

rauke rübenstrauch | 04.04.2011 14:30 Uhr

@JBK

kann ihnen nur voll und ganz zustimmen. guter knapper beitrag ohne geschwurbel!

ich möchte ja doch nochmal in diesem zusammenhang das "plumpsklo" anführen. ich frage mich nämlich immer mehr nach durchlesen der wortgefechte, warum man einerseits auf funktionaler seite die höhe der zeit unbedingt haben will, andererseits bei den stuckfassaden an vermeintlichen traditionen klebt? hier zeigt sich doch schon die schizophrenie dieser retro-debatte.

herr jungwirth, wie stark sie es auch versuchen mögen, eine bautradition von gestern wieder zubeleben... zum einem existiert auf breiter ebene nicht mehr das handwerkliche können dazu, 2. fehlt die kenntnis der semantik der angewandten stillemente und 3. werden so nie die wunden geheilt werden können. letztlich diskreditieren wir den tatsächlich historischen bestand nur mit solchen nachbauten.

ob das eine oderer andere haus nett anzuschauen sein wird und einen gewissen wohnwert hat, der über die norm hinausgeht, wird doch gar nicht bestritten. aber weil die norm leider von absoluten mittelmaß im deutschen wohnungsbau bestimmt wird, kann sie kaum als qualitätsmaßstab herangezogen werden.

ich bleibe dabei, wir müssen zeitgenössisch denken, planen und bauen. nur so ergibt sich ein harmonisches ganzes.

84

JBK | 04.04.2011 14:27 Uhr

Ach ja

Polemik? Wenn Ihnen meine Sprache nicht passt, zwingt Sie keiner zu einer Antwort. (Was Sie für sachlich halten oder nicht, ist mir herzerfrischend egal.) Ich finde alte Stile nun mal zum Gäääääähnen. Ich würde die auch nicht "weiterentwickeln" wollen. Was soll das auch? Die "alten Stile" sind so sehr mit dem "Handwerk" und dem begrenzten Wissen der jeweiligen Zeit verbunden, dass es mit unseren neuen Methoden keinen Sinn hat, diese zu übernehmen. (Dass einem diese Diskussion nach Erfindung des Stahlbetons, der großen Flachgläser, der Kunststoffe etc. schon wieder aufgezwungen wird, öööödet mich so an.) Was Sie wollen nenne ich "Stilismus" (Architektonischer Rasssimus - Ich habe mit baulichem "Multikulti" kein Problem. Im Zweifel genauso gewachsen wie die historischen Städte, in denen oft Barock, neben Rokoko, Mittelalter neben Klassizismus und Moderne neben Antike stand. Das Beharren auf die Tröstlichkeit der althergebrachten Regeln, das sind doch nur formale Scheingefechte, um von den wahrhaft bedeutenden und viel komplexeren Bedinungen, die Städte lebenswert oder - unwert machen, abzulenken.) Künstliche nachträglich selektive Gleichmacherei heute als identitätsstiftend zu verkaufen, halte ich für genauso verlogen wie die unsägliche "Leitkultur"-debatte. Nochmal: Welche Regionaltypik? Welche Parzellen? Wollen Sie das Bodenrecht ad absurdum führen? (Und warum über der durchgehenden Tiefgarage?) Welches Jahrhundert? Welche Häuser mit, welche ohne Sandstein? Wo Schiefer? Wo Putz? Wo Fachwerk? Dies ist eigentlich ein freies Land in einem freien Europa, wo grundsätzlich erst einmal jeder im Rahmen des allgemeinen Baurechts so bauen können sollte, wie er das für richtig hält. Im Lauf der Zeit sind viele Verbindlichkeiten - dem Himmel sei Dank! - verschwunden, handwerkliche und gesellschaftliche Traditionen in Vergessenheit geraten, weil unwirtschaftlich und unbrauchbar für moderne Ansprüche. Das mag so mancher traurig finden. (Aber war die Welt voller ständischer und höfischer Zwänge wirklich so großartig, dass wir uns ihre gebauten Manifestationen für alle Zeiten zum Vorbild machen müssen?) Der Krieg, den Deutschland ausgelöst hat, hat vieles unbestreitbar Schöne leider auch unwiederbringlich zerstört. Auch das ist sicherlich bedauerlich, aber letztlich nicht auch irgendwo gerecht? (Hier gibt es keine "Gnade der späten Geburt". Wir bezahlen sie alle noch, diese Schuld, mit der schmerzlichen Vorstellung, wie großartig und komplett unsere Welt (die gebaute und die lebendige) hätte heute sein können, wenn unsere Vorfahren nicht halb Europa ins Unglück und die Vernichtung gestürzt hätten.) Respektvolle sorgfältige Rekonstruktionen: Immer gerne! Wenn Architektur didaktisch sein soll oder wirklich "reparieren" möchte und kann, warum auch nicht. Aber bitte: man verschone uns doch mit diesem sentimentalen Kitsch. Das ist doch keine schmerzvolle Heilung, sondern nur ein Pflaster unter der die alte Wunde betäubt vor sich hin eitern kann. Das ist Architektur für Heulsusen und Memmen. Schauderhaft!

83

Martin Jungwirth | 04.04.2011 11:45 Uhr

@JBK

@JBK: Ich diskutiere für gewöhnlich nicht auf polemischer Ebene und bitte daher um eine sachliche und konstruktive Wortwahl / Argumentation.

Der Zweite Weltkrieg hat die in Frankfurt bis dahin entstandene und etablierte, über Jahrhunderte entwickelte, Identität in großen Teilen ruiniert. Die immer wieder gestellte Frage, an welcher Epoche man sich orientieren soll, stellt sich mir nicht. Der unmittelbare Vorkriegszustand ist Maßstab meiner Überlegungen.

Es ist ein Unterschied, ob man selbstbewusst-innovative Architektur in einem bestehenden identitätsstarken Gefüge errichtet (wie einst den Zwinger in Dresden) - oder ob man es mit einer durch Flächenzerstörungen verwundeten Stadt zu tun hat. Erstaunlich, dass sich viele Architekten und Städteplaner einer solch differenzierten Sichtweise verweigern.

Zudem schließen sich Regionaltypik und Innovation nicht aus - der selbstbewusste Auftritt wird lediglich um den Faktor Respekt ergänzt. Eine respektvolle Weiterentwicklung ortstypischer Bautraditionen und alter Stile ist ganz in meinem Sinn. Und abseits von kriegszerstörten Bereichen sind durchaus ortsfremde Spielereien und Neukreationen vertretbar - auch das hat es ja immer schon gegeben und hier greift dann auch die "Stillstands"-Argumentation.

Ich stelle mich entschieden gegen jeden Ausschließlichkeitsanspruch und hoffe auf eine differenzierte Vielseitigkeit, die jeweils konkreten Situationen gerecht wird.

Regionaltypik beruht auf ortstypischer Materialität (Roter Sandstein, Schiefer, Farbschemata, Parzellengrößen, regionalen Eigenarten ("Frankfurter Nase") usw.

Die angestrebte Heilung der Altstadt berührt peripher errichtete Hochhausbauten in keinster Weise.

82

JBK | 04.04.2011 08:46 Uhr

Welche Regionaltypik

darf´s denn sein? Die Fachwerkhäuser des Mittelalters? Die Traditionen des 18.ten opder 19.ten Jahrhunderts? Die Hochhäuser? Regionaltypik ist doch auch nur so eine durchgekaute Hülse, die alles heißen kann. Ein bisschen Architekturrassismus. Also auch keine Berliner-Tektoniker-Architekten mehr? Keine überregionalen Wettbewerbe? Oder wenn doch, bei welcher Aufgabe? Wer entscheidet das dann? Diese ganze Regionaltypik in Zeiten der Globalisierung ist doch auch nur so ein durchsichtiger Versuch, um auf anderem Wege "die guten, alten Werte" herbeizureden und genauso großer Mist, wie diese ewig wiederholte Behauptung von den angeblich egomanischen Architekten. Ich habe noch nie erlebt, dass gute Architektur ohne starke, selbstbewusste und durchsetzungsfähige Architekten (und Bauherren) zustande gekommen wäre. Bitte verschont mich mit weichgespülter "sensibler Stadtreparatur", wenn die dann nur hilfloses und billiges Nachbeten des (willkürlich ausgesuchten) schon Dagewesenen bedeutet. (Womöglich am Ende übelste Geschichtsklitterung und schlecht gemachter WDVS-Formalismus.) Gestaltungssatzungen, Ensemblewirkung, sorgfältige Planungen unter Einbeziehung aller Bürger usw. ja bitte! Aber auch Anerkennen, dass Architektur nicht mehr so sein kann wie sie vor 200 Jahren war. Ich weiß es nicht, aber hätte nach §34 Einfügung in den Bestand, dort auch ein Hochhaus stehen können? Das fällt mir nämlich als Berliner zur Frankfurter Regionaltypik ein.

81

Martin Jungwirth | 03.04.2011 11:45 Uhr

@det

Ich habe mich auf die Diskussion bezogen, nicht auf die Wettbewerbsergebnisse. Letztere greifen allerdings dank Gestaltungssatzung immerhin teilweise regionale Bautraditionen auf - und dies endlich mal nicht nur in stark abstrahierter Form.

Es geht mir nicht um ein "Abziehbild verlorengegangener Identität", sondern um den Wiedereinzug regionaler Eigenheiten in unsere globalisierte Bauepoche. Selbstverständlich ist es möglich, verbliebene Ansätze einer frankfurttypischen Identität zu stärken - und diese auch weiterzuentwickeln. Die Ideologie des "selbstbewussten" und "mutigen" Bauens unter Bedienung "zeitgemäßer" Trends negiert allerdings jeden Ansatz ortstypischer Charakteristika.

Architektur als Ego-Trip ist der glatte Gegenpol zu ganzheitlich-sensibler Stadtreparatur kriegszerstörter Städte.

80

det | 02.04.2011 00:08 Uhr

@Martin Jungwirth

"Architektur wird auf Stilistik reduziert - man präferiert eine autistische Betrachtungsweise"
Sie sprechen von den Wettbewerbsergebnissen, oder?

Welche verloren gegangene Identität wollen sie denn da wieder herstellen? Das wird doch allerhöchstens das Abziehbild einer längst vergangenen Identität. Oder noch eher einer Vorstellungs- und Wunschidentität, da die meisten den Originalzustand wohl nicht mehr selbst erlebt haben dürften.
In gewisser Weise kann ich es ja verstehen; die Welt dreht sich schnell und die Globalisierung nimmt uns all unsere Alleinstellungsmerkmale. Und auf einmal haben wir nichts mehr was uns von den anderen unterscheidet. Da erwächst eine Sehnsucht nach der guten, alten Zeit, in der das noch nicht so war. Auch wenn das in der Vorstellung vielleicht alles noch ein bißchen schöner imaginiert wird als es dann tatsächlich war.
Das ist nicht die Identität unserer Zeit, das ist verklärte Träumerei.
Aufwachen!

79

Akki | 01.04.2011 20:37 Uhr

Typographie

Schon wieder muss ich Rauke Rübenstrauch zustimmen. Mir sind die Disziplinen doch zu unterschiedlich um etwas für unsere Diskussion daraus abzuleiten.
Wir hatten jetzt schon :
Fussball
Automobilbau
Typographie
Modelleisenbahnwesen
Niederungen des Seins

Warum bleiben wir nicht beim Thema innerhalb
der Architektur, max. Städtebau ?

Regionaltypisches Bauen ist doch ein gutes Stichwort. Bei jeder Bauaufgabe stellt sich diese Frage automatisch, nur anscheinend nicht für jeden...

78

rauke rübenstrauch | 01.04.2011 16:17 Uhr

toleranz schwindet

der vergleich mit der typografie mag zwar vordergründig intellektuell wirken, ist aber ebenso falsch wie unangebracht. beiden disziplinen wird er nicht gerecht. die anforderung an schriftgestaltung und -setzung ist gänzlich eine andere als in der architektur. mir scheint, dass bei solchen kommentaren doch mehr das frisch angelesene wissen mit einer vorfreude auf den effekt gepostet wird, als das irgendein eigener gedanke formuliert wird. weder zitate noch der einsatz einer möglichst intellektuellen wortwahl wird den inhalt solcher kommentare besser machen, werter fsh (und div andere). also, antwort: JA, ES BLEIBEN FRAGEN OFFEN!

77

Martin Jungwirth | 01.04.2011 10:54 Uhr

Regionaltypik?!

Interessant, wie kein Mensch hier auf meine Beiträge eingeht. Kein Interesse an einem ganzheitlichen Ansatz?

Zitat Rauke Rübenstrauch: "und die interessanten, innovativen projekte"

Architektur wird auf Stilistik reduziert - man präferiert eine autistische Betrachtungsweise, die den kriegszerstörten Ort mit seiner verlorengegangenen Identität vergisst. Stadtreparatur durch global austauschbare Architektur - Hauptsache innovativ?

