Milos ist eine Vulkaninsel in der griechischen Ägäis, geprägt von karger Natur und zerklüfteten Felsen. An der Südküste der Insel haben DECA Architecture aus Athen eine Villa in die Landschaft gesetzt, die auf den ersten Blick wie eine futuristisch anmutende Struktur wirkt. Der Entwurf setzt sich aus unterschiedlich großen Polygonen zusammen, deren Konturen entweder durch die Architektur definiert oder mithilfe von wechselnder Vegetation nachgezeichnet werden.
Das Hourglass House ist Teil eines größeren Privatanwesens mit dem Namen Voronoi’s Corrals. Auf einer Gesamtfläche von insgesamt 90.000 Quadratmetern haben die Architekt*innen in den letzten zehn Jahren fünf Orte definiert, die sie „Corrals“ nennen und an denen sowohl Bauten als auch landwirtschaftliche Flächen entstanden. Dazu gehören bisher ein kleines Zweizimmerhaus (das „Immersion Corral“) und das „Orchard Corral“, bei dem es sich um den größten Olivenhain der Insel handelt.
Mit dem Projektnamen Voronoi beziehen sich die Architekt*innen auf das so genannte Voronoi-Diagramm, das auf den russischen Mathematiker Georgi Feodosjewitsch Voronoi zurückgeht. Damit wird eine Zerlegung des Raums in Zellen beschrieben, die durch eine vorgegebene Menge an Punkten bestimmt wird. Die Architekt*innen schreiben, dass sie entsprechend dieser geometrischen Idee Punkte auf dem weitläufigen Gelände festlegten, die sie als interessant erachteten. Auf dieser Basis entwickelten sie dann ein aus Polygonen bestehendes Gitter, das den gesamten Entwurf gliedert – vom Bepflanzungsplan über die Raumaufteilung bis hin zum Bodenmuster.
Die im letzten Jahr fertiggestellte Villa wurde nicht zuletzt aus klimatischen Gründen in das abfallende Gelände eingepasst. Nach Süden hin, in Richtung Meer, öffnet sich das Haus mit weit auskragenden Vordächern. Im rückwärtigen Teil gibt es einen Patio, über den das Haus auch erschlossen wird, und von wo aus man auch den Pool erreicht. Das Innere des Hauses basiert auf der Zellenstruktur der Voronoi-Diagramme, wobei jede Zelle ein rundes Oberlicht aufweist.
Von oben betrachtet markieren diese Öffnungen jeweils den Punkt, der die Voronoi-Zelle bestimmt. Neben der natürlichen Entlüftung ermöglichen die Oberlichter die Regulierung des Tageslichteinfalls. Dafür befindet sich in den Schlafzimmern unter jeder Öffnung ein Mechanismus, der dem Verschluss eines Kameraobjektivs nachempfunden wurde. Im nächsten Schritt soll das „Solar Corral“ gebaut werden. Wie der Name schon erahnen lässt, geht es um die Errichtung einer Solaranlage. (dsm)
Fotos: Yiorgis Yerolymbos
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STPH | 25.04.2021 13:02 Uhrorganisches Bauen?
interessant die polygonalen Zellen als Innenstruktur mit den sich gegenüberliegenden auseinanderstrebenden, sich öffnenden Wänden. Ähnlich organischen Ansätzen etwa von Scharoun.
Dadurch sehr schönes sich öffnendes Innenraumgefühl.
Hallo Anthroposophen, die ihr doch für offene moderne Lernstrukturen wie geschaffen seid. Schaut euch das an.
Ein helles, offenes Zellensystem, auch offen zum Himmel, dem Zenith.
Auch gut für eine Innenstadt als Zellensystem das sich nicht nach Straßen, sprich Wegen strukturiert sondern nach Orten.
Jetzt noch die dreiarmigen Zellwände körperlich aus Holzstreben mit Knotenschmiegen und man befindet sich gänzlich -in- einer offenen Raumstruktur. Fast einem Raumschiff oder einem Schiffsrumpf mit Schotten und deren runden Öffnungen, wie chinesische Kreistore.