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30.03.2021

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Wettbewerb für WDR-Standort in Münster entschieden


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Es kommt nicht alle Tage vor, dass der Westdeutsche Rundfunk ein Landesstudio baut. Und der geplante Neubau in Münster lässt konzeptionell etwas Ungewöhnliches erwarten. Denn Stadt, Wirtschaftsförderung und Sendeanstalt planen gemeinsam und wollen einen urbanen Ort für Kommunikation, Austausch und Information, Bildung und modernes Arbeiten schaffen.

Von Stefan Rethfeld


Schon lange hegte der WDR Münster den Wunsch, sein 1970 bezogenes und 1986 erweitertes Studiogelände am Stadtrand gegen einen innerstädtischen Standort einzutauschen. Seinerzeit galt das Studio an der Mondstraße als großer Gewinn, er sicherte Münster den lang geforderten Status eines eigenen Regionalstandortes. „Wir brauchen den Kontakt zu den Menschen“, betonte der damalige WDR-Intendant Klaus von Bismarck bereits vor 50 Jahren den Wert des Regionalen. Schnell wurde jedoch deutlich, dass der WDR Münster in einem künftigen Neubau dank moderner Studiotechnik nur ein Drittel des vorherigen Raumbedarfs benötigt. Neben einer Empfangs- und Besprechungszone sind es vor allem Arbeitsplätze für Redakteur*innen, flexible Büros für Redaktion und Verwaltung sowie ein Studioraum mit Technik und Regie. Lediglich zwei bis drei Etagen möchte man in einem kompakten Neubau nutzen.
 
Die Stadt Münster hörte diesen Wunsch gern. Kann sie doch so zum einen das weiträumige Studiogelände in bester Wohnlage zurückerhalten und nun für Wohnzwecke erschließen, zum anderen ein ungewöhnliches Medienhaus in zentraler Lage erschaffen. Doch wie könnte ein neuer Ort selber zum öffentlichen Forum werden und digitale Medien breiter vermitteln? Rasch waren das städtische Smart-City-Office, ein Digitallabor und die Volkshochschule als weitere Komponenten für das Gebäudekonzept gefunden. Auch die Idee einer öffentlichen „Townhall“ mit Café im Erdgeschoss beflügelte alle Beteiligten. Als Standort bot sich eine Parkplatzfläche am Servatiiplatz neben dem Hauptbahnhof an – täglich frequentiert von vielen tausend Menschen und flankiert von gleich zwei besonderen Baudenkmälern: der 1949/50 durch Otto Bartning als Notkirche aufgebauten Erlöserkirche und dem von Friedrich Wilhelm Kraemer entworfenen Iduna-Hochhaus mit Pavillon (1960/61).
 
Angesichts der Aufgabe und des Ortes durfte man auf die Ergebnisse eines international besetzten Wettbewerbes, den die Wirtschaftsförderung Münster (WFM) im August 2020 auslobte, gespannt sein. Betreut wurde das Verfahren vom Büro post welters + partner (Dortmund). Zu den gesetzten Teilnehmern zählten: AllesWirdGut, Architektur ZT GmbH (Wien/ München), CROSS Architecture (Aachen), Kraaijvanger Architects (Rotterdam), LOVE architecture and urbanism  (Graz) und staab Architekten (Berlin). Unter den 15 eingegangenen Beiträgen vergab die Jury unter Vorsitz von Volker Droste (Oldenburg) drei Preise und eine Anerkennung:


  • 1. Preis: UWA, Ulli Weidemann Architekten (Münster)

  • 2. Preis:  dreibund architekten (Bochum)

  • 3. Preis: kleyer.koblitz.letzel.freivogel (Berlin)

  • Anerkennung: stm°architekten Stößlein Mertenbacher (Nürnberg) 
 
Die Entwürfe boten eine große Bandbreite an architektonischen Lösungen. Schwere und leichte, lastende und schwebende, kühne und blockige Volumen wurden im Preisgericht im Stadtmodell im Maßstab 1:500 eingesetzt und überprüft. Letztlich prämierte die Jury einen Entwurf mit dem 1. Preis, der eine maßvolle und doch akzentuierte Setzung im Stadtraum vornimmt. Leicht erhöht zum Kreuzungsbereich Wolbecker Straße / Eisenbahnstraße und abgeflacht in Richtung Erlöserkirche, gestattet er sich nur ein moderates Höhenspiel. Gelobt wurde vor allem das zurückgesetzte, gläserne Erdgeschoss, das dank sinnfällig gewählter Eingänge vielschichtig bespielbar ist – und sich auch zur rückwärtigen Friedrichstraße öffnet. So zutreffend die Annahmen im Erdgeschoss, so wenig konnten Treppenräume und Fassaden überzeugen. Die Jury empfiehlt die Arbeit daher nur als „robuste Grundkomposition, die Weiterentwicklungspotenziale eröffnet.“
 