76

K.Balm | 31.03.2011 20:40 Uhr

@F.S.H.

Ein schönes Zitat. Und auch sehr richtig.
Ich bin zwar nicht der Meinung, das man Typographie und Architektur in allen Bereichen über einen Kamm scheren kann, aber nun gut. Anscheinend kommen wir hier doch nicht über eine symbolische Diskussion hinaus.
In der Hoffnung mich ihnen so vielleicht verständlicher zu machen, bleiben wir doch bei einer typographischen Terminologie: ich hatte gehofft in dieser Diskussion nicht mehr über allgemeine Regeln zur Schriftgestaltung, deren Gültigkeit durchaus streitbar ist, reden zu müssen. Lieber wäre mir, hier würden mal endlich die harten Fakten auf den Tisch kommen. Lassen sie uns Spationierung, Kerning, Ober- und Unterlängen, Ligaturen und Mikrotypographie diskutieren.
Da komme ich persönlich auf folgendes Ergebnis:
Die prämierten Arbeiten verhalten sich zu ihren historischen Vorgängern wie die Arial zur Helvetica. Was das heißt, muß ich ihnen als in Schriftgestaltung anscheinend bewandertem Menschen wohl nicht erklären.
Natürlich muß bei einer ausgewogenen Schrift der einzelne Buchstabe im richtigen Verhältnis zu den anderen stehen. Aber wenn eine Verhältnismäßigkeit der einzelnen zueinander nur durch die allen inhärente Banalität erreicht wird, halte ich das für keine gute Lösung.

Eine Frage hätte ich auch noch:
Warum verwechseln hier einige Leute Kreativität immer wieder mit Lautheit, Verrücktheit und Aufdringlichkeit?
Ich verstehe Kreativität im Falle von Architektur auch nicht unbedingt als -wie es in ihrem Zitat heißt- "Einfall" oder Erfindung. Vielmehr als intellektuelle Auseinandersetzung und Interpretation der gegebenen Parameter.
Und wie kommt man darauf, das Kleinteiligkeit, Nebeneinander und Ensemblewirkung nur mit einer historisierenden Bebauung möglich ist?

Meinen Kommentar einfach allgemein als geschmäcklerisch abzutun, zeigt ihre geringe Bereitschaft, sich auch nur in geringsten Maße mit den von mir angesprochenen Punkten auseinander zu setzen. Liegen ihnen Bilder der historischen Bebauung vor? Haben sie diese mal mit den Entwürfen verglichen? Ich empfehle hier im Besonderen Hühnermarkt 22 von Kolhoff und Braubachstrasse 29 von Knerer + Lang. Und dann erklären sie mir mal, was diese Entwürfe leisten, bzw. was sie "besser" macht als ihre historischen Vorbilder.
Ich bin immer noch an einer fruchtbaren Diskussion interessiert.

75

F.S.H. | 31.03.2011 17:03 Uhr

@ K.Balm

Verehrter K.Balm,

ich möchte Ihnen mit einem kleinen Zitat auf Ihren doch recht geschmäcklerischen und wenig sachlichen Rundumschlag betreffend der angeblich fehlenden kreativen Eigenleistungen der Architekten antworten.

"Anfänger und Amateure messen dem so genannten Einfall zuviel Gewicht bei. Vollkommene Typographie entsteht vorwiegend durch die Wahl zwischen verschiedenen Möglichkeiten, deren Kenntnis Sache langer Erfahrung, wie die richtige Wahl Sache des Taktes ist. Gute Typographie kann nicht witzig sein. Sie ist das genaue Gegenteil eines Abenteuers. Der Einfall zählt also wenig oder gar nicht. Er zählt um so weniger, als er nur auf gerade eine Arbeit anwendbar ist. In einer guten typographischen Arbeit sind alle einzelnen Teile formal durch einander bedingt, und ihre Verhältnisse werden langsam erst während der Arbeit entwickelt."

Jan Tschichold,
Ausgewählte Aufsätze über Fragen der Gestalt des Buches und der Typographie. S. 12, Basel 1975

INoch Fragen?

74

rauke rübenstrauch | 31.03.2011 12:59 Uhr

ein schimmern von vernunft

@omnibot: recht haben sie. sehr schöner kommentar!

schade nur, dass solche diskussionen bei einem solchen banalen wettbewerb geführt werden und die interessanten, innovativen projekte mit den üblichen zwei drei "glückwunsch"-comments auskommen müssen.

73

bazinga | 31.03.2011 11:40 Uhr

gibt es eine möglichkeit

(website oder so), wo man sich alle beiträge (auch die nicht-gewinner) anschauen kann oder ist vielleicht auch eine ausstellung geplant?
die hier gezeigten fassaden überzeugen mich nicht, aber vielleicht liegen ja spannende grundrisse dahinter?

72

K.Balm | 31.03.2011 10:00 Uhr

Und jetzt?

Diskurs am Ende?
Verhandlung gescheitert?
Es wäre doch schön, wenn wir nach der, bisweilen interessanten, aber auch sehr breit und allgemein gewordenen Diskussion noch mal -losgelöst vom Oberthema pro-/kontra historisierende Bebauung- etwas konkreter auf die hier gezeigten Siegerentwürfe und deren Qualität(en) eingehen könnten.
Bisher war da (beiderseits) noch nicht viel substanzielles zu vernehmen.
In einem meiner vorherigen Posts habe ich kritisch geäußert, das es sich meiner Meinung nach beim Großteil der prämierten Arbeiten durchweg um ein geringfügig variierendes Grundthema handelt. Natürlich ist die historische Bebauung generell als Grundlage zu sehen und die vorgegebene Gestaltungssatzung als Möglichkeitsspektrum. Aber selbst in einem solch engen Rahmen sollte doch mehr drin sein als abgezeichnete und in -teilweise sehr- geringem Umfang abgeänderte historische Fassaden. Soll heißen- die Entwürfe stellen keine kreative Eigenleistung dar, sondern einfache Adaptionen des historischen, bei denen an der einen oder anderen Stelle mal ein Bogen einer geraden Linie weichen mußte oder die Ornamentik zurückgefahren wurde. Da fange ich, der bestimmt kein Befürworter einer historisierenden Architektur ist, an zu überlegen ob mir dann sogar eine umfassende Rekonstruktion nicht sogar ein klein wenig erträglicher wäre. So empfinde ich das nämlich als nichts halbes und nichts ganzes.
Und jetzt bitte, liebe Fans der prämierten Arbeiten, haut mir deren Qualität um die Ohren. Aber bitte keine Worthülsen und hübsch-hässlich-Diskussion mehr.

71

Klaus Peterson | 30.03.2011 20:55 Uhr

Moderne Elemente wenig erfreulich

Warum gibt es bei den modernen Häuserelementen wieder nur rechte Winkel?
Ich finde dies langweilig und bestätigt meine Voruteile gegenüber der modernen Architektur.

Man sollten die Gebäude mit historisch anspruchsvollen Fassaden erbaut werden.

70

Akki | 30.03.2011 17:28 Uhr

@schweizer

Hilfe ! Sie können ja richtig böse werden.

Ich habe versucht, Sie trotz meiner festen Überzeugung von der Unsinnigkeit Ihrer Betrachtungen, freundlich zu behandeln, aber wenn Sie mir so kommen:
Stellen Sie sich vor, mein Englisch reicht durchaus für den Artikel.
Waren Sie überhaupt jemals in Poundbury ???
Kurz und Prägnant:
Es gibt keinerlei Verkehrsproblem dort !
Man hat versucht, den ruhenden Verkehr von den einzelnen Wohneinheiten wegzuhalten. Daher gibt es die im verlinkten Artikel vorhandene Kritik an den dadurch entstandenen Garagenhöfen. Diese sind -wie auf den Fotos unschwer zu erkennen- immer noch wesentlich attraktiver als "normale" Garagenhöfe hierzulande, in UK, oder sonstwo .
Ob dies schöner ist, als in deutschen Neubaugebieten mit Garagen an einer Hauswand der WE, oder nicht, will ich offen lassen, da kann man unterschiedlicher Meinung sein, das hat mit der "traditionellen Frage" nichts zu tun. Häuslebauer möchten in der Regel ihre Garagen direkt am Haus haben. Meinetwegen, auch dies hätte der traditionellen Gestaltung von Poundbury keinen Abbruch getan...

Was hat diese kleinverkehrsräumliche Frage denn bitteschön mit unserer Diskussion um die "Römer-Entwürfe" zu tun ? Nichts !

Zu meinem Hinweis auf entgegen Ihrer Kritik glänzend mit heutiger Nutzung funktionierenden Grossstrukturen traditioneller /Neu-traditioneller Herkunft haben Sie nicht Stellung genommen.
Ich durfte längere Zeit in einem italienischen Pallazzo des 17.Jh. arbeiten, ok ein grosses Architekturbüro ist immer noch kein Krankenhaus, aber es funktioniert wunderbar auch mit komplizierteren Nutzungen.

Um es auf Ihre Art zu sagen:
Ihre Einwände sind also Unsinn, Unsinn,Unsinn.

Ich mag übrigens Käse UND Wurst, stellen Sie sich vor, das gibt es.

Und wenn Ihnen die Zeit zu schade ist, lassen Sie es besser, man merkt, dass die eigentlichen Inhalte nicht bei Ihnen ankommen, egal in welcher Form.

Ihr Latein finde ich übrigens herrlich unzeitgemäß antimodernistisch traditionell :- ), ich dagegen bin nun
-was Sie betrifft- mit "meinem Latein am Ende"..

69

bauster | 30.03.2011 16:58 Uhr

Identität des Städtebaus

@Prof. Jörg Rügemer
kann ihnen da nur zustimmen...

@akki und @schweizer..
na sie sollten mal im fernsehen in einer diskussionsrunde auftreten, mir scheint sie haben sich gefunden!

aber im ernst: bei solchen ergebnissen versinkt frankfurt im kleinstädtischen:
man muss dabei erkennen; frankfurt wäre gerne großstadt (bankenviertel), was es nicht ist (römer). Also unterm strich eher provinziell. lasst die frankfurter das doch bauen. das ist halt die wahre Identität des frankfurter Städtebaus; aber dann bitte auch mit buzenscheiben, und dahinter äppelwein auf dem tisch!!

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Schweizer | 30.03.2011 14:18 Uhr

Werter Akki

Wahrscheinlich leiden alle außer Ihrer Wenigkeit unter einer Sehschwäche? Ich vermute aber mal, Sie haben den Artikel zu Poundbury nicht gelesen oder nicht verstanden? Angesichts Ihrer grundsätzlichen Weigerung konkrete, kritische Fragen auch nur zuzulassen (wobei die zur Problematik der Integration des modernen PKW-Verkehrs in solche historisierenden Stadtprojekte nur ein Beispiel unter vielen ist), erübrigt sich eigentlich jeder weitere Versuch einer seriösen Auseinandersetzung, die eben nun mal auf Gehaltvollerem fußen muss als Ihrer persönlichen Einfühlung und Anschauung, um relevant zu sein. K.Balm hat es auf den Punkt gebracht: Der eine mag Wurst, der andere Käse. Sie mögen eben den Käse. Um mit jemandem zu diskutieren, der versucht " Dinge weniger akademisch-nachdenklich zu beweisen" (sic! contradictio in adiecto), ist mir ehrlich meine Zeit zu schade. (You can´t have the cake and eat it.) Den vom Kollegen JBK erwähnten Reader sollten Sie übrigens wegen seiner akademischen Sorgfalt eher meiden. Zum Schluss, damit Sie meinen Kommentar nicht als durchschimmernde Toleranz umdeuten: Sie haben Unrecht, Unrecht, Unrecht. Da bin ich ganz und gar unversöhnlich :-D

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Akki | 30.03.2011 11:56 Uhr

@schweizer

Wie bin ich froh, dass Ihre Beiträge nun doch nicht der Baunetz-Zensur zum Opfer gefallen sind !
Endlich zeigen Sie die Akkuratesse, die Sie von anderen verlangen. Ich danke Ihnen für das erwähnte Material in Form der Links.
Ihre Kritik an Poundbury in Ehren, ich muss das Dorf hier auch nicht über Gebühr verteidigen, nur so viel dazu:
Man findet immer jemanden, der ein solches in sich stimmiges und damit für viele "einseitiges" Experiment als "Ghastly place" bezeichnen wird.
Meine Eindrücke sind andere, ebenso vermitteln die Bewohner in Gesprächen ein gänzlich anders Bild. Auch ist dort kein Verkehrsproblem zu erkennen, jedenfalls kein wesentlich anderes als in "herkömmlichen" oder "modernen" Dörfern.
Auch kann ich die im von Ihnen erwähnten Artikel gezeigte Kritik an der dort im Foto gezeigten Mehrfachgarage nicht teilen. Ich finde Sie mit ihren 3 Bögen wesentlich angenehmer als so manche moderne Garage. Das ganze auf Verkehrsproblematik zu reduzieren halte ich sowieso für völlig falsch : Erstens ist dieses Problem dort nicht existent. Zweitens, falls Sie Autos in den Strassen stören, hat niemand etwas gegen Tiefgaragen (womit wir wieder näher bei der "Römer-Thematik" wären).
Das Problem liegt wenn, dann ganz woanders: Arbeitsplätze und Fabriken usw. machen eine Stadt/ein Dorf erst zur florierenden Stadt. Dies ist kein Problem historisierender Orte, sondern ein Allgemeines, wenn man einen Ort komplett "erstellt" oder zumindest quasi neugründed.
Ein treffenderes Beispiel für eine solche Kritik fänden Sie allerdings mit "Seaside". Dort finden sie einen fast ausschliesslichen Ferienort, das war auch nicht anders geplant.
Noch einmal verkürzt:
Wenn Sie historischen /historisierenden Städten vorwerfen, nicht mit grossen Baustrukturen und nicht mit modernem Verkehr umgehen zu können, warum bitte schön hat dann Florenz kein grösseres Verkehrsproblem als zB Frankfurt ? Dort bewegen sich wesentlich mehr Autos durch die Strassen als in deutschen Grossstädten. Selbst als Besucher können Sie dort besser parken als in Frankfurt, falls es Ihnen darum gehen sollte, was ich natürlich nicht glaube.

