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04.01.2021

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Dynamische Geste für Le Monde

Verlagshaus in Paris von Snøhetta


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Der Pariser Bahnhof Gare d’Austerlitz, im 13. Arrondissement am linken Seineufer gelegen, hat neue Nachbarn bekommen: In einem konkav geschwungenen Gebäuderiegel wird künftig hinter pixelartiger Glasfassade an einer der wichtigsten französischen Tageszeitungen geschrieben, der Le Monde. Auch die Blätter Courrier International, Télérama, La Vie und HuffPost sowie das Nachrichtenmagazin L'Obs entstehen hier – in der neuen Zentrale des französischen Pressekonzerns Groupe Le Monde. Der vom Osloer Büro Snøhetta in Zusammenarbeit mit dem lokalen Partnerbüro SRA Architectes entworfene Hauptsitz bringt die sechs zuvor über ganz Paris verstreuten Redaktionen nun in einem Gebäude zusammen.

Der Neubau, der sich mit einer Spannweite von 80 Metern direkt über den unterirdischen Gleisen und Bahnsteigen des Gare d’Austerlitz erhebt, bietet auf knapp 23.000 Quadratmetern Raum für 1.600 Journalistinnen und Mitarbeiter. Die spezielle Lage barg zwei besondere Herausforderungen: Da kein technisches Untergeschoss möglich war, musste die gesamte Gebäudetechnik in die Struktur des Bauwerks selbst integriert werden. Zudem kann das Gelände nur ein limitiertes Gewicht tragen und auch das nur an seinen beiden äußersten Enden – weswegen die Bauherrin zunächst davon ausging, zwei Gebäude zu errichten. Doch Snøhetta und SRA hatten eine bessere Idee: Mithilfe der Tragwerksplaner*innen von Khephren Ingeniérie (Arcueil) verbanden sie zwei leicht auskragende Volumen durch eine Brückenkonstruktion aus Stahl zu einem einheitlichen Baukörper, unter dem auf diese Weise eine neue öffentliche Plaza entstand. Der in Ortbeton gegossene und mittels Punktleuchten illuminierte Bogen fungiert als Durchgang und rahmt das Stadtbild auf der jeweils anderen Gebäudeseite. Ladenflächen im Erdgeschoss sollen zu einer künftigen Aktivierung beitragen.

Von den zwei Eingangsbereichen an den Enden des Baukörpers ist einer öffentlich und führt in ein zweistöckiges Auditorium, der andere ist Mitarbeiter*innen und Gästen vorbehalten. Von beiden Eingängen führen große Amphitheatertreppen hinauf in die dritte Ebene des Gebäudes, die als offen gehaltener Begegnungsbereich Raum für Konferenzen oder Empfänge bietet. Auch eine Cafeteria, ein Restaurant für Mitarbeitende sowie Besprechungsräume finden sich hier. Darüber erstrecken sich auf fünf weiteren Geschossen weitläufige, offene Büroräume mit einem deckenintegrierten Heizungs-, Lüftungs- und Beleuchtungssystem, die flexibel aufgeteilt werden können. Raumhohe Fenster sorgen für angenehm helle Arbeitsplätze mit Ausblick, die beiden der Le Monde vorbehaltenen Etagen im 5. und 6. Stock sind zudem im zentralen Bereich des Newsrooms durch eine spiralförmige Treppe verbunden. Eine Dachterrasse sowie eine Bibliothek und ein Archiv der Le Monde-Gruppe im zweiten Geschoss gehören ebenfalls zum Raumprogramm.

