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09.01.2017

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Von postmodern zu „zeitgemäß“

WDR-Haus in Köln von SSP saniert


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„Die Postmoderne ist eine Architektur der Erinnerung” – schöne, einfache Worte wählte ein anonymer Autor auf Wikipedia. In Köln stand bis vor kurzem eine sehr milde, späte Ausgabe dieses anspielungsreichen Stils. Die WDR Mediagroup, die – wie es der Beiname schon andeutet – kommerzielle Tochtergesellschaft des Westdeutschen Rundfunks, hatte bislang ihren Stammsitz in diesem kleinteilig gegliederten Bau von HPP mit Sprossenfenstern, gestaffelter Risalitfront und einem kupferverkleidetem Dachaufsatz. Das Gebäude aus den späten Achtzigerjahren in prominenter Innenstadtlage nahe Peter Zumthors Museum Kolumba, war in die Jahre gekommen. SSP aus Bochum haben den WDR-Sitz nun kernsaniert und ihm ein, wie es heißt, neues „repräsentatives Erscheinungsbild“ gegeben.

Die Architekten haben die Räume funktional optimiert und auf eine zeitgenössische Büroorganisation ausgerichtet. Das bedeutet: maximale Flexibilität, Kommunikationsräume, Transparenz und zugleich individuelle Arbeitszonen. Großformatige, raumhohe Scheiben lassen nun viel Tageslicht in die Innenräume. Für eine gute Energiebilanz sorgen Dämmstoffe und die mehrschichtige Konstruktion der Fassade. Vor den regulären Öffnungsflügeln befindet sich eine zweite Glasebene, die in Hinblick auf die Wartung ebenfalls nach innen hin öffenbar ist. Außen haben SSP dem Bau ein gänzlich neues Erscheinungsbild gegeben. Hochwertig und puristisch wirkt die massive Betonfassade aus großformatigen Fertigteilen, die um das Gebäude mit seinen raumhohen Fensten gelegt sind. Feinstrukturiert ist das Material, das durch einen abschließenden Schliff noch perfekter wirkt.

In der Summe haben SSP also ein funktional überholtes Bürogebäude in ein modernes, energieoptimiertes Office-Building umgewandelt, ganz der Bauaufgabe entsprechend. Doch trotz aller Korrektheit stellt sich die Frage, ob die ursprüngliche Architektur und Ästhetik von HPP nicht besser hätte bewahrt werden sollen. Einem einfallsreich gegliederten Bau der Achtzigerjahre verpassten die Architekten einen ziemlich braven Würfellook mit Staffelgeschoss und strenger Rasterfassade. An eine andere Zeit, oder – um den Bogen zum Anfangszitat zu schlagen­ – an eine „Architektur der Erinnerung“ erinnert hier nun nichts mehr. An ihre Stelle tritt der aktuell so beliebte Trend zur Monotonie. (sj)

Fotos: Margot Gottschling, Jörg Hempel


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Kommentare

8

a_C | 16.01.2017 11:46 Uhr

Elfenbeinturm vor dem Abriss!

An die Nummern 5, 6 und 7:

Grundsätzlich haben Sie recht. Ein leichtfertiger Abriss oder eine so weitreichende Generalsanierung, wie bei diesem Gebäude geschehen, sollte vor einer Entscheidung dazu kritisch abgewogen werden. Ich selber habe mich damals sehr für den Erhalt des Palastes Der Republik eingesetzt.

Trotzdem ist es völliger Käse, dieses Argument immer dann herauszuholen, wenn man es kann - nur, weil man es kann. Für die Bewohner und Anwohner vor Ort ist es immer noch der Raum, in dem sie sich täglich aufhalten müssen - ob es nun gefällt oder nicht. Daher habe ich grundsätzlich Verständnis für den Wunsch nach Erneuerung und Verbesserung der Welt, in der man sich aufhält.

Dies trifft um so mehr dann zu, wenn es sich, wie hier, um ein - zugegeben - gutes, aber nicht hervorragendes Gebäude seiner Zeit handelt. Der Aufwand, der nötig gewesen wäre, um die wesentlichen Merkmale der Fassade zu erhalten, wäre bei diesem Gebäude nicht vertretbar gewesen.

Wie gesagt: Die Debatte zu führen, ist in Ordnung. Dann doch bitte aber an der richtigen Stelle und mit Blick für jeden Aspekt, der hier reinspielt. Den erhobenen Zeigefinger aus dem Elfenbeinturm interssiert nicht nur niemanden, man nimmt ihn noch nicht einmal wahr...

7

Martin Petermann | 14.01.2017 19:08 Uhr

Diskurs Urbanität und Stadtgeschichte

Durch weiteres verwischen und die abrissartige Herangehensweise an epochalen Zeugnissen und Bedeutungen in der Architektur und Stadtgeschichte, ist ein entsprechender Diskurs in Zukunft kaum zu führen.

6

krm | 11.01.2017 19:54 Uhr

architekturgeschichte

architektur demonstriert geschichte. wenn wir stets gebäude dem zeitgeist angleichen, dann haben wir keine geschichte.

5

Jan | 10.01.2017 17:19 Uhr

Schade

Gerade in der Kölner Innenstadt, die ja so ein spannendes bauhistorisches Layering an den Tag legt und meiner Meinung nach eine der interessantesten und erhaltenswertesten Ensemble der Nachkriegszeit darstellt, ist es sehr bedauerlich so eine fade Kiste zu erblicken.
Gewiss ist es auch ein weiterer Baustein des Konglomerats der Bauepochen, die gerade an solch einem Ort eng beieinander stehen und im besten Fall synergetische Wechselwirkungen erzeugen; ein Zeitzeuge unserer Gegenwart.
Nur ist es eben schade, dass der Zeitgeist gerade so fad und einfallslos geworden ist.

4

j_w | 10.01.2017 14:46 Uhr

Früher postmodern - heute zurückhaltend wertig

Das heutige Erscheinungsbild des Gebäudes verzichtet vollständig auf die Interpretation seiner postmodernen Vergangenheit. Und das ist in meinen Augen, speziell in diesem Fall, auch gut so. Das neue Erscheinungsbild mit seiner hellen Betonfassade übt eine gekonnte Zurückhaltung und fügt sich visuell harmonisch in das prominente architektonische Umfeld ein. In meinen Augen eine echte Bereicherung.

3

Martin Petermann | 10.01.2017 12:59 Uhr

Postmodern versus Nichts

Immerhin war es postmodern - dafür nun zeitgemäß ein "Nichts"!

2

a_C | 10.01.2017 10:05 Uhr

Klare Verbesserung!

In meinen Augen ist diese Kernsanierung eine klare Verbesserung im Vergleich zum Gebäude, das sich dort vorher präsentiert hat. Die Postmoderne hat nicht nur relativ wenige erhaltenswerte Gebäude hervorgebracht, in den 1980er Jahren wurde leider auch noch schlechter gebaut als im Jahrzehnt davor. Das sorgt dafür, dass es nahezu unmöglich ist (und sein wird) behutsam mit den Gebäuden dieser Zeit umzugehen, wenn sie dann aus energetischen, strukturellen oder organisatorischen Gründen überholungsbedürftig sind. Gleiches wird dem jetzt vorhandenen Gebäude in 20 oder 30 Jahren widerfahren, und das ist auch ok. So oder so: Kompliment an die Architekten.

1

b.ehringer | 09.01.2017 18:35 Uhr

zeitgemäß

dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen und das in der lage .die würfel sind gefallen -weniger ist weniger.

 
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