Auch das monolithisch und skulpturale Gebäude des 2. Preisträgers füge sich, nach Meinung der Jury, mit seinen schrägen Gebäudefluchten, Dachflächen und dem zurückgesetzten Sockel gekonnt in den Stadtraum ein. Das Gebäude wirke durch seine öffentlichen Nutzungen im offenen Erdgeschoss besonders einladend. Kritisch wird dagegen die Vorhangfassade mit weißen Streckmetallpaneelen bewertet, die teilweise Tageslicht und Ausblick nehmen. Der 3. Preis zeigt ebenfalls einen scharf geschnittenen trapezförmigen Baukörper. Deutlich abzulesen sind die Geschossebenen für den WDR im oberen Bereich. Ein „Bikinigeschoss“ vermittelt als öffentliche Fuge zwischen Stadt und Studio.
 
Das Preisgericht empfiehlt auf Grundlage des 1. Preises weiter zu planen und wünscht, dass im nachfolgenden Verhandlungsverfahren mit allen Preisträgern auf ihre Kritikpunkte eingegangen wird. Bis zum Sommer will die Stadt entscheiden, welcher der prämierten Entwürfe umgesetzt wird. In vier Jahren könnte das Gebäude mit WDR-Studio fertig sein. Nach einem halben Jahrhundert würde der WDR wieder ins Zentrum der Stadt zurückkehren. Dorthin, wo seine Geschichte ihren Anfang nahm. Denn im nahen Stadthafen wurde er 1924 als Westdeutsche Funkstunde AG gegründet, bevor er 1927 nach Köln zog.


Zum Thema:

Virtuelle Ausstellung der Wettbewerbsbeiträge unter: www.post-welters.de


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Kommentare

14

solong | 01.04.2021 13:26 Uhr

13... weitere beiträge

... danke für den hinweis ... mal durchgeschaut ... erstaunlich geringes niveau für diese aufgabe ... sieht alles mitverlaub nach "drittsemester" aus ... kaum gefühl für propotionen und fassaden ... dafür umso mehr ... interieur-deko ... "zusammenkopiert" ... wirklich schade ....

13

nils aus münster | 31.03.2021 19:39 Uhr

weitere Wettbewerbsbeiträge

...auf der Seite von Post+Welters kann man die weiteren Wettbewerbsbeiträge einsehen. Erstaunlich wer alles im ersten und zweiten Rundgang ausgeschieden ist.

12

münstermann | 31.03.2021 14:21 Uhr

mehr mut

als junger architekt aus münster finde ich es (wie schon von Mensch_aus_Münster gesagt) unglaublich schade, dass es hier KEINE möglichkeit gab als kleines, junges oder aufstrebendes büro an diesem wettbewerb teilzunehmen. geschweige denn, dass lokale aushängeschilder geladen wurde.

warum nicht ein extra lostopf für junge büros??
oder einfach mal junge büros setzen? und etablierten einen lostopf geben?

oder noch besser, gleich einen offenen wettbewerb. ach ne.... lieber nicht, sowas macht man ja hierzulande nicht mehr (im gegensatz zu unseren Nachbarn aus österreich und der schweiz)

schade....

11

solong | 31.03.2021 12:10 Uhr

... zustimmung ...

....für die aufgabe ... recht "blutleere" beiträge ... erster preis vermutlich auf basis der innenraumrenderings ... an der fassadengestaltung nicht nach vollziehbar ... alle einreichungen wirken aber ... recht unambitioniert ... vielleicht haben da alle aufgrund der schon 30 jahren anhaltenden ... ungereimheiten bei wettbewerben im münster ... keiner mehr wirklich lust da groß zeit zu investieren ...
... provinzielle alte weisse männer ... was soll die diskriminierung ?? ... der büroinhaber des ersten preises ... ist mit 47 jahren ... in der mitte seines lebens ....

10

2103311206 | 31.03.2021 12:06 Uhr

Wer Münster kennt...

