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16.11.2021

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Besser speisen in der Strandhalle

Wettbewerb auf Spiekeroog entschieden


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Kleine Insel, große Baukultur – dieser Gedanke kann angesichts des jüngst entschiedenen Wettbewerbs auf Spiekeroog durchaus entstehen. Die ostfriesische Nordseeinsel umfasst rund 18 Quadratkilometer Fläche und ist Heimat von 750 Menschen. Mit rund 600.000 Übernachtungen und 85.000 Tagesgästen pro Jahr ist der Tourismus der Wirtschaftsfaktor der Insel. Doch dieser leidet, wie vielerorts an Nord- und Ostsee, unter einer schwachen Nebensaison. Kommen wenig Gäste, schwächelt die Gastronomie und umgekehrt. Diese Spirale soll durch ein neues Konzept für die in den Dünen am Weg zum Hauptbadestrand gelegene Strandhalle aus den späten 1970er Jahren durchbrochen werden. Kurz: Aus der Imbissbude mit SB-Restaurant soll ein touristisches Leuchtturmprojekt der Insel werden, das ganzjährig Gäste anzieht.

Im Wettbewerb, ausgelobt von der Nordseebad Spiekeroog GmbH, ging es demnach sowohl um neue Räume für ambitionierte Gastronomie, als auch um Wohnunterkünfte für Saisonarbeitskräfte und die Strandwacht. Im Ideenteil war zudem ein Konzept gesucht, wie die Neubauten mit der vorhandenen Strandkorbhalle und der Strandsporthalle ein Ensemble in der Dünenlandschaft bilden, die in der Nähe zum Nationalpark „Niedersächsisches Wattenmeer“ liegt.

Die Ansprüche an die Architektur waren in der vom Bremer Büro BPW Stadtplanung betreuten Auslobung deutlich formuliert: Das Untergeschoss der bestehenden Strandhalle sollte erhalten bleiben, Neu- und Ergänzungbauten in Holz- oder Holzhybidbauweise geplant werden. Bei Materialverwendung und Konstruktion war eine Lebenszyklusbetrachtung gefordert, die vor allem auch Rückbau- und Entsorgungskosten mit einschließt. Unter den 14 eingegangenen Entwürfen entschied die Jury unter Vorsitz von Volker Droste wie folgt:


  • 1. Preis: Steimle Architekten (Stuttgart)

  • 2. Preis: Kersten Kopp Architekten (Berlin)

  • 3. Preis: :mlzd (Berlin)

  • Anerkennung: Buero BB (Stuttgart) in Arge mit Architektur Immendörfer (Markgröningen) Klaus Saur Landschaftsarchitekten (Donzdorf)


Der Siegerentwurf von Steimle Architekten überzeugte aufgrund seiner „besonderen städtebaulichen und architektonischen Qualitäten und der guten Kennwerte“. Den Preisrichter*innen gefiel unter anderem die Ensembelbildung über eine Variation der Firstausrichtung der neuen Strandhalle in Nord-Südrichtung. Trotz des vergleichsweise kleinen Volumens erzeugten Kubatur und Silhouette der Strandhalle eine überzeugende Fernwirkung, so die Jury. Der Gastraum verspreche eine angenehme Raumatmosphäre. Die farbliche und materielle Einpassung des Appartementgebäudes sei gut gelöst. Die Erschließung über die Laubengänge sei zwar wirtschaftlich, wurde jedoch in Bezug auf das Nordseeklima hinterfragt. Die Nutzbarkeit des Bereichs unter dem Spitzdach sei auf die Alltagstauglichkeit hin wohl noch im Detail zu prüfen.

Die 2. Preisträger fielen durch die differenzierte Höhenstafflung und gut in die Landschaft integrierten Volumina auf. Die vorgeschlagene Leichtigkeit der Konstruktion sei an der „klappbaren“ Fassade ablesbar und verspreche einen lichten Raumeindruck. Durch die geschickte Verschiebung des Neubaukörpers auf dem vorhandenen Untergeschoss entstehe ein auf drei Seiten umlaufender Außenraum. Das in der Höhe abgesetzte Apartmenthaus überzeugte durch hohe Nutz- und Wohnqualität auf kleiner Fläche sowie flexibel nutzbare Gemeinschafträume im Erdgeschoss.

Bei der Anerkennung fiel der „unprätentiöse und vermutlich wirtschaftliche Ansatz“ auf. Das Gremium diskutierte laut Protokoll die Nachteile einer Laubengangerschließung insbesondere für die kleinen Appartements, vermisste eine Schwerpunktsetzung und Adressbildung bei den Gebäuden und kritisierte den direkten Anschluss des Apartmentgebäudes an die Strandkorbhalle unter anderem hinsichtlich des Brandschutzes.

Laut derzeitiger Planung soll die neue Strandhalle im Jahr 2024 eröffnet werden. Neben dem gehobenen ganzjährigen Angebot wird es dann saisonal auch weiterhin günstigere Speisen geben. (fm)


Zum Thema:

www.spiekeroog.de/strandhalle



Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version hieß es: Beim 3. Preis fiel der „unprätentiöse und vermutlich wirtschaftliche Ansatz“ auf. Dies bezieht sich auf den Entwurf der Anerkennung.