Zur Ihrer Kritik meiner Aussage zur "lässigeren" Haltung unserer Nachbarländer gegenüber traditionalistischen Entwürfen :
Ihre England-Erfahrung in Ehren, aber bekommt HRH Prince Charles nicht immer gewaltige Kritik, für alles was er tut, selbst für seine beachtenswerte Bio-Landwirtschaft ? Ich kenne nun wesentlich mehr positive als negative Stimmen zu Poundbury, aber wenn Sie diese umfängliche Englanderfahrung haben, könne Sie es natürlich gerne besser wissen als ich.
Aber auch Fosters "Gurke" im Stadtbild von London und seine Wackelbrücke sind dort zum Glück "kritisch gewürdigt " worden. Was ihren Bau nicht verhindert hat, ebenso wie der Bau von Poundbury nicht verhindert wurde und vor und während Planung / Bau auch nicht wesentlich kritisiert wurde. Aber vielleicht haben Sie dazu ja auch detailliertere Info als ich.

Meinerseits habe ich lange genug in Italien gearbeitet, um mir über die dortige "Haltung" zu diesen Dingen ein Urteil zu erlauben. Aber vielleicht habe ich auch nur in den falschen Büros gearbeitet und die falschen Leute, "Fachleute" wie "Normale", kennengelernt.

Auch bleibe ich bei meinen Argumenten zum Nachbarland Holland. Mein unwissenschaftlicher Eindruck: Natürlich gibt es in jedem Land "Hardliner" wie Sie und mich, aber wesentlich mehr Toleranz, auch innerhalb der Architektenschaft. Die aktuellen Projekte von Kohl/Krier werden es wieder zeigen.
Mal ganz salopp : Was kratzt es denn Frankfurt, wenn am Römer mal ein bischen historisiert wird ? Wird damit das strahlende "Mainhattan" untergehen oder in Verruf geraten ? Werden Traditionalisten und ewig gestrige in Scharen kommen und den städtebaulichen Umsturz proklamieren oder moderne Gebäude niederbrennen? Wohl kaum.

Immer locker bleiben.. Sehen Sie mal die Postmoderne der achtziger in Berlin an : Nicht das ich Ihre Auswüchse begrüssenswert fand, aber sind die Gebäude in der Ritterstrasse (zB. der IBA-Rossi) heute nicht als eher gemässigte , unauffällige Gebäude realtiv hoher Qualität im Stadtbild zu sehen ?

Vielleicht kämen wir, wenn die Diskussion zwischen uns beiden nicht so verkürzt wäre wie hier im Baunetz, unweigerlich wieder auf einen Punkt unserer beider persönlichen, bereits gegenseitig polemisierten Herangehensweise, "mit offenen versus geschlossenen Augen" : Ich versuche die Dinge mit offenen Augen zu beurteilen und weniger "mit geschlossenen", also weniger akademisch-nachdenklich zu beweisen. Aber das ist natürlich nur eine wage selbstkritische Vermutung.

Generell bin ich positiv überrascht, dass in dieser Diskussion nun doch die eine oder andere weniger kritische Stimme zusammengekommen ist. Was mich am meisten freut: Selbst bei Rauke Rübenstrauch schimmert Toleranz durch...also darf ich meine Wasserspülung wieder in Betrieb nehmen...

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Omnibot | 30.03.2011 10:41 Uhr

Stillstand.

Entgegen dem Entsetzen vieler Kollegen die sich hier bereits äußerten finde ich es zunächst sehr positiv, dass die Ergebnisse überhaupt in diesem Umfang diskutiert werden. Es erscheint mir auch nicht besonders verwerflich wenn der ein oder andere (wenn auch manchmal etwas polemisch oder lauthals) Stellung bezieht. Bescheinigt ja erstmal nur, dass egal welche Position man einnimmt doch ein großes Interesse an den Ergebnissen eines solchen Wettbewerbs herrscht. Bedenkt man das diese Art der Aufgabe (Rekonstruktion im Altstadtbereich) derzeit in vielen deutschen Städten ansteht, erscheint mir eine Debatte darüber "in welchen Maße wir rekonstruieren wollen" absolut überflüssig.

Zum inhaltlichen. Ich kann nachvollziehen, dass man an dem konkreten Ort ein Stück verloren gegangene Stadt (die Diskussion über die Gründe führen glaube ich nicht weiter) wieder herstellen möchte. Mit Blick auf den Wiederaufbau Frankfurts nach dem 2.ten WK, der wie in vielen anderen Städten auch (Hannover etc..) von den damals vermeintlich unideologischen Ideen der Moderne durchsetzt ist, erscheint es mir im Sinne einer möglichst heterogenen und vielfältigen Stadtstruktur vielleicht sogar logisch. Ebenfalls nachvollziehen kann ich, dass man an dieser äußert prägnanten Stelle (Altstadt, Zentrum) städtebauliche Rahmenbedingungen schafft (Masterplan, Gestaltungssatzung etc..) die gewährleisten sollen, dass sich mit einem Wettbewerb ein städtebauliches Ganzes erzeugen lässt. Das sich mit dieser Verfahrensweise hervorragende Ergebnisse erzielen lassen ist denke ich unstrittig. Ein wunderbares Beispiel ist der Campus in Aveiro Portugal, welcher mit mehreren Architekten, einem Masterplan, sowie einer Materialvorgabe (regionaler Ziegel) ein absolut gelungenes Ensemble zwischen tradierter Form und moderner Interpretation erzeugt. Das beim Fehlen ausreichender städtebaulicher Rahmenbedingungen das Ergebnis ebenso schnell sehr peinlich werden kann ist auch deutlich geworden. So z.B. der Medienhafen in Düsseldorf oder die Townhouses am Friedrichswerder, wo jeder noch besonderer sein will als der Nachbar. Es geht hier also um nicht weniger als um ein absolutes Grundthema des städtebaulichen Entwerfens, nämlich der Ausformulierung zwischen Bindung & Freiheit im Spannungsfeld zwischen Stadt & Haus.

Unter diesem Aspekt betrachtet sehe ich die Ergebnisse des Wettbewerbs fast durchweg kritisch. Zunächst erschließt sich mir nicht, warum an dieser Stelle kein offener Wettbewerb stattgefunden hat. Mir ist bislang kein Rekonstruktionsprojekt in diesem Umfang bekannt, dass auch nur annähernd eine angemessene Lösung für die Ausgewogenheit zwischen "Tradition" und "Moderne" formuliert hat. Bei einer solch komplexen Aufgabe kann es meiner Meinung nach nur richtig sein, ganz im Sinne der kollektiven Intelligenz, auf möglichst unterschiedliche Lösungsansätze zu setzen. Desweiteren halte ich es im Sinne der Problemlösung für äußerst kontraproduktiv fast ausschließlich auf die Reproduktion vermeintlich bewährter Fassadentypologien zu setzen. Es erscheint als wolle man hier die eigentliche Problematik umgehen und setzt deshalb überwiegend auf populistisch, primitive und banale Gestaltungen die möglichst einfach rezipier- und vermittelbar sind. Das löst weder die Aufgabe noch führt es irgendwie näher an die Problemlösung heran. Umso frecher wenn sich die Verantwortlichen im Nachhinein aufspielen als hätten Sie einen außerordentlichen Beitrag zur "Baukultur" geleistet. Das Gegenteil ist wohl der Fall. Hier wurden die städtebaulichen Rahmenbedingungen zur absolut trivialen Gleichmachung ausgelegt, folglich nur Bindung & null Freiheit. Hier wird nichts neues erzeugt sondern der Stillstand per se herbei juriert, was weder im Interesse der Befürworter noch im Interesse der Gegner liegen kann.

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Gabor Kreisky | 30.03.2011 10:20 Uhr

Landauflandab

Leider ist nicht erkenntlich, welche der hier abgegebenen Kommentare von Architekten stammen. Man kann es aber vermuten, und darf sich nicht wundern, das der Rat der Zunft zunehmend nicht mehr gefragt ist.

Wir brauchen stattdessen mehr direkte Demokratie auch in der Stadtplanung.

Die Bürger sollen entscheiden, in welcher Satdt sie leben wollen. Am wenigstens sollen Architekten ihre Randgruppengeschmack der Allgemeinheit aufdrücken.
Wohin das führt, sieht man ja land auf land ab.

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Gabor Kreisky | 30.03.2011 10:15 Uhr

Abseitsdebatte

Die europäische Stadt ist eine gewachsene Stadt, d.h. es sollte ablesbar sein, woher sie kommt.
Die Kriegszerstörungen und die darauf folgenden Abrisse haben viele unserer Städte ihrer Herkunft beraubt. Sie sind auswechselbar, unwirtlich und kalt.
Auch wenn es Architekten nicht wahrhaben wollen, die Architektur "modernistischer" Städte mit ihren austauschbaren Stadtkernen wird doch nicht mehr von Architekten gemacht, sondern von den ECE und andern Center-Konzernen.

Peinlich finde ich daher die Gebäude, die so tun, als ob sie historisch sind.
Daher: entweder kompromisslos Rekonstruieren (wie einige der Altmarkt-Häuser) oder etwas kompromisslos neues entwerfen, aber nicht diese wachsweiche Sahnetorten-Romantik, da wird mir ganz übel.

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JBK | 30.03.2011 08:19 Uhr

@schweizer

Beim Lesen Ihrer Kommentare fühlte ich mich an den Vortrag von Prof. Peter Bürger auf dem Symposium "Identität durch Rekonstruktion?" erinnert. (Die gleichnamige sehr ausführliche und fachlich ausgezeichnete Dokumentation findet man im Netz u.a. beim BVBS und der Initiative Architektur und Baukultur.) Wenn Sie dort den Abschnitt "Grenzen der Rekonstruktion" lesen, werden Sie Ihre These wiederfinden: "Wer mag sich schon eingestehen, dass die Quellen seines Selbstverständnisses, ihm unzugänglich, in einem traumatischen Ereignis verkapselt sind, das über sechzig Jahre zurückliegt."

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wolla | 29.03.2011 23:53 Uhr

schmuckkasten

kollegen, ihr seht das sehr eng und verbissen!

es entsteht hier ein schmuckkasten, der sich eben an altem orientiert; es ist kein echter schmuck im kasten, sondern plagiate ... aber das weiss man eben und es ist frankfurt.

Nett ist doch, es kleinteilig zu versuchen!

Bleibt zu hoffen, dass bald anderswo neue Schmuckkästen mit raffinierterem Feinschliff entstehen.

So long

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Martin Jungwirth | 29.03.2011 20:58 Uhr

Rauke Rübenstrauch

Na, Ihr letzter Beitrag klang doch schon viel konstruktiver.

Zitat: "dann bin ich auch immer dafür, weder den retrospektiven noch den modernistischen STILEN das wort zu reden"

Ich lehne eine vom Ort losgelöste Stildiskussion ab. Nicht der Stil an sich, sondern die ortsbezogene Ausprägung eines Stils könnte zur Abwechslung mal diskutiert werden. Die Rückgewinnung verlorengegangener Identität in kriegszerstörten Städten scheint als Grundlage für architektonische Entwürfe kaum eine Rolle zu spielen. Ein Centre Pompidou in Paris ergänzt ein identitätstarkes Gesamtkonzept. Frankfurt aber ist über weite Strecken eine zerstörte, zerrissene und austauschbare Stadt, die völlig andere Ansätze erfordert.