Natürlich darf auch die symbolische Geste bei einem solchen Projekt nicht fehlen: Das neue Zeitungshauptquartier soll das redaktionelle Selbstverständnis einer Presse verkörpern, die auf qualitativ hohem Niveau Informationen für alle bieten will. Zugänglichkeit und Transparenz waren daher wichtige Aspekte – nicht nur, was die Brückenstruktur betrifft, sondern auch bei der Fassadengestaltung. Mehr als 20.000 grau-blaue Glaselemente, die in einem strengen Muster mit 772 möglichen Konfigurationen angeordnet sind, sollen aus der Ferne betrachtet wie ein abstraktes Schriftbild anmuten. Zustande kommt der Pixel-Eindruck durch die unterschiedliche Opazität der einzelnen Glasteile, die von transparent bis völlig undurchsichtig reicht. In einer Zeit, in der Angst die Verstärkung gesellschaftlicher Barrieren und Sicherheitsvorrichtungen befördere, wolle der Bau eine bewusste Öffnung vollziehen, erläutert Snøhetta-Partner Kjetil Trædal Thorsen die der Gestaltung zugrunde liegende Intention. (da)

Fotos: Jared Chulski, Ludwig Favre, Marwan Harmouche


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Kommentare

5

Slate | 05.01.2021 15:29 Uhr

Poesie des Alltags

Herrlich poetisch die unter den Brückenauflagern geklemmten Fahrradständer!
Ansonsten mindestens eine Idee zu viel an dem Teil.

4

auch ein | 05.01.2021 11:19 Uhr

architekt

@3 ausParsi:

sie können sich schon auch um die belange der security kümmern.
das aber dann eher in der form, einen "schönen" oder unsichtbaren zaun oder barriere zu gestalten.....

wenn der anspruch an die sicherheit da ist wäre die alternative nur die öffentlichkeit gleich ganz auszusperren, auch nicht gut...

oder man hat platz und viel personal , wie am bundesverfassungsgericht in Karlsruhe zB, wo nichts umzäunt ist aber bei näherung dann doch recht schnell ein uniformierter mit MG aus dem gebüsch springt....

3

Aus Paris | 05.01.2021 10:20 Uhr

Ich habe das Gebäude mehrfach unterquert und

umrundet. Natürlich finde ich bei den Kollegen etliche Kritikpunkte, wenn ich sie suche. Die verspielte supraaufwändige Glasfassade, die wenige Durchsicht erlaubt, und weil kaum zu reinigen, in wenigen Jahren schon gar nicht mehr kristalin schimmern wird. Aber jetzt - im Moment - tut sie dies noch. Und das lässt sich wirklich geniessen.
Der Raum, vor, hintern, unter dem Gebäude ist beeindruckend poetisch und ergreifend. Das lässt sich auf den Bildern nur zum Teil transportieren. Ein wirklich schönes Stück Architektur. Traurig, dass die scheinbar öffentlichen Flächen, die mit viel Aufwand wirklich gut gestaltet wurden von privaten Security-Diensten und zig Kameras überwacht wird. Wir wurden z.b. ohne Grund zum Verlassen aufgefordert, als wir hinter dem Gebäude Fotos machten. Haben wir als Architkten auf solche Details wirklich keinen Einfluss? Nach meiner Berufsauffassung gehören derlei Bedingungen mit zum unserer Aufgabe, denn wir wollen doch nicht nur schöne Bilder generieren, oder?

2

STPH | 05.01.2021 08:10 Uhr

...

konvex und konkave Flächen im Gleichgewicht schwebend wie eine Mooreplastik. Bitte mehr davon

1

peter k | 04.01.2021 16:06 Uhr

Gesten

In direkter Nachbarschaft zur BNF zu bauen, bleibt ein schwieriges Unterfangen.

 
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Das neue Hauptquartier der Groupe Le Monde liegt in unmittelbarer Nähe der Seine über den unterirdischen Gleisanlagen des Gare d'Austerlitz.

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Da das Gelände nur eine bestimmte Last tragen kann, ist der riegelförmige Bau als Brücke ausgeführt.

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Unter dem zentralen Bereich entstand ein neuer öffentlicher Platz, der zugleich den Blick auf die andere Seite freigibt.

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Durchblick für Reporter und Journalistinnen: Die Büroetagen sind mit raumhohen Verglasungen ausgestattet.

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