...der weiß, dass den Autoren der "Plaza der Möglichkeiten" an dieser Stelle die Tränen vor Lachen gekommen sein müssen...

9

STPH | 31.03.2021 10:40 Uhr

...

Ein Stadtklumpen. Passt zu Münster aber auf inzwischen unangenehmes Mittelmaß. Besser ein aufrechtstehender Winkel der ein bisschen mit dem gegenüberliegenden Hochhaus mitturnt. Die Kirche macht ja auch ......finger

8

Julia | 31.03.2021 05:58 Uhr

Schade

Absolut belanglos. Hoffentlich wird da noch kräftig überarbeitet.

7

Mensch_aus_Münster | 30.03.2021 23:10 Uhr

zum jammern

Jurybesetzung:
Droste, Grote und Co ... warum sitzen eigentlich immer die gleichen Menschen in den Jurys hier in der Region?? @peter schreibt es richtig zum Stadthaus Ahlen. Der kürzlich entschiedene Wettbewerb zum Stadthaus 4 in Münster: Volker Droste und mit Heiner Farwick (der Büropartner von Dagmar Grote); Bürogebäude am Mittelhafen Münster: Franz-Jörg-Feja; Neubau Feuerwehhaus Westbevern: Dagmar Grote; Neubau Wohnanlagen in Nordhorn: Dagmar Grote und Volker Droste...

Wenn man mit der Jury wohlwollen ist, dann waren sie dieses Mal einfach etwas Müde und ggf. auch gelangweilt, nach so vielen zusammen verbrachten Sitzungen. In der Hinsicht würde Münster etwas mehr Diversität mit Sicherheit gut tun.

@max (Nr. 5): tatsächlich hat an diesem Wettbewerb keins der lokalen Aushängeschilder teilgenommen(/teilnehmen können). Weder eines der guten, etablierten noch eines der jungen, kreativen Büros aus Münster oder Region

Städtebau und Co:
Der Kommentar von Fritz (Nr. 6) trifft es auf den Punkt. Witzig ist das aber selbst die Diagramme sehr beliebig sind. Inwiefern soll denn der 1. Preis durch "Neigung" des Daches auf den Kontext reagieren?? Die Bezüge zu den genannten, für Münster sehr wichtigen Baudenkmälern stellt meiner Meinung nach der Entwurf von stm durch Außenterrasse, Freitreppe, Staffelung der Kubatur und die Ausrichtung der Dachterrasse deutlich besser her. Dir Fassade ist auch deutlich besser: Ein klares, stringentes Konzept bei gleichzeitiger Ablesbarkeit/Differenzierung.

6

Fritz | 30.03.2021 20:22 Uhr

Diagramme

Diagramme könne jetzt wirklich inzwischen alle. Solche dann mit guter Architektur zu verknüpfen gelingt aber nur wenigen. Dem Gewinner nicht.

5

max | 30.03.2021 19:50 Uhr

provinzielle alte weiße männer

das kann doch nicht euer ernst sein: öffentlicher bau, hohe ansprüche, gutes grundstück und dann derartig schwache projekte bzw. wohl einfach auch zu mittelmäßige büros. nichts gegen die lokalen aushängeschilder oder ihre pendants aus anderen mittelstädten, aber da gibt es einfach zu viele spannende ambitionierte junge büros, um sich mit so etwas abzugeben...

4

B. Maja | 30.03.2021 18:03 Uhr

Demokratisches Entwerfen für den WDR

Lapidares Framing? Höhere Baukosten auf Staatskosten! Wir summen alle mit.

3

peter 2 bzw. 3 | 30.03.2021 17:03 Uhr

omg

was ist denn das für eine peinliche fassade beim 1. preis? die außenwirkung des gebäudes ist, äh, gelinde gesagt, beliebig. unproportioniert. wirkt wie ein studentenentwurf aus dem 3. semester, nicht vom jahrgangsbesten.

meine güte.

2

peter | 30.03.2021 15:44 Uhr

ja, das stadthaus in ahlen

mit dem entwurf von gerber.

1

peter | 30.03.2021 15:43 Uhr

hat droste nicht letztens schon mal den vorsitz gehabt

und einen ziemlich zweifelhaften 1. platz gekürt?

 
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1. Preis: UWA Ulli Weidemann Architekten

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2. Preis: dreibund architekten - ballerstedt - helms - koblank

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3. Preis: kleyer.koblitz.letzel.freivogel

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