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Martin Jungwirth | 29.03.2011 20:45 Uhr

Direx

Zitat: "ich halte ihre ausführungen einfach nur für blödsinn. ich glaube nicht, das sie wissen wovon sie reden. tut mir leid."

Das ist alles, was Sie dazu zu sagen haben? Eine konstruktive Diskussion ist auf der Basis leider nicht möglich. Ich bitte Sie um eine sachliche Auseinandersetzung mit meinen angeführten Aspekten.

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Schweizer | 29.03.2011 17:55 Uhr

Poundbury

Vielleicht doch noch eine kleine Fußnote: Gerade der werte Akki reklamiert hier immer wieder, es herrsche in anderen europäischen Ländern auch ein anderer Diskurs "undenkbar für (ihre) deutschen köpfe" zu diesem Thema. Ich weiß zwar nicht, worauf sich diese Behauptung stützt, aber als jemand der viele Jahre in England gelebt und den dortigen scharfen Auseinandersetzungen - seinerzeit maßgeblich von HRH Prince Charles durch "A Vision Of Britain" angestoßen - mitverfolgt hat, kann ich sagen, dass die hier geführte Debatte und viele Argumente eben keinesfalls "typisch deutsch" sind. Der Streit um die Deutungshoheit über die moderne Architektur und den Städtebau wurde und wird so in vielen Ländern ausgetragen - wobei ich aber nach wie vor überzeugt bin, dass, weil die historische Ausgangslage in Deutschland durch den Weltkrieg tatsächlich eine andere ist, hier auch spezifisch deutsche Befindlichkeiten eine Rolle spielen.
Das kleine Örtchen Poundbury nun, welches hier schon mehrfach als lobenswertes Beispiel erwähnt wird, erfährt in meiner alten Heimat übrigens - zu Recht - eine ausgesprochen kritische Würdigung. (Ich bin auch nicht der Auffassung, dass es irgendwo anders schon einmal gelungen wäre, formale Gestaltungsprinzipien des Mittelalters oder des Klassizismus auf moderne Büro-, Wohn-, Fabrikgebäude oder Krankenhäuser etc. anzuwenden. Immerhin sind solche Gestaltungsprinzipien so untrennbar mit den historischen Handwerk, Eigenschaften verfügbarer Materialien, Nutzungen und Weltanschauungen der Zeitgenossen verbunden, dass es außerdem weder wirtschaftlich ist, diese in Zeiten der Industrialisierung unkritisch zu übernehmen, noch intellektuell oder ästhetisch befriedigend sein kann.)

In dem unter diesem Link hinterlegten Artikel (movementbureau.blogs.com/projects/2010/02/poundbury-an-essay-in-how-not-to-design-a-new-town.html) untersucht der Autor u.a. am Beispiel des PKW-Verkehrs die Frage, wie man in Poundbury planerisch mit solchen Anforderungen des modernen Lebens umgegangen ist, für die es im traditionellen mittelalterlichen oder klassizistischen Städtebau keine Antworten geben musste, weil es das Problem garnicht gab. Er kommt dabei zu dem Schluss: "Poundbury is an interesting example of an attempt to build a new development in the early twenty-first century. Objectively, its failure is not down to the plain-to-see distaste for modern, nee modernist architecture which its facades embody, and for which it is most commonly criticised. Instead it is the failure to provide any vision or any excitement, about how the future of urban environments might be, and how people and vehicles might move around and share space, that disappoints most."
Es ist also absolut legitim zu fragen, welche Qualitäten denn aus dieser Geistes- und Entwurfshaltung erwachsen - außer dem fragwürdigen "Gewinn" angeblich unbestreitbar "schöner", "unmodischer" Gebäude.

Einen kleinen Geschmack davon, wie Besucher den Ort wahrnehmen, bekommt man dann hier (ich nehme an einige davon gehören zu den oft bemühten "normalen" Menschen und nicht zu den "psychisch kranken" Architekten"):

nothingtoseehere.net/2008/11/poundbury_dorchester.html

"We have 'found' Poundbury three times since its inception and it does not get better. It is a soulless place and I would not live there even if we could afford it. Not a bus in sight - not 'green' here. I wonder if HRH knows how ghastly this place is."

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direx | 29.03.2011 12:05 Uhr

@jungwirth

Architektur viel zu oft als Abstraktum ?

Ort, Identität und Geschichte spielen kaum eine Rolle ?

Die abstrakte Diskussion von Architektur kann niemals eine adäquate Antwort sein ?

modernistischen Denken ?

regionaltypisches Bauen ?

ich halte ihre ausführungen einfach nur für blödsinn. ich glaube nicht, das sie wissen wovon sie reden. tut mir leid.

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Schweizer | 29.03.2011 11:39 Uhr

Werter Akki

Da das Baunetz mittlerweile zwei meiner Kommentare nicht veröffentlicht hat, verzichte ich darauf, Ihnen noch einmal etwas zu erwidern. Stattdessen möchte ich mich ausdrücklich bei Herrn oder Frau K.Balm bedanken. Es ist wirklich erfreulich, hin und wieder in dieser "Kakophonie" eine professionelle Stimme der Vernunft zu vernehmen.

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rauke rübenstrauch | 29.03.2011 10:10 Uhr

polemik, modernisten und so weiter


ich frage mich, warum hier immer der kampfbegriff "modernistisch" fällt? geht es nur mir so, oder beunruhigt das auch den einen oder anderen ausser mir. es wirkt ja fast so, als ob die gegenthese zu einer architektur, die sich historischen zitaten bedient, automatisch eine seine muss, die sich die zitate bei den funktionalisten holt. mir scheint, es wird hier die jüngere architekturgeschichte doch arg verkürzt und auf ein paar gegenpositionen verkürzt. dies wollte ich mit der lagerbildung ausdrücken.

tatsächlich ist mein beitrag etwas polemisch geworden. mich ärgert aber, dass ein entwurf (oder ein sammelsurium von entwürfen) die reines fassadendesign darstellen, ein anlass geben sollen, über stadträume, die richtige haltung, das problem vom verlust des anschlusses an die überlieferten bauformen (schmuckformen?) und dessen generell behauptete vernichtung durch DIE moderne darstellen sollen.

ich will hier niemanden beleidigen, glaube aber, dass dies diskussion sehr viel mehr emotional geführt ist, als es ihr angemessen wäre. gerade wir, als fachleute (und ich finde nach wie vor, wir sollten diese rolle nicht aus der hand geben. auch nicht, wenn sie uns vermeintlich über den laien erhebt. aber dafür gibt es doch fachdiskussionen?) sollten da differenzierter urteilen.

in jeder polemik steckt ja eben auch bewusste verkürzung und überspitzung. so lese ich jedenfalls kommentare wie die des kollegen schweizer (dem ich hier mal entgegen anderer schlagabtausche von ganzem herzen zustimme).

ihnen, lieber akki, stimme ich zu, dass man sich keinem dieser merkwürdigen lager zugehörig fühlen, sondern alleine die qualität als maßstab nehmen sollte. dann bin ich auch immer dafür, weder den retrospektiven noch den modernistischen STILEN das wort zu reden sondern einen cleveren, zeitgemäßen, undogmatischen beitrag zu befürworten!

55

Martin Jungwirth | 28.03.2011 22:32 Uhr

Regionaltypik

Wie üblich wird auch in dieser Diskussion Architektur viel zu oft als Abstraktum betrachtet.

Ort, Identität und Geschichte spielen kaum eine Rolle, obwohl in kriegszerstörten Städten gerade das die Basis allen Denkens sein sollte. Die abstrakte Diskussion von Architektur kann niemals eine adäquate Antwort sein auf Orte, die im Zweiten Weltkrieg den Großteil ihrer städtebaulichen Identität eingebüßt haben - und anschließend in austauschbarer Manier wiederaufgebaut worden sind.

Selbstverwirklichung, die Bedienung eines vorgegebenen Zeitgeschmacks und eine gehörige Portion falsch verstandenen Mutes scheinen die Basis modernistischen Denkens und Handelns zu sein. Die Folge ist die schleichende Nivellierung unserer europäischen Städte.

Pro regionaltypisches Bauen!

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jick magger | 28.03.2011 21:52 Uhr

genervt

mich nervt der hier schon des öfteren vorgebrachte argument, die mehrheit der menschen würden sich für die debatte "modern" vs. "tradition" nicht interessieren, das würden nur die arroganten architekten tun.

herrje nochmal, die mehrheit der menschen interessiert sich auch nicht für die hyperstringtheorie, für platon oder für die entwicklung von implantaten. dennoch darf man der jeweiligen fachwelt ja wohl zugestehen, dass darüber ein kritischer diskurs gestartet wird. wenn das nicht der fall wäre, sähen wir alle nämlich ziemlich alt aus und wären tatsächlich nicht der neuzeit angekommen sondern noch im mittelalter.

53

Akki | 28.03.2011 21:14 Uhr

@schweizer Akkuratesse

Sie schrieben: "Die Niederlande und Italien (beides Länder, die nun einmal keinen Weltkrieg angezettelt und konsequenterweise nicht mit der selbstverschuldeten, massiven Zerstörung authentischer Bausubstanz zu hadern haben) haben doch in der Regel weder Rekonstruktionen noch geschichtsvergessene Nostalgie im großen Stile nötig."
Ich bitte um Entschuldigung, aber auch bei mehrmaligem Lesen verstehe ich diesen Satz nur schwer in Ihrem nun beschriebenen Sinne.
Auch sehe ich keinen Hinweis auf grossflächige oder wichtige Zerstörungen durch Sanierungswut(nicht der Moderne, sondern der Nachmoderne) in Deutschland. Ich hoffe, diese möchten Sie nicht in Abrede stellen.
Sehen Sie in das genannte Buch "Avgesloopt", dann werden sie auch unseren Nachbarn eine grössere Zahl an Fehlern "zugestehen", als Sie es hier tun.
Eine Verknüpfung mit der Schuldfrage geht mir völlig ab. Ich bin nicht für Rekonstruktionen oder "historisierendes" Bauen weil ich an Schuld und Sühne denke !
Woher die Zerstörung der "europäischen" Stadt rührt, ob durch Bombenhagel, Feuersbrünste, mutwilligen Baggereinsatz, oder Sprengung aus systempolitischen Gründen, ist mir -im Zusammenhang dieser Argumentation über Rekonstruktionen- völlig egal. Ich brauche auch keine Gedenktafel auf der zu lesen steht, wessen Idiotie/Verbrechen mit der Rekonstruktion egalisiert oder gar gesühnt werden soll.

Akkuratesse: Auch diffamiere ich nicht die Moderne,wie Sie behaupten, im Gegenteil, ich schätze die Moderne in vielerlei Hinsicht, insbesondere zB Adolf Loos. Hier geht es doch um die Kritik an Reko- oder Retro-Entwürfen mit Argumenten der Nachmoderne, das Festhalten an einer "modernen" egozentrischen Stadtidee über die Zeit der Moderne hinaus.
In diesem Sinne würde ich persönlich nie -wie Sie mir vorwerfen- das "Scheitern der Moderne" generell ausrufen. Es geht vor allem um das Scheitern der Nachmoderne und darum, dass es falsch ist, mit unserem heutigen Kenntnisstand über die Fehler und Auswüchse der ursprünglichen Moderne, zusätzlich zu den Fehlern und Auswüchsen der Nachmoderne ,weiterhin uns im städtischen Zusammenhang zu benehmen wie die Axt im Walde.

Akkuratesse: Selbst Ihren Argumenten hinsichtlich der deutschen Automobil- und Fussballkunst kann ich nicht ganz folgen: Macht nicht die Automobilindustrie eine Menge Umsatz mit Retromodellen ? Wird nicht in der Bundesliga zur Zeit mit "überalterten" Trainern und deren überalterten, gestrigen Trainingsmethoden eine Menge Erfolg erzielt ? Ich glaube, das führt hinsichlich Städtebau und Architektur nicht viel weiter, sonst kommen wir noch dazu , zu behaupten, der "neue" Mini und der "Beetle" seien Geschichtsrückgriffe im Sinne der Postmodernen Architektur der späten 80-er Jahre, wohingegen der Morgan(zumindest die Modelle 4 und +8) eher ein "stures Weiterbauen" der älteren Automobilgeschichte symbolisiere...aber mit modernen Bremsen .
Ein schönes, aber ein anderes Thema, lieber Schweizer

Und über Holland werden wir uns niemals einig...

P.S: Sollte ich Ihnen fehlende Bildung vorgeworfen haben, möchte ich das ausdrücklich zurücknehmen !

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K.Balm | 28.03.2011 18:25 Uhr

@Lisa N.

