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22.05.2018

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Nachkriegsikone mit neuen Mietern

Umbau in London von Conran and Partners


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Sein Erfolgsrezept war es, die Dinge einfach zu halten: Der Immobilienmagnat Harry Hyams machte sein Vermögen in den 1960er und 1970er Jahren mit der spekulativen Entwicklung von Bürogebäuden in London. Dabei vermietete er die Gebäude immer nur im Gesamten an einen einzelnen Mieter, sodass er Kosten für Instandhaltung und Versicherung sparte. Sein bekanntestes – und zugleich umstrittenstes – Projekt ist das von R. Seifert and Partners entworfene und zwischen 1963 und 1966 erbaute Bürohochhaus Centre Point am östlichen Ende der Oxford Street in Central London. Auch das Centre Point wollte Hyams nur gesamt vermieten und lehnte Mietgesuche für einzelne Etagen konsequent ab.

So stand das Gebäude nach seiner Fertigstellung 16 Jahre lang leer – und wurde als „London‘s Empty Skyscraper“ bekannt. 1995, als das Centre Point unter Denkmalschutz gestellt wurde, wurde es zu einem sogenannten „White Elephant“ – ein Gebäude, das man nicht loswerden darf und dessen Unterhalt in keinem Verhältnis zu seinem Nutzen steht. Und trotzdem ging die Rechnung für Hyams auf. Bis zu seinem Tod 2015 ging er zwar rechtlich gegen jeden vor, der behauptete, er ließe das Gebäude gezielt leer stehen, um die Wertsteigerung der Immobilie höher als den Verlust der Mieteinnahmen werden zu lassen. Aber im Grunde genommen basierte sein Reichtum auf dieser Strategie. 1974, in der Hochphase der damaligen Londoner Wohnungskrise, wurde das Gebäude schließlich von einer Gruppe Mietaktivisten besetzt und als „Betonsymbol für alles, was in unserer Gesellschaft faul ist“ skandalisiert.

Heute, 44 Jahre später, zu Zeiten einer neuen Wohnungskrise, wurde das einstige Bürohaus tatsächlich zum Wohngebäude – wenn auch ausschließlich für wohlhabende Mieter. 2010 erwarb der Immobilienentwickler Almacantar das 34-stöckige Hochhaus und beauftrage Conran and Partners (London, Brighton, Hong Kong) es zu sanieren und in ein Luxus-Wohngebäude zu transformieren. Rick Mather Architects (London) übernahmen die Umgestaltung der niedrigeren Sockelgebäude und des öffentlichen Raumes.

Conran and Partners säuberten die berühmten Bienenwaben-Fassadenelemente, die aus Beton mit einem Anteil an gemahlenem Portland-Stein vorgefertigt wurden, bis sie wieder ihre ursprüngliche, weiße Farbe hatten. Die Fensterverglasung wurde zur Einhaltung zeitgemäßer Energiestandards komplett ersetzt, entspricht jedoch in ihren Dimensionen der Originalverglasung. Das Erdgeschoss und die Eingangssituation wurden grundlegend verändert. Der unter dem Paradigma der autogerechten Stadt entworfene Turm öffnete sich ursprünglich zum Straßenraum nur über eine Rampe, die zur Tiefgarage führte. Conran and Partners ersetzten diesen ehemals oft von Obdachlosen und Drogenabhängigen frequentierten Raum durch eine großzügige Lobby.

Die 30 auf 16 Meter großen Geschosse mit ihren wenigen Stützen und zentralem Kern eignen sich in ihren Proportionen gut für eine Wohnnutzung. Von 70 Quadratmeter großen Einraumwohnungen bis 675 Quadratmeter großen Duplex-Wohnungen ist alles im Angebot – und statt einem Mieter gibt es jetzt immerhin mehr als 80. (df)


Fotos: Charlie Dailey, Luke Hayes
, Mark Luscombe Whyte


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