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27.09.2021

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Wiegender Bambus

Unigebäude in Tübingen


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Rund 90.000 Einwohner, knapp 28.000 Studierende: Dass es sich bei Tübingen um einen der wichtigsten deutschen Hochschulstandorte handelt, dürfte allein schon aufgrund dieses Zahlenverhältnisses deutlich werden. Die bereits 1477 gegründete Eberhard-Karls-Universität verteilt sich denn auch auf entsprechend viele Standorte und Gebäude. Dabei fanden die naturwissenschaftlichen Institute Ende der 1960er Jahre über der Stadt ihren Platz, auf einer Anhöhe, die den schönen Namen Morgenstelle trägt. Dort entstand ein durchaus beeindruckender Komplex aus Institutshochhäusern und niedrigeren Hörsaal- und Mensabauten. Diese wurden inzwischen saniert, insgesamt wird der Campus aber auch um Neubauten ergänzt. Nach Entwurf des Amtes Tübingen des landeseigenen Betriebs Vermögen und Bau Baden-Württemberg konnte dort in diesem Frühjahr das neue Interfakultäre Institut für Biochemie in Betrieb genommen werden.

Der Neubau schließt an ein Bestandsgebäude aus dem Jahr 2013 an und folgt mit seiner Geschossigkeit der Hanglage. Der Hauptzugang ist zum zentralen Platz des Campus orientiert und durch eine aufgeständerte Erdgeschosszone markiert. Darüber bietet der kompakte Baukörper drei Geschosse, während hangabwärts zwei weitere belichtete Etagen folgen. Die Formensprache orientiert sich am ersten Bauabschnitt, der ebenfalls in Eigenregie des Amtes entworfen wurde. Die bewegte Fassade aus vorgehängten Betonfertigteilen dient der Wartung und lässt mit ihren wechselnd geneigten Stäben entfernt an Bambushalme denken. Wer mag, erkennt vielleicht auch eine Abstraktion feiner pflanzlicher Zellstrukturen, was angesichts des angrenzenden ersten Bauabschnitts, in dem sich das Zentrum für Molekularbiologie der Pflanzen befindet, auch nicht ganz falsch sein dürfte. Die Umsetzung ab Leistungsphase 5 erfolgte in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft ArGe Wenzel + Wenzel (Stuttgart) und RDS Partner (Hattingen), die Außengestaltung der gesamten Campus-Anlage stammt von realgrün Landschaftsarchitekten (München).

Rund 5.400 Quadratmeter Nutzfläche umfasst der zweite Bauabschnitt mit seinen sechs Stockwerken, deren Grundrisse von einem großen Innenhof strukturiert werden. An der Nahtstelle zwischen den beiden Abschnitten ordneten die Architekt*innen um Projektleiterin Monika Fritz Kommunikationszonen für den interfakultären Gedankenaustausch an. Strukturell handelt es sich um einen Stahlbeton-Skelettbau mit meist offen belassenen Flachdecken. Diese ruhen in den durchgängigen Laborbereichen aus Gründen der Flexibilität auf Stützen, während im Bürotrakt Wandscheiben die Aussteifung übernehmen. Insbesondere in den Randbereichen der Stockwerke finden sich außerdem Aufenthaltsräume, die teils spektakuläre Ausblicke auf die Altstadt Tübingens und die nahe Schwäbische Alb bieten. (sb)

Fotos: Oliver Rieger


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Kommentare

3

peter | 27.09.2021 22:31 Uhr

respekt, wer's selber macht

bemerkenswert ist an diesem bau in der tat, dass der entwurf wieder einmal von einem staatlichen bzw. landes-hochbauamt stammt, das nicht zum ersten mal einen sehr guten entwurf abgeliefert hat (spontan fällt mir die raumschießanlage steinlachwasen ein).

großes lob an das staatliche planungsbüro, das nicht nur den mut hat, eine derartige aufgabe anzugehen, sondern vor allem auch die kraft hat, sie - wenn auch mit unterstützung aus der freien wirtschaft - zu einem so qualitätvollen ende zu führen.

2

Frederic | 27.09.2021 16:50 Uhr

Morgenstelle

Schönes Gebäude. Hoffentlich hilft es dem Standort. Ich habe dort 1989-1990 studiert - eine Betonwüste mit Laboren und Hörsälen ohne jegliche Aufenthaltsqualität, entfernt und abgeschnitten von der Stadt Tübingen. Wenn man mal ein Bier trinken wollte musste man mit dem Bus runter in die Stadt fahren, Uni-Flair/Campus-Gefühl Fehlanzeige. Zur Morgenstelle fuhr man nur zum Lernen, und nach Laborschluss auch gleich wieder weg. Es gab ja nicht mal einen Kiosk. Hoffentlich haben die Planer an einen Getränkeautomaten gedacht!

1

auch ein | 27.09.2021 16:21 Uhr

architekt

spannend fände ich einen Vergleich hinsichtlich Zeit, Kosten, Ausschreibungsmodalitäten, ANzahl der internen Mitarbeiter etc zu einem privaten Architektur/Generalplanerbüro.

Kann "der Staat" (oder das Land oder Gemeinde...) das besser oder nicht so gut wie die freie Architektenschar?

Und: Für solche Gebäude gibts doch in der Grösse immer Wettbewerbe, warum hier nicht?

 
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