Das sind keine Rekonstruktionen, die sehen nur so aus. Thema des Wettbewerbs war, Häuser zu entwerfen die ungefähr so aussehen wie ihre historischen Vorgänger. Deshalb sind auch die Ergebnisse so ähnlich- jeder hat ein paar andere Kleinigkeiten geändert (mal eckig anstatt rund oder mal ein florales Relief was es vorher noch nicht gab) und die Jury hat dann ausgesucht was sie am hübschesten fand.

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K.Balm | 28.03.2011 18:12 Uhr

@Martin

Begrifflichkeiten wie häßlich und schön in die Runde zu werfen zielt leider völlig am Thema vorbei. Subjektive Empfindungen und Geschmacksfragen können nicht diskutiert werden. Dem einen schmeckt Käse, dem anderen Wurst.
Die Aussage, das schönes immer banal ist halte ich für äußerst fatal. Mag sein, das eher schlichtere Gemüter sich allein an einer hübschen (subjektiv) Fassade und einer gefühlsduseligen Geschichtssimulation erfreuen, Schönheit die eine Sache in all ihren Facetten durchdringt, offenbart sich dagegen oft nur dem, der nicht nur die Oberfläche betrachtet.
Unterschiedlichen Geschmack kann ich akzeptieren, manchem gefällt diese historisierende Architektur, manchem nicht. Was ich nicht akzeptiere ist das kritiklose hinnehmen jeden Brockens, der nur ansatzweise die eigene Ideologie vertritt. Genau das ist meiner Meinung nach bei diesen Wettbewerbsergebnissen der Fall- sie stehen für einen historisierenden Architekturansatz, der die Moderne verneint (von 2 Entwürfen mal abgesehen), gut und schön. Das sie das aber eben nicht mit der vielbeschworenen Qualität tun steht auf einem anderen Blatt.
Falls jemand endlich mal die qualitativen Merkmale der prämierten Entwürfe jenseits von schön oder hässlich beschreiben könnte, wäre ich sehr dankbar und der letzte, der sich nicht überzeugen ließe.

50

Akki | 28.03.2011 16:29 Uhr

@neugierig

Ich wohne in einem absolut "unehrlichen" Retro-Haus, aussen pseudoalt , innen neu=offen. Ich habe durchaus fliessendes Wasser im WC und am liebsten liege ich -trotz Kritik an den nachmodernen Auswüchsen- auf meiner Corbusier-Liege in meinen lichtdurchfluteten Räumen, unehrlicher gehts also kaum.
Noch nie bin ich von meinen Bauherrn auf die "Ehrlich-Unehrlichfrage" angesprochen worden. Somit kann ich zwar nicht zur Klärung Ihrer Frage beitragen, aber bezeugen, dass dieses Problem für viele Menschen einfach überhaupt nicht existent ist.

Zu Ihrer 2. Frage:
Das Disney-Argument lässt sich zum Beipiel mit Poundbury widerlegen. Wenn Sie dort durch die Strassen gehen, werden Sie kein "künstliches" Gefühl verspüren, das Gleiche gilt meiner Meinung nach für Port Grimaud. Natürlich könnte man argumentieren, dass die Filmindustrie ja auch immer perfekter wird..

Vielleicht dennoch ausgerechnet von mir eine kleine Steilvorlage für die modernistische "Gegenseite" : "Seaside" in Florida schmeckt dem Mitteleuropäer wohl ein wenig künstlich und war ja wohl auch nicht zuletzt deshalb hervorragend geignet als Drehort für den Film "Truman-Show".

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lisa n. | 28.03.2011 15:36 Uhr

eine frage

was ich schon immer mal wissen wollte:

wieso macht man bei einer rekonstruktion einen entwurfswettbewerb?

wenn etwas rekonstruiert werden soll, muss ich ja schon alle parameter beisammen haben, ich muss es ja nur noch mal bauen. dann müssten ja auch alle beiträge gleich aussehen? da passt doch was nicht?

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Schweizer | 28.03.2011 15:20 Uhr

Akki

Ich darf schon um etwas mehr Akkuratesse bitten: Ich sprach schon absichtlich nicht von einer wie auch immer gearteten "Hauptzerstörung" durch den Weltkrieg. Das haben Sie getan. Ich sprach von Hadern mit einer durch eigenes historisches Verschulden verursachten großflächigen Zerstörung. Die gibt es nun mal in vergleichbarem Maßstab NICHT bei Ihren europäischen Nachbarn. Mein Argument zielte darauf ab, dass es in Deutschland galt, neben baulichem Verlust auch Schuld zu kompensieren (und sicher auch einem Gedanken an Sühne und Mahnung Rechnung zu tragen. Ich denke da z.B. an die Dresdener Frauenkirche.) Die Diskussion um Verlust und Wiederaufbau/Rekonstruktion wurde, wird und kann in den Ländern, die sich (mit einigem Recht) als Opfer des durch Hitler-Deutschland ausgelösten Weltkrieges gefühlt haben (und fühlen) mit anderen Augen betrachtet werden, als das in der BRD und der DDR meiner Ansicht nach möglich war. Mir ging es hier darum, das „Typisch Deutsche“ anzusprechen. Die von Ihnen ins Feld geführte spätere sicher auch anderswo zu findende "Zerstörung" hingegen - oder eben auch Neuinterpretation, Umgestaltung und Entwicklung- der traditionellen europäischen (ständischen) Stadt in der Nachkriegszeit, entspringt doch weniger diesen besonderen psychologischen Motiven, als vielmehr dem weltweiten Aufkommen eines neuen bürgerlichen Verständnisses von Stadt, Verkehr und Wohnen, gewandelten Lebens- , Arbeits- und Produktionsweisen, der Verfügbarkeit von neuen Materialien, allgemein den veränderten Lebensbedingungen und Ansprüchen einer reicher, gleicher und mobiler werdenden Gesellschaft. Hier handelte man (verkürzt gesagt) im weitgehend ungetrübten positiven Fortschrittsglauben, also aus völlig anderem Anlass. So habe ich das jedenfalls in der Schule und Universität gelernt, bzw. zu diesem Schluss komme ich nach einiger Überlegung – wobei Google in der Regel nicht hilfreich ist.) Ich gebe Ihnen gerne Recht, dass dabei - das liegt in der Natur der menschlichen Entwicklung - auch Fehler gemacht wurden. Aber das war doch noch nie ein Grund, ein ganzes Projekt in Bausch und Bogen zu verdammen und gleich mit viel hämischem Pathos das "Scheitern der Moderne" auszurufen. Kraft meiner Bildung komme ich da zu einem wesentlich ausgewogeneren Urteil. (Ich konnte bisher wahrlich nicht feststellen, dass diese von mir geschätzte Moderne - die ja schon in der Aufklärung begann - das Ringen um und die Lust am Fortschritt vorbei wäre.) Dass Sie nun aber ausgerechnet die positiven Aspekte der jüngeren modernen Stadtgeschichte europaweit als "Sanierungswut" und "dämlich" diffamieren, finde ich schon bezeichnend. Dies und Ihre laienhafte Fokussierung auf einen undifferenzierten Schönheitsbegriff, lässt mich vermuten, dass Sie sich nur wenig Respekt vor dem Kulturschaffen des letzten Jahrhunderts abringen können – wenn überhaupt. Dass man allgemein in den Niederlanden einen etwas unverkrampfteren Umgang mit (aber eben auch jüngerer) historischer Bausubstanz pflegt, ist nichts, wozu ich Google bemühen müsste und absolut kein Argument, dass sie hier für sich in Anspruch nehmen könnten. Das ist – ich wage die Behauptung – eher schlicht typisch niederländisch. Dort herrscht offensichtlich ein anderes Bild von der „Langlebigkeit“ und Dauerhaftigkeit der Architektur und von Stadt vor. Wo der Boden zu großen Teilen unterhalb des Meeresspiegels liegt und nur mit viel Anstrengung gewonnen worden ist, wird man diesbezüglich wahrscheinlich kulturell anders geprägt. Nur eine Vermutung. Aber in gleicher Weise ist Deutschland eben auch durch seine Vergangenheit (oder Ihren Verlust) traumatisiert worden. Darin – so meine These, wenn Sie erlauben – sehe ich auch eine Triebfeder für die sentimentale Sehnsucht nach der „unbefleckten“ vormodernen Stadt und Architektur. Also: Kein Grund, gleich an meiner Bildung zu zweifeln. P.S. Stellen Sie sich vor. Beim Nachdenken hilft es manchmal, die Augen geschlossen zu halten.

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martin | 28.03.2011 15:05 Uhr

Zitat von "aus wien": diese entwürfe könnten nicht banaler sein

Das Schöne ist immer banal. Das Hässliche muss sich "sensationell" geben um von seiner Hässlichkeit abzulenken.

46

Martin | 28.03.2011 14:59 Uhr

Warum muss neue Architektur hässlich sein?

Die Planung für den Römer ist wunderschön.

Der Großteil moderner Architektur ist das nicht, hierbei geht es um Sensation, um individuellen Ausdruck, um das Neue. Wer braucht das denn?

Mir scheint es, dass ein Großteil der Architektenschaft psychisch krank ist, denn es besteht das permanente Bedürfnis aufzufallen und die "normalen" Menschen mit dem Output des Architekten zu stalken.

Es ist offensichtlich wichtiger, dass ein Gebäude auffällt, als dass es als ästhetisch wahrgenommen wird. Dieses Auffallen um jeden Preis hat den Nachteil, dass es die öffentlichen Räume verschandelt.

Ich wäre froh wenn mehr Architekten aufwachen würden und die Menschheit nicht mit ihren modischen Sensationen belästigen würden.

Nichts ist langweiliger als die Mode von gestern.

45

aautsch | 28.03.2011 14:46 Uhr

reko vs reko

scheint mir eine scheindebatte. ich bin kein freund von rekonstruktionen, aber ich kann verstehen, dass sie an eienr stelle wie dieser sinn machen. liebe reko-feinde: es geht hier nicht um ganz frankfurt, sondern nur um drei, vier kleine gassen im historischen zentrum. ich finde die gebäude, die hier gezeigt werden, tatsächlich gar nicht mal so schlecht. keines davon will zu sehr auffallen, auf morger+dettli bin ich sogar richtig gespannt, denn hier werden vielleicht wirklich traditionelle bilder mit modernen bildern aufs interessanteste gepaart

gegen die dortmunder clique und ihre vetternwirtschaft kann man protestieren, allerdings ist das dann eine ganz andere diskussion.

auch das die einzelnen häuser auf einem gemeinsamen garagensockel stehen kann ich nicht verwerflich finden. die NK-moderne hatte hier wirklich eine chance, aber sie hat sie mit grobschlächtigen, qualitiativ minderwertigen gebäuden wie eben dem technischen rathaus und meiner meinung nach auch dem historischen museum nicht genutzt. kleinteiligkeit ist kein verbrechen, nicht mal ein historisches. wie die gebäude am ende aussehen, ob sie vielleicht ein wenig disneyland-haft wirken, weil sie eben nicht mit den historischen techniken ehrgestellt werden, dass wollen wir erst einmal abwarten, bevor wir urteilen. oder?

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neugierig | 28.03.2011 13:14 Uhr

Zwei Fragen

In der Hoffnung, möglicherweise doch eine sachliche Diskussion befördern zu können (ich bin von jeher ein großer Optimist), möchte ich hier zwei Fragen in den Raum stellen, die sich mir bei vergleichbaren Gelegenheiten schon öfter gestellt haben, auf die ich bis jetzt aber keine zufriedenstellende Antwort gefunden habe. Vielleicht möchte der ein oder andere einen Erklärungsversuch wagen - ich würde mich freuen.

1. Bereits an verschiedenen Orten habe ich das Argument gelesen, eine historisierende Fassade sei nur dann "ehrlich" bzw. "authentisch", wenn sich der dahinter verborgene Raum an die Lebensverhältnisse anpasse (beispielsweise das notorische "Plumpsklo", Heizen mit Holz, entsprechende Raumaufteilung nit sehr kleinen Räumen und dergleichen mehr).

Ich habe erhebliche Probleme, diese Argumentation logisch nachzuvollziehen. Mir erschließt sich nämlich nicht auf Anhieb, warum eine gut gegliederte und ansprechend gestaltete Fassade nicht auch vor einem modernen Ansprüchen genügenden Innenraum (beispielsweise größere Räume, gute Dämmung, Lifte, und was man sich alles ausdenken kann) ihre Berechtigung haben kann.

Hier scheint mir oft "aus dem Bauch heraus" argumentiert zu werden. Ich werde einfach das Gefühl nicht los, ddie Vorstellung von "ehrlichen Gebäuden" entstammt einem urdeutschen Romantizismus und wird - ohne ihn je theoretisch zu hinterfragen - von seinen Anhängern als unumstößliches Dogma hingenommen. An einer detailliertere Analyse dieses Ansatzes bin ich aber durchaus interessiert und lasse mich ggf. auch gerne überzeugen.

