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06.12.2018

Gelungene Arbeitsteilung

Unibau von Behnisch Architekten in Portland


Eine Schönheit war der Betonklotz auf dem Gelände der Portland State University nicht, aber hätte man ihn deshalb gleich abreißen sollen? In den Vereinigten Staaten ist man meist nicht besonders sentimental, was den Altbaubestand aus jüngerer Zeit angeht. Das zeigt nicht zuletzt der Fall des American Folk Art Museums in New York, das 2014 einer MoMA-Erweiterung weichen musste. In Portland gingen die Verantwortlichen hingegen schlauer vor. Das Bostoner Büro von Behnisch Architekten sanierte den alten Block und ergänzte ihn um einen Neubau, der Platz bietet für die zeitgenössischen Bedürfnisse einer universitären Einrichtung.

Der als Karl Miller Center bezeichnete Komplex am südwestlichen Rand der Downtown beherbergt die Wirtschaftsfakultät. Wie überall sonst in der Stadt ist auch hier ein strenges Straßenraster vorherrschend. Im Univiertel sind dabei die meisten quadratischen 60-Meter-Blöcke mit einem einzigen Gebäude überbaut. Als besonderes Merkmal gibt es außerdem zwischen den Häusern einige Skywalks. Innerhalb dieser dichten Struktur positioniert sich die Erweiterung mit etwas spielerischer Leichtigkeit. Bisher befand sich an ihrer Stelle ein kleiner Park, den die Architekten nun in Form von begrünten Dächern in die Vertikale verlegen.

Von außen ist der Fakultätsbau durch den Gegensatz verschiedener Materialien geprägt. Den Altbau kleidet nun eine spiegelnde Metalloberfläche, dazwischen vermittelt ein gläsernes Atrium, und der neue Teil besteht aus versetzt gestapelten Volumen mit Hüllen aus Alaska-Zeder. Der gläserne Baukörper mit seiner pyramidalen Form scheint sich dabei förmlich zwischen die geschlosseneren Baukörper zu schieben, was mit etwas Fantasie an einen Gletscher denken lässt. Das Atrium zeigt sich im Inneren außerdem als vielseitig programmierter Mittelpunkt der Fakultät. Die Skywalks finden hier eine Entsprechung in Form mehrerer Brücken, und ein Niveausprung des Geländes wurde als Treppenauditorium gestaltet. In den angrenzenden Räumen sind öffentliche Funktionen wie größere Seminarräume, mehrere Gründerzentren, informelle Lernbereiche und Fakultätsbüros positioniert. Auch ein Café und etwas Einzelhandel gibt es hier.

Die architektonische Arbeitsteilung zwischen Bestand und Erweiterung darf dabei als gelungen gelten: Der eine Gebäudeteil sorgt für Masse, während der andere Teil als leichtes und kommunikatives Element zwischen Universität und Öffentlichkeit vermittelt. Die schräge Glasfassade hat übrigens nicht nur eine gestalterische Wirkung, sondern erzeugt auch einen Kamineffekt, der als Teil eines komplexen, jedoch technisch bewusst einfach gehaltenen Klimakonzepts eine natürliche Querlüftung ermöglicht. (sb)

Fotos: Brad Feinknopf


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