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Kommentare

9

STPH | 22.11.2021 07:34 Uhr

@6 Josip

sorry für den Versuch. Ein Beitrag ist immer wie ein Duell mit einem Phänomen. Diese moderne Ziegelschrägdachphobie ist für mich ein ungelöstes Phänomen und bleibt es leider auch nach meinem Beitrag.
Das ist irgend etwas grundsätzliches. Je härter die Nuss desto elementarer der Erkenntnisgewinn.

Jeder Entwurf ist wie ein Duell mit einer Aufgabe.

8

Die Zuversicht | 20.11.2021 19:54 Uhr

Kennen Sie Internetz?

Das Walmdach haben HdeM ja bereits vor Jahren rehabilitiert. Es hier zu bringen und zu modifizieren ist überaus begrüßenswert und im Sinne eines gewissen Regionalismus (und damit einhergehend auch einer Legitimation in der öffentlichen Wahrnehmung) konzeptionell auch vertretbar.

---------

STPH's Kommentare verstehe ich regelmäßig als Brandrede für eine kritische Moderne.Jedoch wäre hier eine größere Genauigkeit von Vorteil.

Auch ein Architekt verstehe ich als stetiger Mahner des Pragmatismus. Leider fehlt es auch hier oft an Präzision.

Schlawuki bringt oft eine erfrischende Naivität in die Debatte.

(Ixamotto und solong leider hier ohne Beitrag.)

--------

Ist doch schon fast so etwas wie eine community.

7

schlawuki | 19.11.2021 20:00 Uhr

@Josip

Ja und du, Josip?
hast du auch ne meinung?
Die beiträge von STPH sind zumindest geistreich und oft tiefgründig, was mir persönlich sehr gut gefällt.

6

Josip | 19.11.2021 16:38 Uhr

@STPH

Was für ein Schwachsinn!

5

STPH | 18.11.2021 10:38 Uhr

@4.

Als Vergangenheit geht ein solches Dach, weil es die Erzählung von der Zukunft eher noch untermauert.

4

STPH | 18.11.2021 08:41 Uhr

...

Wie doch die Dachpyramide polarisiert. Auch beim M20 in Berlin. Wie ein Keil auf alles was modern ist, nur umgekehrt nach oben. Eine unzulässig wehrhaft, bergende Form gegen den kontinuierlichen Raum. Raum verdrängend statt gebend und zwar den des Betrachters außen. Es engt ihn ein. Was zeigt das Raum immer der des Betrachters ist.
Also der des Subjekts und das spiegelt sich heute nicht mehr im Objekt, was eher ein nicht mehr können als nicht mehr wollen ist.

Dabei hier als Landmark absolut angebracht.

3

GrüneInsel | 17.11.2021 17:14 Uhr

Hinweis zu 1

Das Appartemntgebäude war Teil der wettbewerblichen Auseinandersetzung und ist Teil des Vergabeversprechens, welches nicht aufgeteilt werden soll.
Auf dem ersten Blick ähnliche Lösungen lagen hier aufgrund vorgebener konstruktiver, ökonomischer v.a. aber naturschutzfachlicher Einschränkungen nahe.
Repliken auf subjektive Einschätzungen machen wahrscheinlich wenig Sinn.
Die vollständige Bewertung des ersten Preises durch das Preisgericht wird der vorgesehenen virtuellen Ausstellung zu entnehmen sein, welche jedoch noch ca. 1,5 Wochen Vorbereitung braucht. Hier wird auf Platzierung, Form und Bogen explizit eingegangen. Interessierte mögen bitte ab und zu auf die web-Präsenz der Insel schauen.

2

schlawuki | 16.11.2021 19:47 Uhr

respekt

ich wusste, das "auch ein architekt" den ersten kommentar absodert.
sekretartig wie immer.

ich finde das ganz toll das eine kommune einen wettbewerb für so ein prominentes stück land auslobt.
und preise vergibt.
und es hoffentlich mit einem der preisträger baut.
das verdient allein großen respekt.

1

auch ein | 16.11.2021 17:04 Uhr

architekt

was ich nicht verstehe: war das appartementhaus schon vergeben? sieht ausser bei mldz überall gleich aus...

und hat man Steimle genommen weils ein kontrast zum appartementhaus ist oder durfte der planer des appartementhauses eben nicht den ersten preis bekommen.....

gut finde ich den ersten preis jedenfalls nicht, form, seltsame giebel"spitze" und farbe und der komische bogen passen so gar nicht zusammen

 
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1. Preis: Steimle Architekten (Stuttgart)

1. Preis: Steimle Architekten (Stuttgart)

2. Preis: Kersten Kopp Architekten (Berlin)

2. Preis: Kersten Kopp Architekten (Berlin)

3. Preis: :mlzd (Berlin)

3. Preis: :mlzd (Berlin)

Anerkennung: Buero BB (Stuttgart) in Arge mit Architektur Immendörfer (Markgröningen) Klaus Saur Landschaftsarchitekten (Donzdorf)

Anerkennung: Buero BB (Stuttgart) in Arge mit Architektur Immendörfer (Markgröningen) Klaus Saur Landschaftsarchitekten (Donzdorf)

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