2. Ein häufig anzutreffendes Argument gegen Projekte wie den hier vorgestellten "Römer" scheint oft darin zu bestehen, dass durch eine reine Rekonstruktion historischer Fassaden ein mitteleuropäisches "Stadtgefühl" (wenn ich es mal so nennen darf), welches durch die Zerstörungen des zweiten Weltkriegs verlorengegangen sei, nicht wiederherzustellen sei, sondern allenfalls eine Art "Disneyland" entstehen könne, in welchem vielleicht Touristen ein Objekt für Urlaubsfotos finden, in dem aber keinesfalls städtisches Leben entstehen kann.

Hier frage ich mich immer, woraus dieser Schluß so sicher gezogen werden kann. Gibt es Beispiele ähnlicher Projekte in europäischen Städten, die schiefgelaufen sind (z. B. rekonstruierte Viertel, in denen niemand wohnen will, Leerstand vorherrscht oder anderweitig prekäre Verhältnisse vorherrschen)? Mir sind nämlich keine bekannt, falls es diese jedoch gibt, wäre ich sehr daran interessiert.

Ich finde nämlich Projekte wie den Frankfurter "Römerberg" gerade deshalb so interessant, weil ich gespannt bin, wie sie sich entwickeln werden, und welche Schlussfolgerungen sich für die Architektur in Zukunft ergeben.

Ich persönlich sehe nämlich tatsächlich eine Schwäche der zeitgenössischen Architektur darin, Stadträume zu entwickeln, in denen Menschen gerne leben wollen.

Bezüglich der Ursachen bin ich mir jedoch weit weniger im Klaren und erhoffe mir daher auch von Reko-Projekten dahingehend Aufschluss. Für einen wichtigen Punkt halte ich nämlich auch soziologische Aspekte, z. B. erschwingliche Mieten für verschiedene soziale Schichten. Wie groß die Rolle der einzelnen Faktoren jedoch ist, scheint mir jedoch ungewiß.

Wie gesagt, falls es bereits städtebauliche Untersuchungen in diesem Zusammenhang gibt, würde mich dies sehr interessieren.

Wie gesagt, würde ich mich freuen, wenn sich jemand zu meinen Fragen äußern möchte.

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Akki | 28.03.2011 12:14 Uhr

@raukerübenstrauch

Der pawlowsche Hund tut viel wenn der Tag lang ist....gings da nicht mehr um den Sabber als das Bellen :-)? Falls dies mein einziges Vergehen ist, mache ich mich dessen gerne schuldig: Es klingt ja hier in einigen Beiträgen schon wieder an, dass man dem "Volk" keine Gestalterischen Beurteilungen überlassen dürfe...

An Lager, naja, bestenfalls! Aber wenn Sie mich direkt fragen: Eigentlich glaube ich nur an gute gebildete Architekten, Berufskollegen, die trotz ihrer modernistischen Ausbildung es geschafft haben, über den Tellerrand zu schauen und eine Wahrnehmung entwickelt haben, die nicht die Moderne als Stunde Null akzepiert und auch über Ländergrenzen reicht. Heisst, für mich gibt es nur 1 "Lager", der Rest ist, bei ehrlicher Betrachtung, leider nur eine rauschende Masse, eben der Standard, den man schafft, wenn man Architekten so ausbildet, wie wir es noch immer tun. Bis auf wenige Ausnahmen.

Zu Ihrer Mängelrüge hinsichtlich struktureller, inhaltlicher und technologischer Argumente meinerseits :
Ich bitte Sie, verlangen Sie Beweisumkehr ?
Die Entwürfe um die es hier geht, sind doch wohl gesetzt, da ist es wohl an den Kritikern, gehaltvolle Argumente jenseits der -Ihnen ja auch nicht uneigenen(Stichwort Badezuber)- Polemik zu liefern. Liefern Sie mir Struktur, dann wiederlege ich sie Ihnen !

Der Ansatz von alt und neu: Lesen Sie die Beiträge genau, sehr wohl wurde in den kritischen Beiträgen auf das Nebeneinander von alt und neu angespielt, zB mit dem Stichwort "Mainhatten"...

Was ist am "Terminus der europäischen Stadt" denn gewagt ? Schalten Sie doch einmal den verquasten Architektenkopf aus und fahren Sie zB. nach Florenz oder in ähnliche Städte. Anschliessend besuchen Sie Poundbury oder ähnliche Beispiele, von denen es leider zu wenige gibt.
Dann schalten Sie meinetwegen den Kopf wieder ein und fahren in die Niederlande.
Dort werden Sie sehr moderne Gebäude finden, Sie werden auch "Bausünden" aufgrund von Sanierungswut finden, aber auch schöne Restaurierungen. Doch dann wirds interessant: Sie werden Kollegen finden, die in der Lage sind, neu und alt zu mischen und zwar auf unaufgeregte wenig kopflastige Art und Weise, undenkbar für unsere deutschen Köpfe.
Darüberhinaus werden Sie viele gelungene Beispiele für historisch orientierte, städtebaulich gelunge Gebäude finden, eben genau im Sinne dieser hier verhetzten "Römer-Entwürfe" !

So, der Pawlowköter geht jetzt an seine undemokratischrückwärtsgewandtefaschistoidehistorisierndeentwurfstätigkeit. Es gibt doch nichts Schöneres, als bei diesem schönen Wetter schöne Gebäude zu zeichnen.

Ohne Sabber, aber mit einem Grinsen im Gesicht
Akki

42

akki | 28.03.2011 11:24 Uhr

@schweizer

Meine Güte, ein langer Text, für jemanden der die Augen nicht aufmacht:
Sie erwähnen den Weltkreig als Hauptzerstörung. Die Sanierungswut der Endsechziger/siebziger Jahre hat ähnlich viel Zerstörung verursacht, und zwar ebenfalls im benachbarten Ausland, leider waren nicht nur wir Deutsche so dämlich. Sehen Sie mal nach Groningen, schauen Sie mal, wieviele Bauwerke (sogar scon moderne, wie das schöne Kaufhaus von Dudok) in den Niederlanden abgerissen wurden, um Platz für was schönes Neues zu machen. Es gibt ein "schönes" Buch, mit dem Titel "avgesloopt". Aber wenns für mehr Bildung nicht reicht, einfach mal googlen...

41

Martin Jungwirth | 28.03.2011 09:55 Uhr

Polemik

Rauke Rübenstrauch, nennen Sie das eine sachliche und konstruktive Diskussion:

"wenn ihr die barocke stadt wieder haben wollt, liebe kollegen, dann akzeptiert den badezuber und das plumpsklo auf dem hof. erst dann seid ihr glaubhaft."

?

Sobald Sie beginnen, sachlich überzeugend zu argumentieren und auf destruktive Polemik zu verzichten, bin ich bereit, mit Ihnen zu diskutieren.

40

Bonk | 27.03.2011 19:46 Uhr

Lieber im Dreieck,

welche Thesen werden den hier aufgestellt und inwiefern sind diese haltlos? Werden sie doch mal konkret und nicht nur polemisch. Von den bedeutungsschwangeren Floskeln und dem lauten Rumgepolter mal abgesehen, war da aus ihrer Ecke bisher wenig substanzielles zu vernehmen.

39

Martin | 27.03.2011 19:23 Uhr

Absolut schön

Ich find fast alle Entwürfe des Römer-Wettbewerbes einfach nur schön. Ich bin froh über jedes Haus, das es nicht nötig hat eine Sensation zu sein.

Fast alle Entwürfe sind ein wunderschöner Kontrast zu den ganzen aufdringlichen Scheußlichkeiten von denen Architekten meinen, dass die Welt sie braucht. In ein paar Jahren ist das Sensationelle und Individuelle "zeitgenössischer Architektur" vergessen, dann steht der einstmals modische Mist nur rum und strahlt mieses aufdringliches Karma aus.

Die schönen Häuser dieses Wettbewerbs werden die normalen Leute auch in 20 Jahren noch als angenehm und unaufdringlich empfinden. Was andere Architekten drüber denken ist doch einfach nur egal.

38

Pfirsich | 27.03.2011 16:39 Uhr

hilfe

Ich bin für eine Rekonstruktion des Technischen Rathauses! Wir brauchen mehr Beton in unseren Innenstädten!

37

aus wien | 27.03.2011 15:12 Uhr

fassungslos

diese entwürfe könnten nicht banaler sein.warum ist frankfurt architektonisch im mikrostädtraum so öde. wo sind die tendenzen und einflüsse die unsere region einmal kulturell bekannt machten, frankfurter schule, hfgof, städelschule, mathildenhöhe, fa braun, , , als frankfurter kann man nur mit mitleid und trauer diese ergebnisse betrachten.

36

Florian | 27.03.2011 12:01 Uhr

Sehr gelungene Beiträge

Sehr geehrte Damen und Herren, bitte nehmen Sie endlich zur Kenntnis, dass die Moderne endgültig vorbei ist, da sie gescheitert ist, die Moderne ist schon seit über 30 Jahren vorbei. Bleistift 3B ade.

35

K.Balm | 27.03.2011 11:28 Uhr

Werter im Dreieck,

ich will mal gar nicht auf ihre mäßig amüsante und streckenweise schlicht beleidigende Psychologienummer eingehen. Köstlich aber, das es in weiten Strecken klingt, als würden sie von sich sprechen ("fundamentalistisch vertretene Architekturauffassung").
Nun zum Kern.
Sie unterstellen in einem großen, alles egalisierenden Umschlag allen sich hier kritisch äussernden eine Antihaltung gegenüber einer kleinteiligen, sich einfügenden, vielleicht auch historisch anmutenden Architektur und werfen gleichzeitig alle in einen Topf mit ultramodern-, blobbiger, selbstverliebter Künstlerindividualistensuppe. Das ist wenig differenziert und etwas zu einfach.
Vielleicht sind auch einige dabei, die nicht das WAS, sondern das WIE kritisch sehen. Soll heißen: Ja, man kann eine solche Architektur- und Städtebauauffassung vertreten, aber einfach nur historisch anmuten und in großen Lettern Qualität draufschreiben reicht dann aber nicht.
Und bis auf ganz, ganz wenige (ungefähr 2) der prämierten Arbeiten bleibt der Rest das hohe Qualitätsversprechen einfach schuldig.
In weiten Zügen die historische Bebauung zu übernehmen und hier und da mal mit einer geraden Linie (weil ja modern!) einen Bogen ausbügeln und das ganze in das materielle Korsett der Gestaltungssatzung (Schieferdeckung, Putz, Sandsteinsockel) zu pressen ist keine professionelle Leistung.
Aber da wir uns ja hier, um mit ihren Worten zu sprechen, im Kreise derer bewegen, die "Grundkenntnisse, Bildung und Wissen" vermissen lassen- klären sie uns auf! Wo liegt die Qualität ihrer Meinung nach? Ich freue mich (ernsthaft) auf eine fruchtbare Diskussion.

34

IIdler | 27.03.2011 09:28 Uhr

oha

ich finde es immer wieder erschreckend, wie hier andere architekten diffamiert und niedergeschrieben werden, nur weil sie an einem wettbewerb teilnehmen, der in seinen voraussetzungen nicht jedermanns sache ist.

außerdem leben wir, zumindest ist das meine annahme, in einer gesellschaft und zeitepoche, die zutiefst pluralistisch ist, und ich finde, die architektur sollte von ihrem hohen ross steigen und aufhören auf alles einzuschlagen, was nicht dem elitären goût du jour zu passen scheint.

hier geht langsam jegliches augenmaß verloren, wir sprechen hier von einem regelrecht winzigen stück stadt, keiner stellt zur debatte, dass jetzt auch noch frankfurts skyline abgerissen werden soll, oder anstatt den flughafens wieder ein luftschiffhafen entstehen soll. dieses ganze es kann nicht sein, was nicht sein darf genöle verstellt den blick darauf, was nun sein wird.
Ist es einfach nur faulheit oder ignoranz, sich mit den ergebnissen ernsthaft auseinanderzusetzen, ohne in beißreflexe zu verfallen?

33

Schweizer | 26.03.2011 21:58 Uhr

Zum Thema:

Typisch deutsch

Jede Nation bekommt doch wohl die Architektur, die sie (sich) verdient und zulässt.Nicht weniger, aber auch nicht mehr.

