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11.06.2021

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Berliner Scheune

Villa von rundzwei Architekten


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„Scheune“ und „Berlin“. Diese beiden Begriffe verbindet man seit ein paar Jahren mit der viel diskutierten Kulturscheune – dem Museum des 20. Jahrhunderts von Herzog & de Meuron, das momentan gebaut wird. Wegen ihrer „krassen Räume“ – wie Jacques Herzog es bei einer Pressekonferenz formulierte – steht das Museum auch aus ökologischen Gründen in der Kritik. Eine ganz andere Scheune findet man seit kurzem in Berlin-Zehlendorf. „Krasse Räume“ gibt es dort auch, trotzdem ist das Haus weitaus nachhaltiger konstruiert. Verantwortlich für die Villa mit ihrer Fassade aus Weißtannenlatten und dem raumprägenden Satteldach sind rundzwei Architekten (Berlin), die ganz auf Holz, CO2-arme Baustoffe und Wiederverwertung setzten.

Schon bei ihren bisherigen Wohnbauten experimentierten die beiden Büropartner Andreas Reeg und Marc Dufour-Feronc mit möglichen Formen des Wohnens und ungewöhnlichen Materialien wie Kork. Für die Villa in Zehlendorf, die auf einer Nutzfläche von 350 Quadratmetern unter anderem einen Pool, einen Fitnessbereich im Keller und ein Kaminzimmer unter dem Dach umfasst, wählten sie eine Hülle aus Holzlatten. Diese umschließt einheitlich das auf einem Grundriss von zehn mal zehn Metern liegende Gebäude und führt das dominierende Motiv des Satteldachs auch über den Wohnraum hinaus fort. So überdacht die Lattenkonstruktion auch das Carport, den Eingangsbereich und die Terrasse und reicht – bei Einhaltung der baurechtlichen Abstände – bis zum Rand des Grundstücks.
 
Innen organisierten rundzwei die Räume nach dem L-Prinzip: Die Flächen für Wohnen, Essen und Kochen legten sie in der Form des Buchstabens um die kompakt konzentrierten „Funktionsbereiche“ (Arbeitszimmer, Gäste-WC, Treppen und Abstellflächen) herum. Über dem Essbereich erstreckt sich der Luftraum bis hinauf in den Dachfirst und bildet mit offener Küche und Wohnraum wiederum ein vertikales L. Die zwei Kinderzimmer orientieren sich zur Straße, das Elternschlafzimmer zum Garten. Alle haben je ein langgestrecktes Sitzfenster. Die Fenster des Hauses sind rahmenlos, fest verglast und so nah wie möglich an der Außenhülle platziert. Zum manuellen Lüften befindet sich neben jedem Sitzfenster eine hochformatige Holzöffnung, die im Fassadenbild durch die Latten verdeckt wird.
 
Das Gebäude ist als reiner Holzbau ausgeführt. Allein die Kelleraußenwände sind aus Stahlbeton. Die Innenwände sind tragende Vollholzwände, die sonstigen Außenwände wurden mit vorgefertigten Elementen in Holztafelbauweise realisiert. Auch alle Decken einschließlich der Kellerdecke sind aus Holz. Um ein späteres Recycling zu ermöglichen, ließen die Architekt*innen die Verbindungen zwischen den Bauteilen mechanisch ausführen. Auch das Blechdach unter der Dachhaut aus Holzlatten ist auf Wiederverwertung ausgelegt. Als Dämmmaterial für das KfW 55-Haus wählten die Architekt*innen Holzwolle, die Innenwände wurden mit Gipsfaserplatten und Kalkputz versehen. (sj)

Fotos: Gui Rebelo / rundzwei Architekten


Kommentare

11

ulf | 21.06.2021 17:09 Uhr

einfach

nur schön!

10

peter | 15.06.2021 10:41 Uhr

@kollegin

"mehrfach gesagt, aber bitte hört auf"

warum sollte man aufhören? damit das schlechte gewissen nicht zu groß wird? sie sagen es doch selbst - nicht zukunftsweisend. wollen sie lieber in der vergangenheit leben, statt sich für eine bessere zukunft einzusetzen? wäre vielleicht mal ganz gut, denn damals hat man sich um die zukunft noch gedanken gemacht und häuser gebaut, die auch nach jahrhunderten noch gut dastehen und nicht wie dieses hier in wenigen jahren verrotten.

ein ästhetisch schönes haus? da fällt mir nur ein -elfenbein, tropenholz, schlangenleder und diese kleinen pflastersteine aus kinderarbeit sind auch ästhetisch.

