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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Verfahrensfehler_bei_Berliner_Schloss-Wettbewerb_791796.html

01.07.2009

Augen zu und durch

Verfahrensfehler bei Berliner Schloss-Wettbewerb


Das Kunstmagazin Art und die Berliner Stadtillustrierte Zitty haben gemeinsam recherchiert und dabei Verfahrensfehler beim Wettbewerb für die Rekonstruktion des Berliner Schlosses (siehe BauNetz-Meldung vom 28. 11. 2008) aufgedeckt: Demnach hatte der erste Preisträger, Franco Stella aus Vicenza, bisher weder mindestens drei fest angestellte Mitarbeiter, noch hat er in den Jahren 2004 bis 2006 einen jährlichen Umsatz von mindestens 300.000 Euro aus Bau und Planung erwirtschaftet. Dies waren aber die (durchaus umstrittenen) Kriterien für die Zulassung zum Wettbewerb. Damit sollte sichergestellt werden, dass nur erfahrene Büros um diese Bauaufgabe konkurrieren. Architektenverbände hatten gegen diese Zugangshürden protestiert.

Das Bundesbauministerium sagt nun, vor der Erteilung des Auftrags an Stella habe man überprüft, ob er ein angemessenes Planungsteam stelle. Das sei der Fall.
Kunststück: Klar kann Stella das im Nachhinein darstellen, schließlich hat er sich nach dem gewonnenem Wettbewerb mit Hilmer, Sattler und Albrecht als Kontaktarchitekten zusammengetan. Bei den Zulassungskriterien für den Wettbewerb kam es aber auf den Zustand von vor 2008 an.

Nur eine Lappalie? Nicht ganz. Denn wenn die Recherchen der beiden Zeitschriften stimmen, könnten andere Architekten, die nicht zum Wettbewerb zugelassen waren, gegen das Ergebnis klagen. Schlimmstenfalls müsste der Wettbewerb wiederholt werden.

Das wollen die Rekonstruktionsbefürworter um jeden Preis vermeiden: Sie mauern. Niklas Maak schreibt in der heutigen FAZ: „Die Verantwortlichen scheinen nach der Devise ‚Augen zu und durch, sonst kippt das Projekt‘ zu verfahren.“ Dabei muss jetzt erst das genaue Raum- und Ausstellungsprogramm für das so genannte Humboldt-Forum entwickelt werden; eine entsprechende Arbeitsgruppe ist zur Zeit dabei. Diese Arbeitsgruppe müsse sich „nun mit Stellas Raumraster herumschlagen, als ginge es darum, einen Altbau zu füllen“, so Maak weiter. Der Wettbewerb wurde offensichtlich zu einem unsinnig frühen Zeitpunkt durchgepeitscht, um dem angeschlagenen Bauminister Tiefensee ein Erfolgserlebnis zu verschaffen.

Es bestehe die Gefahr, so Niklas Maak, dass „eine wegen Zeit- und Finanzmangels halbgare Neobarockfassade ein in ein unnötig rigides Innenraster hineingestopftes Völkerkundemuseum verbergen wird.“ Und er schließt mit den weisen Worten: „Vielleicht führt die neue Diskussion um einen kleinen Verfahrensfehler doch noch zum nötigen großen Umdenken.“  (-tze)


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Wettbewerbsentwurf Franco Stella

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