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11.05.2016

In der Logik des Systems

Unigebäude von Dominique Perrault in Lausanne


Als Strukturalismus Schweizer Spielart galt einst das Hauptgebäude der École polytechnique fédérale de Lausanne, das Jakob Zweifel und Heinrich Strickler zwischen 1970 und 1982 realisieren konnten. Das Wort Gebäude beschreibt die ausufernde, vielfach verzweigte Großform allerdings nur unzulänglich, die seither den Campus der EPFL prägt. Dass trotzdem Platz für Neues ist, zeigt das Pariser Büro von Dominique Perrault. Nach 2013 konnte Perrault dort kürzlich seinen zweiten Neubau fertigstellen, ein dritter soll noch folgen.

Anders als SANAA, die sich mit ihrem Leaning Center außerhalb des Systems stellen, transformiert Perrault den Campus von seinen Rändern her. Dass für die nun fertig gestellte Maschinenbau-Fakultät ein Teil des Bestands von Zweifel und Strickler abgerissen wurde, ist zwar nicht ideal, aber Perrault folgt immerhin der strukturalistischen Logik des ursprünglichen Entwurfs. Auch damals stellte man schließlich das System über das einzelne architektonische Objekt. Das neue Gebäude mit seinen Seminarräumen, Werkstätten, Labors und Büros greift außerdem die Raumorganisation des Vorgängerbaus auf und erhält die beiden Verbindungstrakte zum Bestand.

Bei allen strukturellen Anleihen folgt insbesondere das neue Atrium der knapp 20.000 Quadratmeter großen Fakultät einer ganz anderen Logik als die Architektur von Zweifel und Strickler. Wo früher spröde Zurückhaltung herrschte, sorgen nun sich überlagernde Treppenfolgen und harte Schwarz-Weiss Kontraste für einen gewissen Schwindel. Die Idee war, dem Atrium als Ort des zufälligen Zusammentreffens und der beiläufigen Kommunikation eine besondere, räumliche Qualität zu verleihen. Es bildet damit einen Gegenpol zu den ansonsten eher nüchtern gehaltenen Seitentrakten.

Zwei sich ergänzende gestalterische Haltungen prägen die Architektur auch im Außenraum. Seine nördliche Fassade versteht Perrault als Fortschreibung der siebziger Jahre, während die übrigen Ansichten für einen zeitgenössichen Eindruck sorgen sollen. Die gegeneinander versetzten Module verfügen über zwei Ebenen, wobei die charakteristischen beweglichen Metallpaneele nur dem Sonnenschutz dienen. Diese werden automatisch gesteuert, womit das Gebäude, einer Maschinenbaufakultät voll und ganz würdig, immer in Bewegung bleibt. (sb)

Fotos: Vincent Fillon


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