P.S. Die Niederlande und Italien (beides Länder, die nun einmal keinen Weltkrieg angezettelt und konsequenterweise nicht mit der selbstverschuldeten, massiven Zerstörung authentischer Bausubstanz zu hadern haben) haben doch in der Regel weder Rekonstruktionen noch geschichtsvergessene Nostalgie im großen Stile nötig. (Das was dort eine verzeihliche baugeschichtliche Randnotiz ist, hat doch in Deutschland - wo aktuell die echten Baudenkmäler gerade im ländlichen Raum zunehmend verfallen - einen anderen Stellenwert.) Ich kann mich aktuell an keinen Fall erinnern, wo man in diesen Ländern zeitgenössische Bauten abgerissen hätte, um an gleicher Stelle großmaßstäbliche, pseudo-historisierende Nachempfindungen zu errichten. Und außerdem: In einem solchen Forum auf "ernstzunehmende Diskussionen" und "Verständigung" zurecht konträrer Positionen zu hoffen, ist entweder naiv oder blöde. Wer sich angesichts der gezeigten Projekte dann noch erdreistet, mit wulstigem Pathos eine Wiederherstellung des "kulturellen Gedächtnisses" zu beschwören, kann doch nicht ernsthaft auf Zustimmung hoffen. Ich unterstelle mal, dasss man nicht vorhatte, argumenativ mit gezinkten Karten zu spielen, sondern, dass man es als Laie einfach nicht besser wusste. Auch der Prinzipalmarkt - unmittelbar nach dem Kriege auf den historischen Fundamenten und Parzellen rekonstruiert (sic! und nicht auf einer Tiefgarage) - taugt doch garnicht als Beleg für die Richtigkeit des hier vorgeschlagenen Verfahrens und für Rekonstruktionen insgesamt. Diese Pseudo-Rekonsruktionen können doch heute nicht mehr in gleicher Weise wie die Wiederaufbauten kurz nach dem Kriege auf die "verlorene" Historie verweisen. Im besten Falle wird derartig sentimentaler Kitsch in der Zukunft selbst nur wieder kultiges Zeugnis der aktuellen Architekturmode im Deutschland des beginnenden 21. Jahrhunderts (so peinlich die einem dann auch sei) und schlimmstenfalls in wenigen Jahrzehnten als peinliche Bau- und Kultursünde zähneknirschend geduldet oder mitleidig belächelt werden. Einen eigenständigen und wertvollen Beitrag zur Baukultur hat man jedenfalls offensichtlich von den zeitgenössischen Architekten des Landes nicht abgefragt und demnach auch nicht bekommen. Würde man in Deutschland mit ähnlich wenig Anspruch an die Planung von Autos oder die Ausbildung von Fußballern herangehen, dann wäre dieses Land in diesen Disziplinen nicht dort, wo es ist.

32

*kopfschüttel* | 26.03.2011 11:14 Uhr

Und Guttenberg

wird unser Kaiser. Heissa!

31

rauke rübenstrauch | 25.03.2011 22:15 Uhr

@akki

ich glaube, dass SIE mit ihrer meinung, das "achso ungebildete volk hätte mit der akzeptanz des römers keine probleme" dem "volk" mehr dummheit unterstellen, als es ihrer ansicht nach vermeintlich die kommentare der "fachleute". niemand ausser ihnen bringt das dumme volk ins spiel.

doch der pavlovsche hund bellt wie gewohnt laut, sobald wieder eine achso überhebliche diskussion über retrospektives bauen entsteht. welche nachmodernisten? welche traditionalisten? glauben sie ernsthaft noch an diese beiden lager? die gibt es in der tat nur in den köpfen der altstadtfreunde...

und, werter akki, auf welche diskussion soll sich hier ihrer meinung nach eingelassen werden? ich kann keine strukturellen, inhaltlichen oder technologischen argumente in den beiträgen der verfasser erkennen, die den ansatz einer diskussion forcieren. auch wird hier keine frage der entscheidung oder des nebeneinanders von "alt" und "neu" gestellt.

als letztes finde ich es gewagt den terminus der "europäischen stadt" in diesem zusammenhang in die waagschale zu werfen. mich würde interessieren, wie sie diesen interpretieren und auf welche weise sie diesen wettbewerb als einen beitrag zu dieser stadt sehen bzw. ob sie glauben, dass diese interpretation einer stadtidee tatsächlich noch aufrecht zu erhalten ist.

also, butter bei, wo sind ihrer meinung nach die qualitäten, die die beiträge uns anbieten?

30

det | 25.03.2011 22:01 Uhr

historisierend?

herr mäckler im deutschland radio: "wir haben häuser, die sich an der geschichte des ortes orientieren ohne historisierend zu wirken". wie wirken die denn bitte dann? wenn man jemandem die bilder zeigt (z.b nr.2), der den wettbewerb und die umstände nicht kennt, wird der niemals drauf kommen das das aus 2011 kommt.

29

Rekonator | 25.03.2011 21:28 Uhr

hört, hört...

Im Interview mit der Frankfurter Neuen Presse erklärt Thomas Helms von Dreibund Architekten seine Meisterwerke:
"Trotz aller historischer Anklänge seien die neuen Gebäude sehr modern, betont Helms. So wird zum Beispiel eine sehr hoher Energiestandard erreicht. (Toll!, Anm. d. Red.) «Wir verwenden aber keine Styropor-Dämmung, sondern Ziegelwände»"
Na das wird bestimmt richtig Schwung in die Altstadt bringen. STIMMUNG! GUTE LAUNE! Die Mäcklers in den Innenkreis, die Kollhoffs in den Außenkreis, in Dampfdiffusionsrichtung Marsch! Foxtrott...

28

Der Sepp | 25.03.2011 20:23 Uhr

Ich bin erschrocken

und traurig.

27

Schloss Freund | 25.03.2011 17:58 Uhr

Material

Bitte alles in Stryopor bauen, wegen der Umwelt und so...

26

Im Dreieck | 25.03.2011 16:40 Uhr

Lieber KBalm

Ich fürchte nur, Sie verstehen mich zu gut!

25

Im Dreieck | 25.03.2011 16:37 Uhr

Lieber Bonk und Gesinnungsgenossen...

... um es direkt vorweg zu nehmen: Ihre Ausführungen machen es mir in ihrer lächerlich dogmatischen Borniertheit geradezu unerträglich, mich überhaupt ernsthaft mit Ihre haltlosen Thesen auseinander zu setzen. Ich wähne mich da nicht alleine, so wie auch Sie sich in ihrer fundamentalistischen Grundhaltung hier leider in >bester< Gesellschaft befinden. Die Frage ist nun, welche tiefenpsychologischen Urängste die durchweg gelungenen Wettbewerbsergebnisse in Ihnen geweckt haben mögen. Ich liege wahrscheinlich nicht falsch, wenn ich diese auf weltanschauliche Unsicherheiten zurückführe, die auch die fundamentale Note Ihrer Kritik erklären.

Wenn man jenem Lager innerhalb der Architekturszene, aus der nun die lautesten Schmährufe großspurig ertönen, etwas grundsätzlich unterstellen kann, dann die schiere Unfähigkeit, Architektur städtisch zu denken. Hier fehlt es allein schon an den simpelsten Grundkenntnis, an Wissen und an Bildung. Architektur kann sich vor diesem Hintergrund nicht weniger autistisch als reine Bauchgeburt äußern, als es Ihre Schöpfer im Kontext ihrer immer währenden Ich-Botschaften leidlich tun. Oder einfach gesprochen: In der bloßen Unfähigkeit einer, von Ihnen geradezu fundamentalistisch vertretenen Architekturauffassung, sich sprachlich noch verständlich zu artikulieren, erheben Sie das einer pathologischen Sprachstörung entstammende und so kaum noch deutbare Gebrabbel zur Rhetorik. Das mögen sie vielleicht selbst noch für sich selbst und zum Hausgebrauch verstehen, aber Sprache setzt gesellschaftlich auch Ihre Dekodierung voraus. Fehlt diese Möglichkeit, bleibt allein ein kakophonisches Hintergrundrauschen von Beliebigkeit und Desinteresse.

Ich danke Ihnen, dass Sie sich exemplarisch auf die Couch des Psychologen gelegt haben!

24

Knüppel Dick | 25.03.2011 16:28 Uhr

Zurück in die Zukunft

ich finde die entwürfe im großen und ganzen nicht schlecht und habe überhaupt nichts dagegen, stile der vergangenheit zu kopieren oder modern zu interpretieren.

es ist auch absolut legitim auf einem kleinen teil der ehemaligen frankfurter altstadt verschwundene gebäude wieder zu errichten, um der stadt damit einen teil ihres kulturellen gedächtnisses wiederzugeben.

es ist nunmal leider so, dass die meisten gebäude aus der zeit des historismus oder davor wesentlich mehr ausstrahlung haben als das meiste was nach 1945 in deutschland gebaut wurde.



23

Akki | 25.03.2011 15:15 Uhr

Alt neu

Schade: Typisches Bild typischer Baunetz-(Leser)Komentare, leider typisch deutsch .

Entsetzensschreie und Diffamierungen, anstatt ernstzunehmender Wahrnehmung.

Ewiges -natürlich totaaal ideenreiches- herunterbeten immer gleicher nachmoderner "Haltungen" führt vielleicht zu Anerkennung innerhalb immer gleicher Kreise,
kann aber längst keinen wirklichen Beitrag mehr zur europäischen Stadt beitragen.

Eine Verständigung der konträren Positionen scheint noch nicht einmal in dieser anonymen Form möglich zu sein. Wenigstens hier könnte man sich ja mal die Mühe machen, sich auf eine Diskussion einzulassen.

In andern Ländern geht es auch hinsichtlich der Verbindung/Mischung/Akzeptanz von "Alten" und "Neuen" Positionen wesentlich toleranter zu, wenn man mal nach Holland oder Italien schaut.
Natürlich nur innerhalb der Architektenschaft,
denn im achso gemeinen rückwärtsgewandten und gestalterisch ungebildeten Volk ist die Akzeptanz des "Römers" eh kein Problem :- )

Also bleibt nur über die hier zu lesende Häme der Kollegen zu schmunzeln, die ernstzunehmenden Gespräche werden eh in anderen Kreisen geführt...

22

K. Balm | 25.03.2011 15:00 Uhr

Verständnisproblem

Werte (r) IM DREIECK,
leider kann ich ihren Ausführungen nicht ganz folgen. Ich vermute mal, mit akademischem Prekariat betiteln sie hier die Kommentatoren, die das Ergebnis kritisch reflektieren. (?)
Und eben diese stellen, wenn ich ihnen soweit richtig folge, ihren eigenen Niederungen (was an Niederungen spezifisch ist, erschließt sich mir leider auch nicht, handelt es sich bei Niederungen ja nicht um eine Eigenschaft) eine vermeintlich intellektuelle Verquastheit gegenüber. Gegenüber meint in diesem Fall also die vermeintliche Gegenposition (also Befürworter des Ergebnisses)?
Hätten wir unterm Strich die Kontraposition akademisches Präkariat und die intellektuell verquasten Befürworter.
Was wollen sie uns damit sagen?
Vielleicht haben sie sich beim Bemühen bedeutsam zu klingen auch einfach Verfahren?
Nach welchen Maßstäben sie Können und Nichtkönnen der Diskussionsbeteiligten beurteilen, erschließt sich mir ebenfalls nicht.

21

rauke rübenstrauch | 25.03.2011 14:03 Uhr

mäckler und gefolgschaft

mäckler in der jury, und seine ganzen dortmunder kollegen (nöbel, von ey,...) sind unter den preisträgern? solche leute lehren alle zusammen in einer hochschule und setzen einen dogmatischen ansatz durch. kleihues würde sich für sie schämen, liebe kollegen.

einzig der entwurf von morger +dettli stellt einen beitrag dar, der wenigstens den ansatz einer zeitgenössischen interpretation zeigt.

form und inhalt fällt bei einem solchen projekt einfach so weit auseinander, dass eine diskussion ob mies oder barocke kaufleute kopiert werden mehr als hinfällig ist.

was ausserdem beschämt ist, dass selbst sonst zeitgenössisch auftretende kollegen wie dreibund sich hier verkaufen, nur um einen auftrag zu erhaschen. rückgratlos.

wenn ihr die barocke stadt wieder haben wollt, liebe kollegen, dann akzeptiert den badezuber und das plumpsklo auf dem hof. erst dann seid ihr glaubhaft.

SO macht ihr euch nur lächerlich.

