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02.06.2020

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Das Alte inszenieren

Umbau für eine Kunstgalerie von Emre Arolat in Istanbul


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In den letzten fünf Jahren hat sich der Bezirk Dolapdere in Istanbul stark verändert. An vielen Stellen des ehemaligen Arbeiterviertels mit seinen kleinen Gassen und einfachen Häusern hat sich die boomende Istanbuler Kunstszene eingerichtet. Flaggschiff dieser Entwicklung ist der 2019 eröffnete Neubau von Nicholas Grimshaw für das große private Kunstmuseum Arter an der vielspurigen Durchgangsstraße Irmak. Nur fünf Häuser entfernt enstand mit der Galerie Pilevneli ein Projekt, das ebenfalls für das Wachstum der Kunstszene steht, jedoch einem völlig anderen architektonischen Ansatz folgt.

Das Projekt von Emre Arolat Architects (Istanbul) für den Unternehmer und Galeristen Murat Pilevneli hatte einen belanglosen Altbau zum Ausgangspunkt. Statt weiterhin „Colourful Mannequins“ zu beherbergen, wurde das Ladenlokal mittels eines radikalen Umbaus fit gemacht für eine Weiternutzung als Galerie für zeitgenössische Kunst. Dafür wurde das Haus auf seine Tragstruktur aus Beton und Backstein zurückgebaut. Im rückwärtigen Teil setzte das Team um Arolat auf einen Schuppen eine zweigeschossige Ausstellungshalle auf. Eine weitere Halle wurde unter den Bestand geschoben. Erschlossen wird dieses Gerüst aus alten und neuen Räumen mittels einer schmalen einläufigen Treppe, die sich hinter einem Aufzugs- und Installationskern versteckt. Die Struktur des Altbaus wurde partiell mit Stahlträgern verstärkt, sodass auf dem Dach eine weitere Etage mit kleiner Terrasse hinzugefügt werden konnte. Von hier sieht man sowohl auf die vielbefahrene Irmak-Straße als auch hinüber zum so viel pompöseren Arter-Museum mit seiner Fassade aus glänzenden Kacheln.

„Unser Ansatz verzichtet auf den Trend zur Auslöschung des Alten“, schreiben Arolat Architects dazu. „Stattdessen haben wir die Gelegenheit genutzt, ein für Dolapdere typisches Gebäude auf seine Essenz zu reduzieren und ins Neue zu integrieren. Seine Oberflächen aus rauem Beton und Ziegeln mit verschiedenen Schichten von Farbe wurden nur minimal bereinigt, um die Spuren der Zeit sichtbar zu bewahren.“ Entstanden ist im Inneren eine lebhafte, klar erkennbare Mischung aus gebrauchten und neuen Teilen: Die addierten Wände sind strahlend weiß, die neuen Einbaumöbel aus dunklem Stahl.

Außen wurde die Mischung aus Alt und Neu durch einheitlichen anthrazitfarbenen Putz zusammengefasst. Das dunkle Grau setzt sich in den vertikalen Lamellen fort, die vor die Straßenfassade gehängt wurden. Zusammen mit den wenigen schmalen Öffnungen und dem hellen Holz des Eingangs ergibt sich für die Pilevneli-Galerie zur Straße hin ein klar erkennbares „Gesicht“. Die stadträumliche Prägnanz des dunkelgrauen Viergeschossers mit 950 Quadratmetern Ausstellungsfläche wird außerdem durch die niedrigere Tankstelle auf dem Nachbargrundstück gesichert. Es ist ein beruhigendes Gebäude in einer extrem unruhigen, visuell und akustisch lauten Umgebung. Und sogar die vier Sicherheitskameras, die an der Fassade gegenüber der Tankstelle montiert sind, sehen am Ende aus wie eine elegante Kunstinstallation. (fh)

Fotos: Thomas Mayer


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Kommentare

1

STPH | 03.06.2020 09:10 Uhr

Negative Rahmung


auch hier rahmt das moderne Gebäude die hybride Realität drumherum, distanziert es zum Bild. Innen rahmt es die altbauliche Stofflichkeit.

Moderne als framing der Realität, vielleicht so wie gerade dein Bildschirm vor dir.

Tourismus als –im- Bild
(selfie)

 
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