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24.04.2014

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Zerrspiegel im Wohngebiet

Umbau in Ludwigsburg


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Das „für diese Zeit typische, gesichtslose Wohngebiet“ in Ludwigsburg gefiel dem Architekten Bernd Zimmermann (Ludwigsburg) nicht, und so hat er versucht, dieses ehemalige Dreifamilienhaus aus den fünfziger Jahren unsichtbar zu machen. Die äußere Kubatur durfte nicht verändert werden, aber eine Edelstahlhaut, die Wände und Dachflächen gleichermaßen überzieht, „spiegelt außen ihre Umgebung wieder, will durch Entmaterialisierung quasi in ihr untergehen und sich so an das Vorhandene anpassen, ohne sich dabei unterzuordnen“. Die hochglanzpolierten Stahl-Panels sind leicht uneben, sodass sie ihre Umgebung fast zerrspiegelartig zerhacken und zum Flirren bringen.

Im Inneren wurde fast alles entkernt. Die neue Nutzung sollte einem Ehepaar allein zum Wohnen dienen. Lufträume und Galerien, die die einzelnen Geschosse miteinander verbinden, erzeugen die gewünschte offene Wohnstruktur. Bestehende Fensteröffnungen wurden fast vollständig geschlossen und durch neue Fenster unterschiedlichster Größe, Form und Funktion in Wänden und Dach ersetzt.

Ein dreigeschossiger Luftraum im Inneren wird durch ein großes Dachoberlicht belichtet. Im Erdgeschoss lassen sich die beiden dortigen Fassadenelemente im Sommer fast vollständig öffnen, so dass der Wohn- und Essbereich mit dem vorderen und hinteren Garten zur Einheit wird.

Fotos: Valentin Wormbs, Stuttgart


Zum Thema:

Baunetz Wissen Glas: das Mirror House in Almere



Kommentare

21

jonny | 08.05.2014 14:03 Uhr

@akki

Wenn der Bauherr in sein Häuschen läuft schläft die spiessige Nachbarschaft normalerweise schon. Da braucht er keine Sorge haben, gesehen zu werden

20

Akki | 29.04.2014 13:13 Uhr

Zerrbild ?

Auch wenn einige Raumsituationen des Innern durchaus interessant zu sein scheinen (Baum in Galerie,usw), bleibt die spiegelnde wellig-beulige Hülle doch banal.
Was einige hier als Ohrfeige für die Nachbarschaft interpretieren ist doch in Wahrheit nur eine Ohrfeige des Bauherrn (oder des Architekten) für den Bauherrn selbst. Wer möchte schon gern die vielfach verzerrte Karikatur seiner Nachbarn sowie seine Eigene(!) tagtäglich auf Dauer auf seiner Hausfassade sehen ?
Allein der inszeniert wirkende Gang über die in die Länge gezogenen schwarzen Eingangsstufen auf die spiegelnde Haustür zu wäre mir persönlich einfach nur peinlich (guck ma, Herr xy betritt wieder sein Panoptikum...), aber zum Glück und zum Leid ist jeder Jeck ja anders...
In seiner Aufdringlichkeit wirkt dieses objekthafte Wesen doch trotz -oder gerade durch- den immensen Gestaltungswillen des Architekten nicht weniger peinlich als hätte man dort eine Schnörkelvilla "Modell Residenz" aus dem Fertighauskatalog als "Ersatzneubau" in die Lücke gestellt, nur eben anders, leider irgendwie zwanghaft anders.

Neben den wirklich schönen Aspekten der Galerie-, Baum-, und sonstigen -Innenraumakrobatik, bleiben die Räume sehr der heute üblichen "Hurra-alles-bündig"-Designabteilung verpflichtet, auf gewisse Weise geleckt und zahnlaborästhetisch. Sitzt dort auch mal jemand mit der Chipstüte vor dem Fernseher ?

So mancher postmoderne Wasserkessel der 80-er wirkt weniger künstlich-gestylt...

Wie erholsam mutet da doch die Erweiterungsbau-Meldung des Baunetz von MR in Bielefeld an...
HABEN DIE DORT IN BIELEFELD ETWA KEINE IDEEN ??

19

gerard | 28.04.2014 10:23 Uhr

moderne spiesser

ein haus voller (innen wie aussen) versatzstuecke. wer so ein manifest braucht, hats noetig. das koennen die japaner besser, selbstbewusstsein sieht anders aus.

18

Genius_loci | 27.04.2014 21:51 Uhr

DER SPIEGEL


Ein toller, mutiger Entwurf in hoher Ausführungsqualität, der einen ordentlichen Eklat in der Nachbarschaft ausgelöst haben dürfte.

Der banalen Umgebung "einen Spiegel vorzuhalten", ist eine erfrischende Idee und ein hübscher architektonischer Seitenhieb.

Bei aller Freude und Anerkennung bleibt angesichts der massiven Eingriffe in die Substanz die Frage, ob ein Neubau hier nicht konsequenter und sogar günstiger gewesen wäre?