"ach hört doch auf", "sollen doch die anderen mal anfangen", "auf mein kleines haus kommt es doch nicht an", "ökodiktatur", "grünes blabla"... klar, es macht keinen spaß zu verzichten, wenn man es sich in einer materialistischen, egozentrischen, spaß- und konsumorientierten welt gemütlich gemacht hat. übergeordnete werte werden dann schnell zu ungeliebten spielverderbern.

die eigene freiheit endet eben recht abrupt dort, wo die des nächsten beginnt. und in einer immer dichter besiedelten welt rückt der nächste eben immer näher.

9

kollegin | 14.06.2021 18:35 Uhr

mehrfach gesagt, aber bitte hört auf mit dem ...

co2 neutralen blabla und recyling ... bei 350 m² WFL. es ist einfach ein ästhetisch schönes haus. zukunftsweisend - nein.

8

Nörgeli | 14.06.2021 16:21 Uhr

Monitoring

Bitte liebes Baunetz: Von diesem Objekt in regelmäßigen Abständen ein Foto einstellen. Dann kann die Baunetz-Gemeinde an einem Monitoring teilnehmen und wir kommen schon nach wenigen Jahreszyklen zu der Aussage, dass man Holzfassaden gut und schlecht planen kann. Da sind gehobelte Profile wie aus dem Innenausbau zu sehen. Vielleicht (aber nur ganz vielleicht, wenn es in Berlin aufgrund des Klimawandels nicht mehr regnen sollte) sieht die Fassade in 25 Jahren wieder gut aus. Die Zeit bis dahin muss man überstehen - und im Außengang sowie der SUV-Butze steht man im Regen. Besonders schön wird sich die Kamin-Bekleidung und die Loggia entwickeln. Gab es ein Putz-Schwämmchen-Abo mit langer Leiter zur Einweihung?

7

auch ein | 14.06.2021 14:46 Uhr

architekt

ich seh da keine scheune!

nur weils ein satteldach hat und mit holz verkleidet ist.

scheunen sind in der regel viel funktionaler. dort gäbs statt dekolamellen in der dachschräge wenigstens einen wetterschutz.

6

peter | 14.06.2021 10:10 Uhr

holzhülle

an vielen stellen sicher ein gestalterisch schön gemachtes haus, aber mal wieder völlig überdimensioniert, unnachhaltig und an den themen der zeit vorbei. wenn im baunetz einfamilienhäuser gezeigt werden, muss im keller schon ein pool eingebaut sein? und der (die?) suv sind schon im plan eingezeichnet, alles andere wäre ja auch nicht standesgemäß. und reiner holzbau, logisch, das macht man heute so, total nachhaltig, klar.

die lattenfassade wird in fünf jahren schon schrecklich aussehen - eine gebäudehülle aus naturbaustoffen, aber mit geplanter obsoleszenz.

pseudogrüner geht es kaum. wieder ein haus, das uns nicht weiterbringt.

5

Hardy | 11.06.2021 18:12 Uhr

Ökologisch

Ja da ist ein attraktives Werk gelungen. Mir stellt sich noch die Frage wieviel Personen nutzen die 350m². Vielleicht 3 Familien, dann wäre es wirklich auch im Flächenverbrauch ökologsich top. Ansonsten wäre man auch hier ökologisch wohl dem "Rebound-Effekt" verfallen.

4

Phido | 11.06.2021 16:54 Uhr

Formalismuskritk

Außen bisschen zu viel Formalismus für mein Geschmack, innen tolle Räume und guter Umgang mit Farbe/Oberfläche.

3

Ulrich Kubilke | 11.06.2021 16:44 Uhr

Schön hell und hallend

Sehr schönes Haus mit klaren Linien. Allerdings ist die offene Gestaltung nach allen Seiten und zum Schlafbereich ein Gräuel. Ich wohne selbst in so einem Haus: nirgendwo ein Ort der Stille- alles ist in allen Zimmern immer zu hören, insb. wenn ein hungriger Teenager um 1h morgens in der Küche werkelt. Offene Konzepte sind nur auf Photos klasse. Nach 6 Monaten will man dann Türen überall.

2

Georg Döring | 11.06.2021 16:08 Uhr

Berliner Scheune

In jeder Hinsicht sehr gelungen!!

1

latimer | 11.06.2021 15:44 Uhr

Krasse Räume Scheune

Ein schöner Vergleich: Während man meiner Meinung nach bei dieser Scheune von einer wirklich schönen Raumgestaltung sprechen kann, die mich einfach beeindruckt, kann man bei der Kulturscheune von H & de Meuren nur "krasse Räume" zur schieren Größe sagen, denn es wird nunmal irgendwann jeder Raum krass, wenn er übermäßig aufgeblasen wird.

 
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