20

Bonk | 25.03.2011 13:26 Uhr

Eine Farce par excellence

Vergleicht man die in der Auslobung formulierten Anforderungen
("Es sollen keine modellhaft abstrakten Altstadt-Typenhäuser generiert werden, die multiplizierbar sind. Vielmehr geht es darum, individuelle Häuser zurückzugewinnen, die den konkreten Standort und seine Geschichte reflektieren [...].")
mit den nun vorliegenden, prämierten Arbeiten, zeigt sich doch eine deutliche Diskrepanz. Die sich, bis auf wenige Ausnahmen auf geradezu ekelhafte Art und Weise einer Rekonstruktion anbiedernde Gestaltung ist an Banalität kaum zu unterbieten und taugt dazu, selbst gestandene Modernisten eine Rekonstruktion diesen Mißbildungen vorzuziehen.
In geradezu unverschämter Art und Weise werden hier scheinbar gültige Schemata in vollkommen unreflektierter Art und Weise abgearbeitet. Besonders deutlich wird dies bei den Vorschlägen von Kollhoff, denen eine bis an die Schmerzgrenze gehende, formelhafte Anwendung der Parameter historischer Bau und Gestaltungssatzung innewohnt. Die Entwürfe scheinen generell der Lobby der Altstadtfreunde geradezu nach dem Munde gestaltet zu sein, was sich in der Befürwortung seitens der Reko-Hardliner in diversen Foren ablesen lässt.
Die Vermutung liegt nahe, daß dieser Wettbewerb von vornherein einen rein symbolischen Zweck hatte und zu keiner Zeit wirklich eine intellektuelle Auseinandersetzung mit Ort und Rekodebatte intendierte.
Das Mäckler, dem unterstellt werden kann, zumindest über ein Grundmaß an Architekturverständnis zu verfügen, sich am Ende hinstellt und "einen Gewinn für die Baukunst" (Frankfurter Rundschau) proklamiert, ist geradezu beschämend.
Unglaubwürdig auch seine Aussage, daß der "Nachwuchs teilweise so konservative Entwürfe vorgelegt habe" (FR), daß sie erschrocken seien. Diese Entwürfe würden mich interessieren, kann man sich doch kaum vorstellen, daß es noch bornierter und konservativer als bei den Gewinnern zugehen kann.

Niederschmetternd.

19

IM DREIECK | 25.03.2011 12:22 Uhr

Kommentare

An dieser Stelle mag ich aus dem Verlauf der hier im Schutze der Anonymität geführten, sich vor allem zu einer lautstarken Kakophonie verkopfter Bauchbekundungen ausartenden >Diskussion< vor allem eines heraus lesen: Einmal mehr meldet sich hier ein akademisches Prekariat zu Worte, das den ihr so spezifisch eigenen Niederungen des Seins eine vermeintlich intellektulle Verquastheit gegenüberstellt, die sich wohl im Wollen, indes jedoch nicht im Können erschöpft. Eben dieses >Können< geht nun all jenen ab, die hier ihr Unvermögen lauthals hinter ihrer Jahrmarkts-Rhetorik zu verstecken suchen.

18

Kester Reers Dipl. Ing | 25.03.2011 11:51 Uhr

frankfurt today

Ich finde den Eingriff in die Innenstadt von Frankfurt durch diese Architektur gelungen. Es gibt einige gute Arbeiten die durchaus auch als modern eingestuft werden können. Besonders interessant sicherlich die Arbeiten von Eingartner Khorrami , Morger+Dettli was Form und Farbe angeht. Andere Objekte sind allerdings etwas zu traditionell angehaucht und wirken etwas kopiert.
Ein gutes Beispiel ist der Prinzipalmarkt in Münster. In seiner heutigen Rekonstruktion wird er weitaus stärker akzeptiert als andere "moderne" Bauten in vielen anderen deutschen Innenstädten.
Ich finde es schade, dass hier nicht konstruktiver diskutiert werden kann. Prof Hans Kollhoff vorzuwerfen, dass es nur billige Kulissen plant ist eine diffamierung. Ich erlebe viele seiner Bauten täglich in Berlin, die unter äußerst komplizierten Umständen realisiert worden sind und in der Mehrzahl ein exzellentes Beispiel gebauter Stadtbaukunst sind.
Am meisten ägere ich mich aber über Herrn
Assistant (!) Prof. Jörg Rügemer dass er die Ergebnisse der Kollegen hier locker als "beschämend" bezeichnet. Ich finde das ist kein Umgang unter Kollegen, hier handelt es sich um ein Ergebnis das im Rahmen der Stadtverwaltung, mit Jury und vielen grossartigen Architekten ausgehandelt worden ist. Es reicht nicht mit ein paar US Studenten die sustainabilty-fashion Schiene dagegenzusetzten. Ich erinnere mich auch an den Hadi Teherani Bau den sie in Bocholt 1:1 kopiert haben, das ist wirklich die schlechteste Art zu Bauen und kann nicht mal als Architektur bezeichnet werden. Wenn sie Weiterhin die Rekonstruktion der Europäischen Stadt mit teilweise traditionellen Elementen mit der gebauten Umwelt in den USA vergleichen muss man sagen Sie das Thema grob verfehlen.

17

kleingeist | 25.03.2011 11:51 Uhr

bitte nicht

nehmt ihnen doch bitte die bauvorlageberechtigung ab, damit sie nicht noch mehr schaden an der gebauten umwelt anrichten können.
armes frankfurt, regiert und bestimmt von gestrigen kleingeistern.

16

Akki | 25.03.2011 11:09 Uhr

Neu-Alt

Endlich ist begriffen worden, was Architektur in der Stadt ist und kann !
Keine marktschreierische Selbstverwirklichung von Architekten die im Studium keine Gelegenheit hatten , ihre "Ideen" auszuleben, sondern qualitätvoller Umgang mit Ressourcen hinsichtlich Haus/Konstruktion und Stadt

Weiter so !

Bitte mehr solcher Projekte !

Wer das als gestrig empfindet, hat meist sein ewiges Aufwärmen und "weiterentwicklen"/"neuinterpretieren"...der Moderne (immerhin auch fast 100 Jahre her u d somit ebenso gestrig) nicht ausreichend hinterfragt.

In grösserem Zeitzusammenhang wird man dieses Projekt als Kontinuität empfinden.

15

Rudolph | 25.03.2011 10:33 Uhr

seit doch mal entspannt

Also ob jetzt irgendwer den Mies zum hundertsten mal kopiert und sich dabei als zeitgemaesser Architekt empfindet oder einfach ein paar Jahrhunderte weiter zurueckgeht ist nur marginal anders.
Das Ding in Frankfut wird funktionieren und seis drum.

14

Frankfurter | 25.03.2011 10:18 Uhr

Neuanfang

Zerstörung kann auch eine Chance sein....
oder halt auch nicht....

Ich bin ein großer Anhänger von Architekturwettbewerben. Aber die Teilnehmer sind auch VERPFLICHTET die Aufgabenstellung kritisch zu hinterfragen. Man kann sie sogar teilweise in Frage stellen (Berliner Schloss usw.)
Dazu dient auch das KOLLOQUIUM. (nicht nur um zu erfragen wo der Fernwärmeanschluss liegt und ob man die Abgabefrist für das Modell um eine Woche verlängern kann). Mehr Mut zur offenen Diskussion mit Auslobern.
Trotzdem Glückwunsch an Morger für den angemessensten Beitrag.


13

Michael | 25.03.2011 07:43 Uhr

"Wichtel"

Hurra - Schlumpfhausen in der großen Stadt.
So haben wir's gern! Der deutsche Michel - überall vorne sein wollen und dann doch lieber zurück rennen.
Schade um die Architektur - warum schaffen es die Architekten eigentlich nicht den Menschen gute Architektur zu erklären?

12

asterix und obelix | 24.03.2011 22:19 Uhr

Aremorica :)

Wir befinden uns im Jahre 50 v. Chr.
Ganz Gallien ist von den Römern besetzt ...
Ganz Gallien? Nein! Ein von unbeugsamen Galliern bevölkertes Dorf hört nicht auf, dem Eindringling Widerstand zu leisten.

;)

11

Wichtel | 24.03.2011 21:45 Uhr

Mainhattan goes

Zipfelmützenhausen...

10

archi | 24.03.2011 19:40 Uhr

Warum...

...nicht einen Architekten?

9

Frankfurter Beobachter | 24.03.2011 19:40 Uhr

In der Rekonstruktionsfalle

Viele Vergebene Chancen! Wie schwer wir uns doch in Deutschland tun. Statt architektonische Qualität zu schaffen, begeben wir uns in die beklemmende Rekonstruktionsfalle. Gut das die Schweizer uns zumindest punktuell den richtigen Weg weisen. Vielen Dank! Wir haben es offenbar verlernt Architektur eine emotionale Tiefe zu geben, ohne in den sentimentalen Kitsch abzurutschen.

8

Heinrich Hübsch... | 24.03.2011 19:04 Uhr

...aus in welchem Style sollen wir bauen, 1828...

"Die Malerei und die Bildhauerei haben in der neueren Zeit längst die todte Nachahmung der Antike verlassen. Die Architectur allein ist noch nicht mündig geworden, sie fährt fort, den antiken Styl nachzuahmen. Und ob man gleich so ziemlich allgemein die Unzulänglichkeit
desselben für die heutigen Bedürfnisse einsieht und mit den neueren in diesem Style ausgeführten Gebäuden unzufrieden ist, so beharren dennoch die Architecten (...) darauf. Ein großer Theil derselben lebt wirklich in dem Glauben, daß die schönen Formen in der Architectur etwas Absolutes seien, was für alle Zeiten und Umstände verändert bleiben könne, und daß einzig und allein der antike Styl dieselben in ihrem vollkommenen Ideale darstelle."

7

Gartenzwerg | 24.03.2011 18:01 Uhr

Vorgärten

Fehlen nur noch die Vorgärten, damit endlich auch die Gartenzwerge wieder in die Frankfurter Innenstadt zurückkehren!

6

Prof. Jörg Rügemer | 24.03.2011 17:47 Uhr

Dom/Römerbebauung - Wettbewerbsergebnisse

Ich habe vor 4 Jahren mit meinen Studenten aus den USA eine Sommerexkursion durchgeführt, in dessen Verlauf wir das Projekt Dom/Römerbebauung im Rahmen eines Entwurfsstudios bearbeiteten. Ich vertrete und lehre in den USA moderne, zeitgemäße nachhaltige und hochqualitative Architektur; dieses Bild habe ich damals selbstverständlich auch meinen Studenten vermittelt.
Wenn ich die Ergebnisse des Wettbewerbes sehe, bin ich froh, dass meine ehemaligen Studenten sehr wahrscheinlich keinen Zugriff darauf haben werden. Ich finde die Ergebnisse beschämend; die Bilder im Baunetz erinnern eher an den Ausschnitt eines Modelleisenbahnkataloges, als an die Ergebnisse eines seriösen Architekturwettbewerbes. Welch eine Chance wurde hier vertan! Will man sich den dauerhaften Einfluss einer solchen Architektur auf die gebaute Umwelt anschauen, braucht man nur eine Reise in die USA anzutreten.

5

Historiker | 24.03.2011 17:18 Uhr

Ihr habt doch alle studiert!

Aha, Ähm, Soso .. So machen die das also in Frankfurt.

Baukunst!
Baumeister!

Da habt Ihr Euch aber wirklich mal was schönes einfallen lassen. Sieht nachher bestimmt genauso klasse aus, wie auf den Bildern. Ja ja! Und die Proportionen. Also diese Ausgewogenheit - ganz subtil. Kunst!

Historischer Parzellenzuschnitt über durchgängiger Tiefgarage .. Leute, Ihr habt Sie doch nicht mehr alle!

4

jalm | 24.03.2011 17:08 Uhr

Mittelalter

Was der schnelle Wiederaufbau nach dem Krieg zunächst verhindert hat, die Kollegen bekommen es nun hin: Frankfurt zurück ins enge Mittelalter.

Und immer dieselben vorne weg.

Statt die Bausünden der 60er Jahre souverän zu beseitigen, wirft die Elite (im BDA) ihre Modernität über Bord, um "Schlimmeres" zu verhindern, puzzelt für die Touristen eine Altstadt.

Ist keiner da, der den Kollegen klarmacht, dass Zerstörtes nicht so wiederbelebt werden kann, dass es authentisch ist.

3

Hanle | 24.03.2011 16:59 Uhr

rekowahn

es wird immer noch schlimmer!!

2

dagmar pelger | 24.03.2011 16:32 Uhr

römer

oh mein gott.

1

peter | 24.03.2011 16:12 Uhr

dom-römer

es sind sehr interessante arbeiten darunter, v.a. morger-dettli (markt 30) und von ey (markt 10) scheinen mir sehr vielversprechend.

leider ist ansonsten sehr viel pomo-banalität darunter (bild 12, bild 14). und dass herr kollhoff in der lage ist, wirklich wertige, dauerhafte fassaden zu bauen, bezweifle ich nach all seiner billig gemachten kulissenarchitektur, die man in berlin und anderswo besichtigen kann. ich darf mir anmaßen, die meinung zu vertreten, dass er mit den materialien, die er mit ebensoviel pathos wie silikon "fügt", nicht umgehen kann.

herr mäckler hätte sicherlich einen angemesseneren beitrag leisten können, leider saß er in der jury. schade.

fazit: man darf nicht nur gespannt, sondern auch gespalten sein. und mal wieder schade, dass bei einer so wichtigen stadtgestalterischen aufgabe kein offener wettbewerb stattgefunden hat.

 
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Masterplan, Perspektive Nord-Ost

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Hühnermarkt 22, 1. Preis: Hans Kollhoff

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Markt 28, 1. Preis: Helmut Riemann

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Markt 30, 1. Preis: Morger+Dettli

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