So oder so: Weiter so!

17

dc70 | 27.04.2014 13:47 Uhr

Statement

als Statement durchaus nachvollziehbar - aber auf Dauer eher anstrengend ...und was ist es den dann wenn sich tatsächlich 'etwas ändert'? btw ... nichts neues ...gilt aber natürlich für (fas)t alles !

die eigentliche Sensation : ausgehend von der durchaus suchtbaren silhouette ist der Innenausbau bzw raumdefinition extrem gut gelungen ...Respekt !

16

Designer | 27.04.2014 13:41 Uhr

Unfassbar,

das es in Deutschland doch noch moderne Einfamilienhäuser gibt. Wenigstens einen kleinen Lichtblick in die Richtung.

Das Haus find ich großartig!

15

123 | 25.04.2014 23:36 Uhr

fremdschamhäuser vol.2

ein haus, das die umgebung schlecht macht, ist kein gutes haus

14

Ösarch | 25.04.2014 17:10 Uhr

Mut

Die Vorstellung, es bedürfe in Deutschland des Mutes, um den Architektenberuf auszuüben, scheint mehr ebenso erschreckend wie bedauernswert.

@Baurechtler: Nur von unten sieht Kompetenz und Sachverstand wie Arroganz aus;-)

13

a_C | 25.04.2014 13:38 Uhr

Mutig...

Ich kann die Haltung des Architekten / der Bauherrenschaft verstehen, mit der furchtbaren Nachbarschaft wenig zu tun haben zu wollen - da ist der reflektierende Baukörper ein echtes Statement, das auch noch gut ausschaut.

Allerdings frage ich mich, warum man überhaupt in diese Nachbarschaft zieht, wenn das Geld so locker sitzt, dass man sich eine polierte Edelstahl-Couverture und einen komplett umgekrempeltes Innenleben leisten kann...

Wie auch immer, mutig und schöne Architektur.

@ Baurechtler: Der Ton macht die Musik. Man kann noch so sehr Recht haben, aber wenn man sich dermaßen im Ton vergreift, hört einem keiner zu.

12

Bernd | 25.04.2014 13:11 Uhr

Endlich...

...endlich besitzt jemand mal den Mut Architektur zu machen... für manch einen mag das ja sehr "contemporary" sein... aber ohne ein solches radikales Vorpreschen in der Spache gebe es wahrscheinlich noch Alt-Vitruvianische Gebäude....
Daumen hoch für einen solch radikalen Entwurf!

11

Nachbar | 25.04.2014 13:00 Uhr

@ Spießer

"Noch irritierender als die Fassade finde ich fast noch die abweisende Einfriedung des Gartens - wer will denn da noch dahinter auf dem Liegestuhl sitzen oder seine Kinder spielen lassen?"

"Eingefriedet" ist ja nur der Vorgarten...und wenn man genau hinschaut, ist dieser sogar offener einsehbar und gestaltet, als der rechte Nachbar, der sich mit der Thujahecke komplett von der Straße abschottet.

Der hintere Garten (da, wo man wahrscheinlich eher im Liegestuhl sitzt), sieht auch nicht anders aus, als der der Nachbarn. es sollte also möglich sein, freundliche Worte über den Gartenzaun zu wechseln.

"Den Charme solcher Häuschen könnte man vielleicht auch versuchen zu restaurieren und so behutsam in eine neue, zeitgemäße Form bringen, wenn man das denn wollte.."

Warum überlassen sie es nicht den Bauherren und Bewohnern zu entscheiden, ob sie dem angeblichen Charme eines banalen Häuschens erliegen wollen. Es handelte sich um ein Drei (!)-Familienhaus, welches offenbar nun nur noch von einem (!) Ehepaar bewohnt wird. Es dürfte also gute Gründe für eine weitgehende Aufgabe der bestehenden inneren Struktur gegeben haben. Was und warum sollte man denn hier womöglich "restaurieren"...und sei es auch nur "behutsam"...das sind doch nur Sprechblasen und die Bauherren schulden hier doch niemandem etwas. Tatsächlich ist doch genau das geschehen, was sie fordern: Ein - vermutlich qualitativ wesentlich geringwertiger - historischer Bestand ist offenbar mit viel Sachverstand, Enthusiasmus und Bereitschaft, für Architektur auch Geld auszugeben, zeitgemäß überformt und aufgewertet worden.

Solche Bauherren haben sich für die Baukultur in diesem Lande verdient gemacht. Ihnen - und dem Kollegen, der hier geplant hat - gebührt meine ehrliche Hochachtung. Ich wünschte, es gäbe mehr davon im Land der Frostglas-Baumarktstüren und Jägerzäune.

10

ganz gross | 25.04.2014 10:09 Uhr

weg mit den kleinen Einkommen

Hurra, wir machen aus einem Dreifamilienhaus eine Herberge für zwei Unsichtbare.

