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30.11.2022

Hinter blauweißen Markisen

Verwaltungsgebäude von LRO in Plochingen


Der Hauptsitz des Landratsamts im baden-württembergischen Esslingen war bisher in einem Gebäude aus dem Jahr 1978 untergebracht. Da es zu klein geworden war und nicht mehr den aktuellen Standards entsprach, wurde es in diesem Jahr nach nur 44 Jahren Existenz abgerissen. Allen Debatten und Aufrufen zur Ressourcenschonung zum Trotz hatte sich der Landkreis Esslingen laut einer Informationsbroschüre aus dem Jahr 2020 aus wirtschaftlichen Gründen gegen eine Sanierung und Erweiterung des Bestands entschieden. Stattdessen beschloss er zwei Neubauten und eine Umnutzung an zwei Standorten. An der Abrissstelle direkt am Neckar soll bis 2026 ein neues Bürogebäude für das Landratsamt entstehen. Eine weitere Zweigstelle im benachbarten Plochingen wurde in diesem Jahr in öffentlich-privater Partnerschaft realisiert.

Der Entwurf für letzteres kommt von LRO Lederer Ragnarsdóttir Oei (Stuttgart), die in Plochingen erst kürzlich das Zentrum für den Blasmusikverband Baden-Würtemberg e.V. fertig gestellt hatten. Das neue Bürogebäude liegt erhöht über der Stadt und steht als Ergänzungsbau neben einem ebenfalls für das Landratsamt umgenutzten Krankenhaus aus den 1970er Jahren.

225 Mitarbeiter*innen unter anderem vom Ordnungs-, Straßenverkehrs- und Ausländeramt finden in dem viergeschossigen, quadratischen Baukörper auf 7.700 Quadratmetern Platz. Umlaufende Balkone aus Betonfertigteilplatten sind verglasten Holzelementfassaden vorgelagert und mit automatisch bewässerten Pflanzenkübeln versehen. Die Überstände spenden im Sommer ebenso Schatten wie die blau-weiß gestreiften Sonnenschutzmarkisen, die das Fassadenbild mitprägen.

Ein überdachter Gang in geschwungener Form verbindet Alt- und Neubau und trennt den Vorplatz von einem tiefer liegenden Freibereich ab. Das Gebäude wurde in öffentliche Räume im Osten und halböffentliche bis interne Räume im westlichen Teil gegliedert. Diese Aufteilung verläuft durch zwei Treppenhäuser über alle Geschosse, sodass sich der westliche Teil unabhängig vom Publikumsverkehr nutzen lässt. Die Büros verlaufen als halboffene Zellen entlang der Fenster und wechseln sich mit freien Bereichen ab.

Mit der Kubatur wollten die Architekten laut eigenen Angaben die Hüllflächen im Verhältnis zur Nutzfläche gering halten, mit geschlossenen Brüstungen, die innen als Sitzbänke nutzbar sind, den Glasanteil reduzieren. Zudem ist das Gebäude mit zwei Luft-Wärmepumpen und einer Photovoltaikanlage ausgestattet. Die Lüftung erfolgt dezentral über Lüftungsgeräte in den Brüstungen.

Die Kosten für das gesamte Bauvorhaben in Plochingen und Esslingen wurden im Jahr 2020 mit 208,7 Millionen Euro veranschlagt. Rund 65 Millionen davon flossen nach Plochingen in die Sanierung des ehemaligen Krankenhauses und in den Neubau. (sas)

Fotos: Roland Halbe


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