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29.10.2013

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Keine Angst vor belgischem Backstein

Villa für Filmpaar in Brüssel


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Die Inszenierung von Backstein kann dramatisch und märchenhaft zugleich aussehen. Wenn Pierre Hebbelinck ein Haus in einem Wohngebiet bei Brüssel baut, wird dieses kein gewöhnliches Reihenhaus werden. Der wallonische Architekt baut seine Architektur stets als eine Erzählung auf – kein Wunder, er arbeitet auch als Autor und Redakteur. Für das Einfamilienhaus Maison Stine-Gybels in Uccle – die Bauherrn sind der belgische Dokumentarfilmer Laurent Stine und die Filmproduzentin Elisabeth Gybels – waren schon die Voraussetzungen nichts für schwache Architektennerven: Das Grundstück, ein steiler und sandiger Abhang, galt als nur schwer bebaubar.

Um möglichst viel Raum auf dem schwierigen Areal zu produzieren, hat Hebbelinck verschiedene Ebenen miteinander verzahnt und in den Hang gebaut. Die Basis bildet ein 60 Quadratmeter großer Kubus, der als Garage mit zwei Stellplätzen dient; das Fundament wurde tief im Erdboden verankert. Das 250 Quadratmeter große Wohnhaus setzt sich aus zwei turmartigen Volumen zusammen, die im spitzen Winkel aufeinandertreffen. Steile, außen liegende Treppen verbinden die einzelnen Geschosse, schmale Wege führen in Form einer Spirale um den Wohnbau herum.

Von außen ist es das Zusammenspiel von Form und Fassade, das den Neubau zu einem Hingucker in seiner Nachbarschaft macht – allerdings erst auf den zweiten Blick. Bewusst hat Hebbelinck keinen Betonklotz in den Hang gebaut, sondern auf den vor Ort traditionellen Backstein zurückgegriffen. Das Mauerwerk durch groben, hervorquellenden Fugenmörtel besonders zu betonen, scheint sich in Belgien gerade als Trend zu etablieren, erinnert man sich an das Mauerhaus bei Brüssel von dem Studio AND’ROL. Bei dem Haus in Uccle steckt dahinter die Idee, durch das Fugenrelief Pflanzen und Moos Gelegenheit zu geben, die Fassade bewachsen zu lassen.

Einen Gegensatz dazu bilden die dreigeschossige, industriell vorgefertigte Vorhangfassade an der Straßenfront des Hauses und die verschieden großen Fensterformate, die sich in das Mauerwerk schneiden. Im Inneren harmonieren Schiebefenster mit Aluminiumrahmen, weiß gehaltene Wohnräume, silbern gestrichene Wände und reflektierende Spiegel mit dem hellen Holzfußboden.

Die Bauherrn sind mit ihrem gemauerten Wohnhaus in Uccle sehr zufrieden – Laurent Stine hatte sein Faible für die zeitgenössischen Backsteinbauten in Belgien bereits 2007 mit seiner Dokumentation „Qui n'a pas peur de l'architecture?“ (Wer hat keine Angst vor Architektur?) verewigt.

Fotos: François Brix


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Kommentare

1

Emanuel Franziskus Penzkofer | 29.10.2013 20:07 Uhr

einerseits super / andererseits scheiße / belgisch?

Sehr schöner Ansatz von der äußeren Verschränkung der Baukörper zueinander. Wunderbare Materialwirkung. Innen aber ganz schlecht gelöst. Die Schrägstellung der Treppe parallel zum Seitenflügel, und damit die Durchdringung der beiden Hauptrichtungen auch im Hauptbaukörper hätte dort viel interessantere Wechselwirkungen erzeugt. Z.B. : Reinkommen, Treppe hochschaun, Blick geht über Terrasse ins Freie, Wohraum offnet sich auch auf Terrasse usw.
So aber, wenn ich das mal vermuten darf, innen echt klaustrophobisch belgisch? Man kommt die Treppe hoch, knallt auf den Schrank, links davon flackert ebenfalls im Schrank in der hinteren Wohnraumecke ein verglastes Öfchen, rechts herum kommt dann die wischfeste Laborküche. Fazit: Wunderbare Außenkulisse, Innenpotential aber vollstädig vergeben. Schade!

 
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