9

Spieser (?) | 25.04.2014 10:01 Uhr

die Faust aufs Auge

Keine Frage - das ist architektonisch prima gemacht, was die Innenräume angeht und auch in der Detailierung.

Trotzdem:
Man fragt sich schon, ob der ausgestreckte Mittelfinger in Richtung der ach so spießigen Umgebung der einzige (richtige?) Weg ist.

Noch irritierender als die Fassade finde ich fast noch die abweisende Einfriedung des Gartens - wer will denn da noch dahinter auf dem Liegestuhl sitzen oder seine Kinder spielen lassen?
Wenigstens bekommt man von den geschmacklosen Nachbarn nichts mit, wenn man sich nicht auf den Bauch legt um von unten durchblickend einen schönen Tag zu wünschen...

Was sagt so ein Haus möglicherweise über die Bauherren und Bewohner und Ihre Haltung zur Nachbarschaft aus? - hat man sich das überlegt, als man sich vom Architekten zu dieser radikalen Umgestaltung überzeugen ließ?

Den Charme solcher Häuschen könnte man vielleicht auch versuchen zu restaurieren und so behutsam in eine neue, zeitgemäße Form bringen, wenn man das denn wollte (… aber damit käme man dann wohl nicht in die einschlägigen Veröffentlichungen)

8

Baurechtler | 25.04.2014 09:21 Uhr

@ Bauaufsicht

In den Baurechtvorlesungen nicht aufgepasst oder doch eher Laie?

1. Die Formulierung "Einfügung ins Ortsbild" im Baurecht ist eine städtebauliche Kategorie.
Ortsbild bezeichnet regelmäßig (!) "Art und Maß der Nutzung" (Stichworte sind: "offene versus geschlossene Bauweise", GRZ, GFZ, Geschossigkeit, Nutzung etc.) und hat nichts mit der ästhetischen Gestalt des Bauwerks, seinen Materialien, Farben, Dach- oder Fensterformen zu tun.

Wenn eine Gemeinde Letzteres speziell regeln will, muss sie eine entsprechende Satzung erlassen.

Selbst wenn man berücksichtigt, dass nach aktueller Rechtsprechung "die ästhetische Beeinträchtigung städtebauliche Qualität besitzen (muss. Was) insbesondere auch für Fassaden (gilt)." so haben Richter doch auch immer wieder festgestellt, dass nicht jedes "Ortsbild" automatisch und unbedingt schützenswert ist.

Das VG Koblenz führt dazu im Beschluss vom 12.10.2007 - 7 L 1610/07.KO u.a. aus, dass "die verfassungsrechtlich geschützte Baufreiheit des Eigentümers dürfe nur dann zu Gunsten eines Ortsbildes eingeschränkt werden, wenn das betreffende Ortbild aufgrund seines herausragenden Charakters eine gewisse Wertigkeit für die Allgemeinheit aufweise."

Also in Zukunft lieber nicht so viel "interpretieren", sondern einfach besser studieren.

7

Miksi | 25.04.2014 06:17 Uhr

Zerrspiegel

Ein echter Zimmermann - Respekt !!!

6

mars | 24.04.2014 21:12 Uhr

Wirklich

genial, aber da ist auch viel Luft(-raum) drin.

5

123 | 24.04.2014 18:58 Uhr

Fremdschamhäuser Vol.1

Hach ja, German Architecture - reflektiert sich einfach weg, bis zur Sinnentleerung - Knüller! Könnte man ganze Kleinstädte einfach wegspiegeln.

Die Interiors sind auch sehr feinfühlig, und so contemporary! Gottseidank ist dieser olle fifties Muff raus. Alles so schön hell jetzt.

4

saxon | 24.04.2014 18:04 Uhr

Zerrspiegel

Super... (bis auf den Vorgarten)...
Die Gesichter der Nachbarn im Spiegel hätte ich gern noch gesehen :)

3

peter | 24.04.2014 17:29 Uhr

spiegel in lb

witzig, aber etwas aufdringlich, auch für die geblendeten nachbarn, die das dann vielleicht irgendwann doch nicht mehr so witzig finden.

und die putzfrau hat auch immer schön was zum polieren.

2

Bauaufsicht | 24.04.2014 17:13 Uhr

Genehmigung

Wie bekommt man sowas genehmigt, doch nicht nach § 34 BauGB oder? Bzw. da bekommt der Wortlaut "(...) in die Eigenart der näheren Umgebung einfügen (...); das Ortsbild darf nicht beeinträchtigt werden." eine völlig neue Bedeutung. Das hab ich als Planer wohl immer fehlinterpretiert. Es spiegelt die Umgebung tatsächlich wieder, genial. Muss man das Gebäude eigentlich ins Baulückenkataster mit aufnehmen, es ist schließlich unsichtbar.

1

Meersein | 24.04.2014 16:15 Uhr

Zerrspiegel

Genial !!!!!!!!

 
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